Wimpernschlagfinale beim Sachsen-Anhalt-Derby
Im Zuge der Förderung der Debattierneulinge haben der Debattierclub klartext Halle gemeinsam mit dem Debattierclub Magdeburg am ersten Dezemberwochenende ein Anfängerturnier in Halle bestritten. Deutschlands einziges Bundesland, in dem bisher alle vorhandenen Debattierclubs schon einmal deutscher Meister waren, startet damit eine neue Turnierreihe: Das Sachsen-Anhalt-Derby.
Für alle, die nicht aus Sachsen-Anhalt kommen (oder dort lange gewohnt haben), sei es noch einmal klar gestellt: Halle und Magdeburg – das geht eigentlich gar nicht! Was dem Kölner der Düsseldorfer, oder dem Schalker ein BVB-Fan ist, das ist für den Magdeburger der Hallenser. Die Städtefeindschaft schwelt schon seit dem Mittelalter und seit Magdeburg 1990 der Stadt Halle in einer knappen Abstimmung den Status der Landeshauptstadt vor der Nase wegschnappt hat, sind von beiden Seiten besonders gehässige Frotzeleien über „Hölle an der Saale“ oder „Magdedorf“ zu hören.
Wie gut jedoch, dass es Debattierer gibt! Die alte Städtefeindschaft kam den beiden Debattierclubs der Städte gerade recht, um am zweiten Adventswochenende ein Debattierderby in Halle auszutragen. Zum einen sollte dadurch die alte Hassliebe zwischen den Städten gefeiert werden, zum anderen bot das Turnier eine hervorragende Gelegenheit die Debattierneulinge einem ersten Härtetest zu unterziehen. Sowohl klartext Halle, als auch der Debattierclub Magdeburg hatten zum Beginn des Wintersemesters 2011/2012 fleißig die Werbetrommel gerührt und eine beachtliche Zahl von Erstis für die Clubs rekrutiert. So viele, dass es für ein eigenes Turnier reichte.
Klartext Halle richtete daher am Samstag und Sonntag ein zweitägiges Turnier aus. Als Chefjurorinnen standen Irene Adamski (Halle) und Miriam Hauft (Magdeburg) bereit. Vier Räume konnten gut gefüllt werden, und so stritten sich insgesamt 16 Teams in vier Vorrunden um den Break ins Halbfinale.
Bei der anschließenden Break-Verkündung jubelte Halle dann aber zu früh: Von klartext hatten sich zunächst fünf Teams ins Halbfinale durchgeboxt, was für Magdeburg nur drei Plätze übrig ließ. Die klare Führung für Halle. Doch dann trat ein Hallenser Team überraschend vom Break zurück, so dass das neunte Team im Tab nachrücken konnte. Dieses Team kam aus Magdeburg und so konnte unter großem Jubel der Ausgleich gefeiert werden.
Am Sonntag wurde gutgelaunt und mehr oder weniger ausgeschlafen das Halbfinale bestritten. Das Ergebnis fiel wieder höchst paritätisch aus: Zwei Magdeburger und zwei Hallenser Teams konnten ins Finale einziehen. Es blieb spannend bis zum Schluss – in ihrer Urteilsbegründung bei der Siegerehrung verriet die Jury zunächst, dass es am Ende auf ein Magdeburger und ein Hallenser Team hinaus gelaufen war, die als Sieger des Debattierderbys in Frage kamen. In diesem Wimpernschlagfinale hatte sich aber schließlich Halle durchgesetzt. Das Team „klartext A-Jugend“, bestehend aus Alice Bertram und Jonas Jung, gewann das erste Sachsen-Anhalt-Derby. Die achte Minute gratuliert!
Übrigens: Jonas ist erst 17 Jahre alt und noch Schüler. An der Wahl seines Studienortes wird also vielleicht auch der dort ansässige Debattierclub Interesse haben.
Das Fazit dieser beiden Tage: Die Städtefeindschaft bleibt zwar bestehen, aber zumindest die Debattierclubs von Halle und Magdeburg haben sich schrecklich lieb. Die Hallenser haben sich als großartige Gastgeber erwiesen und haben spontan ein tolles Turnier auf die Beine gestellt, vielen Dank dafür! Im nächsten Jahr zur selben Zeit trifft man sich in Magdeburg und dann gibt es ganz sicher Revanche.
Die Themen des Sachsen-Anhalt-Derbys im Überblick:
- Vorrunde 1: Dieses Haus führt die Widerspruchsregelung für Organspenden ein.
- Vorrunde 2: Dieses Haus würde islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen zulassen.
- Vorrunde 3: Dieses Haus fordert eine Revolution.
- Vorrunde 4: Dieses Haus würde in Syrien intervenieren.
- Halbfinale: Dieses Haus fordert die Abschaffung der Niederlassungfreiheit für Ärzte.
- Finale: Dieses Haus fordert eine Frauenquote in Führungspositionen der Wirtschaft.
Miriam Hauft / apf