Debating goes online: Zwei Debattenplattformen im Vergleich
Mit dem Siegeszug des Internet werden Debatten nicht nur in Parlamenten, Debattierclubs oder im privaten Kreise ausgetragen, sondern sind nun auch online gegangen. Aus diesem aktuellen Anlass hat die Achte Minute für Euch zwei Debattenplattformen unter die Lupe genommen und gegenübergestellt: debatare.de und sagwas.net. Beiden ist gemeinsam, dass sie Nutzer zum Diskutieren über politisch-gesellschaftlich relevante Themen verleiten wollen und mit einem frischen und jungen Design daherkommen.
Debatare.de wird von einem Team junger Journalisten rund um Streitkultur-Mitglied Gregor Landwehr betrieben und bleibt damit in der Form dem Hochschuldebattieren relativ eng verbunden. Mit einiger Regelmäßigkeit stellen die Betreiber Themen wie beispielsweise „Brauchen wir ein Frauenquote?“ zur Diskussion, die ab Erscheinungstag einen Monat lang zur Debatte stehen. Die eigentliche Debatte beginnt mit zwei Eröffnungsstatements von Experten aus Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft. In bester Debattiertradition vertritt dabei jeweils einer die Pro-, der andere die Contra-Seite. Nach diesem Anstoß zur Diskussion kann jeder frei entscheiden, wie er mit der Debatte umgeht. Man kann die Eröffnungsstatements bei Facebook „liken„, für oder gegen die Fragestellung des Themas stimmen und sich das Ergebnis der Gesamtabstimmung ansehen, das Thema bei Facebook kommentieren oder auf der Internetseite der Debatte einen eigenen Beitrag mit Angabe der Positionierung verfassen. Diese Beiträge werden unter den Eröffnungsstatements in Spalten nach ihrer Pro- oder Contra-Zugehörigkeit sortiert, was ein gewisse Übersichtlichkeit gewährleistet.
Neben den Partizipationsmöglichkeiten finden sich auf debatare.de auch kurze redaktionelle Beiträge der debatare-Betreiber zu politischen Themen aller Couleur, bei denen man sich Denkanstöße oder Anregungen für die Debatten holen kann. Zusätzlich werden in Interviews und kurzen Texten interessante Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vorgestellt, die einem nicht jeden Tag auf den Seiten der Zeitungen begegnen.
Trotz vieler bundesweiter Themen hat debatare.de einen starken Fokus auf das „Stammland„ der Autoren: Baden-Württemberg. Die Debattenplattform ist also für diejenigen besonders gut geeignet, die ein starkes Interesse an dieser Region haben. Abgerundet wird debatare.de durch eine eigene Facebook-Seite sowie einen Twitter-Account.
Bei sagwas.net hat sich das Gesamtkonzept bereits etwas weiter vom Hochschuldebattieren entfernt. Während sich die erste Plattform parteineutral präsentiert, ist sagwas.de ein Projekt der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Mitreden darf man hier erst nach der Registrierung und Login. Auch hier werden unter „Laufende Debatten„ regelmäßig Themen bekanntgegeben, wobei das Eröffnungsstatement nur für eine Seite Stellung bezieht. Diese Statements kommen nicht nur von den jeweiligen Experten, sondern auch von den Nutzern der Plattform selbst – hier kann man also stärker selbst aktiv werden.
Die Kommentierfunktionen sind bis ungefähr zwei Wochen nach Bekanntgabe des Thema geöffnet, dann wandert das Thema ins Archiv. Interagieren kann man ähnlich wie auf debatare.de: „Liken„, auf der gleichen Seite oder bei Facebook kommentieren. Allerdings werden hier alle Kommentare direkt untereinander angezeigt, was die Gefahr einer bloßen Aneinanderreihung von Einzelmeinungen ohne Bezug aufeinander in sich birgt.
Der Plattform stehen außerdem acht Blogger zur Verfügung, die sich neben Experten und Nutzern als Themensteller und Verfasser von Eröffnungsstatements beteiligen, was eine größere Vielfalt mit sich bringt. Sagwas.net hat keinen regionalen Fokus und befasst sich meist mit den Themen der bundesdeutschen Politik. Auch hier gibt es einen Facebook-Auftritt und dazu zwar keinen Twitter-Account, dafür aber einen aktuell gehaltenen Youtube-Kanal.
Die auf beiden Plattformen aufgeworfenen Themen könnten durchaus einem Debattierturnier entstammen und bieten insgesamt eine gute Möglichkeit, sich an interessanten Diskussionen im Netz zu beteiligen. Allerdings könnte ein Debattierer an dieser Stelle anmerken, dass keine Online-Diskussion die Lebendigkeit einer echten Debatte nachbilden kann.
xzy / apf
Dieser Artikel ist erschienen in Ergänzung zum aktuellen Newsletter des Verbands der Debattierclubs an Hochschulen (VDCH) “Debattenkultur in Deutschland” über das Thema “Debatten im Netz”. Der komplette Newsletter kann auf der Internetseite des VDCH heruntergeladen werden.