ZEIT DEBATTE Tübingen Nachlese 1

Datum: May 17th, 2010
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Category: Presseschau, Turniere, VDCH

Erste Nachlese zur ZEIT DEBATTE Tübingen 2010: Eine Menge Fotos sind online und Berlin vermeldet bereits den Turniersieg am Neckar. Hier gibt’s Zitate, Links und die Bilderpräsentation aus dem Finale!

Daniel Rau vom Ausrichterclub Streitkultur Tübingen hat das ZEIT-DEBATTEN-Turnier in Bildern festgehalten: Vielen Dank Daniel! Beim Finale lief bereits eine Präsentation der Vorrundeneindrücke. Hier gibt’s die Präsentation für alle, die nicht da waren und alle, die sie nochmal sehen und in Erinnerungen schwelgen wollen:

Die Berlin Debating Union (BDU) vermeldet auf der BDU-Seite den Berliner Sieg in Tübingen. Da heißt es:

“Aus der Regierung mussten die drei Berliner für ein Verbot von Ganzkörperverschleierungen in Deutschland eintreten und konnten Juroren und Publikum überzeugen, dass ein solches Verbot unerlässlich ist um Musliminnen und Muslime vor Ausgrenzung aus der Gesellschaft zu schützen und ein friedliches Zusammenleben der Kulturen zu gewährleisten. […] Der weite Weg nach Tübingen hat sich gelohnt – nicht zuletzt dank der charmanten Turnierorganisation der Tübinger Streitkultur e. V., die die ZEIT DEBATTE mit der Routine des erfahrensten Turnierausrichters Deutschlands auf die Beine stellte. Nach dem Norddeutschen Meistertitel in Magdeburg nehmen die Berliner jetzt Kurs auf die Deutsche Meisterschaft in drei Wochen in Münster.”

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66 Kommentare zu “ZEIT DEBATTE Tübingen Nachlese 1”

  1. Thore says:

    Niemand im Publikum war nach der Debatte von diesem Antrag überzeugt, wirklich niemand

  2. eva says:

    Und auch die halbe Jury nicht. Aber die andere Hälfte war Berlin gegenüber freundlicher eingestellt.

  3. Thore says:

    Nachtrag: bevor Sender – Empfänger Missverständnisse entstehen
    Dessi, Filip und Juliane, mein Beitrag richtet sich in keiner Weise gegen Euch oder eure Leistung. Es war lediglich mein subjektiver Eindruck, dass das Publikum sehr überrascht von der Entscheidung war. Darum ist mein Beitrag nur als Kommentar auf die Passage “und konnten Juroren UND Publikum überzeugen” zu verstehen.
    Eva: Ich bin überzeugt, dass niemand aus der Finaljury eine “politische” Siegentscheidung herbeiführen würde.

  4. Filip says:

    “Überzeugen” ist hier sicher ein ungeschickt gewähltes Wort. Wie könnte man auch wissen, wer oder wieviele Zuschauer nach einer Debatte von den Argumenten tatsächlich überzeugt sind? Auf unserer Internetseite haben wir den Text deshalb mittlerweile an dieser Stelle geändert.

  5. Eva Hofmann says:

    Hallo an euch,
    ich konnte leider das Ende der Debatte nicht mehr verfolgen und kann nur sagen, dass bis zu meinem Vorzeitigen Verschwinden beide Teams sehr stark waren.
    Stattdessen möchte ich diejenige, die mit dem Namen eva schreibt, bitten, ihren Nachnamen hinzuzfügen. Wie soll man uns denn sonst voneinander unterscheiden? 🙂 lg, Eva (Hofmann)

  6. Eva Hofmann says:

    An: Tim, Mario, Andrea und Pauline

    Liebe Chefjury Tübingen,

    Zwei Fragen stelle ich mir zu eurer Arbeit:

    1. Wolltet ihr den Juroren-Nachwuchs fördern? Und wenn ja – wie?

    Festgestellt werden darf, dass sich die Jury im Viertelfinale bereits fast ausschließlich aus Chefjuroren (Tim, Mario, Andrea, Pauline), Nachwuchsjury Preisträgerin (Yin), alten Hasen (Daniel, Gudrun, Michael S.) und uralten Hasen (Markus, Michael H.) zusammensetzte. Wer könnte noch Juroren-Nachwuchs sein? Lukas? Stefan? Anja? Katharina Wagner, Helen Leutloff, Lorena von Gordon – die ich leider nicht kenne? Selbst wenn wir Letztgenannte darunter fassen, wäre diese Quote zu gering, um das Juroren-Loch zu stopfen, das entsteht, sobald die Älteren unter uns sich aus der aktiven Debattierszene zurückziehen.

    Nehmen wir mal an, der fehlende Juroren-Nachwuchses im Viertelfinale läge daran, dass kein Juroren-Nachwuchs am Turnier teilgenommen hätte, der auch nur annähernd gut genug gewesen wäre, um zu breaken. Dann müssen wir uns die kritische Frage stellen, woran das liegt. Setzen die Clubs ihre besten Leute auf die Redner- anstatt auf die Jurorenbank? Werden die unbekannten unerfahrenen Juroren zu oft als Präsidenten missbraucht, so dass sie bei erster Gelegenheit zurück auf die Rednerseite wechseln? Können die jungen Juroren-Talente überhaupt entdeckt werden, wenn sie doch nur die Rolle der Präsidenten einnehmen dürfen? Sollten zukünftig bei der Anmeldung von Teilnehmern zu Turnieren nicht nur die Rollen Redner und Juror, sondern auch die Rolle Präsident abgefragt werden? Wie groß ist die Enttäuschung, wenn man als vorfreudiger Juror an- und als ewiger Präsident abreist!

    Liebe Chefjuroren, wieso habt ihr dem Juroren-Nachwuchs keine Chance gegeben?

    2. Wie haltet ihr es mit dem Grundsatz „primus inter pares“ – Erster unter Gleichen?

    Wir erinnern uns an das lustige (?) Spielkartenmemory, bei dem jeder den Besitzer der zweiten Hälfte seiner geteilten Spielkarte finden sollte, um eine „Wette“ gegen die Chefjuroren zu gewinnen und um diese zusammengebunden Tanzen zu sehen. Abgesehen davon, dass das Spiel nicht sonderlich originell war, zielt mein Vorwurf einzig und allein auf das fragwürdige Rollenverständnis von Chefjuroren und sonstigen Teilnehmern ab.
    Warum ist das zusammengebundene Tanzen weniger lustig als auf den ersten Blick angenommen? Weil wir es mit Spott zu tun haben, der als Ventilfunktion bei hierarchischen Strukturen funktioniert. In der Vergangenheit verspottete beispielsweise das Volk den König im Karneval, heute verspotten beispielsweise Schüler die Lehrer beim Abiturscherz. In jedem Fall wird nur gelacht, wenn Mächtige verspottet werden. Einen armen, verletzlichen Menschen zu verspotten, ist nicht lustig und kann ich mir bei den Debattanten kaum vorstellen. Dieser Wetteinsatz hat also einen sehr bitteren Beigeschmack.

    Liebe Chefjuroren, wieso habt ihr euch dem Wetteinsatz nicht verwehrt?

    Viele Grüße,
    Eva

  7. Michael says:

    Hallo Eva,

    es ehrt mich, dass ich als alter Hase eingeschätzt werde.
    Es ist aber so, dass ich bisher sehr selten auf Turnieren juriert habe.

    Dies war, um es genau zu sagen, mein allerserstes Turnier als Juror (neben dem Punk Turnier in Berlin, wo ich auch auf Anhieb in die Finaljury gekommen bin). Insofern mag ich mich durchaus als Jurorennachwuchs sehen.

    Grüße, Michael

  8. Eva Hofmann says:

    … und wie stehst du zum restlichen Text, Michael?

  9. Pauline says:

    Zur Frage der Überzeugung: Punkte lügen nicht! Und auch wenn sich in einer knappen Debatte vielleicht die Siegerteams auf verschiedenen Bögen unterscheiden mögen ist das Endergebnis immernoch ein gemeinsames, da ja alle Punkte ausgemittelt werden. Also hat das Siegerteam – nach allen OPD-Kriterien – verdient gewonnen. Schließlich ist es kein Zufall, dass ein Finale von Juroren bewertet wird, die (evtl. auch aufgrund verschiedener Formatprägungen) verschiedene Blickwinkel einnehmen. Gerade um ein möglichst faires Ergebnis zu erzielen gibt es diese Mittelung und die Auswahl der Finaljuroren ja.

    @ unbekannte Eva: Den Vorwurf einer politischen Entscheidung halte ich für lächerlich. Wer in einer Besprechung von sehr erfahrenen Juroren seine Punkte nicht gut begründen kann wird sie auch nicht durchsetzen können. Über größere Abweichungen wird immer gesprochen.

    Zur Saalwette: Da es in Jena kein Problem damit gab sehen wir es hier auch nicht. Erstens gibt es ja eine nicht zu leugnende Hierachie: Schließlich legen die Chefjuroren Themen und Setzungen fest. Also entschieden sie über etwas, dem alle Teilnehmer “ausgeliefert” sind. Zweitens musste es ja nicht alle amüsieren, für zumutbar (ohne sich als Anwesender herabgewürdigt fühlen zu müssen) halte ich es in jedem Fall.

    Zur Nachwuchsförderung: Erstens muss fürs Jurieren absolute Regelkenntnis vorausgesetzt werden. Ohne Eichdebatte und bei äußerst sparsamen Selbsteinschätzungen ist das nicht ganz einfach. Zweitens waren ja (wie von Dir selbst aufgezählt) Neulinge im Break dabei. Bei der Setzung denken wir aber auch sehr stark an die Teilnehmer, denen wir eine faire Bewertung garantieren wollen. Folglich können nicht alle Juroren weiterkommen. Diese Leistungsbeurteilung ist natürlich immer sujektiv. Aber doch zusammengesetzt aus vielen subjektiven Eindrücken: Feedback der Redner, Feedback der anderen Juroren usw. Außerdem gibt es noch weitere Punkte zu beachten. Da auch in den KO-Runden weiter gepunktet wird, muss auch dort auf einen ausgeglichenen Einsatz von Hoch- und Niedrigpunktern geachtet werden. Also: Die Entscheidung ist weder unüberlegt, noch gegen unerfahrene Juroren gerichtet. Man versucht für die Redner immer eine möglichst gute Bewertung zu garantieren. Und für alle die vielleicht gerne mehr juriert hätten: Selbst ein Herr Hoppmann kam trotz Nebenjurieren, Präsidieren und seinem Aus nach dem Viertelfinale nicht auf die Idee sich zu beschweren. Und das liegt nicht an Mangelndem Ego, sondern am Verständnis für die Entscheidungsprozesse.

    Gruß, Pauline

  10. Michael says:

    Hallo Eva,

    mir ist es wichtig klarzustellen, dass ich erst seit 1,5 Jahren intensiv debattiere. Davor war ich durch mein Doppelstudium ziemlich beschäftigt und war allenfalls sporadisch aktiv.
    Den goldenen Sargnagel “alter Hase” lasse ich mir gerne geben, wenn ich ähnlich lange dabei gewesen bin, wie die anderen genannten Personen.

    Ansonsten finde ich deinen Text in vielen Teilen nachdenkenswert und trotz der Überspitzheit auch teilweise zutreffend. Aber heute Nacht schaffe ich keinen ausführlichen Kommentar mehr, sorry.

    Grüße, Michael

  11. Farid says:

    Zum Hierarchiedenken
    Da ich mich auf dem Turnier über das “Kartenspiel” am meisten aufgeregt habe, hier ein paar möglichst kurze Worte: Scharfen Beobachtern entgeht nicht, dass in der Debattierszene eine versteckte Hierarchie herrscht. Sie entsteht durch gute Reden, zahlreiche Finalteilnahmen als Redner oder Juror und durch die Einnahme von Ämtern – z.B. im VDCH oder als Chefjuror. Die Hierarchie manifestiert sich in bewusst bzw. unbewusst vergebenen Boni für entsprechende Leute in Form von Kontakten, Glaubwürdigkeit, weiteren Finalteilnahmen, manchmal sogar Rednerpunkten. Die “Großen” werden auf Turnieren oft etwas anders behandelt als die “Kleinen”. Obwohl auch ich der Meinung bin, dass z.B. Chefjuroren (aber auch Turnierorganisatoren) durchaus Respekt und Dank für ihre harte Arbeit verdient haben, finde ich es nicht gut, solche Hierarchien durch symbolische Besonderheiten zu verfestigen. Hauptgrund hierfür ist, dass auch ein Chefjuror nicht mehr wert ist als ein Anfängerdebattierer. Diese feinen Unterschiede zwischen Dankbarkeit für harte Arbeit und höherer Wertzumessung aufgrund einer Position habe ich erst in den USA wirklich verstanden, wo es normal ist, dass weltbekannte Profs sich mit Studenten unterhalten und sogar den Penner auf der Straße grüßen. All humans are created equal! Das glauben die Amis auf zwischenmenschlicher Ebene wirklich. Wir Deutschen haben das nicht verinnerlicht. Ein solches Eselsspiel würde in den USA niemals stattfinden, weil man die Auswahl der Esel, die auf impliziten Rangstufen beruht, nicht verstehen würde.
    Ein Nebengrund hierfür ist, dass solche Hierarchien oft nicht zielgenau sind. Z.B.: In Tübingen haben sich die Helfer für ein sauberes Turnier abgerackert, aber im Hintergrund. Dafür verdienen sie mindestens ebenso großen Dank, insbesondere, weil sie als Gegenleistung keinen zusätzlichen Glanz oder eine Finalteilnahme als Juror erhalten. Abgesehen davon war die Wette in Jena offenbar wesentlich spontaner entstanden und hat dadurch einen anderen Charakter, aber das ist nicht der Hauptpunkt. Mein Aufruf geht dahin, den “Kleinen” genauso viel Anerkennung und Respekt zuzumessen wie den “Großen” – und deshalb auf solche Spiele zu verzichten.

  12. Pauline says:

    Ein paar Worte dazu:

    1. War das ganze vor allem als Kennenlernspiel gedacht. Die Karte sollte die Teilnehmer (gerade die neuen) veranlassen andere Leute anzusprechen, um ihren “Partner” zu finden. Es wurde auch überlegt Preise an gefundene Pärchen zu verteilen, das wurde dann aber als zu aufwändig verworfen.

    2. Kann zwischen Orga-Team und Chefjuroren nur begrenzt unterschieden werden. Zum einen weil ich beiden Teams angehört habe und genauso bei Aufgaben wie Auf- und Abbau, Kistenschleppen und vor allem im Vorfeld tätig war. Zweitens ist ja auch Mario schon Mittwoch angereist und bis Montag geblieben und hat in dieser Zeit überall mitgearbeitet, wo es etwas zu tun gab. Den Helfern kann nunmal am Ende nur als Helfer gedankt werde, der Chefjury nur als Chefjury.

    3. Sind die Chefjuroren die falschen Ansprechpartner. Ausgedacht habe es sich (aus dem oben genanntem Grund der zusätzlichen Kennenlernmöglichkeit) Anna und ich. Dass Mario, Andrea und Tim nicht nein gesagt haben als sie von der Orga um einen “Wetteinsatz” gebeten wurden, finde ich sehr verständlich. Da es ja solche Dinge in der Vergangenheit schon gab (siehe Jena – und auch in Göttingen sollte man aus irgendeinem Grund den Chefjuroen die Namensschilder abnehmen) sind wir beide absolut nicht auf die Idee gekommen, dass soetwas falsch verstanden werden könnte. Wenn das so war (also es allgemein als übertiebene Selbstinzenierung der CJs aufgenommen wurde) tut uns das sehr Leid! Unser Hauptziel war es ja gerade für alle ein möglichst schönes Turnier zu organisieren.

  13. Farid says:

    Zur Klarstellung: Mein Kommentar ist doch kein Angriff gegen die Chefjuroren! Sie haben einen tollen Job geleistet, waren nett und haben m.A. nicht den Fehler gemacht, ihre Position irgendwie raushängen zu lassen. Sie haben sich Dank und Anerkennung verdient. Es geht mir um die Gesamtkultur des Hierarchiedenkens. Anna und du, Pauline, (die ihr übrigens sonst hervorragende und lobenswerte Arbeit geleistet habt) hattet offenbar eine tolle Intention, dachtet hierbei aber nicht ausreichend über die Nebeneffekte bzw. Signale nach. Das hat etwas damit zu tun, dass diese Art von Kultur in Deutschland normal ist. Nur wenige sind sich darüber wirklich bewusst. Mein Appell geht dahin, sich dieses Teils der Kultur, in der wir sozialisiert wurden, bewusst zu werden und sie kritisch zu betrachten.
    Teil einer hierarchiemagereren Kultur ist übrigens auch, dass solche kritischen Kommentare nicht als Angriff gelten, welche den Angegriffenen ab- und den Angreifenden aufwerten. Wichtiger ist, dass wir alle zusammen an einer Verbesserung unserer Kultur arbeiten. Ich streite hier ausschließlich auf der Sach- und nicht auf der persönlichen Ebene. Deshalb brauchst du dich auch für nichts entschuldigen – mein Kommentar (und der von Eva H.) ist ein Hinweis, der zum kritischen Nachdenken anregen soll und nicht Pauline ans Schienbein treten soll.

  14. Andi says:

    @Pauline: Das “Verständnis für die Entscheidungsprozesse” des Jurorenbreaks würde erheblich erleichtert, wenn diese Prozesse transparent gestaltet würden. So frage ich mich aus Stuttgarter Sicht nicht nur, welches Feedback anderer Juroren für mich kritisch war, obwohl ich das Gefühl hatte, dass alle Entscheidungsfindungen reibungslos und kollegial liefen, sondern auch, weshalb für Michael Saliba, der im Club regelmäßig hervorragendes Feedback gibt und auf dem Berliner Einladungsturnier auf Anhieb in die Finaljury breakte, im Viertelfinale Schluß war. Ich frage mich auch, warum Marc Pieper, der seit einem halben Jahr intensiv juriert, auf dem letzten Jurierseminar war und in München ins Halbfinale gebreakt hat, zweimal als Präsident verheizt wurde.

    Das soll nicht heißen, dass wir irgendwie erwarten, als Breakjuroren gebucht zu sein, im Gegenteil denken wir, dass wir uns gerade in OPD noch mehr steigern müssen, aber dafür wäre es eben gut, genau zu wissen, worauf wir verstärkt achten müssen, indem die Chefjuroren es uns transparent mitteilen. So könnten wir auch besser verstehen, wieso zumindest auf ZEIT-Debatten sehr häufig die gleichen Juroren zu breaken scheinen. Gibt es wirklich keinen annähernd leistungs- oder entwicklungsfähigen Nachwuchs?

    @Eva: Ich habe die gleiche Meinung zum Präsidieren in OPD. Ich verstehe nicht, wieso man einen extra angereisten Juror für eine Aufgabe verschwenden muß, die in BP selbstverständlich vom Chair übernommen wird und auch allgemein von einem unbegabten Grundschüler ausgeübt werden kann. Vielleicht kann uns der “Godfather” der OPD dazu etwas sagen, oder ist das eine nicht “gebührende” Frage?

  15. Matthias W. says:

    Schön, dass die “Präsidentenfrage” hier angesprochen wird. Auch einer unserer Juroren ist 16 Stunden gefahren, um dann in zwei von drei Runden gelegentlich auf den Tisch klopfen. Für die Betroffenen ist das geradezu erniedrigend. Es gibt keinen Grund, diesen Juroren nicht einen Zettel Papier und etwas Verantwortung zu geben.

    Und – aber da gibt es sicher andere Meinungen – Glocken und Gavels sind überflüssig formaler Schnickschnack. Als ich das vor Jahren zum ersten Mal sah dachte ich nur “Oh Gott, eine Burschenschaft”.

  16. "Godfather" says:

    Lieber Andreas, lieber Matthias W., lieber Farid, liebe Mitstreiter,

    vielen Dank fuer Eure Anregungen und Kommentare. Leider kann ich nicht zu allen Punkten Stellung nehmen, ich moechte aber zumindest versuchen, der Aufforderung von Andreas zu antworten, soweit ich das kann. Ein paar kleine Gedanken zu Praesidenten, Jurorenbreak und Hierarchien.

    Praesidenten: Ich finde es schade – und meiner Ansicht nach zeugt es von einem tiefgreifenden Verstaendnismangel fuer die Debatte – wenn man die Aufgabe des Praesidenten fuer den Job eines “unbegabten Grundschuelers”, in anderen Worten eines Intelligenten und Gebildeten nicht wuerdig, befindet. Tatsaechlich ist m.E. die Aufgabe des Praesidenten die singulaer wichtigste in der Debatte. Wer den Praesidenten fuer einen reinen Zeitnehmer haelt uebersieht viele Dinge, die mit seinem Hausrecht einhergehen. Nicht nur setzt er die Stimmung in der Debatte, erteilt das Wort (ganz nebenbei ist er auch der einzige des Praesidiums, der waehrend der Debatte ueberhaupt sprechen oder eingreifen darf), ueberwacht die Regeln, verwarnt, reduziert oder unterbindet Zwischenrufe und unterbricht und beendet die Aussprache, sondern er entscheident im Zweifelsfall (beim Patt) sogar allein und ohne Ruecksprache ueber den Sieg in der Debatte. Und all das neben den Aufgaben, die hier bereits als niederwertig genannt wurden. – Ja, vieles davon ist nicht in jeder Debatte relevant (wie auch soweit ich weiss die Rolle von Herrn Koehler ganz ueberwiegend im Haendeschuetteln besteht), dass sollte aber nicht darueber hinwegtaeuschen, dass viele der Aufgaben, die andere Debattierformen einem Stuhl/Chair zuschreiben, in der OPD vom Praesidenten erfuellt werden. Entsprechend ungluecklich ist es, wenn der Job des Praesidenten haeuffig auch von Neulingen erfuellt wird – eine Konzession an den manchmal suboptimalen Jurorenpool und die verschiedene Lehrkurve eines mittelmaessigen Praesidenten/Juroren (bei ersterem sind die Fehler meist weniger offenkundig). Leider wird diese Situation natuerlich verschaerft durch solche, die sich beschweren, dass ihre motivierten Jungjuroren als Praesidenten ‘verschwendet’ oder ‘verbrannt’ wuerden. Ich selbst halte mich fuer keinen ganz schlechten Juror und ich freue mich, wenn ich (wie in diesem und vielen anderen Turnieren) zum Praesidenten befoerdert werden kann, weil die Jurorenschaft auf meine Dienste verzichten kann.

    Der “Jurorenbreak”: Ich vermute, dass ich hier eine Mindermeinung vertrete, aber ich halte den sogenannten Break der Punktrichter vor allem fuer eins – eine ritualisiertes Zeichen der Anerkennung. Eine echte Qualifikation setzte objektive und/oder quantifizierbare positive Qualitaetsmerkmale eines Jurors voraus: Und die haben wir leider nicht. Wir tun was wir koennen, um dieses Problem zu reduzieren: Mittelwertberechnungen, Peerfeedback, Teilnehmerfeedback, Juroreneichung und Fortbildungsfortschreibung, aber fuer sich genommen (obgleich dies schon mehr ist als die meisten anderen Formate tun koennen) ist jedes dieser Kriterien sowohl untergeordnet als auch fehleranfaellig. Dies ist der Grund, warum wir (aehnlich wie in vielen Kreditratingsystemen) nicht ohne negative Kriterien auskommen: Wie viele Debatten und Turniere hat dieser Juror bewertet, ohne dass er durch parteiische, fragwuerdige oder inkompetente Entscheidungen aufgefallen ist (das sind vier verschiedene Quantitaeten!). Erst die Summe von positiven und negativen Kriterien ermoeglichst eine ziemlich verlaessliche Jurorenauswahl fuer die Finalrunden. Da aber die negativen Kriterien eine gewisse Erfahrung voraussetzen, bedeutet dies, dass man fuer die Finalrunden eine Entscheidung zwischen unerfahrenen und (wahrscheinlich) verlaesslichen Juroren treffen muss. Chefjuroren, die diese Entscheidung ueberwiegend zu Gunsten der Verlaesslichkeit treffen haben zumindest meine persoenliche Unterstuetzung. (Es ist mir im Uebrigen voellig schleierhaft, warum das zu einem Nachwuchsproblem fuehren sollte – es fuehrt lediglich zu einem graduellen Nachruecken. Jurorenerfahrung muss man nicht im Finale sammeln und ich muss meinen Fuehrerschein auch nicht auf einem Tanklastzug machen).

    Und schliesslich das “Hierarchiedenken”: Lieber Farid, ich weiss nicht, ob wir im Debattieren eine versteckte Hierarchie haben. Ich glaube es zwar nicht, ich denke, wir haben vor allem unterschiedlichen Respekt, Erfahrungen, Freundschaften etc. die zu guten Teilen auf meritologischen Voraussetzungen beruhen. Ich glaube, dass ist aber auch voellig egal, weil wir vor allem auch eine offene Hierarchie haben: die zwischen Chefjurorenteam und den restlichen Juroren. Diese Ordnung ist richtig und wichtig (ich selbst habe in Tuebingen ein Turnier – die ersten Zeit-Debatten 2001 – mitorganisiert, in dem wir noch keinen definierten Chefjuror hatten, was zu ein paar grossen Problemen gefuehrt hat) fuer eine faire Bewertung und einen fluessigen Turnierablauf. Ich habe den Eindruck, dass Du einen hierarchischen Aufbau mit irgend etwas anderem verwechselst. Arroganz vielleicht? (Ich bin mir nicht ganz sicher, Dein “die Amerikaner glauben an >all humans are created equal< (eine Beobachtung die ich im Uebrigen an meiner Universitaet nicht teile) scheint mir darauf hinzudeuten).

    Ist es schlimm, wenn Humor auf explizit bestehende Hierarchien bezug nimmt? Ich kann niemanden diese Entscheidung abnehmen, aber ich kann meine eigene Meinung dazu nennen: Ich finde es schlimm, wenn man ein Kennenlernspiel als implizite Manifestation von heteronormativen Hierarchiestrukturen interpretiert oder mit anderen Worten: Wenn man Quatsch in einen Gag hineininterpretiert. Ich denke, hier kann man nicht anders antworten als mit einer offenen Einladung zu etwas mehr entspannter Freude und Humorbereitschaft – ich faende es schade, wenn wir den "last team standing" Preis demnaechst wegen impliziter Unterstuezung von Alkoholmissbrauch abschaffen muessten!

    Herzliche Gruesse

    Michael H.

    PS: Ich entschuldige mich fuer das Fehlen der Umlaute – das ist meiner amerikanischen Tastatur geschuldet.
    PPS: Ich entschuldige mich fuer all meine Interpunktionsfehler – dass ist meiner mangelnden Interpunktionskenntnis geschuldet.

  17. Ich möchte Michael “Godfather” Hoppmann nicht viel hinzufügen, da er eh schon so ziemlich alles wichtige gesagt hat.

    Ich möchte aber doch meine persönliche Erfahrung, die ich als Redner, Juror und Präsident auf diversen Turnieren gesammelt habe einbringen, da ich der Herabsetzung der Präsidentenposition, die manche unterstützen, entgegentreten muss.

    Als Redner oder Juror habe ich auf Turnieren durch schlechte Präsidentinnen und Präsidenten gefühlt stärker gelitten als durch schlechte Juroren (wie auch immer das definiert sei) – sei es durch schlechte (zu lange oder zu kurze) Zeitnahme, verwirrende Aufrufe der Redner (die Klassiker sind das Vergessen auf die Zwischenreden oder sogar die freien Redner sowie der Aufruf des Schlussredners der Regierung vor jenem der Opposition), durch schlechte oder nicht vorhandene Aufzeichnungen der Zwischenfragen, sogar durch schlichte Unfreundlichkeit und sonstige Probleme.

    Im Gegensatz dazu ist es insbesondere als Juror eine Wohltat, mit guten Präsidentinnen und Präsidenten zusammen zu arbeiten. Sie sind den Rednern gegenüber korrekt und freundlich, der Debatte gegenüber aufgeschlossen und reflektierend sowie den Jurorinnen und Juroren eine große Hilfe.

  18. Verena Gräf says:

    Meine Güte, hier ist was los! Also ich bin ja auch als Jurorin angereist und kann so viel dazu sagen: Ich bin seit 2 Jahren beim Debattieren dabei, seit einem Jahr nehme ich an Turnieren teil bzw. habe ein Turnier mitorganisiert. Ich habe vor zwei Wochen in München das allererste Mal bei einem BPS-Turnier juriert und bin auf Anhieb bis ins Finale gekommen, obwohl ich mir das nicht einmal erwartet hätte. Es war eine sehr große Ehre für mich, eine tolle Erfahrung und ich war auch sehr dankbar dafür. Ich kann durchaus verstehen, dass man in einem Finale die Bewertung durch eine qualifizierte Jurorenschaft gewährleisten möchte. Wie unser Godfather richtig gesagt hat, sammelt man Erfahrungen ja auch nicht nur in Finalrunden. Natürlich ist es traurig, wenn man nicht weiterkommt, aber man fährt ja auf der anderen Seite auch auf Turniere, um andere Debattanten und Juroren kennenzulernen und auch nur durch das reine Zuschauen von Debatten, an denen man nicht beteiligt ist, dazu zu lernen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich noch nicht so lange dabei bin, aber ich erwarte grundsätzlich nicht, dass ich weiter komme, da ich einfach weiß, dass meine Fähigkeiten noch ausbaufähig sind. Ich finde es sehr bereichernd, Debattanten aus anderen Clubs zu sehen und von ihnen zu lernen, denn auch daraus kann ich Schlussfolgerungen für mein Debattieren ziehen. Außerdem ist klar, dass einfach nicht alle weiter kommen können, denn so ein Turnier folgt ja auch nur ganz einfachen Regeln der Mathematik. Ich würde mir natürlich auch gerne wünschen, dass man ein Feedback bekommt, warum man weiter gekommen ist und warum nicht, aber ich schätze, dass das oft auch ein Zeitproblem ist bzw. dass man gerne mehr Leute weiterkommen lassen würde, als man kann.

    Zu Beginn war ich auch etwas enttäuscht, dass ich in Tübingen nur einmal jurieren und zwei Mal präsidieren musste. Auf der anderen Seite habe ich noch einmal darüber reflektiert und muss sagen, bei dem einen Mal, dass ich juriert habe, habe ich durch die Bank weg unterbewertet. Das lag daran, dass ich auch hier zum ersten Mal OPD auf einem Turnier juriert habe. Eine Eichdebatte wäre nicht schlecht gewesen, war wohl aber wegen des straffen Zeitplanes nicht möglich. Auf der anderen Seite konnte ich die Debatten, die ich präsidiert habe, auch sehr gut mitverfolgen und mir von diesen fast noch ein besseres Bild als von der Debatte, die ich jurieren musste, machen. Wenn man die ganze Zeit mitschreiben muss, raubt das auf der anderen Seite auch ein bisschen Aufmerksamkeit. Natürlich scheint die Rolle des Präsidenten in erster Hinsicht etwas unwichtig/unterbewertet, aber auf der anderen Seite könnte die Debatte ohne diesen auch nicht stattfinden! Man kann einfach nicht gleichzeitig auf zeitliche und inhaltliche Regeln achten. In Bozen haben wir in Debatten oft nur eine Person, die gleichzeitig präsidiert und juriert und ich kann hier widerum aus Erfahrung sagen, dass das ganz schön stressig ist! Michael Hoppmann hat richtig bemerkt, dass der Präsident auch mehrere und durchaus wichtige Aufgaben hat.

    Um das Ganze zusammenzufassen: Ich kann durchaus verstehen, dass diese Debatte begonnen wurde, da ich selber auch darüber nachgedacht habe. Auf der anderen Seite denke ich, dass es nicht richtig ist, einfach Vorwürfe zu machen. Man sollte auf einer konstruktiven und nicht auf einer destruktiven Ebene miteinander Reden. Wir sind doch alle erwachsen. Ich würde mir einfach wünschen, dass Juroren auch so wie Debattanten ein Feedback bekommen, um zu wissen, wo sie stehen. So viel dazu meinerseits.

  19. Mario (Pdm) says:

    Wenn ein Präsident während der Debatte nur “gelegentlich auf den Tisch” klopft, dann hat er seine Aufgaben nicht verstanden oder er hat noch nie die OPD-Regeln gelesen und dürfte wohl eher gar nicht eingesetzt werden. Wenn der Präsident SEINE AUFGABEN KENNT, läuft nicht nur die Debatte an sich ordentlich, sondern auch die Jurierphase strukturiert. Wenn wir viele Präsidenten hätten, die ihre AUFGABEN RICHTIG MACHEN WÜRDEN, hätte man in der Jurorenbesprechung sogar Zeit über die Debatte zu sprechen, weil die Punkte sich quasi von alleine (richtig) mitteln. Ein Präsident, der ALLE SEINE AUFGABEN RICHTIG MACHT, notiert sich neben seinen anderen Pflichten nicht nur die Anzahl von Zwischenrufen und -fragen, sondern auch deren Inhalt und -wenn man dabei BESONDERS GUT ist (wie z. B. Eva Hofmann!)- sogar den genauen Wortlaut. Das ist bei der Besprechung sogar von Vorteil, da -wie vielleicht einigen bereits aufgefallen ist- gesonderte Punkte für Interaktionen vergeben werden. (Das sind die Kästchen, die viele “andere” Juroren häufig übersehen oder erst bei der Besprechung registrieren.)
    Der Präsident trägt mindestens genauso viel Verantwortung wie die Juroren im selben Raum. Präsidenten, die glauben, nur ein bisschen Verantwortung und nur einen Zettel (statt günstigstenfalls drei) zu tragen, sind meist auch diejenigen Personen, die sich beschweren, wenn sie präsidieren anstelle zu jurieren, sich aber auch beschweren, wenn sie Juroren anstelle von Hauptjuroren sind.
    Und weil so richtig gute Präsidenten ALLE ihre Rechte und Pflichten KENNEN, ALLE Aufgaben RICHTIG erledigen und dabei noch BESONDERS GUT sind, bekommen sie gerade wegen dieser Tätigkeiten einen besonderen Überblick über die Debatte, der sie bei Punktegleichstand sogar dazu befähigt, zu entscheiden, wie die Debatte ausgeht (Präsidentenentscheid). Auch wenn dies in den Vorrunden relativ selten auftritt (pauschales Gegenargument), wird dies in den Breakrunden, in denen die guten (und manchmal durchaus gleich guten) Teams in einem Raum (gleichsam routiniert) zu einem Thema sprechen, deutlich notwendiger. So sind die Finaldebatten beispielsweise in Potsdam 2008, auf der DDM 2009, in Potsdam 2009 und auch jetzt in Tübingen teilweise nur mit Haaresbreite ohne einen Präsidentenentscheid ausgekommen.
    Und gerade vor diesem Hintergrund ist es auch richtig und wichtig, das Finale nicht zwangsläufig von einer „Nachwuchskraft“ präsidieren zu lassen, sondern von einer Person, der man gleichermaßen zutrauen kann, das Finale zu jurieren.
    Es wäre in der Tat sehr lobsam, wenn sich diese Philosophie auch bei allen anderen Runden durchsetzen würde, aber was tun mit den Leuten, die in der Punktevergabe so unsicher sind, dass entweder die Jurorenbesprechung ausufert und auf einen jurorentechnisch eher dünn besetztem Feld (in den Vorrunden) das Punktemittel zudem stark verzerrt, andererseits aber auch glauben, als Präsident wäre man nur eine fleischgewordene Stoppuhr mit Klopf- und Klingelfunktion? Ich fürchte, es gäbe ebenso große Beschwerden, wenn man nachwachsende Juroren nur “beratend” einsetzt, ihnen also das Gefühl gibt, sie würden mitentscheiden, ohne ihre Punkte letztendlich zu berücksichtigen. Wenn das jedoch gängigere Methode werden soll, müssen a) die Delegationen der Clubs auch die geforderte Anzahl der Juroren mitbringen und b) eben diese Juroren auch auf das Turnier und eben die dementsprechenden Regeln vorbereitet werden. Das war in Tübingen nicht immer der Fall, sodass es auch vorgekommen ist, dass man vom Präsidenten nicht viel hatte.

    PS: Ich möchte in diesem Zusammenhang erwähnen, dass ich das Finale freiwillig präsidiert habe, wie auch schon einige Runden bei der letzten DDM, da mir die Bedeutung des Präsidenten absolut bewusst ist (nicht zuletzt, weil mir vor Jahren der “Godfather“ diesbezüglich den Kopf waschen musste).

  20. Mario (Pdm) says:

    Die Juroren und Präsidenten, die mit mir zusammen in einem Raum juriert oder präsidiert haben und bei denen mir etwas Relevantes aufgefallen ist, werden ganz sicher noch ein Feedback bekommen. Ich bin mir sicher, dass Pauline, Andrea und Tim das genauso handhaben, SOFERN es relevante Dinge betrifft und es nicht bereits geschehen ist.
    Aber bitte versteht, dass auch wir Vier noch ein Leben neben dem Debattieren führen und dies Angelegenheiten sind, die nicht zwangsläufig lebensnotwendig sind.
    Am besten wäre natürlich, wenn ihr einfach nach einem Feedback fragt. Das haben einige getan und sobald es die Zeit erlaubte auch bekommen. Am besten wäre auch, wenn dies offen und ehrlich geschieht und nicht – wie es auch vorkam – mit dem Versuch verschiedene Juroren, von denen man ein Feedback erwartete, gegeneinander auszuspielen.
    Das Feedback würde ich übrigens ungern in die Kommentarfunktion der AM verlagern.

    Und noch etwas zur “Wette und dem Einsatz”:
    Ich hätte nie geglaubt, das jemals denken zu dürfen, aber ich dachte bisher immer, nur ich würde alles viel zu verbissen sehen. Jetzt weiß ich, dass es nicht so ist und triumphiere vor mich her.
    Das mit dem Zusammenfinden der Karten war doch eigentlich ganz nett. Es sollte zusammenkommen, was zusammen gehört und das konnten dann auch mal völlig sich (noch) unbekannte Leute sein, vielleicht sogar einen “Großen” und einen “Kleinen”, um es mit Farids Worten zu halten. Und auch beim Wetteinsatz kam das zusammen, was zusammen gehörte: nämlich Pauline und ich (deren Hohlkreuze sich wunderbar ergänzt haben) und Andrea und Tim (die prima zusammen rauchen konnten, ohne sich vorher lange suchen zu müssen).
    Ich fühlte mich durch diese Aktion auch keineswegs dem Spott ausgesetzt, denn ich finde, Pauline und ich haben uns trotz des gegenseitigen Schlepptaus tanzmäßig weitaus besser bewegt als so manch anderer Solokandidat.

    PS: Der letzte Teil dieses Kommentares kann Spuren von (blonder) Nuss und Ironie enthalten.

  21. Andi says:

    Ich meinte “Godfather” mindestens ironisch. Darum die Anführungszeichen. Ich wollte noch in Klammern dazuschreiben, dass ich mich damit auch auf Farids kluge Ausführungen beziehe, habe es dann aber gelassen, weil ich dachte, dass hinreichend klar ist, dass derlei lobhudelnde Beinamen eben die Hierarchien erzeugen und fortschreiben, die wir in einem so subjektiven Sport wie dem Debattieren besonders kritisch betrachten sollten, besonders in unserer rangverehrenden Kultur. Wenn einem immer ein Herold vorausgeht, der ihn als “Von Gottes Gnaden Kaiser und König des deutschen Debattierens” ankündigt, dann wirkt das, bewußt und unbewußt, besonders bei knappen Entscheidungen, besonders bei Neulingen.

    Umso erschreckender, dass die letzten drei Kommentatoren den “Godfather” bedenkenlos aufgegriffen haben. Oder ist das auch nur ein “Gag”? Aber warum ist er dann nicht witzig?

    Zum Präsidieren: Im Finale der WM nimmt der Chair die Zeit, ruft die Redner auf und juriert mit der im Zweifelsfall entscheidenden Stimme. Das klappt wunderbar. Genauso in allen vorherigen Schlußrunden und in fast tausend Vorrunden. Wer sich als Juror Zahl und Inhalte der Zwischenfragen aufschreiben möchte, kann das gern selbst machen, braucht dafür aber natürlich kein Extra-Helferlein. Und wer als Redner allen Ernstes mehr Wert auf korrekte Regelkenntnisse des Präsidenten als auf korrekte Entscheidungen der Juroren legt, setzt seine Prioritäten für mich grotesk falsch. Die Regeln des Redens sind sehr einfach und werden von den allermeisten Debattierern allermeistens automatisch eingehalten, ein Extra-“Präsident” ist im überwiegenden Teil der Debattierwelt dafür nicht nötig. Aber naja, laut “The Godfather” leidet an “einem tiefgreifenden Verständnismangel für die Debatte”, wer die Rolle des Präsidenten herabsetzt, und man weiß ja, wie es denen ergeht, die Paten und ihre Familie verärgern.

    Aber das macht nichts. Denn ich denke, uns allen wäre geholfen, wenn wir den Präsidenten in OPD einfach abschaffen würden. Es ginge nichts Wesentliches verloren. Im Gegenteil würden wir den Fokus von den Regeln wieder mehr auf die Reden verschieben, junge Juroren nicht mehr verprellen, die sich zurecht intuitiv vergrätzt fühlen, wenn sie zum Entscheiden anreisen, aber dann zum Klingeln, Klopfen und Strichemachen verdonnert werden, und auf einen Schlag größere Jurorenpools gewinnen. Win-Win-Win. Oder nicht?

  22. Jan says:

    Dann führt doch das Amt des Chefpräsidenten ein. Das wird bestimmt voll der Knaller! Chefpräsident der DDM 2011. Yeah!!!

  23. Eva Hofmann says:

    Jetzt müssen wir mal ganz deutlich mehrere Dinge voneinander unterscheiden.

    1. Darf oder muss ich präsidieren?

    Es geht hier nicht um die Frage, ob das Amt des Präsidenten objektiv als wichtig oder unwichtig einzustufen wäre, weil es niemand abschaffen möchte.
    Es geht einzig und allein darum, wer es ausfüllt!
    Zur Auswahl stehen der unerfahrene Juror, der erfahrene Juror oder – und jetzt kommt der Clou: Jemand, der von Anfang an in seiner Rolle als Präsident zum Turnier reist und mit nichts anderem als dem Präsidentenamt rechnet.
    Wieso sollten bereits vor dem Turnier den Teilnehmern ihre Rollen (Redner, Juror oder Präsident) klar sein?

    a) Weil niemand enttäuscht wird, weil er die „falsche“ Rolle spielen muss, obwohl er sich in der „richtigen“ Rolle doch viel mehr Talent zuschreiben würde
    b) Weil die Chefjuroren niemanden durch die Zuweisung der Rolle auf- oder abwerten können und nicht einmal der Verdacht gehegt werden könnte, dass dem so sei
    c) Weil die Teilnehmer sich entsprechend ihrer Rolle spezialisieren
    d) Weil auch eine zusätzliches Betätigungsfeld geschaffen wird für diejenigen, die weder jurieren, noch reden oder organisieren möchten

    2. „Primus inter Pares“ – Sind Chefjuroren gleicher?

    Es geht hier nicht um die Frage, ob das Orgateam ein nettes Spiel anbieten wollte, um die Teilnehmer zu erfreuen.
    Es geht einzig und allein darum, welches Spiel angeboten wurde bzw. welcher Wetteinsatz!
    Dass die Chefjuroren eine Sonderstellung einnehmen, haben Pauline und Michael ausgeführt. Nur – die „Arbeitszeit“ der Chefjuror endet mit dem abendlichen Abschließen des Tabraumes und dem Eintreffen auf der Party. Hier sollten Personen (Privatpersonen unter Freunden) und Ämter (Chefjuroren) streng getrennt werden. Auf der Party seid ihr – Tim, Mario, Andrea und Pauline – keine Chefjuroren.

    3. Unerfahren versus Verlässlich (frei nach Michael H.) – wie frei ist der Juror Michael H.?

    Gegenvorschlag zur Formulierung: Nachwuchsförderung versus Voreingenommenheit. Das klingt provokant. Ist es auch. Aber ganz ehrlich: Wenn immer die gleichen „üblichen Verdächtigen“ in den Breakrunden aufeinandertreffen, kann sich keiner einer gewissen Voreingenommenheit verwehren. Das ist allzu menschlich.

    Um den Worten Taten folgen zu lassen, schlage ich vor, dass

    1. Zukünftig bei Turnieranmeldungen aus drei Rollen (Redner, Juror, Präsident) gewählt wird
    2. Zukünftig bei der Bewerbung um die Ausrichtung eines Turnieres explizit die Strategie der Nachwuchsförderung beschrieben sein muss
    3. Zukünftig den Chefjuroren außerhalb ihrer „Arbeitszeit“ keine Sonderbehandlung zukommt

    Viele Grüße,
    Eva

  24. Anja says:

    Okay, Andi, nimm mal ‘nen Gang raus, lehn dich zurück und denk nach: Godfather = Taufpate. Soll heißen: Hoppmann hat die OPD aus der Taufe gehoben. Er setzte sie meines Wissens nicht mit blutigen Pferdeköpfen in den Betten von BP’lern durch.

    Wenn OPD-Neulinge sich in ihren Rollen als Nebenjuroren oder Präsidenten verheizt fühlen, sollten die sich zuhause mal beschweren und in ihren Heimatclubs nachfragen, warum man sie nicht adäquat auf ihre Rollen vorbereitet hat. Wenn geübtere Debattanten als Juroren nicht breaken, waren die Betroffenen an diesem Wochenende vielleicht einfach nicht in Top-Form. Soll vorkommen.

  25. Hallo Andi, Moin alle,

    jetzt hat sich Michael H. extra die Mühe gemacht, hier noch einmal die formalen Minimalanforderungen an das Präsidentenamt aufzuzählen. Und Mario hat darüber hinaus auch noch erklärt, welche Aufgaben ein GUTER Präsident zusätzlich übernimmt. Und Du, Andi, schreibst noch immer von „Klingeln, Klopfen und Strichemachen“. Warum?

    Wie dem auch sein, im Kern gibt es doch nur zwei Möglichkeiten: a) Die Rolle des Präsidenten IST wichtig (auch meine Meinung) – dann haben wir kein Problem, kein Juror fühlt sich herabgesetzt, gedisst oder diskriminiert, wenn er präsidieret. Oder b), die Rolle des Präsidenten ist NICHT wichtig. Aber, Achtung!, auch dann haben wir kein Problem!

    Denn worum geht es? Jedenfalls nicht um das Juroren-Break. Wenn ich als Redner auf ein Turnier fahre, kann ich nicht automatisch davon ausgehen, die Finalrunden zu erreichen. Das gilt, wie Andi ja schon angedeutet hat, selbstverständlich auch für Juroren. Auch das Jurieren ist kompetitiv! Das Problem müsste sich also in den Vorrunden verstecken.

    Schauen wir einmal genauer hin: In einem hypothetischen OPD-Turnier schickt jedes Team 3 Debattanten und 1 Juror. Dann sollte ein Juror im I d e a l fall pro drei Vorrunden 2x jurieren und 1x präsidieren. Das „Verheizen“ (Andi) besteht also im Unterschied von genau EINER Runde!?! Einer Runde, in der man zusätzlich präsidiert hat und nicht als Juror gesetzt war. Das halte ich doch für reichlich übertrieben.

    Zumal es für die Setzung Juror/Präsident im Turnierbetrieb handfeste, bereits genannte Gründe gibt, vor allem die Kompetenz (ungleich „Erfahrung“ oder „Dienstalter“!) der Juroren, gemessen nicht zuletzt durch die verschiedenen Feedbacks. Wichtig ist allerdings, dass es auch noch andere Gründe gibt. Ein Juror muss die Setzung als Präsident nicht wie ein Pawlowscher Hund als Herabwürdigung seiner Kompetenz betrachten, selbst wenn das Präsidentenamt unwichtig wäre! Gerade bei größeren OPD-Turnieren geben die Regeln und die Tab-Software einen engen Rahmen vor, der den Chefjuroren oft nur geringe Spielräume bietet, die Juroren- und Präsidentensetzung nach eigenem Gutdünken durchzuführen. Die Regeln und das Tab-Programm wollen u.a. gewährleisten,
    – dass ein Juror von Club X nicht die Debattanten von Club X juriert;
    – dass Juror Y die Debattanten von Club Z nicht mehr als einmal juriert;
    – dass hochpunktende Juroren nicht gemeinsam mit anderen Hochpunktern jurieren, sondern mit niedrigpunktenden Juroren in eine Jury gesetzt werden;
    – dass Haupt- und Nebenjuror aus unterschiedlichen Clubs kommen, um die Bandbreite der Bewertung zu erhöhen;
    – etc., etc.

    Dazu kommen noch „soziale“ Faktoren (Jurorin A hat auf der Party mit Debattant B geknutscht…), die ebenfalls berücksichtigt werden wollen. All diese Vorkehrungen helfen zu vermeiden, dass subjektive und/oder eindimensionale Bewertungen sich signifikant auf die Breakchancen der Redner auswirken. Dies wiegt deutlich schwerer, als mal in EINER Runde zusätzlich zu präsidieren.

    Was würde sich nun ändern, wenn wir den Präsidenten einfach abschaffen? Problem gelöst? Mumpitz! Es würde nur eine Verlagerung der Diskussion geben. Dann hieße es nicht mehr „XY ist als Präsident verheizt worden und hat nicht juriert…“, sondern „XY ist als Nebenjuror verheizt worden und war nicht Hauptjuror…“. Die gegebenen Rahmenbedingungen (Kompetenzunterschiede, Regeln, Tab-Software, etc.) blieben ja bestehen und würden leider auch weiterhin verhindern, dass alle Juroren ihre Wunschsetzungen erhalten können.

    Also: Das Problem der Bedeutung des Präsidentenamtes, das durch dessen Abschaffung nicht gelöst wird, besteht nicht.

    Herzliche Grüße,

    Daniel S.

  26. Hannes & Edeltraud says:

    Also wir finden den Clip oben richtig gut.
    Das sieht doch nach viel Spaß aus und zeigt, wie viel Mühe investiert wurde.

    Hannes und Edeltraud
    aus Sömmerda

  27. Farid says:

    [… – Der erste Teil des Kommentars wurde von der Redaktion entfernt – …]

    Was mich aber immer wieder überrascht ist dieser plumpe Versuch, rhetorisch manipulative Mittel auf Debattierer anzuwenden. Wie kann man damit ehrliche Ziele verfolgen, abgesehen von dem Versuch der Provokation? „Beförderung zum Präsidenten (in OPD)“ oder „Präsident hat die singulär wichtigste Rolle in der Debatte“ – glatte Euphemismen, die eher die Glaubwürdigkeit des Autoren senken als irgendjemanden zu überzeugen. Wenn man zum Präsidenten befördert würde, warum wird man nach juriertechnischer Schlechtleistung als Präsident eingesetzt? Warum wird der Halbfinalbreak nach dem Viertelfinale von den Hauptjuroren und nicht den Präsidenten verkündet? Ich habe in 46 OPD-Debatten (bei neun OPD-Turnieren) als Redner teilgenommen – eine zentrale Bedeutung des Präsidenten bezüglich des Verlaufs einer Debatte ist zwar theoretisch möglich, aber sehr selten. Ich kann mich an keinen Fall erinnern.

    P.S.: Auch ich habe eine US-Tastatur. Der Trick mit den Umlauten ist die Umstellung der Sprache auf der sog. „Language Bar“. Das „ö“ ist dann auf „;“, das „ä“ auf „ , „ und das „ü“ auf „[“.

  28. Mathias (Pdm) says:

    Wir wissen doch eigentlich: Persönliche Angriffe sind kein Argument. Ja, sie entwerten doch eigentlich sogar die anderen Argumente. Daher überflüssig.

    Ich finde Evas Fragen wirklich relevant – Nachwuchsjuroren. Ich erinnere mich an die Turniere, wo ich als Jurorfrischling dabei war. Ich hatte dabei niemals das Gefühl als Präsident etwas mehr zu sein als eben Klopfer, Klingler und Strichemacher. Für diese Striche hat sich auch keiner interessiert, warum? Weil die Hauptjuroren immer so gut waren, dass sie die Fragen gezählt und selber noch mitgeschrieben haben. Ergo: Gute gute Hauptjuroren brauchen keinen Präsidenten. Da konnte man mir noch so oft sagen, dass der Präsident wichtig ist, ich fühlte mich unwichtig. Vielleicht ist das im Finale anders, aber wie kommt man dahin?

    Denn: Als Nachwuchsjuror erinnere ich mich daran, dass ich es total undurchschaubar fand, wie eigentlich Juroren breaken. Vielleicht empfiehlt einen der Hauptjuror weiter, aber warum sollte er? Nur, wenn er die Größe hat zu sagen: Hm, dann gibt es in der nächsten Runde vllt. einen neuen Hauptjuroren und ich sitz dann irgendwo als Nebenjuror und sage nix. Denn was ich erlebt habe: Als Nebenjuror gibt man in 95% der Fälle kein Feedback. Also, wenn die Hauptjuroren scheinbar kein Interesse haben, ihre Nebenjuroren „unter Aufsicht“ mal Feedback geben zu lassen, warum sollten sie dann neue Konkurrenten empfehlen? Denn es könnte ja sein, dass sie dann in der nächsten Runde Nebenjuror sind und nix sagen. Und das ist vllt. ein Problem, den ansonsten hätten sie ja ihren Nebenjuror etwas sagen lassen. (Ich weiß, es gibt Ausnahmen, aber was ich erlebt habe in zwei Turnieren, dass man eben als Nebenjuror wirklich nix zu sagen hat.)

    Der einzige Ausweg erschien mir, dass man als Nebenjuror mal das Glück hat, mit nem Chefjuror zusammenzujurieren und der dann mitkriegt: Beim Teutates, ein Talent.

    Das kann schnell zu einem frustrierenden Turniererlebnis werden, da man einkleinen Batzen Geld hinlegt, hunderte Kilometer reist und drei Tage investiert. Diese Frustration wird dann ein Problem, wenn sich zu wenig Juroren finden.

    Und hier wird es sich doch entscheiden: Gibt es im VDCH-Ländle genug Juroren bei den Turnieren, dann besteht ja kein Veränderungsdruck (obwohl man bestimmt Dinge noch bessern kann) Sind bei den Turnieren zu wenig, dann muss man überlegen, wie man das Jurieren attraktiver macht. Bei internationalen Turnieren kriegen ja gute Juroren die Anreisekosten bezahlt, da sind Anreize scheinbar nötig.

    Ein Idee wäre z.B., die Juroren nicht soviel TN-Beitrag zahlen zu lassen. (Beim Paris IV zahlen Juroren z.B. nix.) oder den Nebenjuroren „unter Aufsicht“ Feedback geben lassen. (Das müssen sie ja auch üben.)

    Bei unserem Turnier in Potsdam hatten wir jedenfalls Probleme, genug Juroren zu bekommen, was dann die Cheforga dadurch zu beheben suchte, indem sie DDGler kontaktiert hat und da welche anreisten (danke Bernd und Eva)

    Man muß sich einfach mal überlegen, wie ein junger Juror reagiert, wenn er vllt. 100-150 E investiert, drei Tage unterwegs ist für dreimal nix sagen oder eben Klopfen, klingeln, Striche machen. Kommt er da wieder? Wenn ja, dann ist ja alles in Ordnung.

  29. Thore says:

    Heideschnitz, hier gehts ja richtig rund. Ich stelle fest, es gibt bei diversen von uns bezüglich der Präsidenten Mitteilungsbedarf und teilweise auch Frust. Die Frage, die ich mir stelle, lautet: Können wir aus den vielen (mitunter konträren) Beiträgen eine Synthese formulieren, die das Präsidieren (v.A. die Akzetanz) und die Turniere besser macht?
    Dafür müssten wir den Widerspruch auflösen, dass es heißt “der Präsident ist das Wichtigste” und viele der Ansicht sind, er würde “nur ab und zu klopfen”. Ich präsidiere gerne, und finde der Präsident hat noch eine weitere wichtige Aufgabe: Da die Juroren meist schreiben und viel aufs Blatt gucken, sollte wenigstens der Präsident so viel Blickkontakt wie möglich mit den Rednern haben und versuchen denen ein neutrales, aber tendenziell willkomenes positives Gefühl zu geben (v.A. bei unerfahrenen Rednern).
    Sehen wir den Tatsachen ins Auge – Eine Bedingung muss für ein gutes Turnier gegeben sein: Ein Guter Jurorenpool – dann ist auch bewusste Nachwuchsarbeit möglich. Sie wurde in der jünsten Zeit auf vielen Turnieren angestrebt, stand aber teilweise im Widerspruch mit der durchschnittlichen Erfahrung aller angemeldeten Juroren. Meist zahlen Juroren auch schon weniger (Mathias), und die DDG entsendet zusätzlich Clubunabhängige Juroren, dennoch habe ich immer wieder klagen über den Jurorenpool gehört. Viele Clubs schicken ihre besten Leute als Redner, weil wir alle gerne breaken oder mal ein Turnier gewinnen würden. Und wenn Mainz 2 Tage vorm Turnier noch zwei zusätzliche Teams erhält, weil kein anderer Club konnte, dann tut es uns leid, dass alle unsere Juroren plötzlich als Redner auflaufen. Da die einzelnen Clubs die Anmeldungen ihrer Leute durchführen, sollten auch die Clubs (Vorstände) sich überlegen, ob sie selbst ausgewogen erfahrene Juroren schicken. Evtl. kann auch die DDG den Jurorenpool noch stärker unterstützen, obwohl ich es traurig finde, wenn wir als Clubgemeinschaft das nicht ohne Ausleihe der Debattierentner schaffen.
    Ich sehe noch ein zusätzliches Problem (wenn wir schon mal ehrlich und Clubübergreifend unsere Gedanken austauschen): Leider geschieht es teilweise, dass Leute von den CJ als “eher unfähige Juroren” identifiziert werden (z.B. infolge mieser Vorbereitung im Club), und infolgedessen ins Präsidieren “weggelobt” werden. Wenn das CJ-Gespann auf diese Option besteht, können wir nicht auf das Präsidentenamt nicht reformieren, können aber versuchen, es zu verbessern bzw. die breite Akzeptanz des Präsedierens zu verbessern: Das Präsidieren und dessen Wichtigkeit muss auf den Turnieren deutlicher klargemacht werden. Tim (glaube ich) hat bei der Regeleinführung alles versucht, um die Wichtigkeit des Präsidierens zu verdeutlichen. Evtl. würde die Akzeptanz bei denjenigen die präsidieren erhöht, wenn ein CJ während der Vorbereitungszeit mit allen Präsis der Runde ein kurzes Gespräch hält, in dem geklärt wird, ob alle Aufgaben bewusst sind, und sie auf die anstehende Debatte einschwört. Den Vorschlag, dass die Präsis das Ergebnis verkünden finde ich großartig. Vorteil: leichtestens umzusetzen. Das würde die symbolische Bedeutung des Präsis (und womöglich darüber die Akzeptanz) definitiv erhöhen.
    Alternative: Man verzichtet auf Präsident als Extraperson, und der Hauptjuror präsidiert. Ich sehe da keine Schwierigkeiten. Vorteil: Hauptjuror ist meist der Erfahrenste, oder zumindest ziemlich erfahren. Im SQ sind die Vorrundenpräsidenten oftmals auf ihrem ersten Turnier und können dementsprechend noch nicht aus dem gleichen Erfahrungsschatz schöpfen, wie Farid zum Beispiel (Du hast nicht ernsthaft alle Deine Debatten mitgezählt, oder!?).

  30. Farid says:

    Achtung: Dieser Beitrag hat teilweise Zusammenfassungs- und daher Wiederholungscharakter.

    Thore, ich find dich herrlich! Endlich mal ein OPDler, von dem ein Vorschlag kommt, den ich vor dem Turnier bereits Mario unterbreitet hatte: Die Übernahme der Präsidentenaufgaben durch die “normalen” Juroren. Zeit nehmen und lenkend in die Debatte eingreifen (was so oder so möglichst selten passieren sollte, weil es immer die Debatte stört) bekomme ich spielend hin, selbst wenn ich ganz allein juriere. Stichworte zu Fragen kann schlimmstenfalls der Nebenjuror aufschreiben. Meinetwegen führen wir die Präsidenten für die Finalrunden wieder ein, weil hier im Zweifel Präsidentenentscheidungen wichtig sind (und dadurch auch mehr Juroren an den prestigeträchtigen Finalrunden teilnehmen können). Auch wenn es Einzelne gibt, die gern präsidieren: Für die Meisten ist die Aussicht, bei der eh schon geringen Anzahl an Vorrunden auf OPD-Turnieren auch noch ein- oder zweimal als Präsident zu versauern ein valider Grund nicht als Juror auf ein OPD-Turnier zu fahren, insbesondere, wenn es weit weg ist. Und dann wird über Jurorenmangel geklagt (der selbst auf BP-Punkturnieren in letzter Zeit kein Problem mehr darstellte). Da können Tim R., Mario D. und auch Michael H. noch so viel die Bedeutung des Präsis preisen (mit größtenteils bürokratischen Argumenten): Wenn du weder an der Debatte teilnehmen kannst, noch über sie entscheiden kannst (Vorrunden), noch für deren Organisation zwingend gebraucht wirst – was hast du dann da zu suchen?

    Und nein, Thore, ich habe nicht alle meine Debatten mitgezählt – ich brauchte heute morgen schon etwas Zeit, um die OPD-Turniere zusammenzubekommen, auf denen ich dabei war und mich daran zu erinnern, wie weit ich wo gekommen bin.

  31. Andi says:

    Anja, ob “Godfather” nun Taufpate oder Mafiaboss heißt, und ob es in guter Absicht geschrieben wurde oder nicht, macht, analog zum Eselsspiel für die Chefjuroren, keinen Unterschied in der Signalwirkung. Wie gesagt, besonders bei einem so subjektiven Sport wie dem Debattieren sollten wir uns solcher Signale besonders bewußt sein und sie besser zu vermeiden suchen.

    Daniel, ich habe alle Kommentare aufmerksam gelesen, Du mußt mir keine Reader’s Digest-Version geben. Wie ich bereits ausführte, sehe ich die Aufgaben des Präsidenten als nicht so wichtig an, dass dafür eine zusätzliche Person nötig wäre. Das beweist auch die weltweite Praxis des Debattierens, in der es eben keinen Extra-Klingelklopfer gibt, und trotzdem gleiten die wenigsten Debatten ins Chaos ab, und viele Juroren schaffen es sogar, ganz allein Zwischenfragen mitzuschreiben, unglaublich! Einige ganz unfaßbar elitäre Juroren vermögen es gar, den Rednern durch Blickkontakt ein “willkommenes positives Gefühl zu geben”, wie machen sie das nur??

    Zu behaupten, als Nebenjuror gesetzt zu werden sei eine ähnliche Herabsetzung wie als Präsident, ist darum ein Vergleich, der stärker hinkt und grotesker ist als der Glöckner von Notre-Dame. Nebenjuroren schreiben mit, punkten mit und entscheiden mit. Präsidenten gucken auf eine Stoppuhr, zählen bis sieben und lächeln die Redner an (aber neutral). Es scheint auch schön zwischen den Zeilen, und manchmal auch in den Zeilen durch, dass als Präsident geparkt wird, wer gerade wegen der Zwänge des Tabs oder wegen seiner mangelnden Kompetenz nicht jurieren sollte. Komisch, dass in BP oder auch Wartburg trotz der gleichen Probleme niemand zum Präsidenten “befördert” werden muß und entsprechend auch keine Cirque du Soleil-artigen rhetorischen Verrenkungen angestellt werden müssen, um die von jedem unvoreingenommenen Beobachter, z.B. einem Neuling, unmittelbar und intuitiv empfundene Zurücksetzung wegzuerklären. Wir brauchen diesen unnötigen und unwürdigen 0-Euro-Job nicht.

  32. Gudrun Lux says:

    Richtigstellung:

    Andreas schreibt: “Komisch, dass in BP oder auch Wartburg trotz der gleichen Probleme niemand zum Präsidenten ‘befördert’ werden muß”

    Richtig ist, dass es im Wartburg-Format durchaus einen Präsidenten gibt.
    Informationen: http://www.debattiergesellschaft.de/neu/pictures/pdfs/Kommentiertes%20Regelwerk%20des%20Wartburg-Formats%202009.pdf

    Im Übrigen verweise ich für die Forderungen nach Änderung der OPD-Regeln an die OPD-Regelkommission.

  33. Andi says:

    Sind wir jetzt in der Phase einer Forendiskussion angekommen, in der Rechtschreibfehler und nicht hundertprozentig eineindeutig definierte Begriffe angegriffen werden? Bevor ich “… oder auch Wartburg” geschrieben habe, habe ich tatsächlich das Wartburg-Regelwerk gegoogelt, um sicherzugehen, dass es dort keinen Präsidenten im OPD-Sinne gibt. Den gibt es auch nicht, weil man dem Wartburg-Präsidenten, offenbar eine Art Göttin Kali mit vier Armen, zutraut, zu jurieren UND, Schockschwerenot!, die Zeit zu nehmen. Ich dachte, mein Kontext wäre klar. Aber gut, das nächste Mal lasse ich meine Einträge vorher von einem Notar prüfen.

    Zur “OPD-Regelkommission”: OPD gehört nicht irgendeiner nebulösen Kommission, sondern wenn überhaupt jemandem, dann den deutschsprachigen Debattierern, die natürlich das Recht haben, auf den von ihnen ausgerichteten Turnieren mit dem Format zu experimentieren und zum Beispiel von ihnen als unnötig oder lächerlich empfundene Regeln oder Rollen abzuschaffen oder zu ändern. Freizeitfußballer dürfen sich auch entscheiden, heute mal mit schmaleren Toren oder zu siebt zu spielen.

    Und falls es anders ist, OPD also eine irgendwie geschützte, proprietäre Marke wäre, die man strafbewehrt nicht ändern darf, oder das Ergebnis zumindest nicht mehr OPD nennen, warum sollten wir uns so einen Quatsch bieten lassen? Von wem?

  34. Gudrun Lux says:

    Nein, Andreas, der Präsident einer Wartburg-Debatte juriert nicht mit. Ehrlich!

  35. Andi says:

    “Die Jury besteht aus drei Personen: dem Präsidenten, dem Hauptjuror und dem Nebenjuror” und “Jeder der Juroren führt einen eigenen Bewertungsbogen, in welchem er sich Notizen zur Debatte macht und Punkte für die einzelnen Redner sowie die Teamleistung vergibt” interpretiere ich so, dass der Präsident auch ein Juror ist, der einen Bewertungsbogen erhält. Aber gut, “Für den Fall, dass im Turnierbetrieb kein Nebenjuror bestellt wird, übernimmt der Präsident zusätzlich dessen Aufgaben”, deutet darauf hin, dass es auch sein kann, dass der Präsident nicht mitjuriert. Ich meine, mich zu erinnern, dass Präsidenten in Wartburg-Debatten immer mitjuriert haben. Die Regeln ändern sich wohl öfter mal, ich hatte in http://www.klartext.uni-halle.de/Regeln/wartburg1.pdf nachgeschaut, wo der Präsident mitjuriert. So oder so ist das ein irrelevantes Nebengleis: Wenn der Wartburg-Präsident nicht mitjuriert, gilt eine analoge Argumentation wie bei OPD. Wenn doch, können Namen aufschreiben und bimmeln nicht so schwer sein.

  36. Sylvia says:

    Eine durchaus interessante Diskussion. Ich möchte allerdings an Marios Kommentar anknüpfen, in dem er bereits ausgesagt hat, dass der Präsident eine wichtige Funktion erfüllt und er deswegen auch im Finale präsidiert hat. Das habe ich auch positiv wahrgenommen. Es ist allerdings auch die Frage zu stellen, warum viele Juroren enttäuscht sind, “ständig” als Präsident eingesetzt zu werden, wenn sich die CJ meist nicht – und vor allem in den Vorrunden – dazu bereit erklären. Sicherlich mag dies Gründe haben, die in der Qualität des Feedbacks u.a. liegen. Allerdings wäre es doch schön, wenn die CJ nicht nur die Bedeutung des Präsidenten anpreisen, sondern auch für die Jurorenneulinge mit gutem Beispiel vorangehen.
    Vielleicht wäre es auch sinnvoll, wenn man für alle Juroren und zu jedem Turnier noch einmal die Kriterien darlegt und erklärt, wann und warum ein Juror breakt.
    Ein weiteres Problem, das ich bei den Juroren-Feedback-Bögen sehe, ist nämlich der Punkt, den Mathias schon angerissen hat: Die Nebenjuroren geben i.d.R. kein Feedback. Feedbackbögen werden aber oftmals direkt nach der Debatte bereits ausgefüllt und der Nebenjuror auch nicht immer nach seinem Feedback gefragt. Die Auswahl an Informationen, die dann bei den CJ über die Nebebjuroren ankommen, ist selektiv und übersieht nicht das ganze Sample des Jurorenpools. Mit dieser Problematik beschäftige ich mich schon länger, sehe aber keine andere Lösungsmöglichkeit als die, die Mathias bereits aufgezeigt hat: Das Feedbackgeben der Nebenjuroren “unter Aufsicht”.
    Ich denke, dass diese zwei Gedanken durchaus zur Problembeseitigung der Herabwürdigung des Präsidenten und der Unzufriedenheit von Nebenjuroren beitragen könnten.

  37. Mathias (Pdm) says:

    Gudruns Link, Punkt 2.2. “Für den Fall, dass im Turnierbetrieb kein Nebenjuror bestellt wird, übernimmt der Präsident zusätzlich dessen Aufgaben.” Das heißt m.E., dass bei Wartburg ein NEBENjuror präsidieren kann. Wenn man also annimmt, dass der Hauptjuror der wichtigere, erfahrene, bessere Juror ist, macht bei Wartburg sogar der unerfahrenere NEBENjuror die Präsidentenaufgaben. D.h. Wartburg traut den Nebenjuroren echt ne Menge zu. Da ich nicht glaube, dass OPD-Juroren dümmer sind als BP- oder Wartburgjuroren, wäre es in der Tat nicht abwegig, dass die auch noch mitpräsidieren, ob man das nun den Hauptjuror (wie meist bei BP) oder den Nebenjuror machen läßt, ist Geschmackssache.
    Zum Jurorenpool und den Clubs:
    Es klang ja oben an, dass wir auch in den Clubs unsere Juroren besser vorbereiten müßten. Nun, wenn es darum geht, zu sagen, warum jemand auf ein Turnier als Juror fahren sollte, dann wirke ich dabei je nach anstehendem Turnierformat unterschiedlich überzeugend. Denn ich hab ja immer im Kopf: Der Juror fährt ja auf ein Turnier und gibt Zeit und Geld aus und man muß gucken, was er dafür kriegt.

    Als Neuling sieht’s a weng mau aus:
    Man ist ziemlich sicher Nebenjuror, übt nicht das Feedbackgeben* und bei einigen Formaten juriert man nicht mal. Wenn man neu ist, kennt man auch niemanden und ansprechen (die tollen Ganggespräche während die Jury tagt) tut einen auch keiner (oder sehr sehr selten, denn meist wollen die Redner detailliertes Feedback vom Hauptjuror.) Entweder hat man nu das Talent sich super selbst zu integrieren – aber was wenn nicht? Warum sollte man als Jung-Juror wiederkommen?

    Wenn man dann vergleicht, was ein Redner dafür bekommt: Er darf reden, bekommt Feedback, was ihn als Redner besser macht (machen sollte) man hat die Ganggespräche, knüpft so viel einfacher Kontakte, ist auch als Neuling eher in der Szene drin. (Auch ein Jung-Juror kann sich integrieren, das ist aber m.E. schwieriger.)

    Bei all dem nicht vergessen, als Juror hat man ja (meist) ne Zusatzausbildung: Ein Jurierseminar (und dafür nochmal Geld und Zeit investiert). Man kann als Jung-Juror von der Qualifikation mehr als ein Jung-Redner, kriegt aber weniger. Daher finde ich die Frage der Jurorennachwuchsgewinnung so wichtig und danke Eva für ihre Anregungen. Die Turnierausrichter danach zu fragen, die ja auch darauf die Chefjuroren verpflichten können, finde ich eine gute Idee.

    Ansonsten könnte man vor dem Problem stehen, dass es einfach zu wenig oder immer dieselben Juroren gibt.

    Und ich werd mal die OPD-Regelkommission (wahrscheinlich Tübingen?) anschreiben, wie streng das gehandhabt wird, ob man also ein OPD-Punk-Turnier machen darf und dabei das Präsidentenamt übertragen darf, oder ob man das Turnier dann nicht mehr OPD nennen darf.

    *Es gibt wie gesagt Hauptjuroren, die auch ihre Nebenjuroren was sagen lassen und ihnen danach Feedback zum Feedback geben, das hat mich echt weitergebracht.

  38. Mario (Pdm) says:

    [Anders als bei der OPD, bei der es einen Präsidentenentscheid gibt, entscheidet bei Wartburg der Hauptjuror (Punkt 2.2.2, S. 2). Das als weitere Klarstellung. Bitte zieht bei Euren Beiträgen nicht unbedingt Argumente ein, deren Hintergründe Euch nicht hundertprozentig klar sind. Das macht die ganze Diskussion noch schwieriger, zumal wir bereits Kritik am Präsidentenamt und der Kritik am “Nicht-immer-präsidieren-dürfen” etc. vermengen.]

    Vom “Feedbackgeben unter Aufsicht” (Dieser Punkt hat jetzt nichts mit dem Präsidenten zu tun!) halte ich übrigens sehr viel. Auf der letzten ZD in Potsdam habe ich das auch erfolgreich praktiziert, in Tübingen hat sich das leider nicht immer angeboten, zumal es stark davon abhängt, ob a) die eigentlichen Hauptjuroren etwas abgeben wollen und ob b) auch die Redner im Raum gewillt sind, ein Nachwuchs-Feedback zu hören. Wenn es sich um ein Turnier mit ohnehin nur drei Vorrunden und davon nur zwei mit Feedback handelt, ist die Bereitschaft der Redner dazu teilweise sehr gering (vor allem, wenn erfahrene Berliner Redner -bitte entschuldigt die Erwähnung!- im Raum sitzen). Das heißt, dass nicht nur die Hauptjuroren ihre Einstellungen ändern müssten, sondern die Redner (nicht nur aus Berlin!) mindestens ganz genauso.

    Das beste “Feedbackgeben unter Aufsicht” sollte -und das geht hier bisher etwas unter- aber in den Clubs geschehen. Das ist noch eine deutlich intensivere und häufigere Vorbereitung als das “Feedbackgeben unter Aufsicht” auf Turnieren. Wie die Redner das Debattieren bei den regelmäßigen Treffen festigen, sollten auch die Jurierfähigkeiten bei den Clubtreffen erweitert werden. In diesem Sinne bedauere ich die Erfahrung, dass nur etwa die Hälfte bis max. zwei Drittel der gemeldeten Juroren auf einem Turnier angeben, im Club zu jurieren oder Feedback zu geben. So ein Turnier ist nicht in erster Linie zur Ausbildung von Juroren geeignet. Dafür gibt es Jurierseminare, an denen man herzlich gerne und gerner auch mehrfach teilnehmen kann.

    Und noch einmal kurz zum Breaken: Welche Zwänge auf die Setzung einwirken, wurde bereits mehrfach verdeutlicht. Ich bitte aber inständigst darum, zu beachten, dass ein Nicht-Breaken nicht gleichzusetzen ist mit einem vorzeitigen Ausschluss vom Turnier. Diesen Anschein erwecken einige Beiträge hier leider.
    Es ist immer möglich, als nicht gebreakter Juror im Hintergrund mitzujurieren (Bögen werden sich irgendwo finden lassen) und -wenn man vorher fragt- vielleicht auch beratend hinzugezogen zu werden. Diese Fragen werden nur leider in der Praxis kaum gestellt, weil in Akten VERLETZTER EITELKEIT fluchtartig das Turnier insgesamt oder der Austragungsort verlassen wird, wenn man nicht offiziell gebreakt ist. Das ist möglicherweise auch ein Punkt, an dem WIR ALLE an uns arbeiten müssen.

  39. Mathias (Pdm) says:

    Ich glaub, wenn man als Juror nicht mehr mitjuriert ist das ein Ausschluss aus dem Turnier. Wenn man als Redner nicht mehr mitredet dann doch genauso.

    Aber mal auf Marios Idee aufbauend: Wie wäre denn, wenn man die nicht mehr eingesetzten Juroren nimmt, und sie sollen eine K.O. Runde jurieren und nachher setzt man sich zusammen und diskutiert das Ergebnis. Wenn sich dafür noch ein Erfahrener bereitfindet, der mit dabei ist, kann der dann auch gleich noch neue Juroren kennenlernen. (Beim Teutates, ein Talent.) Dann könnte man z.B. bei der Mittagspause gemeinsam in so einer Nicht-Breaker-Juroren-Runde unter Anleitung drüber reden.

  40. Jan says:

    Also SO ZU ARGUMENTIEREN finde ICH etwa ALEBRN. Wirkt FAST schon OBERschullehrerHAFT.

    Drollig ist auch:
    “Bitte zieht bei Euren Beiträgen nicht unbedingt Argumente ein, deren Hintergründe Euch nicht hundertprozentig klar sind. Das macht die ganze Diskussion noch schwieriger,…”
    Da kommt auch eine heftige Portion “ich weiß es besser als du…”, denn ich bin “hunertprozentig allwissend” durch. Ein bisschen mehr Demut wäre schon angebracht. Passt außerdem hervorragend zum Vorwurf, dass die Chefjuroren manchmal vergessen, nur erster unter gleichen zu sein. Spätestens nach der Debatte wäre es ganz gut, wieder auf den Teppich zu kommen.

    Was der Sinn und Unsinn eines Zeit-Turniers ist, kann nur auf eine Weise entschieden werden, durch die MV! Das nächste Mal können die Chefjuroren und Ausrichter gerne bei der Bewerbung des Turniers sagen, dass ihnen die Nachwuchsförderung egal ist und sie keinen Wert auf neue Kräfte legen. Mal sehen, ob es dann immer noch so leicht fällt das Vertrauen der anderen Clubs zu erringen.

    OPD braucht keinen Präsidenten. Es ist zwar eine nette Sache, aber auf Dauer irgendwie albern. Das es einzelne Leute gibt, die das supergeil finden, bezweifelt niemand, aber das ist wirklich die Ausnahme. Wenn man den Leuten die Wahl gibt, ob sie als Redner, Juror oder Präsident kommen wollen, dann wird die Antwort in fast allen Fällen nicht auf Präsident fallen.

    Was wenn jemand vor dem Turnier sagt, er stünde nur als Juror zur Verfügung. Kann er dann gegen seinen erklärten Willen gezwungen werden, etwas anderes zu tun? Ich glaube Eva zielt auf so etwas Ähnliches ab.
    Die Leute kommen, um zu Jurieren und haben keine Lust ihre Zeit zu verplempern. Es ist schade, dass sie gezwungen werden, dennoch zu präsidieren.

    Lustig, dass es angeblich eine OPD Regelkommission gibt. Mit welcher Autorität spricht die denn bitte? Kann sich doch im Prinzip jeder Verein eine anschaffen und behaupten, er habe OPD gepachtet. Finde ich irgendwie lächerlich und kindisch. Auch hier gilt: kann nur die MV festlegen!

  41. Farid says:

    Da ich handfeste Ergebnisse gut finde, fasse ich mal die Hauptvorschläge der letzten Diskussion zusammen:

    – Feedbackgeben unter Aufsicht – Hauptjuroren lassen neuen Nachwuchsjuroren beim Feedbackgeben den Vortritt und geben ihnen danach Feedback – auf dem Turnier und im Club.

    – Präsident nur noch in Finalrunden – in den Vorrunden werden alle Juroren auch als Juroren eingesetzt und die Aufgaben des Präsidenten unter ihnen aufgeteilt.

    – Phantomjurieren – ausgeschiedene Nachwuchsjuroren jurieren die Finalrunden im Hintergrund und besprechen ihre Erkenntnisse mit erfahrenen Juroren.

    Was muss noch auf die Liste? Die Anstöße sind da, jetzt können zukünftige Turnierausrichter und Chefjuroren entscheiden, ob sie sie auf ihren Turnieren umsetzen. Little less conversation, little more action.

  42. Mario (Pdm) says:

    Lieber Jan, oberschullehrerhaft – ja, trifft auf mich zu, muss ich mit leben. Und ja, im Gegensatz zu vorangegangenen Behauptungen und Halbwahrheiten kenne ich mich in den Wartburg-Regeln vielleicht auch wirklich gut aus, was aber für die bereits vollendete Tätigkeit als Chefjuror in Tü keine Rolle spielt oder gespielt hat und auch nichts mit dem unterstellten Allwissen zu tun hat.
    Der Unterschied, den ich oben hervorheben wollte, ist nur jener, dass es bei einer Wartburg-Debatte eben keinen Präsidentenentscheid gibt und es daher meiner Meinung nach nachvollziehbar ist, dass das Regelwerk im Ausnahmefall (!) die Zusammenlegung von Präsident und Nebenjuror (nicht aber Präsident und Hauptjuror) vorsieht. Diese Argumentationslinie ist übrigens nicht von mir eingebracht worden.

    PS: Die Verwendung von Majuskeln betrachtete ich immer als legitimes Mittel, um besondere Bedeutungen oder Betonungen hervorzuheben, die sich schriftlich schlechter darstellen lassen als im Mündlichen. Alternativ ließen sich die Worte aber auch unterstreichen, mit Ausrufezeichen versehen oder in Anführungszeichen setzen, die auch bei anderen in diesem Sinne verwendet wurden, ohne dass dies zu Irritationen führte. Ich werde diese Schreibweise natürlich überdenken, hoffe aber, dass auch wir zu einem ordentlichen Umgangston zurückfinden.

  43. Eva Hofmann says:

    Wir alle zeichnen gerade ein wichtiges Stimmungsbild. In vielen Beiträgen lassen sich wertvolle Ideen zur Verbesserung der Turnierdebatten finden, die unbedingt weitergedacht und –gebracht werden müssen.

    Wir scheinen uns im Großen und Ganzen darüber einig zu sein, dass
    – Wir sowohl die Juroren als auch den Präsidenten in einer Debatte brauchen
    – Wir im Juroren- und Präsidentenpool eine ausgewogene Mischung aus erfahrenen und unerfahrenen Teilnehmern brauchen
    – Die Unerfahrenen zu wenig Aufmerksamkeit spüren
    – Die Präsidenten zu wenig Wertschätzung spüren

    Ich möchte Farids Ideen aufgreifen und die Handlungsmaßnahmen weiter differenzieren:

    1. Reaktion an der Basis

    Hier ist es wichtig, dass alle für das Thema sensibel werden. Jeder soll überlegen, wie sich bereits vor Ort in den Clubs das Problem lösen lässt.
    Aktion: Wir berichten über das Thema im nächsten VDCH-Rundbrief und verweisen auf die Achteminute.

    2.Reaktion auf Präsidentenebene:

    Hier ist es wichtig, dass

    a) diejenigen Präsidenten, die auf der nächsten Mitgliedervollversammlung des VDCH (MVV) sich um die Ausrichtung eines Turniers bewerben, den Wählern ein Konzept zur Juroren-Nachwuchsförderung vorstellen z.B.
    – klare Rollenzuweisung (Redner, Juror, Präsident) bei der Anmeldung zum Turnier
    – Nachweisliche Transparenz der Rollenbesetzung
    – Junge Chefjuroren
    – Feedbackgeben unter Aufsicht
    – Präsidenten nur noch in Final- (vgl. Farid) bzw. Breakrunden
    – Phantomjurieren

    b) diejenigen Präsidenten, die als Wähler die nächsten Ausrichterclubs entscheiden dürfen, das Kriterium der Nachwuchsförderung stark gewichten

    Aktion: In der Einladung zur MVV wird dazu aufgerufen, sich im Vorfeld eine klare Meinung zu diesem Thema zu bilden.

    3. Reaktion auf VDCH-Vorstandsebene:

    Hier ist es wichtig, dass die Ausrichterclubs verpflichtet werden, nur die Teams starten zu lassen, die auch einen Juror und einen Präsidenten mitbringen (ggf. muss die n-1 Regelung überarbeitet werden).
    Aktion: Festschreibung einer Regelung im Rahmen der MVV

    Tragt diese Ideen in eure Clubs!

    Viele Grüße
    Eva

  44. Farid says:

    Super Beitrag, Eva. Noch kleine Anmerkungen:

    Mit Finalrunden meine ich die Breakrunden.

    Startverbot für Teams ohne Juror halte ich für zu starr. Die Faktoren “Clubgröße” und “Entfernung zum Turnier” beeinflussen die Mobilisierungsmöglichkeiten von Juroren. Positive Anreize wären hier angebrachter als negative.

  45. Alex (DD) says:

    “…in Tübingen hat sich das leider nicht immer angeboten, zumal es stark davon abhängt, ob a) die eigentlichen Hauptjuroren etwas abgeben wollen und ob b) auch die Redner im Raum gewillt sind, ein Nachwuchs-Feedback zu hören.”

    Punkt b) kann ich nicht nachvollziehen: Die Jury spricht mit einer Stimme und die strittigen Punkte wurden vorher ausdiskutiert – der “beaufsichtigte” Nebenjuror gibt also das offizielle Feedback. Da er beaufsichtigt wird, kann der Chefjuror im Notfall auch eingreifen, wenn Schwachsinn erzählt wird oder der Juror nicht zum Punkt kommt. Dass ich mir Feedback vom Hauptjuror im Nachhinein hole, ist klar und sollte sich auch nicht schwerer gestalten als das bisherige Suchen nach den Nebenjuroren.

    Dabei hätte man mit dem “beaufsichtigten” Jurieren ohne Probleme dafür gesorgt, dass sich auch Neulinge hervortun können (es muss ja nicht gleich die Beförderung zum Chefjuror in der nächsten Runde sein, es reicht ja, wenn man das Potenzial von jemanden erkennt und ihn dazu animiert, doch mal aufs nächste Jurierseminar zu fahren und häufiger im eigenen Club zu jurieren).

    Das mag vielleicht auf den ersten Blick nicht einleuchten, dass die Leute gerade auf Turnieren damit anfangen sollen, Feedback zu geben; aber Redner werden doch auch dann noch in der letzten Runde fair juriert, wenn sie nur noch durch eine Weltklasseleistung breaken könnten. Warum sollte also gerade beim Jurieren ein anderer Maßstab angelegt werden, wenn der einzige Grund darin besteht, dass einzelne Redner zu faul sind, sich ihr Feedback vom Chefjuror selbstständig nach der Runde zu besorgen?

  46. Mario (Pdm) says:

    Alex, bitte teile Deine Gedanken jenen mit, die sich nach einem Nachwuchs-Feedback bei den Chefjuroren des Turniers beschweren, wie man denn nur so “unroutinierte” Juroren zum Feedback einsetzen könne und dass das Jurorenpanel ohnehin nur schwach besetzt wäre. Ich befürchte, manchmal sind es dieselben Leute, die sich auch über fehlenden Nachwuchs beschweren.
    In Tübingen hatte das Cj-Team einige Abwägungen vorzunehmen, die mehrfach schon beschrieben wurden (siehe gaaanz oben, obere und untere Mitte). Ich betone es gerne: Von 16 gebreakten Juroren sind 6 ganz klar zum Jurier-Nachwuchs zu zählen. Das ist eine Quote, die uns andere Turnierausrichter erst einmal nachmachen müssen.

    PS: Aus rein pädagogischer Sicht fürchte ich, einem Nachwuchs-Feedback-Geber auf einem Turnier ins Wort zu fallen, würde diesem auf Ewigkeit jedwede Jurier-Glaubwürdigkeit entziehen und den betreffenden Hauptjuror gleichsam als nörgelnden Oberlehrer ausweisen. Das kommt -das hat die Diskussion gezeigt- auch nicht bei allen gut an. 😉

  47. Thore says:

    Das ist eine schöne lebhafte und (phasenweise) sehr konstruktive Diskussion. Mein Dank allen Beiträgen.
    Einen Sache stört mich noch: Der Punkt, dass es den Legendären Präsidentenentscheid gibt scheint mir teilweise als “Totschlagargument” verwendet zu werden. Aber suchen wir nach einer Analogie innerhalb des Debattierens, wo andere Mechanismen unumstritten angewendet werden, stoßen wir schnell auf den Fakt, dass bei Punktegleichstand zweier Freien RednerInnen gelost wird. Ich kann mich nur an einen einzigen Präsidentenentschied erinnern – mit dem mein Team in einer Breakrunde in Göttingen ausschied. Wenn man diesen ohnehin sehr seltenen Fall durch losen, wie bei den Freien RednerInnen ersetzt, ist das meiner persönlichen Meinung nach fairer. Ich weiß, diejenigen von Euch, die das nicht gerne hören/lesen könnten sagen, im Fall der Freien sind zwei verschiedene Debatten/Räume betroffen, weshalb das nicht vom Präsidenten EINER Debatte entschieden werden kann. ABER: Wenn auch in diesem (wirklich sehr sehr seltenen) Fall gelost wird, empfinden das die Ausgeschiedenen sicher als Fairer als eine Entscheidung, die eine einzelne Person vornimmt.
    Konstruktiv: OPD-Regelkommission oder Turnier-Ausrichter > mögen mal ausprobieren, den Präsidentenentscheid durch losen an notwendiger Stelle zu ersetzen.

  48. Steph (ehemals BT) says:

    Hallo.
    Die Diskussion ist hier schon weitfortgeschritten, aber ich möchte noch an dem Punkt zum Thema Nachwuchsjuroren und Marios Kommentar: “Das beste “Feedbackgeben unter Aufsicht” sollte -und das geht hier bisher etwas unter- aber in den Clubs geschehen. Das ist noch eine deutlich intensivere und häufigere Vorbereitung als das “Feedbackgeben unter Aufsicht” auf Turnieren. Wie die Redner das Debattieren bei den regelmäßigen Treffen festigen, sollten auch die Jurierfähigkeiten bei den Clubtreffen erweitert werden. In diesem Sinne bedauere ich die Erfahrung, dass nur etwa die Hälfte bis max. zwei Drittel der gemeldeten Juroren auf einem Turnier angeben, im Club zu jurieren oder Feedback zu geben. So ein Turnier ist nicht in erster Linie zur Ausbildung von Juroren geeignet.” anknüpfen.

    Ich bin der Meinung, das man den Nachwauchs mehr fördern sollte und das fängt schon in jedem einzelnen Debattierclub an. Wenn die Grundlage nicht stimmt, kann auch auf dem Turnier nichts nichts richtiges dabei raus kommen.
    Bereits im Club müssen die Juroren geschult und gefördert werden. Das heißt, potentielle Turnierjuroren sollten schon im Club die Debatten jurieren und Feedback geben. Hierbei ist die Unterstützung eines erfahrenen clubeigenen Juror notwendig. Wenn es den nicht gibt, dann kann man sicherlich andere Clubs um Hilfe bitten. Intern im Club kann es bereits Jurorenschulungen für alle Redner geben, um so allen das Jurieren näher zu bringen. Darüber hinaus gibt es ja die VDCH-Jurorenschulung, die mittlerweile dreimal in der Saison angeboten wird. Da sollte es doch für jeden die Möglichkeit geben einen Termin wahrzunehmen. Darüber hinaus sollte der Club die Juroren intensiv auf ein Turnier vorbereiten. Es kann nicht sein, das manche Clubs Juroren schicken, die noch nie im Club juriert haben, geschweige denn, die Regeln richtig umsetzen können. Wenn die Grundlage da ist, dann kann man auch mit dem Nachwuchs weiterarbeiten und ihn fördern.

    Der zweite Schritt passiert dann auf dem Turnier. Hier müssen dann die Chefjuroren/Hauptjuroren den Nachwuchs fördern und zum Beispiel unter Aufsicht den Nebenjuror das Feedback geben lassen. Was nicht so schwer ist. Der Hauptjuror kann während der Juroenbesprechung schon sehen, ob der Juror Talent hat oder nicht, wenn er seine Bewertung klar begründen und erklären kann.

    Wenn man die Regeln nicht kennt und nicht das Know How zum Jurieren auf ein Turnier mitbringt, braucht man sich hinterher nicht wundern, wenn man nur präsidiert. Wenn die Lücken dann zu groß sind, bringt auch die beste Förderung nichts. Und dann haben wir den Schlamassel, weil die einen es nicht können und sich hinterher beschweren, müssen es die anderen ausbaden, zum Leidwesen der Redner.

    Zusammenfassend kann man sagen:
    1. Schritt: Als Grundlage für einen Juroren ist die Schulung im Club und auf dem Seminar. Ohne die Grundlagen und Regelkenntnisse hat ein Juror auf einem Turnier nichts zu suchen.
    2. Schritt: Nachwuchs während des Turniers fördern, z.B. durch “Feedback unter Aufsicht”

    Die Nachwuchsförderung, gezielt in den Clubs, sollte Gegenstand der MV sein. Hier in der achten Minute bekommt es sicherlich nicht jeder Clubpräsident mit. Im Sinne aller Redner und Juroren sollte jeder Club dazu angehalten werden, die Juroren im Club besser zu unterstützen und zu fördern.

    Viele Grüße
    Steph

  49. Taufpate says:

    Liebe Mitstreiter,
    nach einigen klugen Antworten auf die aufgeworfenen Fragen hatte ich eigentlich geplant, mich nicht weiter einzumischen – leider gibt es nun aber doch noch ein paar Dinge, die mir ein solchen Anliegen sind, dass ich sie kurz teilen möchte.

    (1) Farid, ich möchte mich bei Dir entschuldigen, falls ich den Eindruck erweckt habe, Du wärst ein wenig humorfeindlich aufgestellt. Der Fehler lag ganz offensichtlich bei mir, der ich die Ironie in Deinen Worten nicht erkannt habe. Es hätte mir bereits auffallen müssen, als Du die Gleichberechtigungsfreundlichkeit der Amerikaner mit einem Zitat belegt hast, dass viele für sexistisch halten (all “men” are created…) und natürlich bist Du viel zu aufmerksam und politisch feinfühlig um nach einem beliebigen Kontakt mit dem Department of Homeland Security noch von einem unhierarchischem Geist des Amerikaners an sich auszugehen. Ich stand allerdings derart auf dem Schlauch, dass ich Deinen Witz erst verstanden habe, als Du den Vorwurf zum Thema “plumpe Versuch, rhetorisch manipulative Mittel auf Debattierer (sic!) anzuwenden” mit zwei ausgedehnten ad hominem (Variante 3: abusive) eingeleitet hast. Daher Touché und ich werde an meinem Ironieverständnis arbeiten!

    (2) Doch Spaß beiseite und zum eigentlichen Punkt, der mir tatsächlich sehr am Herzen liegt und der sich durch viele der Beiträge zieht. Es scheint sich ein Verständnis vom Juror zu verbreiten, dass ich für ausgesprochen schädlich halte und dem ich energisch widersprechen möchte. Ich weiss nicht ganz genau wie ich es paraphrasieren kann, ohne jemandem zu nahe zu treten, ich versuche es einmal mit “Juror sein ist lästig, weil man in der Debatte still sein muss, aber das wird zum Teil dadurch ausgeglichen, dass man beim Feedback umfangreich Stellung nehmen darf.”. – Ich glaube, mich würde dieses Verständnis kalt lassen, wenn ich nicht so viele Juroren erlebt hätte, die diese Einstellung auf Turnieren auch ausleben und während der Zeit die eigentlich für das Feedback gedacht ist, sich alles von der Seele quatschen, was ihnen an Kommentaren zur Debatte einfällt. Das steht in einem klaren Kontrast zu meinem Idealbild vom Juror (das ich zwar selbst nicht immer erreiche, aber in herausragenden Juroren immer wieder sehe): Der Juror ist ein Dienstleister der Debattanten. Unser Job ist es, (a) für eine faire Bewertung zu sorgen und (b) die Redner besser zu machen. Nur (b) dient das Feedback. Ein gutes Feedback ist ein ausgesprochen schwieriger Job, den man während der Debatte sauber vorbereiten muß (weshalb es auch eine Schnapsidee wäre, dem Hauptjuror auch das Präsidentenamt zu verleihen) und die nicht zuletzt auch durch umfangreiche Debattiererfahrung sehr erleichtert wird. Entsprechend bin ich persönlich auch deutlich lieber Nebenjuror (Dienstleister ausschliesslich für (a)) oder Präsident (Chef der Debatte) als Hauptjuror – vorausgesetzt ich muss mich deshalb nicht den Sermon eines Hauptjurors auf dem Egotrip anhörer. Es ist vielleicht kein Zufall, dass häufig diejenigen am lautesten nach eine “Beförderung” zum Hauptjuror rufen, die dafür am wenigsten geeignet sind. Beides kann nämlich (muss aber selbstverständlich nicht) seine Ursache im Willen zur Selbstverwirklichung zu Lasten der Debattanten haben.

    In diesem Zusammenhang auch noch zwei kleine Anmerkungen zu früheren Beiträgen: (i) “Juroren, die das erste Mal auf ein Turnier fahren, finden keine Freunde beim Pausengespräch und sind frustriert…”: Teilnehmer, die das erste Mal auf ein Turnier fahren und sich gleich als Juroren (als Trainer der Debattanten!) anmelden, haben vor allem bei der Anmeldung etwas falsch gemacht! – Selbst wenn dies manchmal vorkommt, so kann doch kein System der Welt dieses Problem auffangen! (ii) “Juroren verlieren im Moment nach der Debatte ihre Sonderrolle…”: Das ist im Fall einer ‘Juroren sind die Chefs der Debatte’-Philosophie eine sehr treffende Anmerkung. Im Fall der m.E. besseren ‘Juroren sind die Trainer der Debattanten’-Philosophie ist es hingegen nicht so einfach. Nach meiner Ansicht sollten sich die Juroren in der Debatte zurücknehmen und für das Wohl der Debattanten arbeiten. Wenn sie im Gegenzug für diesen wichtige, schwierige und vergütungslose Ehrenamt zu Mindest auf dem Rest des Turniers ein wenig Anerkennung bekommen, finde ich das richtig. Nicht zuletzt auch, weil dies hilft, gute Leute als Juroren bei der Stange zu halten. Wenn die Chefjuroren, die sich tagelang für das Turnier aufreiben, obwohl sie noch nicht einmal zum Ausrichterverein gehören, noch mehr Anerkennung bekommen, dann ist das m.E. ebenfalls richtig. (Selbst wenn das einer als eine verdeckte Hierarchie mißverstehen mag).
    Ein letzter Gedanke noch zu denen, die die Glaubwürdigkeit der “Präsident ist Chef, Hauptjuror ist Diener”-Position in Frage stellen. Mario hat richtigerweise schon auf seine Position hingewiesen. Ich möchte auch meine noch in den Ring werfen: Wenn man der Meinung ist, dass ich auf vielen OPD-Turnieren (insbesondere auf solchen, bei denen ich Chefjuror bin) Einfluß auf meine Verwendung habe (und Andreas “Godfather”-Mantra scheint dies geradezu vorauszusetzen), dann sollte man der Meinung sein, dass ich mich selbst immer auf Hauptjuror setze, damit ich mich optimal verwirklichen kann. Tatsächlich ist das genaue Gegenteil der Fall: bei diesem Turnier war ich einmal Hauptjuror, einmal Nebenjuror und einmal Präsident und bin dann nach dem Viertelfinal ausgeschieden. Bei früheren Turnieren als Chefjuror habe ich (wie zum Beispiel auf der DDM 2003) – wenn überhaupt – nur als Präsident ausgeholfen. Die einzige Ausnahme waren kleine Turniere (wie Bozen 2009) wo der Jurorenpool so eng gestrickt war, dass ich auch als Hauptjuror ran mußte. Wenn man also (richtigerweise) davon ausgeht, dass ich soviel wie möglich von einem Turnier haben will und (naheliegenderweise) denkt, dass ich die Rollen in der OPD weitgehend verstehe, dann scheint mir das ein Indiz dafür zu sein, dass zu Mindest einige von uns daran glauben, dass der Juror ein Dienstleister und der Präsident der Chef der Debatte ist.

    (3) Zu dieser ominösen Regelkommission der OPD: Die gibt es tatsächlich (wie im übrigen bei den meisten anderen Formaten auch). Und niemand, der mal auf der OPD-Service-Website (wo die Regeln und Materialien angeboten werden) vorbeigesurft ist, kann sie übersehen. Sie ist allerdings das genaue Gegenteil von einem Bewacher der “proprietären” Regeln (ein lustiger Gedanke übrigens, zeichnet sich proprietäre Software doch gerade dadurch aus, dass der Quellcode nicht veröffentlicht wird – und den Vorwurf, dass die OPD zu wenig veröffentlicht ist, höre ich tatsächlich zum ersten Mal!).
    Die Aufgabe der Regelkommission der OPD (wie auch der Regelkommissionen zur Tübinger Debatte, zur Deklamation und (der von der Dialektischen Gesellschaft Tübingen gewählten Regelkommission zur) Disputation) ist die Pflege der Regeln, die Beantwortung von auftretenden Fragen und die Reaktion auf Lücken oder Probleme sowie die Bereitstellung von Unterstützungsmaterialien. Im Idealfall ist das ein ausgesprochen lauer Job. Manchmal führt es zu tagelangen Arbeitssitzungen in denen die Probleme und mögliche Lösungen analysiert und ausgearbeitet werden. Um mal ein paar Hausnummern zu nennen: Die ursprüngliche Ausarbeitung der Regeln, Bewertungskriterien und des Kommentars hat (über mehrere Monate verteilt) ein paar hundert Stunden Arbeit gekostet. Die Erarbeitung der Zusatzmaterialien und des OPD-Handbuches ist dabei nicht mit eingeschlossen. Die momentanen Mitglieder der OPD-Regelkommission vereinen auf sich eine Debattiererfahrung von etwa 35 Jahren, vier akademische Abschlüsse in Rhetoriktheorie und eine Turniererfahrung von etwa 150 Turnieren seit 2001. Kann sich prinzipiell jeder Verein eine Regelkommission anschaffen? Ja. Der einzige Unterschied zur von der Streitkultur gewählten Kommission wäre die Tatsache, dass die Autoren der Formate vor Jahren die Verwertungsrechte an den Verein übertragen haben. Streng genommen hätte man es also lediglich mit Fragen des Urheberrechts und Plagiatismus zu tun – da das bisher aber weder die beiden Vereine (Streitkultur und Dialektische Gesellschaft) noch die Autoren besonders gejuckt hat, steht dem praktisch nichts entgegen. Wäre das eine besonders gute Idee? Das ist eine etwas schwierigere Frage. Persönlich halte ich es für eine nette Sache, auf Vereinsebene nach Herzenslust an den Regeln rumzuspielen. Einführung einer Privilegfrage (Danke Freiburg, ich fand das Ergebnis wirklich abwechslungsreich!), na klar. Offene Themenstellung (Mainz), warum nicht. Debattieren nur in rosa Hemden (damit bin ich in Tübingen gescheitert), vielleicht nicht so ideal.
    Bei größeren Turnieren hingegen, bei denen es auf ein wohlabgestimmtes, verlässliches, transparentes und mißbrauchsresistentes Regel- und Bewertunsgsystem ankommt, halte ich spontane Schnellschüsse für problematisch. Natürlich heisst das nicht, dass man nicht auch da Varianten bemühen kann (Der Streitkulturcup mit seinem Manuskriptverbot etwa), aber es ist mir ein großes Anliegen, dass man im Zweifelsfall auf ein Regelwerk zurückgreifen kann, dass sorgfältig gepflegt wird. Und für diesen Service wählt die Streitkultur Tübingen jährlich die Regelkommissionen. Die Mitglieder dieser Kommission versuchen ihre Augen und Ohren offenzuhalten, um jederzeit ein optimal funktionsfähiges Regelwerk bereitstellen zu können.

    Es gab noch viele andere kluge Vorschläge in dieser Diskussion (die Verkündung der Ergebnisse durch den Präsidenten zum Beispiel oder das Trainingsjurieren was wir unter dem Begriff des “Hilfsjurors” erstmals 2003 eingeführt haben – was aber einen sehr guten Jurorenpool voraussetzt), die überwiegend mit den Regeln nichts zu tun haben und ein paar praktisch wenig umsetzbare (die separate Anmeldung als Präsident wäre zum einen ein Setzungssupergau für den Tapmaster und die Chefjuroren und birgt zudem die Gefahr, dass Clubs in Verkennung der Position gerade Anfänger dort anmelden würden) die ich leider aus Zeitmangel nicht kommentieren kann.

    Ich möchte zum Schluß aber nochmal auf den Beginn dieses Threats zurückkommen und vielleicht das wichtigste unterstützen – als zugereister Außenstehender nochmal herzlichen Glückwunsch an die Turniergewinner aus Berlin und Mainz, herzlichen Dank an das ganze Orgateam und an das unermüdliche Chefjurorenteam! Mir hat das Turnier riesig Spaß gemacht!

    Michael H.

  50. Mathias (Pdm) says:

    Ich frag mich jetzt nur noch, wie man potentielle Juroren dafür motiviert, auf ein Turnier (egal welches Format) zu fahren, also dafür Geld und Zeit zu investierenen. Der Punkt scheint etwas vergessen zu werden.

    Nochmal, wenn es genug Leute gibt, die des Taufpaten (ein wirklich schöner Name) Einstellung teilen, ist ja alles in Ordnung. Ich muß aus Potsdam jedenfalls gestehen, dass wir Schwierigkeiten haben, Juroren für Turniere zu schicken (Wien: Niemand, Tübingen: Niemand (Mario war CJ)

    Ich kann die Leute nämlich nicht zwingen zu fahren und erst recht nicht dazu, Geld auszugeben.
    Redner motiviere ich immer mit: Du lernst auf einem Turnier soviel dazu.

    Wie motiviere ich aber Juroren? Warum sollten die auf ein Turnier fahren? “Juror ist Diener der Debatte, ” ist toll für Redner und beschreibt wirklich gut, wie eine Einstellung eines Juroren sein sollte. Aber reicht die Aussicht das Dienen zu lernen, damit GENUG Leute als Juroren zu einer Debatte fahren.

    Auch ein Juror ist jemand, der gibt etwas (Geld, Zeit) und wenn er etwas gibt, dann besteht auch die Chance, dass er etwas dafür bekommen will. Die Frage ist also, wie schafft man es, dass mehr Leute beim Jurieren den Spass Michael empfinden und gerne als Juroren wiederkommen.

    Wie machen das denn die anderen Clubs?

    Und: Was tun mit den CLubs, die (noch) nicht über einen Jurorenpool verfügen, der den Nachwuchs (wie gefordert) schult? Reichen da zwei Jurierseminare? Mal sehen ob bald jemand das ausprobiert, mit Juroren die K.O.Runden zu jurieren und dabei zu trainieren.

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