vielen Dank für einen äußerst wichtigen Artikel zu einem Thema, das – wie ihr beide wisst – mir sehr am Herzen liegt. Ich möchte auf den Vergleich mit anderen Sportarten – insbesondere Laufgroßveranstaltungen – eingehen und erklären, dass die Veröffentlichung personenbezogener Daten im Debattieren besonders schädlich ist. Ich werde deutlich machen, dass das Debattieren als intellektuelle Sportart sich deutlich von körperlichen Sportarten in der sozialen Wahrnehmung unterscheidet und daher besondere Schutzmaßnahmen sinnvoll sind. Debattierturniere sind eben nicht einfach weitere Veranstaltungen, bei denen – in eurem Sinne – selbstverständlich eher restriktiv mit Daten umgegangen werden sollte.
Doch zunächst: Es ist falsch, dass bei Laufgroßveranstaltungen eine freie Entscheidung zur Veröffentlichung der Ergebnisse durch das Setzen eines Hakens gegeben wird. Vielfach wird in den AGBs durch die Teilnahme einer solchen Veröffentlichung ausdrücklich zugestimmt – das ist eher mit Nötigung als mit einer freien Wahl vergleichbar. Die Veranstalter können hier einfach ihre strukturelle Macht ausspielen.
So ist sehr bedenkenswert, wenn es z.B. in den AGBs des Ausrichters des Berliner Marathons und Halbmarathons, SCC Events, heißt, dass „Name, Vorname, Geburtsjahr, Geschlecht, ggf. Verein, Startnummer und Ergebnis (Platzierung und Zeiten) des Teilnehmers zur Darstellung von Starter- und Ergebnislisten in allen relevanten veranstaltungsbegleitenden Medien (Druckerzeugnissen wie Programmheft und Ergebnisheft, sowie im Internet) abgedruckt bzw. veröffentlicht [werden]. Mit der Anmeldung willigt der Teilnehmer in eine Speicherung und Verwertung der personenbezogenen Daten zu diesem Zweck ein“ (§ 5, Abs. 5). Wen’s interessiert kann ja mal meine Zeiten finden;-)
Ein grundsätzliches Problem des Debattierens,– und dies ist nun der Unterschied zu körperlichen Sportarten – ist, dass Ereignisse auf dem Platz dazu dienen Personen umfangreich zu definieren. Wenn du gut redest, bist du ein interessanter Mensch, wenn du am Ende des Tabs landest, beachtet dich keiner. Zum Teil hat dies sicher mit einem gewissen Starkult zu tun, es hat aber auch etwas damit zu tun, dass wir intellektuelle Leistungen wichtiger als körperliche Leistungen einschätzen. Bei einem körperlichen Sport ist die Leistung auf dem Platz nicht so relevant für die Einschätzung der Persönlichkeit wie bei einem intellektuellen Sport, gerade in einem akademischen Umfeld. Wenn jemand eine schlechte Zeit läuft oder den Fußball ungenau tritt, kann die Person trotzdem hochinteressant sein. Wenn jemand allerding nicht auf dem neuesten Stand zur Ukraine ist, warum sollte ich dann noch versuchen Gespräche über andere anspruchsvolle Themen zu führen? Das dies nicht immer und überall so ist, sei umgenommen. Die Tendenz ist aber deutlich spürbar.
Und das sind nur wir Debattiererinnen, die so leichtfertig urteilen, obwohl wir wissen, dass Debattieren ein Sport ist, und genauso viel Erfahrung und Fleiß notwendig sind um erfolgreich zu sein, wie in jedem anderen Sport auch. Wir wissen, dass es nicht einfach ein drauflos labern ist. Wie sollen denn dann potentielle Arbeitgeber urteilen, die Debattieren randständig kennen und zufällig einen Bewerber auf dem letzten Tabplatz finden? Die Reaktion: „Der kann nicht gut sein!“ ist verständlich.
Weil das Debattieren das Problem hat, dass Ereignisse auf dem Platz maßgeblich die Einschätzung neben dem Platz beeinflussen, weil insbesondere für Außenstehende nicht ersichtlich ist, dass Debattieren als Sport spezifische, trainierbare Voraussetzungen hat, und natürlich weil wir es besser wissen, sollten wir nicht den Weg von Marathonveranstalter gehen, sondern uns im Sinne von Barbara und Florian für mehr Datenschutz einsetzen.
Liebe Barbara, lieber Flo,
vielen Dank für einen äußerst wichtigen Artikel zu einem Thema, das – wie ihr beide wisst – mir sehr am Herzen liegt. Ich möchte auf den Vergleich mit anderen Sportarten – insbesondere Laufgroßveranstaltungen – eingehen und erklären, dass die Veröffentlichung personenbezogener Daten im Debattieren besonders schädlich ist. Ich werde deutlich machen, dass das Debattieren als intellektuelle Sportart sich deutlich von körperlichen Sportarten in der sozialen Wahrnehmung unterscheidet und daher besondere Schutzmaßnahmen sinnvoll sind. Debattierturniere sind eben nicht einfach weitere Veranstaltungen, bei denen – in eurem Sinne – selbstverständlich eher restriktiv mit Daten umgegangen werden sollte.
Doch zunächst: Es ist falsch, dass bei Laufgroßveranstaltungen eine freie Entscheidung zur Veröffentlichung der Ergebnisse durch das Setzen eines Hakens gegeben wird. Vielfach wird in den AGBs durch die Teilnahme einer solchen Veröffentlichung ausdrücklich zugestimmt – das ist eher mit Nötigung als mit einer freien Wahl vergleichbar. Die Veranstalter können hier einfach ihre strukturelle Macht ausspielen.
So ist sehr bedenkenswert, wenn es z.B. in den AGBs des Ausrichters des Berliner Marathons und Halbmarathons, SCC Events, heißt, dass „Name, Vorname, Geburtsjahr, Geschlecht, ggf. Verein, Startnummer und Ergebnis (Platzierung und Zeiten) des Teilnehmers zur Darstellung von Starter- und Ergebnislisten in allen relevanten veranstaltungsbegleitenden Medien (Druckerzeugnissen wie Programmheft und Ergebnisheft, sowie im Internet) abgedruckt bzw. veröffentlicht [werden]. Mit der Anmeldung willigt der Teilnehmer in eine Speicherung und Verwertung der personenbezogenen Daten zu diesem Zweck ein“ (§ 5, Abs. 5). Wen’s interessiert kann ja mal meine Zeiten finden;-)
Ein grundsätzliches Problem des Debattierens,– und dies ist nun der Unterschied zu körperlichen Sportarten – ist, dass Ereignisse auf dem Platz dazu dienen Personen umfangreich zu definieren. Wenn du gut redest, bist du ein interessanter Mensch, wenn du am Ende des Tabs landest, beachtet dich keiner. Zum Teil hat dies sicher mit einem gewissen Starkult zu tun, es hat aber auch etwas damit zu tun, dass wir intellektuelle Leistungen wichtiger als körperliche Leistungen einschätzen. Bei einem körperlichen Sport ist die Leistung auf dem Platz nicht so relevant für die Einschätzung der Persönlichkeit wie bei einem intellektuellen Sport, gerade in einem akademischen Umfeld. Wenn jemand eine schlechte Zeit läuft oder den Fußball ungenau tritt, kann die Person trotzdem hochinteressant sein. Wenn jemand allerding nicht auf dem neuesten Stand zur Ukraine ist, warum sollte ich dann noch versuchen Gespräche über andere anspruchsvolle Themen zu führen? Das dies nicht immer und überall so ist, sei umgenommen. Die Tendenz ist aber deutlich spürbar.
Und das sind nur wir Debattiererinnen, die so leichtfertig urteilen, obwohl wir wissen, dass Debattieren ein Sport ist, und genauso viel Erfahrung und Fleiß notwendig sind um erfolgreich zu sein, wie in jedem anderen Sport auch. Wir wissen, dass es nicht einfach ein drauflos labern ist. Wie sollen denn dann potentielle Arbeitgeber urteilen, die Debattieren randständig kennen und zufällig einen Bewerber auf dem letzten Tabplatz finden? Die Reaktion: „Der kann nicht gut sein!“ ist verständlich.
Weil das Debattieren das Problem hat, dass Ereignisse auf dem Platz maßgeblich die Einschätzung neben dem Platz beeinflussen, weil insbesondere für Außenstehende nicht ersichtlich ist, dass Debattieren als Sport spezifische, trainierbare Voraussetzungen hat, und natürlich weil wir es besser wissen, sollten wir nicht den Weg von Marathonveranstalter gehen, sondern uns im Sinne von Barbara und Florian für mehr Datenschutz einsetzen.