Erstes “Tübinger Forum“ voller Erfolg
Politische Podiumsdebatte am Neckar – Ende Januar richtete die Streitkultur Tübingen im Neuen Senat der Uni Tübingen das erste “Tübinger Forum“ aus. Eine hochkarätig besetze Expertenrunde stritt unter der Leitung von Präsident Simon Lehle dabei im Format der Tübinger Debatte über das Thema “Stuttgart 21, Rauchverbot und Schulreform: Brauchen wir mehr bürgerliche Mitbestimmung?“. Die vier Podiumsredner waren Sebastian Frankenberger, der Initiator des bayerischen Rauchverbots und ÖDP-Vorsitzender, der ehemalige S21-Sprecher und Landtags-Vizepräsident Wolfgang Drexler, der Tübinger Grünen-Landtagskandidat Daniel Lede Abal sowie Rüdiger Wulf, Jura-Professor in Tübingen, Referatsleiter am Justizministerium Baden-Württemberg und Ehrenmitglied der Streitkultur.
Wie immer, wenn im Format der Tübinger Debatte gestritten wird, hat sich auch hier das Publikum aktiv beteiligt. Knapp 100 Zuschauer folgten der Einladung und begaben sich am Sonntagnachmittag in den Neuen Senat, um den Experten Fragen zu stellen oder Statements abzugeben. Dabei entwickelte sich eine vielschichtige Debatte, in der gestritten wurde über Quorensenkungen für Bürgerbeteiligungen, über die Frage, ob Volksbefragungen manipulierbar sind und welche Vorteile indirekte Demokratien bieten. Sebastian Frankenberger lobte Bürgerbegehren als “wichtige Korrektive zur parlamentarischen Demokratie“, wohingegen Professor Wulf deren “elitären Charakter“ angriff, da nur “bestimmte Schichten ihre Interessen“ durchzusetzen versuchten. Daniel Lede Abal wies darauf hin, dass selbst die Existenz Baden-Württembergs als Bundesland auf direkte Demokratie zurückgehe und Wolfgang Drexler nutzte kritische Zuschauerbeiträge, um das Bahnprojekt “Stuttgart 21“ zu verteidigen. Im Anschluss an die Debatte nahmen zahlreiche Zuhörer und die Expertenredner bei Sekt und Orangensaft die Gelegenheit wahr, die eine oder andere Frage im kleineren Kreis weiter zu erörtern.
Mit dem “Tübinger Forum“ wagte die Streitkultur den Versuch, für das Publikumsformat der “Tübinger Debatte“ neben dem “Professoren-Studenten-Duell“ und vereinsinternen Veranstaltungen eine neue Plattform zu etablieren. Dabei wurden die ursprünglichen Regeln den veränderten Anforderungen angepasst: Die Einteilung der Redner in Pro- und Contra-Seite wurde in diesem Fall auf Wunsch der Experten aufgehoben, sodass die Redner in ihrer Argumentation nicht festgelegt waren; Redezeiten wurden flexibler gehandhabt. Diese Veränderungen beeinträchtigen das Streitgespräch in seiner Identität als “Tübinger Debatte“ jedoch keinesfalls. Im Gegenteil: Die Auftaktveranstaltung überzeugte Zuschauer, Redner wie Initiatoren gleichermaßen, sodass der Debattierclub am Neckar demnächst weitere “Tübinger Foren“ im Stile politischer Podiumsdebatten ausrichten wird.
Simon Lehle / apf
Die Tübinger Tageszeitung „Schwäbisches Tagblat“ berichtete bereits am 24. Januar in ihrer Printausgabe über den Erfolg des „Tübinger Forums“. Dort schließt der Autor:
„Auch Drexler will die Gesellschaft politisieren: ‚Das läuft alles nur noch in Talkshows ab.‘ Nicht ganz – wie diese Tübinger Debatte bewies.“
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apf