Aktuelle BPS-Regeln für die DDM 2010

Datum: Jun 1st, 2010
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Category: Turniere, VDCH

Die Chefjuroren der Deutschen Debattiermeisterschaft (DDM) 2010 haben das für die Meisterschaft gültige BPS-Regelwerk via VDCH-Verteiler versandt.

Die wichtigsten Aktualisierungen:

1. Nichtstörende (!) Zwischenrufe sind erlaubt. Zwischenrufe werden wieder wie Zwischenfragen in der Bewertung “angemessen berücksichtigt”. Schlechte oder störende Zwischenrufe können negativ in die Bewertung einfließen. Daraus folgt, dass Zwischenfragen auch mit inhaltlichen Voranstellungen angekündigt werden können, da diese nicht anders als Zwischenrufe gewertet werden können.

2.  Es gibt theoretisch Punktabzüge bei schweren Regelverstößen. Dies betrifft beispielsweise die Verspätung zur Debatte, Redezeitüberschreitung ab 30 Sekunden und sonstige vorsätzliche Störungen gegen die Debatte oder deren Teilnehmer. Die Chefjuroren können aber für ein Turnier grundsätzlich darauf verzichten, von der Möglichkeit dieser Abzüge Gebrauch zu machen.  Chefjuror Daniel Grotzky sagte gegenüber der Achten Minute auf Anfrage, er erwarte für die DDM, dass Punktabzüge nicht zur Anwendung kämen.

Der VDCH stellt das aktuelle Regelwerk auf seiner Internetseite zu Verfügung.

Die DDM 2010 wird von 3. bis 6. Juni vom Verband der Debattierclubs an Hochschulen e. V. (VDCH) im Rahmen der ZEIT-DEBATTEN-Serie im westfälischen Münster veranstaltet. Die Organisation hat im Auftrag des VDCH der Debattierclub Münster übernommen. Das Turnier steht unter dem Motto “Reden und reden lassen”. Die Debattierthemen und viel mehr Infos rund um das Turnier gibt es laufend bei Twitter unter dem Hashtag #DDM2010. Die Tweets laufen auch hier im Magazin auf der rechten Seite ein. Außerdem berichtet das Achte-Minute-Magazin natürlich – also schaut hier regelmäßig vorbei!

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12 Kommentare zu “Aktuelle BPS-Regeln für die DDM 2010”

  1. Ingo Witt says:

    Warum wurde eine wichtige, gute und sinnvolle Änderung, die viele sehr begrüßt haben, ohne ausreichende Begründung wieder rückgängig gemacht? Warum?

  2. Mario (Pdm) says:

    Alle, die sich durch den nachfolgenden Kommentar auf den Schlips getreten fühle, bitte ich vorweg schon mal um Entschuldigung und empfehle zu mehr Ausgeglichenheit etwas Sport:

    Manchmal wünschte ich mir, es gäbe auch für BP eine Regelwerkkommission, damit a) eine Beständigkeit im Regelwerk bleibt (was nicht heißt, dass sich gar nichts ändern darf) und damit b) Änderungen/Rückänderungen oder dergleichen auch begründet werden müssen. Ansonsten schwirren auch mir die Fragen im Kopf umher, die Ingo gestellt hat.

  3. Ingo und Mario, von welcher Änderung sprecht ihr, die so gravierend sei?
    Ich sehe nämlich, im Gegensatz zur Aussage des Artikels überhaupt keine gravierende Änderung der Regeln.

    Grundsätzliches: Ich beziehe mich für die “neuen” Regeln auf jene, die für die DDM über den VDCH-Verteiler verschickt wurden und die nun auch auf der VDCH-Website als “aktuelle Regeln” bezeichnet werden (http://vdch.de/images/stories/BILDER/images/stories/bps-regeln_stand_ddm_2010.pdf).
    Mit den “alten Regeln” meine ich jene, die bis Gestern oder Vorgestern auf der VDCH-Seite abrufbar waren. Ich habe diese alten Regeln nun selber zum Vergleich für euch hochgeladen: http://www.unet.univie.ac.at/~a0502514/files/vdch-bps2007.pdf.

    Zu Zwischenrufen:
    Hier hat sich überhaupt nichts geändert, weder bei deren Zulässigkeit (§ 6.9 der alten und neuen Regeln), noch in deren Behandlung (§ 12.1 der alten Regeln, § 12.2 der neuen Regeln, die inhaltlich identisch sind). Warum also im Artikel “‘Zwischenrufe werden WIEDER wie Zwischenfragen in der Bewertung “angemessen berücksichtigt’.” (Hervorhebung von mir) steht, leuchtet mir nicht ganz ein.
    Auch, dass “dass Zwischenfragen auch mit inhaltlichen Voranstellungen angekündigt werden können” nun “plötzlich” erlaubt seien, ist nicht so. Es war vielmehr schon in den alten Regeln so!

    Mir ist aber bewusst, dass in der Praxis das “Ankündigungen” der Fragen, also inhaltliche Voranstellungen, auch im VDCH-BPS zumindest unerwünscht waren. Ob hier eine konkludente Regeländerung stattgefunden hat, möchte ich hier jetzt aber nicht beurteilen und lediglich auf Marios Kommentar verweisen, dass aus solchen Gründen irgendeine Art von formeller Regelsetzung durchaus sinnvoll ist.

    Zu Punkteabzügen:
    Hier wurden die Regeln tatsächlich verändert, meiner Meinung nach war die Änderung auch sehr sinnvoll. So weit ich das sagen kann, waren Punkteabzüge im VDCH-BPS ohnehin sehr ungewöhnlich oder überhaupt totes Recht. Da fällt es dann auch nicht mehr wirklich ins Gewicht, dass außerdem die neuen Regeln die Abstufung der Abzüge (also nur entweder 5, 10 oder 15 Punkte Abzug) aufgegeben wird, die Juroren also beliebig viele Punkte, maximal jedoch 15, abziehen können (§ 16.2 der alten und der neuen Regeln). Bemerkenswert ist dazu, dass dadurch einstimmige Entscheidungen der Juroren wesentlich erleichtert werden, da so leichter Kompromisse geschlossen werden können (wenn ein Juror nur 5 Punkte abziehen will, der andere aber 10, können sie sich bei 7 oder 8 treffen).

    Ebenfalls bemerkenswert ist, dass in den neuen Regeln die Punkteabzüge das Teamranking der Debatte beeinflussen können (§ 16.2 dritter Satz der neuen Regeln). Ich sehe diese Änderung insofern kritisch, als dass dadurch ein unlösbarer Zirkelschluss geschaffen wird und das System der BPS-Bewertung (zuerst Teamranking, darauf aufbauend dann Rednerpunkte) auf extreme Weise durchbrochen wird. Ich gestehe aber ein, dass aufgrund der geringen praktischen Relevanz von Punkteabzügen (insbesondere offenbar bei der kommenden DDM) dieser Systembruch (hoffentlich) keine Konsequenzen haben wird.

  4. Mario (Pdm) says:

    Florian, stimmst Du mir zu, dass es umso gravierender ist, wenn die Regeländerungen bzw. das BP-Regelwerk, nach dem auf der ZD in Stuttgart und auf den Regios debattiert und auf dem VDCH-Jurierseminar gelehrt wurde, nicht im Netz gepostet wurden? ((Das spräche noch stärker für eine BP-Regelkommission, die auch für die ordentliche Publikation der Regeländerungen zuständig wäre.))
    Die Änderungen, die zur ZD in Stuttgart in Kraft getreten sind, wurden vor dem Turnier via VDCH-Verteiler veröffentlicht und kommentiert (Mail vom Andreas C. L. vom 19.01.2010, 11:26 Uhr).
    Die “alten Regeln”, auf die Du Dich oben beziehst, sind also schon seit Längerem “old-fashioned”.

  5. Mario, danke für den Hinweis! Die e-mail habe ich zwar natürlich erhalten, allerdings habe ich sie schlicht und einfach übersehen. Mea culpa! Insofern ist natürlich mein voriger Kommentar in großen Teilen hinfällig.

    Ohne mein Versehen schmälern zu wollen, möchte ich aber doch sagen, dass ich im Status Quo (Regeln, die sich bei jedem Turnier ändern bzw. Regeln, die keine echte Sanktionierung des VDCH erhalten) ein großes Problem mit der Berechenbarkeit von Turnieren und der Bewertung von Debatten sehe. Um dieses Problem zu lösen, halte ich, wie erwähnt, jegliche stärkere Formalisierung für sinnvoll. Das muss aber nicht gleich eine Regelkommission wie bei OPD sein.

    Abschließend möchte ich noch bemerken, dass die Chefjuroren der DDM (oder die Cheforganisatoren? Schließlich war es die Orga, die die Regeln in ihrem eigenen Namen verschickt hat…) die Änderungen zur Stuttgarter ZEIT DEBATTE (wie Mario richtig anmerkt) nicht berücksichtigt haben, was insbesondere daran zu sehen ist, dass das publizierte Regelwerk (die neuen Regeln) den gleichen PDF-Dokumenttitel wie die alten Regeln (von 2007) aufweisen.

  6. Lasst uns diese Diskussion doch für die Zeit nach der DDM aufheben! Das ist ja inzwischen gute Tradition und kann dann gemeinsam mit der ebenfalls ins Brauchtum sedimentierten Chefjuroren-Schelte abgefrühstückt werden. Wir haben ja sonst gar nichts, um das lange Sommerloch bis zur neuen Saison zu stopfen… 😉

  7. Ingo Witt says:

    Mir ging es einfach nur darum, dass ich die inhaltliche Ankündigung von Zwischenfragen für eine Unsitte halte, weil dadurch der Redner nicht respektiert wird. Entweder man bietet eine Zwischenfrage an oder man macht einen Zwischenruf; aber bitte nicht beides gleichzeitig. Das Aufstehen kann nun genutzt werden, um einem Zwischenruf mehr Gewicht zu geben als dem Zwischenruf zusteht; insbesondere, wenn man weiß, dass der Redner schon eine oder zwei Zwischenfragen angenommen hat und keine Frage mehr annehmen wird. Schiebt diesem Missbrauch endlich einen Riegel vor.

  8. Michael says:

    Einfach köstlich @ Daniel S. 😉

  9. Andi says:

    Die obrigkeitsgläubigen und regelungswütigen Reflexe funktionieren hier ja wieder zuverlässig wie immer. Denn aus Wildwuchs und Wettbewerb kann bekanntlich nie so etwas Gutes erwachsen, wie wenn wenige Weise in einer Kommission auf dem Olymp über das bestmögliche BPS meditieren …

    Ich begrüße prinzipiell eine “Hundert Blumen”-Mentalität, wünsche mir aber wie Ingo eine nähere Begründung einzelner Änderungen im Vergleich zur häufig gängigen Praxis. So haben wir Chefjuroren es bei der ZEIT-Debatte in Stuttgart gemacht, um den Rednern unsere Interpretation des Formats zu erläutern und Gelegenheit zu Nachfragen und Diskussionen zu geben. Konkret habe ich zu den Regeländerungen für die DDM folgende Anmerkungen:

    1. Bei Zwischenrufen bin ich agnostisch. Ich finde zwar, sie sollten sehr selten und sehr gut sein, aber ein paar mehr oder gar keine machen die Debatten nicht zu Tollhäusern oder Mausoleen. Von mir aus können sie auch in die Bewertung einfließen, als wären sie sehr kurze Zwischenfragen. Einen Unterschied werden sie meines Erachtens nur selten machen, denn wessen Analyse von Zwischenrufen demontiert werden kann, ist wahrscheinlich eh nicht so stark, und wer häufig brillante Zwischenrufe produziert, ist wahrscheinlich sowieso sehr gut.

    2. Punktabzüge sehe ich wie Florian kritisch, sogar extrem kritisch. Der Fokus wird dabei von der Bewertung der Analyse auf die Bewertung formaler Kriterien verschoben. Das geht im Extremfall so weit, dass ein hervorragendes Team, das die Debatte am meisten vorangebracht hat, Letzter wird, weil ein Redner des Teams 7:33 geredet hat. Mit BP hat das nichts mehr zu tun. Warum reicht es nicht, wenn die Juroren nach 7 Minuten einfach den Stift weglegen? Wieso überhaupt mögliche Punktabzüge, wenn sie bei der DDM erwartungsgemäß nicht zur Anwendung kommen sollen? Bitte begründen …

  10. Daniel, ich muss Michael beipflichten: Köstlich! 😀

    Andreas, ich fühle mich durch durch deine Zuschreibung von “obrigkeitsgläubigen und regelungswütigen Reflexen” angegriffen, da du einerseits nicht ausdrückst, wer hier solche Reflexe haben soll und andererseits solche Reflexe für was schlechtes hältst. Da ich in meinen Kommentaren “stärkere Formalisierung” für begrüßenswert halte, gehe ich mal davon aus, dass du mir solche “Reflexe” zuschreibst und meine Meinung ergo für schlecht hältst, ohne dass du dich damit auseinandergesetzt hast, ob das bei mir tatsächlich eine reflexartige Reaktion war, oder ob ich mir gut überlegt habe, warum ich es für sinnvoll halte, dass bei der wichtigsten Turnierserie im deutschsprachigen Raum einheitliche Regeln gelten, die ausreichend früh und effektiv kommuniziert wurden.
    Ich lehne eine solche Zuschreibung ab.

    So wie du denke ich, dass freie Ideenentfaltung, Innovation und der daraus folgende Wettbewerb die beste Methode ist, für die meisten das Beste zu erreichen. Das gilt auch für Debattierformate! Ich meine aber auch, dass das prestigeträchtigste Turnier im deutschsprachigen Debattieren Regeln folgen sollte, die
    a) einheitlich sind, das heißt (unter anderem) eine breite Basis in den Klubs haben und dort in gleicher Form praktiziert werden und
    b) allgemein bekannt sind, was einerseits mit der Einheitlichkeit einher geht, andererseits darauf abzielt, dass eventuelle, für ein Turnier notwendige Regeländerungen, ausreichend früh und ausreichend durchdringend kommuniziert werden. Idealerweise sollten solche Regeländerungen gar nicht notwendig sein, sondern das Regelwerk von vornherein turniergeeignet sein.

    Wie Ingo und Mario ausdrücken, sind beide Prinzipien bei den aktuellen BPS-Regeln gebrochen. Sie wurden in dieser Form erst ein paar Tage vor Turnierbeginn bekannt gemacht und weichen überdies von einer früheren Form der Regeln (ZD Stuttgart bzw. die alten Regeln aus 2007) ab, die, um Ingo zu zitieren “viele sehr begrüßt haben” (was ich selbst nicht bestätigen kann, da ich in Stuttgart nicht dabei war). Daraus ergibt sich zwangsweise, dass die Regeln nicht einheitlich geübt werden. Außerdem zeigen die Änderungen durch Chefjuroren (die ja übrigens auch zumindest eine Art Halbgötter im Olymp sind… 😉 ), dass das Regelwerk möglicherweise nicht optimal für Turniere ist.

    Da also die ZEIT DEBATTEN Saison 2009/2010 gezeigt hat, dass es zu den BPS-Regeln viele Ideen und Innovationen gibt, habe ich angeregt, den Regelsetzungsprozess stärker zu formalisieren. Das kann zB durch ein Wiki, eine Regelkommission (die übrigens durch sehr viele verschiedene Methoden besetzt werden kann), ein Symposium oder sonstige Methoden geschehen. Ziel sollte meiner Meinung nach sein, ein Regelwerk zu schaffen, dass zumindest drei bis vier Saisonen ohne gravierende Änderungen durchhält. Meine ganz persönliche Meinung dazu ist übrigens, dass schlicht und einfach die WUDC-Regeln adoptiert werden sollten. Ich bin aber offen für hundert und mehr Blumen.

  11. Matthias W. says:

    Oh Gott, Punkteabzüge, wenn ich meinen Gegnern diese Nase breche? Ich muss meine ganze Taktik ändern. Unverschämt, sowas erst zwei Tage vorher anzukündigen!!!!1ELF!!

  12. Mario (Pdm) says:

    Zur Klarstellung: Auch ich sprach im Kommentar nicht von “einer Kommission auf dem Olymp”, wenngleich ich mir durchaus wünschen würde, dass Regelwerkänderungen auf irgendeine Art und Weise a) koordinierter und b) begründeter geschehen. Da gibt es sicher verschiedene Herangehensweisen.

    Übrigens: Mein Ziel war es, dass alle Redner und Juroren den gleichen Stand haben, wenn wir in die DDM-Debatten starten. Bevor ich die Achte Minute gebeten habe, die Änderungen (die ich zuvor nur in meinem Club verschickt habe) hier zu posten, habe ich mir die Änderungen vorher von den DDM-Chefjuroren bestätigen lassen. Auch habe ich sie darauf hingewiesen, dass bei anderen Turnieren und Schulungen in dieser Saison ein anderer Regelstand praktiziert/geschult wurde. Sie werden diese Aspekte auch noch entsprechend thematisieren.
    Ich finde es gut, dass dieser Bericht zum Anlass für mehrere Leute genommen wurde, die voneinander abweichenden BPS-Regelungen dieser Saison mal miteinander zu vergleichen. Sonst wären die gestern versandten Regeln vielleicht nur “zur Kenntnis genommen” worden. Das birgt die Gefahr, dass (eigentlich geregelte) Dinge unterschiedlich juriert werden, wie das Abziehen von Punkten (oder Einbeziehen in die Gesamtleistung) oder wie die Auffassung und Verwertung von Zwischenrufen etc.

    PS: Das Sommerloch wurde aufgrund akuter Finanzmittelknappheit des Verbandes schon einmal vorab gestrichen. 😉

    @ Matthias: Wenn Du allen Deinen Gegnern die Nase brichst und Dir dann auch, ist zumindest die Chancegleichheit wieder gewährt. Das kann dann vielleicht auch Zusatzpunkte geben. 😉

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