Schobbe-Cup 2010: Ein Rückblick auf das Wochenende mit dem „Ebbelwoi“

Datum: 20. August 2010
Redakteur:
Kategorie: Themen, Turniere

„Schoppen statt Schobbe“ lautete der Name eines Münchner Teams am vergangenen Wochenende. Ein Affront gegen das Hessische? Und das aus Bayern? Nach ausreichendem Konsum des regionaltypischen Apfelweins fiel jedoch auch dem letzten Zweifler auf, dass mit Schobbe im Blut die weiche hessische Aussprache einfach leichter über die Lippen kommt. Diesem Charme des Apfelweins konnte sich beim Schobbe-Cup 2010 Mitte August keines der 15 angereisten Teams aus 13 Debattierclubs entziehen. Sowohl alte Hasen als auch Newcomer gaben sich ein Stelldichein beim Frankfurter Debattierclub Goethes Faust, um im Format OPD gegeneinander anzutreten.

Teamsitzung der Paderbornerinnen beim Schobbe-Cup. (Foto: Marion Seiche)

Am ersten Tag des Turniers war das Wetter den Debattanten gnädig gestimmt: Die Sonne lachte über dem neuen Frankfurter Campus Westend, der durch seine futuristisch anmutenden Bauten beeindruckte. Vor allem das Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, in dem die Vorrunden stattfanden, glich eher einer imposanten Bankfiliale aus der Zukunft als einem Ort, wo im Hier und Jetzt Vorlesungen gehalten werden.

Nach drei Vorrunden mit spannenden und lustigen Themen, wie „Braucht Deutschland Volksentscheide auf Bundesebene?“ oder „Sollen Singles über 30 verpflichtet werden, sich in Partnerbörsen anzumelden?“, die dem Klassiker-Repertoire der Chefjuroren entliehen waren, brachen die Teilnehmer zur Party im Keller des Studierendenhaus auf. Wer es geschafft hat, „Last Team Standing“ zu werden, kann im Nachhinein leider nicht mehr ermittelt werden, denn der seit dem Nachmittag andauernde Schobbe-Konsum forderte schon bald seinen Tribut. Kurz nachdem sich auch die letzten feierwütigen Debattanten in die Jugendherberge beziehungsweise in ihre Schlafsäcke zurückgezogen hatten, brach auch schon der zweite Turniertag mit Halbfinale und Finale an. Der Sonntag bescherte dem Debattiervolk leider kein schönes Wetter, die Regenschauer hatten allerdings keinen Einfluss auf das rhetorisch fulminante Finale.

Fraktionsfreie Redner und Juroren folgen einer Vorrundendebatte beim Schobbe-Cup 2010. (Foto: Marion Seiche)

In der Finaldebatte stritt die Regierung „Die Kinder vom Bahnhof Zoo“ von der Berlin Debating Union (Georg Sommerfeld, Dessislava Kirova, Kai Dittmann) mit der Opposition „Bonn Generations“ (Jens Fischer, Gudrun Lux, Isabelle Loewe) über das auf den ersten Blick eher technische Thema „Soll die Idee der Netzneutralität von Daten aufgegeben werden?“. Wer eine langweilige Auseinandersetzung über Datenschutz, Sicherheit im Netz und das Recht auf Datenpriorisierung im Internet zu hören dachte, wurde eines Besseren belehrt, denn der Debatte mangelte es nicht an Unterhaltsamkeit. Eine unerwartete Wendung nahm das Finale, als es mitten in der der Debatte nicht nur um technische Argumente ging: Die Redner zeigten sich besorgt, dass etwa einer der der Fraktionsfreien Redner im Verteidigungsfall nicht mehr die notwendige Entspannung finden könne, wenn YouPorn, ein Videoportal für Pornofilme, bei der Datenübermittlung nachrangig behandelt würde. Auch der Angst vor chinesischen oder russischen Panzern wurde Ausdruck verliehen. Schließlich sorgte der dritte Fraktionsfreie Redner für eine Überraschung, da er sich weder auf die Seite der Regierung noch auf die Seite der Opposition stellen wollte und die berühmt-berüchtigte Generalopposition einnahm. Er trat neben einer Reihe von sinnvollen Argumenten auch dafür ein, dass er weiterhin sein Lieblingsetablissement besuchen darf – was ebenfalls sehr deutlich zur Erheiterung der Anwesenden beitrug.

Den Sieg davongetragen hat das Team aus Bonn. Jens, Gudrun und Isa konnten mit ihrem Standpunkt, dass eine Datenpriorisierung, um die es beim Thema Netzneutralität maßgeblich geht, nicht nur der Gesellschaft schadet, sondern auch dem Einzelnen, ja, dem Debattierer: Wie soll die Internetpräsenz etwa der Achten Minute aufgerufen werden, wenn die Daten kommerzieller Anbieter von den Netzbetreibern bevorzugt behandelt werden?

Wohl gerade die Teams aus München hätten dem Namensgeber des Turniers, dem Schobbe, ihr gewohntes Bier vorgezogen. Die Stimmung während des gesamten Turniers hat darunter jedoch überhaupt nicht gelitten – im Gegenteil! Am Ende war nicht mehr viel von diesem regionaltypischen Apfelwein übrig, der großen Mehrheit hatte der „Gödderdrobbe“ (für Nicht-Hessen: Göttertropfen!) vom Main doch gemundet. Und so zieht die Hauptorganisatorin des Schobbe-Cup Marion Seiche eine durchweg positive Bilanz und freut sich bereits jetzt auf die Neuauflage des Schobbe-Cups im nächsten Jahr.

Xenia Zhykar / apf / glx

Am Mariä-Himmelfahrt-Wochenende wurde der Schobbe-Cup zum zweiten Mal nach 2009 vom Debattierclub Goethes Faust Frankfurt veranstaltet. Es traten 15 Debattierteams aus 13 Debattierclubs an, um sich im Debattierformat OPD miteinander zu messen. Nach drei Vorrunden am Samstag wurden am Sonntag Halbfinaldebatten zwischen Bonn und Mainz sowie zwischen Berlin und Jena ausgetragen, bevor im Finale schließlich das Team des Debattierclub Bonn mit Gudrun Lux, Isabelle Loewe und Jens Fischer gegen das Team der Berlin Debating Union mit Dessislava Kirova, Georg Sommerfeld und Kai Dittmann siegte. Die besten Finalredner wurden Jens Fischer aus dem Siegerteam und der Fraktionsfreie Redner Nicolas Eberle vom DCJG Mainz mit gleicher Punktzahl; als Fraktionsfreie Redner sprachen außerdem Severin Weingarten (DG Jena) und Florian Umscheid (WG Potsdam) im Finale. Die Chefjuroren des Turniers waren Florian Prischl (DK Wien) und Pauline Leopold (SK Tübingen). Schobbe-Turniere sind in Hessen freundschaftliche Wettkämpfe, bei denen Schobbe,  der regionaltypische Apfelwein, gereicht wird.  Der floss selbstverständlich auch bei diesem Turnier in Strömen.

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