Deutschlandpremiere für ein international erfolgreiches TV-Debattenformat
Die erste Debatte von „Intelligence Squared Debate“ fand am letzten Mittwoch in Berlin zum Thema „Die Katholische Kirche ist ein Segen“ statt. Darüber debattierten zwei erklärte Kirchengegner, unter ihnen der Philosoph und bekennende Atheist Michael Scthmidt-Salomon gegen zwei Kirchenbefürworter um den Theologieprofessor Peter Schallenberg.
John Gordon, der mit dem vor 10 Jahren ins Leben gerufenen Format regelmäßig mehr als 1000 Zuschauer zu Publikumsdebatten im Oxford-Style in London, den USA und Australien streiten lässt, war persönlich anwesend, um den Berlinern ein paar Worte mit auf ihre, wie er sagte, neue Erfahrung mitzugeben. Man hätte ja lange gezweifelt, ob Debattieren in Deutschland funktioniere, aber nun freue er sich, dass man es doch wagt. Wie in England wurde die Debatte aufgezeichnet – allerdings muss auf eine Ausstrahlung hier in Deutschland, wie sie in England auf BBC World erfolgt, wohl noch gewartet werden, so die Veranstalter.
Diese haben eigentlich gar keinen speziellen Debattenhintergrund, waren aber umso glücklicher, über 150 Zuschauer ins Haus der Berliner Festspiele gelockt zu haben. Diese waren wohl auch gekommen, da man sich mit dem 11. Internationalen Literaturfestival einer beliebten Berliner Plattform für die Werbung bedient hatte und erlebten eine interessante, wenn auch etwas ungeordnete Debatte, in der auch die Redner wohl das neue Format noch etwas üben mussten. Die 9-minütigen Reden, mit denen die Debatte eröffnet wurden, bestritten die Redner gut vorbereitet, aber leider ohne strukturierte Argumente oder einer echten, philosophischen Analyse – das Argument, was denn ohne die Kirche mit den ganzen Gotteshäusern passieren solle, sei da nur stellvertretend genannt.
Der darauf folgende offene Aussprache, in der das Publikum Statements und Fragen stellen konnte, blieb leider auch, zumindest aus der Sicht der anwesenden Mitglieder Berliner Debattierclubs, hinter den Erwartungen zurück. Direkt geantwortet wurde leider nur wenig, die Redner verloren sich in Politikerantworten und die Moderatorin war sichtlich damit überfordert, der Aussprache klare Regeln zu geben – unkontrollierte Redezeiten und Fragensammlungen eingeschlossen.
Hinterlassen wurden die Zuschauer denn auch etwas ratlos ob der radikalen, aber trotzdem wenig aufeinander bezogenen Debattenfronten, die sich ihnen geboten hatten. Tenor, so viele Besucher nach der Veranstaltung: Diese Frage war vielleicht zu komplex für eine Debatte – oder, aus der Sicht eines Debattierers, vielleicht zu komplex für die anwesenden Experten.
Trotzdem schien es vielen gefallen zu haben, was Hoffnung auf Fortsetzung weckt: Vielleicht interessiert sich ja doch demnächst der erste große Fernsehsender für die Debatte?
Einen ausführlichen, inhaltlichen Bericht findet ihr auch bei diesseits.de: „Die katholische Kirche ist ein intellektuelles Ärgernis“.
Text: Philipp Stiel / tr
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