Ich bin mir noch nicht sicher, wie diese Sichtweise den Jurierprozess an sich verbessern könnte. Aber vielleicht lässt sich das Jurieren durch diese Formalisierung (verglichen mit “Jurieren ist ein holistisches Abwägen von Argumenten”) für Debattierneulinge transparenter erklären und nahebringen.
Der wichtigste Teil ist erst mal, dass Leute konsequent anfangen den Erwartungswert als Juriergrundlage zu nutzen. Ich habe schon häufiger mitbekommen, wie Jurierende einen Debattenbeitrag vollkommen ignoriert haben weil sie nicht zu 100 Prozent davon überzeugt waren, dass der Effekt stimmt. Anstatt das Argument dann dementsprechend geringer zu gewichten, wurde es verworfen. Nachdem wir im Debattieren Argumente eh nie beweisen können (auch wenn wir das Wort viel zu häufig nutzen) sollten wir aufhören binär zu denken und Wahrscheinlichkeiten nutzen. Viele Leute machen das bereits, für manche ist es vielleicht eher neu.
Das jemand ein Argument komplett verworfen hat, weil er*sie es nicht 100%ig plausibel fand, ist mir noch nicht passiert, aber etwas weniger drastische Formen kommen sicherlich vor. Allerdings sehe ich nicht, wie deine Herangehensweise dieses Problem löst. Ich glaube, was deinen Ansatz angeht herrscht recht große Einigkeit. Die wirklich interessante Frage ist aber, wie gewichtet, man Relevanz- und Wahrheitsverteilung kombiniert. Dabei gibt es große Uneinigkeit mit einigen Extremen. Wenn ich die Wahrheitsverteilung sehr viel mehr gewichte, ist mir Plausibilität wichtiger. Wenn ich Relevanz mehr gewichte, ist mir Plausibilität weniger wichtig. Wie genau man aus Wahrheits- und Relevanzverteilung eine Gesamtverteilung berechnet und damit den Erwartungswert und die Unsicherheit des Arguments bestimmt, ist im Wesentlichen den Vorlieben der Juroren überlassen.
Ich hatte ihn bisher entweder noch nicht gelesen oder es ist bereits lange her. Ich habe ihn jetzt auf jeden Fall gelesen und muss gestehen, dass ich mehr oder weniger das Gleiche sage wie Stefan vor vier Jahren, nur dass ich noch die Idee der Verteilungen dazu packe. Einerseits ist es natürlich positiv, dass wir im Wesentlichen die gleiche Vorstellung vom Jurieren haben. Andererseits möchte ich klarstellen, dass es nicht meine Absicht war Stefans Artikel zu scoopen.
Zusätzlich ist es aber wichtig festzuhalten, dass, auch wenn die Zusammenfassung sehr ähnlich ist, die drei ausführlichen Blogposts das Konzept wesentlich detaillierter ausführen. Sowohl die Konzeption der Interaktion als auch die Abwägungen der Metriken sind neu. Damit will ich nicht Stefans Artikel klein reden, sondern lediglich herausstellen, wo Neuerungen vorhanden sind, falls jemand mehr über probabilistisches Jurieren erfahren möchte.
Hier ein Link zu Stefans Artikel von 2016: https://www.achteminute.de/20161130/wieso-wir-probabilistisch-jurieren-sollten/
Ich bin mir noch nicht sicher, wie diese Sichtweise den Jurierprozess an sich verbessern könnte. Aber vielleicht lässt sich das Jurieren durch diese Formalisierung (verglichen mit “Jurieren ist ein holistisches Abwägen von Argumenten”) für Debattierneulinge transparenter erklären und nahebringen.
Der wichtigste Teil ist erst mal, dass Leute konsequent anfangen den Erwartungswert als Juriergrundlage zu nutzen. Ich habe schon häufiger mitbekommen, wie Jurierende einen Debattenbeitrag vollkommen ignoriert haben weil sie nicht zu 100 Prozent davon überzeugt waren, dass der Effekt stimmt. Anstatt das Argument dann dementsprechend geringer zu gewichten, wurde es verworfen. Nachdem wir im Debattieren Argumente eh nie beweisen können (auch wenn wir das Wort viel zu häufig nutzen) sollten wir aufhören binär zu denken und Wahrscheinlichkeiten nutzen. Viele Leute machen das bereits, für manche ist es vielleicht eher neu.
@Marius:
Das jemand ein Argument komplett verworfen hat, weil er*sie es nicht 100%ig plausibel fand, ist mir noch nicht passiert, aber etwas weniger drastische Formen kommen sicherlich vor. Allerdings sehe ich nicht, wie deine Herangehensweise dieses Problem löst. Ich glaube, was deinen Ansatz angeht herrscht recht große Einigkeit. Die wirklich interessante Frage ist aber, wie gewichtet, man Relevanz- und Wahrheitsverteilung kombiniert. Dabei gibt es große Uneinigkeit mit einigen Extremen. Wenn ich die Wahrheitsverteilung sehr viel mehr gewichte, ist mir Plausibilität wichtiger. Wenn ich Relevanz mehr gewichte, ist mir Plausibilität weniger wichtig. Wie genau man aus Wahrheits- und Relevanzverteilung eine Gesamtverteilung berechnet und damit den Erwartungswert und die Unsicherheit des Arguments bestimmt, ist im Wesentlichen den Vorlieben der Juroren überlassen.
Ein guter Artikel! Danke an Marius für die Arbeit und das AM-Team, dass es wieder mehr MFs gibt!
Inhaltlich stimme ich weitestgehend zu.
Hast du eigentlich Stefan Torges’ alten Artikel dazu mal angesehen?
Ich hatte ihn bisher entweder noch nicht gelesen oder es ist bereits lange her. Ich habe ihn jetzt auf jeden Fall gelesen und muss gestehen, dass ich mehr oder weniger das Gleiche sage wie Stefan vor vier Jahren, nur dass ich noch die Idee der Verteilungen dazu packe. Einerseits ist es natürlich positiv, dass wir im Wesentlichen die gleiche Vorstellung vom Jurieren haben. Andererseits möchte ich klarstellen, dass es nicht meine Absicht war Stefans Artikel zu scoopen.
Zusätzlich ist es aber wichtig festzuhalten, dass, auch wenn die Zusammenfassung sehr ähnlich ist, die drei ausführlichen Blogposts das Konzept wesentlich detaillierter ausführen. Sowohl die Konzeption der Interaktion als auch die Abwägungen der Metriken sind neu. Damit will ich nicht Stefans Artikel klein reden, sondern lediglich herausstellen, wo Neuerungen vorhanden sind, falls jemand mehr über probabilistisches Jurieren erfahren möchte.
Hier ein Link zu Stefans Artikel von 2016: https://www.achteminute.de/20161130/wieso-wir-probabilistisch-jurieren-sollten/
Nice, endlich mal jemand, der A-priori und A-posteriori-Wahrscheinlichkeiten anschaulich erklärt.
Mein Statistik-Prof hat das leider nicht geschafft.