„Es hat wenig Sinn, sich zur Vorbereitung mit deutscher Innenpolitik zu beschäftigen“ – MDD-Chefjuror Lukas Haffert im Gespräch

Datum: 1. Juni 2012
Redakteur:
Kategorie: Turniere

In weniger als einer Woche beginnt die Meisterschaft im Deutschsprachigen Debattieren (MDD) in Wien, die erste Meisterschaft im Debattieren außerhalb Deutschlands. Das VDCH-Land wartet schon gespannt auf das größte deutschsprachige Debattierturnier des Jahres und den Höhepunkt der ZEIT-DEBATTEN-Saison. Um das Warten ein bisschen zu verkürzen und schon mal einen kleinen Blick in das Chefjuroren-Team zu werfen, hat die Achte Minute Lukas Haffert (Köln) interviewt. Lukas wird gemeinsam mit Isabelle Fischer (geb. Loewe), Gudrun Lux und Tom-Michael Hesse die Meisterschaft chefjurieren.

Lukas Haffert während seiner Finalrede auf der Wartburg. Foto: Manuel Adams

Lukas Haffert, Chefjuror auf der Meisterschaft 2012 in Wien. Foto: Manuel Adams

Achte Minute: Hallo Lukas, schön, dass Du uns zu einem Interview zur Verfügung stehst! Weniger als eine Woche bis zur ersten Meisterschaftsdebatte – Du kannst dir vorstellen, wir sind alle entsprechend gespannt. Habt Ihr euch schon Eure Themen überlegt?

Lukas: Natürlich – den Großteil der Themen haben wir schon gemeinsam festgelegt. Ein bisschen Flexibilität erlauben wir uns aber noch, um auf Aktuelles zu reagieren. Und an der exakten Formulierung des einen oder anderen Themas werden wir wohl wieder bis kurz vor Schluss feilen.

Achte Minute: Du hast ja schon in Münster als Chefjuror fungiert. Die Rückmeldungen zu den Themen, die Du dort mit Dessislava Kirova und Clemens Lechner gesetzt hast, war durchweg sehr positiv. War das ein Vorgeschmack auf Wien?

Lukas: Naja, allzu viel kann ich Euch da natürlich nicht verraten. Aber wir versuchen sicherlich, ähnlich wie in Münster, innovative Themen zu setzen, die man vielleicht auf den Turnieren in diesem Jahr so noch nicht gesehen hat.

Achte Minute: Das heißt, unsere inhaltliche Vorbereitung können wir vergessen?

Lukas: Nein, das natürlich nicht. Erstens werden wir auch „klassische“ Themen abdecken und zweitens glaube ich, dass einem die Fähigkeit zur Wiedererkennung und Analogiebildung gerade bei ungewohnten Debattenfragen besonders hilft. Was aber sicher stimmt: es hat wenig Sinn, sich zur Vorbereitung mit deutscher Innenpolitik zu beschäftigen. Wir haben Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und die Themen werden für alle Redner gleichermaßen gut debattierbar sein. Das heißt nicht, dass es nur um Weltpolitik gehen wird. Natürlich werden wir auch länderübergreifende innenpolitische Diskussionen aufnehmen. Aber es wird sicherlich nicht um die institutionellen Details des deutschen Föderalismus gehen.

Achte Minute: Und was plant Ihr zum Thema Jurierung?

Lukas: Wir werden wieder ein umfangreiches Feedbacksystem mit Bögen für Redner, Hauptjuroren und Nebenjuroren verwenden. Das hilft uns bei der Gestaltung der Setzungen sehr. Schade ist natürlich, dass bei den einzelnen Juroren nicht so viel davon ankommt, da das Feedback ja zunächst nur bei den Chefjuroren landet. Natürlich ist der Jurorenbreak ein Feedback, aber kein sehr spezifisches.

Achte Minute: Und mehr Feedback könnt Ihr nicht weitergeben?

Lukas: Wir können den Inhalt der Feedbackbögen nur begrenzt weitergeben, da ja die Anonymität des Feedbackgebers gewahrt bleiben soll. Wenn aber ein Juror gutes Feedback bekommt, kommunizieren wir das natürlich gerne. Insgesamt finde ich, dass wir die Kultur des Feedbacks zum Feedback noch verbessern können. Man bekommt als Juror ja nicht so schrecklich viele Hinweise was man besser machen kann. Manche Juroren holen sich das ja direkt nach der Debatte persönlich von den Nebenjuroren oder auch von den Teilnehmern. Da ist dann halt immer die Frage, wie sehr ein spontanes Feedback von Freude oder Ärger über die eigene Platzierung dominiert wird.

Achte Minute: Was erwartete denn die Teilnehmer auf dem Jurorenfeld? Haben sich genügend Juroren über das separate Anmeldeverfahren angemeldet?

Lukas: Wir werden in Wien ein sehr hochwertiges Jurorenfeld haben. Wir haben allein neun ehemalige DDM-Chefjuroren und noch viele weitere sehr erfahrene Juroren dabei. Da sind wir mit der Anmeldung sehr zufrieden. Insgesamt haben sich 52 Juroren abgemeldet, aber in den letzten Wochen gab es leider noch einige kurzfristige Absagen, zum Teil auch, weil manche Juroren jetzt doch als Redner antreten. Das bedeutet, dass wir während der Vorrunden voraussichtlich in einzelnen Räumen nur zwei Juroren haben werden. Dagegen freuen wir uns, dass sich auch einige junge Juroren angemeldet haben. Es ist also auch eine Mischung aus jung und alt gegeben.

Achte Minute: Auf der letzten ZEIT DEBATTE im BP-Format in Münster hat das dortige Chefjurorenteam einen ausführlichen Kommentar zur Jurierung verschickt. Verrät uns dieser auch etwas über die Schwerpunkte, die du mit dem MDD-Chefjurorenteam bei der Jurierung setzen wollt?

Lukas: Grundsätzlich hängt die Jurierung natürlich vom Erfahrungsschatz aller Juroren ab, die mit uns das Turnier bewerten. Dass ganzheitlich juriert wird ist natürlich kein Geheimnis und bleibt auch in Wien gültig. Und gerade bei einem so wichtigen Turnier wie der MDD ist der Rechtfertigungsaspekt im Feedback sicher besonders wichtig. Vielleicht kann ich an dieser Stelle noch etwas zum Vorbereitungsseminar sagen, das Tom-Michael und ich am Donnerstagvormittag halten. Wir haben versucht das so zu konzipieren, dass sowohl Redner als auch Juroren davon profitieren können. Wer also schon Donnerstagfrüh in Wien ist und sich noch nicht angemeldet hat, kann das gerne noch tun!

Achte Minute: Zum Abschluss eine letzte Frage: Hast du noch einen persönlichen Tipp für die Redner?

Lukas: Mir persönlich ist sehr wichtig, auch weil ich selber lange als Schlussredner geredet habe, dass man beide Teampartner gleich wertschätzt – gerade auf den schließenden Positionen. Ich beobachte ein bisschen die Tendenz zu glauben: Gute Extension heißt Debatte gewonnen, schlechte Extension heißt Debatte verloren. Das ist nicht so. Der Schlussredner hat eine eigenständige Funktion – die muss er aber auch nutzen, er muss eine Eigenleistung erbringen. Es reicht nicht, als Schlussredner die Leistung der anderen Debattierer zu kondensieren. Man sollte auch nach der Schlussrede das Gefühl haben, jetzt etwas gehört zu haben, was man vorher nicht wusste: keine neuen Argumente, aber zum Beispiel eine neue Perspektive, die zeigt, wie die einzelnen Argumente miteinander in Beziehung stehen.

Achte Minute: Lukas, herzlichen Dank für das Interview.

Die Meisterschaft im Deutschsprachigen Debattieren ist das größte studentische Debattierturnier in deutscher Sprache. Die 12. Meisterschaft wird veranstaltet vom Verband der Debattierclubs an Hochschulen (VDCH) und findet 2012 zum ersten Mal in Wien statt. Organisiert vom Debattierclub AFA Wien werden vom 6. bis 10. Juni über 200 Redner und Juroren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erwartet. Schirmherr des Turnieres, das zugleich Höhepunkt der ZEIT-DEBATTEN-Serie 2011/12 sein wird, ist Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt.

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1 Kommentare zu “„Es hat wenig Sinn, sich zur Vorbereitung mit deutscher Innenpolitik zu beschäftigen“ – MDD-Chefjuror Lukas Haffert im Gespräch”

  1. Manuel A. sagt:

    Nun, als erste Meisterschaft im Debattieren außerhalb Deutschlands käme wohl auch die Österreichische Meisterschaft in Betracht…
    http://freie-debattierliga.blogspot.de/2011/12/afa-wien-ist-ostereichischer-meister.html

Kommentare sind geschlossen.

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