Anne Uder, Nachwuchspreisträgerin 2023, im Interview

Datum: 28. Juni 2023
Redakteur:
Kategorie: DDG, Mittwochs-Feature

Bei der diesjährigen Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft in Potsdam verlieh das Konklave der Deutschen Debattiergesellschaft e.V. den Nachwuchspreis an Anne Uder. Im Interview mit Hannah Bilgenroth stellt sich die Nachwuchspreisträgerin vor.

Die Preisträgerin des DDG-Nachwuchspreises 2023. – Foto: Hannah Bilgenroth

Anne, herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchspreis! Magst du dich zu Beginn kurz vorstellen?

Hi, klar, ich bin Anne Uder, ich bin 19 und komme aus Erlangen. Seit dem letzten Wintersemester studiere ich in Würzburg Physik und bin auch seit Beginn des Studiums, also seit Oktober, regelmäßig beim Debattieren.

Wie bist du zum Debattieren gekommen?

In der Schule, ungefähr in der neunten Klasse müsste das gewesen sein, gab es eine mündliche Schulaufgabe, die hieß debattieren. Daraufhin hat mein Lehrer gefragt, ob ich nicht Interesse an so etwas wie „Jugend debattiert“ hätte, was ich natürlich hatte. Leider waren wir aber zu wenig Teilnehmende bei uns an der Schule, sodass das gar nicht stattfinden konnte. Nach dem Abi hat mich mein Lehrer dann aufs Hochschuldebattieren verwiesen, was ich gegoogelt habe, als ich nach Würzburg gezogen war. Nach den ersten Clubabenden bin ich dort dann hängengeblieben.

Wie hast du dich gefühlt, als du am Galaabend von deinem Nachwuchspreis erfahren hast?

Wow, nee sehr gut! Es war super surreal im ersten Moment. Einfach krass. Ich hatte schon das Gefühl, dass das Turnier gut lief, aber das war schon ne Bestätigung, dass man doch irgendwie „gut“ ist.

Was sind deine Pläne für die nächste Zeit im Debattieren? Hast du konkrete Ambitionen?

Nichts Konkretes eigentlich. Schon mehr debattieren erstmal. Ich möchte regelmäßig auf Turniere fahren und das Ganze ein bisschen kompetitiv angehen, aber vor allem Spaß haben. Wobei ich durch das Kompetitive auch ein bisschen Angst habe, den Spaß zu verlieren, und das will ich auf jeden Fall vermeiden. Das Kompetitive macht zwar schon auch Spaß, aber der Kern ist glaube ich, dass man in ’ner Debatte sitzt und Leute schlaue Dinge sagen, wo man sich selbst so denkt „Wow, da wäre ich nie draufgekommen“. Damit freut man sich auch über die Teams, die besser sind als man selbst.

Mit was für einem Team bist du auf der DDM angetreten?

Wir sind kein so riesiger Club in Würzburg und mein DDM-Team hat sich eigentlich einfach so ergeben. Wir drei haben auf zwei Clubabenden zufällig in einem Team geredet und das hat direkt ganz gut geklappt, wir waren schnell eingespielt. Wir haben uns gegenseitig gefragt, ob wir uns weiterhin vorstellen können, miteinander zu reden, und daraufhin sind wir in der Dreiergruppe geblieben. BP rede ich jetzt meistens mit Sven [Bake; Anm. d. R.], aber das ist auch relativ offen, je nach dem wer gerade Lust hat, auf ein Turnier zu fahren.

Wie sieht dein Cluballtag denn aus? Und wie bereitest du dich sonst so aufs Debattieren vor?

Donnerstagabends haben wir Clubabend, wo ich wöchentlich bin. Bis zu den Regios war das eigentlich alles. Nach den Regios, also als Vorbereitung der DDM, haben wir uns zusätzlich noch meist dienstagabends zum Trainieren getroffen. Da haben wir Vorbereitungszeiten geübt und Reden gehalten.

Da mir das Debattieren einfach sehr viel Spaß macht, schaue ich in meiner Freizeit viele Debatten und Workshops auf YouTube. Irgendwann hatte ich das Gefühl, die deutschsprachigen glaub‘ ich relativ durchgeschaut zu haben. Daher greife ich, gerade im Workshopbereich, auch viel auf englischsprachiges Material zurück. Wobei vor der DDM in OPD ja eigentlich die deutschen hilfreicher waren als die BP-Workshops.

Inhaltlich habe ich glaub‘ ich eigentlich nicht so viel Ahnung. Also klar, regelmäßig Zeitung lesen und schauen was in der Welt geschieht mach‘ ich schon, aber Themen preppen oder bestimmte Bücher lesen jetzt nicht speziell, auch wenn ich das echt bewundernswert finde. Heißt ja aber schließlich auch durchschnittlich informierter Zeitungsleser.

Was hast du für einen Eindruck von der Debattierszene?

Alle sind super nett und sehr offen für neue Leute. Auch die Dinos reden nach ’ner Debatte mit einem und binden einen schnell ein. Das finde ich echt nett. Wie gut man in der Debatte war ist dabei voll egal, sondern man ist unabhängig von der Qualität der eigenen Rede ein Teil der Gruppe. Also insgesamt alles Menschen, mit denen man sich gerne umgibt. Es ist ja schon ein besonderes Hobby und alle sind dementsprechend auf dieselbe Art ein bisschen weird, aber dadurch versteht man sich halt auch direkt gut.

Würdest du auch mal international debattieren?

Hmm, ja, ich glaub ich fänd’s schon cool auch mal international Erfahrung zu sammeln. Wir haben auch einmal im Monat ’ne englische Debatte, das ist schon nice. Ich weiß jedoch nicht, ob ich mich das trauen würde. Es ist schon ’ne hohe Hürde, das zu tun. Was ist, wenn man dann vorne steht und nicht mehr weiß, was man sagen soll. Dann ist das noch viel unangenehmer, wenn da die Sprachbarriere dazukommt. Aber irgendwann mal, doch schon, macht sicher Spaß.

Was machst du sonst noch neben Uni und Debattieren?

Ich lese sehr gerne und spiele Klavier. Hin und wieder mache ich Sport, muss ja auch mal sein. Ansonsten bindet mich das Studium gerade zur Klausurenphase jetzt sehr ein.

Was strebst du mit deinem Studium an?

Irgendwann würde ich gerne in die Forschung, aber ist auch noch sehr offen. Erstmal ist es ja hoffentlich ’ne gute Grundlage für vieles. Aber langfristig keine speziellen Vorstellungen, gerade erstmal.

Abschließend etwas philosophisch: Was ist debattieren für dich?

Erstmal unromantisch: Ein bisschen so ein strategisches Spiel. Klar, irgendwo ist dieser Aspekt der Demokratieförderung. Man tauscht sich ja schon über interessante Themen aus und bringt den Diskurs weiter. Aber das feste Format ist ja schon eher ein Spiel. Es bringt einen weiter, weil man gezwungen wird, Argumente zu finden.

Vielen Dank für das Kennenlernen, liebe Anne!

Das Mittwochs-Feature: Mittwochs veröffentlicht die Achte Minute ab 10.00 Uhr oftmals ein Mittwochs-Feature, worin eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt gestellt wird. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.

hb./lok.

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