Es bietet sich doch keine bessere Gelegenheit, das Angenehme mit dem Angenehmen zu verbinden – das Debattieren und das Reisen. Ohne die Teilnahme am Zagreb Open wäre ich wohl auch die nächsten Jahre meines Lebens nicht so einfach auf den Balkan gekommen.

Trotz des winterlichen Unwetters am Abflugort München schafften wir es mit zwei Stunden Verspätung bei 40 Minuten Flugzeit in die wunderschöne Hauptstadt Kroatiens. Eine nette Begrüßung der Organisation: ein Shuttleservice vom Flughafen zum Hostel!

Anna England-Kerr am Pult beim "grand final" des Zagreb Open 2010 (Foto: Eva Schlindwein)

Dank des gut geplanten Ablaufs fanden die Debatten mit fünfminütigen Reden ohne große Verzögerung statt. Nach den vier Vorrunden, den Halbfinals mit Siebenminutenreden und dem Grand Final wurde das Team “Savudrijska Vala“ in der Schließenden Opposition (Anna England-Kerr und Ert Podlogar) zum Sieger der Zagreb Open 2010 gekürt. Im Finale standen sie den Teams “Hello Ladies” (Tijana Mijalkovic und Dino Isbegovic, Eröffnende Regierung), “Shrink“ (Manos Moschopulous und Maja Cimerman, Eröffnende Opposition) und “IMF“ (Luka Calaric und Igor Turkovic, Schließende Opposition) gegenüber.

Vor dem Hintergrund hochaktueller Ereignisse war das Thema des Grand Finals äußerst brisant: Am ersten Turniertag war der ehemalige kroatische Premierminister Ivo Sanader in Österreich wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet worden und wartet dort nun auf seine Auslieferung nach Kroatien. Das Thema des Grand Finals lautete passenderweise: “This house believes that bribery is a legitimate tool for policy making.” Die Finaldebatte fand nach einem kurzen Vortrag der Anti-Korruptionsbeauftragten statt und sorgte für angeheizte Stimmung im Saal.

Dank der Warmherzigkeit der Clubmitglieder aus allen Balkanländern herrschte während des gesamten Turniers eine super Stimmung. Die Kroaten verstehen es, Themen auf witzige Art einzuleiten. Vor jeder Runde wurde ein einleitendes Video gespielt – in Runde 3 waren es Szenen aus Forrest Gump. Nach dieser kurzen Vorführung wurde die Motion “This house would give drugs to mentally handicapped people” präsentiert, worauf alle etwas geschockt reagierten. Fünf Sekunden später jedoch: “Gotcha!” – Erleichterung im Publikum und Gelächter über die gelungene Irreführung. Das echte Thema der dritten Vorrunde lautete: “ This house believes that wikileaks is a threat to global security.”

Nach diesem Wochenende des Debattierens und Feierns kommen wir gerne nächstes Jahr wieder nach Zagreb!

Die “motions“ des Zagreb Open 2010 im Überblick:

• Round 1: This house would ban artificial insemination for single women.
• Round 2: This house believes that a morning of awkwardness is always better than a night of loneliness.
• Round 3: This house believes that wikileaks is a threat to global security.
• Round 4: This house would only fund university programs that contribute to that state’s economic prosperity.
• Final: This house believes that bribery is a legitimate tool for policy making.

Eva Schlindwein / apf

Unsere Autorin Eva Schlindwein, Jahrgang 1986 und Debattantin der Debattiergesellschaft Jena, nahm am vergangenen Wochenende mit ihrem Teampartner Martin Zintl vom Debattierclub München am Zagreb Open 2010 teil.