Bis auf 4. und 5. erachte ich das alles als sehr wünschenswert – bei 4. bin ich grundsätzlich dagegen, da das meines Erachtens Einfluss auf die Jurierung haben könnte, vorallem im OPD-Format, im BP-Format wäre das vielleicht eher möglich. 5. ist nur dann sinnvoll, wenn der Hauptjuror im Raum auch schon wirklich auf einem hohen Level ist – und gerade das kann ja im Moment nicht mehr unbedingt gewährleistet werden. Daher ist das vielleicht ein Punkt, über den man nachdenken sollte, sobald wir Qualität und Quantität der Juroren wieder erhöht haben.
Persönlich halte ich alle genannten Ideen für sehr hilfreich. Vor allem 4. ist spannend! Aus der Praxis leider das große ABER zu
2. Nachwuchsjurorenpreis:
Hat in der Debattierszene kaum Wirkung entfaltet, obwohl einige der Nachwuchspreisträger sogar zu sehr guten Turnier- und auch Chefjuroren geworden sind (Yin Cai, Leo Vogel,…). Die Idee, damit das Jurieren ebenfalls als “Wettbewerb” darzustellen und über “Sieger” dem Jurieren einen höheren Stellenwert zuzuschreiben, muss aber als gescheitert angesehen werden. Leider.
4. Patenschaften
Nannten wir damals “Mentor und Mentee-Programm”. Ist kaum auf Interesse gestoßen, vor allem bei jungen Nachwuchsjuroren. Letztendlich wurden einige Plätze an schon erfahrene Juroren vergeben, viele Plätze blieben unbesetzt. Hat allen viel Spaß gemacht und über die Vorrunden tatsächlich zu intensivem Austausch zwischen Mentoren und Mentees über die getroffenen Entscheidungen und das gegebene Feedback geführt, richtiges Meta-Jurieren der Jurierung. Wegen des geringen Interesses allerdings damals auch gescheitert.
Das soll aber niemanden davon abhalten, es nicht doch erneut zu probieren. Beides ist nur deutliches Zeichen dafür, dass das Jurieren allgemein als höchst unattraktiv gesehen wird, und dass ein „Kulturwandel“ hin zu mehr Wertschätzung über solche Wege kaum zu erreichen ist.
Als derjenige, der 4. (Öffentlicher Jurierprozess) in die Diskussion gebracht hat, möchte ich mich gerne vertieft dazu äußern. Ich weiß, dass es ein heißes Eisen ist und potenziell viele Nachteile existieren. Ich bin aber dennoch von dieser Idee sehr angetan, da nach meinen eigene Erfahrungen Jurorengespräche in KO-Runden deutlich mehr in die Tiefe gehen und es für unerfahrene Juroren bestimmt den einen oder anderen Aha-Moment gibt bei der Schwerpunktsetzung (sprich: Was muss ausdiskutiert werden, was wird gemittelt, wo wird ohne größere Diskussion von Einzelnen nachgebessert?).
Dennoch würde ich gefühlsmäßig von einem “gläsernen” Jurierprozess ebenfalls zurückschrecken. Das bietet den Anreiz für einen Juror, sich zu produzieren, was derzeit durch das ungeschriebene Gesetz, dass im Raum bleibt, was während des Jurorengesprächs passiert, verhindert wird. Der Juror soll schließlich nicht der Star der Debatte sein, sondern die Redner! (Kleiner Einschub: Vielleicht ist genau DAS unser Problem – als Szene, der es nicht gerade an Selbstdarstellern mangelt, können wir eigentlich nur Chefjuroren ein Forum bieten, in dem sie zeigen können, was für geile Hechte sie sind…)
Meine Ursprungsidee war daher auch eher, dass sich vielleicht vier, maximal fünf Nachwuchsjuroren zusammen mit einem erfahrenen Trainer in die Debatte setzen und diese für sich jurieren. Anschließend bleiben sie im Raum – möglichst weit weg im Hintergrund und ohne sich zu äußern – und verfolgen Jurorengespräch sowie endgültiges Ergebnis. Anschließend können sie ihr eigenes Ergebnis mit dem offiziellen Ergebnis vergleichen und dem erfahrenen Trainer gezielt Fragen stellen: Warum hat dieses Argument keine Rolle gespielt? Wieso konnte Team X mit diesem eklatanten Fehler noch vor Team Y landen? Hätte nicht das Rebuttal stärker gewichtet werden müssen? Wieso kann jemand mit einer solchen Gestik im Auftreten 10 Punkte holen? Ziel ist es also, den Nachwuchsjuroren beim “Eichen” zu helfen – was kann, muss, darf ich von einer Rede erwarten, was ist (ir)relevant, ab wann wird etwas sanktionsrelevant? Schließlich existiert aus meiner Erfahrung heraus so etwas wie ein Common Sense im Jurieren – diese Rede ist eben ca. 45 Punkte auf der OPD-Skala wert und dieses Team hat keine relevanten Punkte in die Debatte gebracht, warum auch immer alle etwas erfahreneren Juroren auf die gleiche Einschätzung kommen…
Als Ergänzung würde ich aber gerne noch weitere Variante in den Raum werfen: Eine Debatte wird komplett mit Juriergespräch aufgenommen. Anschließend wird bei einem Jurierseminar erst die Debatte gezeigt und von allen juriert. Anschließend wird gemeinsam das Juriergespräch verfolgt und mit den eigenen Ergebnissen verglichen. Danach alles wie gehabt. Damit wird alles ein wenig entzerrt, es gibt keine direkten Zuschauer und der Lerneffekt – um den es mir geht – ist der selbe.
Bis auf 4. und 5. erachte ich das alles als sehr wünschenswert – bei 4. bin ich grundsätzlich dagegen, da das meines Erachtens Einfluss auf die Jurierung haben könnte, vorallem im OPD-Format, im BP-Format wäre das vielleicht eher möglich. 5. ist nur dann sinnvoll, wenn der Hauptjuror im Raum auch schon wirklich auf einem hohen Level ist – und gerade das kann ja im Moment nicht mehr unbedingt gewährleistet werden. Daher ist das vielleicht ein Punkt, über den man nachdenken sollte, sobald wir Qualität und Quantität der Juroren wieder erhöht haben.
Persönlich halte ich alle genannten Ideen für sehr hilfreich. Vor allem 4. ist spannend! Aus der Praxis leider das große ABER zu
2. Nachwuchsjurorenpreis:
Hat in der Debattierszene kaum Wirkung entfaltet, obwohl einige der Nachwuchspreisträger sogar zu sehr guten Turnier- und auch Chefjuroren geworden sind (Yin Cai, Leo Vogel,…). Die Idee, damit das Jurieren ebenfalls als “Wettbewerb” darzustellen und über “Sieger” dem Jurieren einen höheren Stellenwert zuzuschreiben, muss aber als gescheitert angesehen werden. Leider.
4. Patenschaften
Nannten wir damals “Mentor und Mentee-Programm”. Ist kaum auf Interesse gestoßen, vor allem bei jungen Nachwuchsjuroren. Letztendlich wurden einige Plätze an schon erfahrene Juroren vergeben, viele Plätze blieben unbesetzt. Hat allen viel Spaß gemacht und über die Vorrunden tatsächlich zu intensivem Austausch zwischen Mentoren und Mentees über die getroffenen Entscheidungen und das gegebene Feedback geführt, richtiges Meta-Jurieren der Jurierung. Wegen des geringen Interesses allerdings damals auch gescheitert.
Das soll aber niemanden davon abhalten, es nicht doch erneut zu probieren. Beides ist nur deutliches Zeichen dafür, dass das Jurieren allgemein als höchst unattraktiv gesehen wird, und dass ein „Kulturwandel“ hin zu mehr Wertschätzung über solche Wege kaum zu erreichen ist.
Cheers,
DS
Als derjenige, der 4. (Öffentlicher Jurierprozess) in die Diskussion gebracht hat, möchte ich mich gerne vertieft dazu äußern. Ich weiß, dass es ein heißes Eisen ist und potenziell viele Nachteile existieren. Ich bin aber dennoch von dieser Idee sehr angetan, da nach meinen eigene Erfahrungen Jurorengespräche in KO-Runden deutlich mehr in die Tiefe gehen und es für unerfahrene Juroren bestimmt den einen oder anderen Aha-Moment gibt bei der Schwerpunktsetzung (sprich: Was muss ausdiskutiert werden, was wird gemittelt, wo wird ohne größere Diskussion von Einzelnen nachgebessert?).
Dennoch würde ich gefühlsmäßig von einem “gläsernen” Jurierprozess ebenfalls zurückschrecken. Das bietet den Anreiz für einen Juror, sich zu produzieren, was derzeit durch das ungeschriebene Gesetz, dass im Raum bleibt, was während des Jurorengesprächs passiert, verhindert wird. Der Juror soll schließlich nicht der Star der Debatte sein, sondern die Redner! (Kleiner Einschub: Vielleicht ist genau DAS unser Problem – als Szene, der es nicht gerade an Selbstdarstellern mangelt, können wir eigentlich nur Chefjuroren ein Forum bieten, in dem sie zeigen können, was für geile Hechte sie sind…)
Meine Ursprungsidee war daher auch eher, dass sich vielleicht vier, maximal fünf Nachwuchsjuroren zusammen mit einem erfahrenen Trainer in die Debatte setzen und diese für sich jurieren. Anschließend bleiben sie im Raum – möglichst weit weg im Hintergrund und ohne sich zu äußern – und verfolgen Jurorengespräch sowie endgültiges Ergebnis. Anschließend können sie ihr eigenes Ergebnis mit dem offiziellen Ergebnis vergleichen und dem erfahrenen Trainer gezielt Fragen stellen: Warum hat dieses Argument keine Rolle gespielt? Wieso konnte Team X mit diesem eklatanten Fehler noch vor Team Y landen? Hätte nicht das Rebuttal stärker gewichtet werden müssen? Wieso kann jemand mit einer solchen Gestik im Auftreten 10 Punkte holen? Ziel ist es also, den Nachwuchsjuroren beim “Eichen” zu helfen – was kann, muss, darf ich von einer Rede erwarten, was ist (ir)relevant, ab wann wird etwas sanktionsrelevant? Schließlich existiert aus meiner Erfahrung heraus so etwas wie ein Common Sense im Jurieren – diese Rede ist eben ca. 45 Punkte auf der OPD-Skala wert und dieses Team hat keine relevanten Punkte in die Debatte gebracht, warum auch immer alle etwas erfahreneren Juroren auf die gleiche Einschätzung kommen…
Als Ergänzung würde ich aber gerne noch weitere Variante in den Raum werfen: Eine Debatte wird komplett mit Juriergespräch aufgenommen. Anschließend wird bei einem Jurierseminar erst die Debatte gezeigt und von allen juriert. Anschließend wird gemeinsam das Juriergespräch verfolgt und mit den eigenen Ergebnissen verglichen. Danach alles wie gehabt. Damit wird alles ein wenig entzerrt, es gibt keine direkten Zuschauer und der Lerneffekt – um den es mir geht – ist der selbe.