Zu Gast beim „Debattierclub, der eine Zeitung nebenher betreibt“ – Tina Rudolph über den Präsidententag der ZEIT 2014
–>Am 12. Dezember lud DIE ZEIT auch in diesem Jahr die Präsidenten der Debattierclubs des Verband der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) nach Hamburg ein, um interessante Perspektiven und Projekte der großen Wochenzeitung vorzustellen und „einen konstruktiven Austausch zu ermöglichen“, wie die Einladung versprach. Nachdem der Präsidententag im letzten Jahr rund 20 Teilnehmer zählte, erwartete DIE ZEIT in diesem Jahr mehr als den doppelten „Ansturm“. Schlussendlich saßen 37 Teilnehmer in einem gemütlichen Tagungsraum über den Dächern von Hamburg.
In Empfang genommen wurden wir von Mareike Fries und Christopher Alexander, den Verantwortlichen für die ZEIT DEBATTEN. Als Hauptorganisatoren dieses Treffens seitens der ZEIT sorgten sie gemeinsam mit der Praktikantin Adriana für einen reibungslosen Ablauf.
Als erste Referentin sprach Lina Kirstgen und gab nützliche Tipps zur Öffentlichkeitsarbeit für ZEIT DEBATTEN und ähnliche Events. Angefangen mit der Wahl des richtigen Veranstaltungsortes bis hin zu detaillierten Fragen wie „Wann und wie gebe ich eine erfolgreiche Pressemitteilung heraus?“, gab sie den Clubvertretern viel Wissen an die Hand. Gleichzeitig stellte sie das breite Spektrum an Veranstaltungen vor, das DIE ZEIT neben der Printausgabe in unterschiedlichsten Themenfeldern betreut.
Leider konnte Theo Sommer, langjähriger Freund des Debattierens und Mitbegründer der ZEIT DEBATTEN, dem Präsidententag nicht beiwohnen. Stattdessen bekamen wir die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Jochen Bittner, der für das Politik-Ressort schreibt und lange als Korrespondent in Brüssel gearbeitet hat. Er beantwortete viele Fragen rund um die Möglichkeiten und Besonderheiten seiner Arbeit beim „Debattierclub, der eine Zeitung herausbringt“, und zur aktuellen Russland-Problematik.
Enrique Tarragona, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter des Produktmanagements von ZEIT ONLINE, gab danach einen sehr numerisch geprägten Vortrag zur Resonanz und Zukunft der Internet-Ausgabe. Dabei berichtete er über die anfänglichen Gegensätze und Vorurteile zwischen Print- und Onlinejournalismus, die sich aber mittlerweile auf dem Kurs der Versöhnung befänden. Die Wochenausgabe und die Online-Artikel ergänzten sich für die Leser, sagte er. Dazu gab es interessante Nutzerzahlen im Wandel der Zeit und am Ende eine breite Diskussion über Ad-Blocker.
Als letzte Referentin sprach Charlotte Parnack, Redakteurin der ZEIT HAMBURG-Beilage. Sie stellte dieses neue Ressort vor und unterstrich dabei den gewagten Spagat einer überregionalen Wochenzeitung, auf regionaler Ebene zu berichten. Mit einer Synthese aus „Relevanz und Eleganz“ müsse man eine eigene Zielgruppe zwischen eingefleischten Tagesblattlesern und lokal wenig interessiertem Publikum finden. Diese scheint es aber durchaus zu geben, was die steigenden Auflagezahlen belegen, die das Projekt bis jetzt zu einem Erfolg machen.
Fast alle Mitstreiter des neuen Hamburg-Ressorts kämen aus den Redaktionen großer überregionaler Zeitungen. Deshalb zeigt diese Geschichte auch, dass so mancher Journalist, der von der großen weiten Pressewelt träumt, auch im (Hamburger) Hafen einer regionalen Zeitung nicht strandet, sondern erfüllende berufliche Perspektiven finden kann.
Sehr angenehm war es, dass sich unsere Gastgeber stets bemühten, einen Kontakt auf Augenhöhe zu ermöglichen. Die Referenten beantworteten wirklich jede Frage ernst und nahmen sich trotz drückender Termine gefühlt viel Zeit für uns.
Schon während der Veranstaltung war von allen Seiten viel positives Feedback zu hören gewesen und auch mir hat der Präsidententag sehr gut gefallen. Es war eine schöne Erfahrung, das Interesse der ZEIT an uns Debattierern auch über die Förderung der ZEIT DEBATTEN hinaus wahrzunehmen. Dabei vermittelten ausnahmslos alle Referenten den Eindruck, am Debattieren nicht nur aus dem Sponsoring-Verhältnis heraus interessiert zu sein, sondern dem Debattieren auch an sich große Wertschätzung entgegen zu bringen. Jochen Bittners oben erwähntes Zitat kennzeichnete dabei nicht den einzigen Moment, in dem unsere Gastgeber Parallelen zwischen dem Debattieren und dem Journalismus zogen und ein beinahe kollegiales Gefühl vermittelten. Dass auch auf kritische Nachfragen sehr offen und umfassend geantwortet wurde, ohne dass die Stimmung kippte, rundete diesen Eindruck ab.
Die entspannte Atmosphäre wurde am Nachmittag noch durch einige Varianten der berühmten Franzbrötchen versüßt. Ich hoffe, dass es auch im nächsten Jahr wieder einige Clubpräsidenten schaffen, in Erscheinung zu treten und DIE ZEIT weiterhin davon zu überzeugen, dass das Debattieren ein breites politisches und gesellschaftliches Interesse fördert, dass es von vielen Persönlichkeiten geprägt ist, die einen offenen, kritischen und rücksichtsvollen Umgang an den Tag legen – kurzum, dass es ein Sport ist, den es zu unterstützen und zu pflegen lohnt.
Besonders empfehlen würde ich die Teilnahme im nächsten Jahr denjenigen Clubs, die relativ jung sind und sich in die VDCH-Landschaft vielleicht noch nicht so stark eingebunden fühlen. Der Präsidententag bietet einerseits die Möglichkeit, professionelle Hilfe für die Öffentlichkeitsarbeit zu bekommen, damit der Club bekannter werden und Veranstaltungen gelungen auf die Beine stellen kann. Außerdem kann man einen unserer größten Sponsoren besser und „persönlicher“ kennenlernen und sich mit anderen Clubs vernetzen. Der Präsidententag stellt eine der wenigen Gelegenheiten dar, Vertreter aus so vielen Clubs kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen.
Vielen Dank an unsere Gastgeber und die fleißigen Organisatoren des VDCH – vor allem dafür, den Tag mit der diesjährig hohen Teilnehmerzahl zu stemmen! Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!
Tina Rudolph/hug – zuletzt aktualisiert am 17.12.2014 um 10.00 Uhr
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Tina Rudolph ist Vizepräsidentin des Debattierclubs Jena. Auf dem Frauenturnier in Jena debattierte sie im Finale. Gemeinsam mit ihren Teampartnern breakte sie außerdem in das Halbfinale des Gutenberg-Cups 2014. Derzeit studiert Tina Medizin und Philosophie.