Tübingen gewinnt die ZEIT DEBATTE Hamburg
Die Streitkultur aus Tübingen hat die ZEIT DEBATTE Hamburg gewonnen. Im Finale konnte sich das Team Streitkultur Ares (Jan Ehlert, Marius Hobbhahn, Samuel Scheuer) als Opposition gegen das Göttinger Regierungsteam Monster von Lauch Ness (Nikos Bosse, Habakuk Hain, Robert E.) durchsetzen. Das Finale mit dem Thema „Sollte die EU den ‚Euro für Alle‘ einführen?“ wurde von den Fraktionsfreien Rednern Julius Steen, Jakobus Jaspersen (beide Rederei Heidelberg) und Gerrik Verhees (Dresden) komplettiert. Juriert wurde es von Jan-Gunther Gosselke (Hauptjuror), Gwendolyn Zeuner, Sibylla Jenner, Leonardo Martinez, Jannis Limperg und Tim Reitze als Präsident.
Den Preis für die beste Finalrede überreichte die Ehrenjury, bestehend aus Dr. Thomas Paulsen (Körber-Stiftung), Katharina Fegebank (Zweite Bürgermeisterin der Stadt Hamburg), Christine Neuhaus (ZEIT-Stiftung), Prof. Dr. Jetta Frost (Vizepräsidentin Uni Hamburg) und Thore Wojke (Deutsche Debattiergesellschaft) dem Tübinger Schlussredner Samuel Scheuer. Besonders die Sprachbilder seien ihnen im Gedächtnis geblieben, so die Begründung.
Bereits vor dem Finale wurden die Preise für die besten Juroren vergeben. Sie gingen an Jannis Limperg, Samuel Gall und Anton Leicht (Nachwuchsjuror). Zur Ermittlung der Preisträger war jedem Juroren eine Liste vorgelegt worden, in dem drei Personen angegeben werden konnten.
Teambreak:
1. Die Monster von Lauch Ness (Nikos Bosse, Habakuk Hain, Robert E.) – 1284,98 Punkte
2. Tiger, Drache und Faultier (Julius Steen, Anna Markus, Jakobus Jaspersen) – 1263,91 Punkte
3. Streitkultur Ares (Jan Ehlert, Marius Hobbhahn, Samuel Scheuer) – 1240,09 Punkte
4. Das Beste kommt zum Schluss (Hendrik Sannwald, Johannes Bechtle, Johannes Meiborg) – 1216,83 Punkte
Fraktionsfreie Redner:
Peter T., Kim Niemann, Gerrik Verhees, Nico Lachmann, Johanna von Engelhardt, Julian Keimer
Als Juroren breakten neben den drei Chefjuroren Sabrina Effenberger, Leonardo Martinez und Jan-Gunther Gosselke zudem Jannis Limperg, Konstantin Krüger, Lennart Lokstein, René Geci, Samuel Gall, Helen Goppelt, Tim Reitze, Vivien Hard, Sophie Reule, Philipp Schmidtke, Anton Leicht, Christoph Saß, Gwendolyn Zeuner, Martin Reinhardt und Sibylla Jenner.
Die Top 10 Redner der Vorrunden:
1. Robert E. – 58,75 Punkte im Mittel
2. Jakobus Jaspersen – 57,13 Punkte im Mittel
3. Jan Ehlert – 56,48 Punkte im Mittel
4. Nikos Bosse – 55,91 Punkte im Mittel
5. Habakuk Hain – 54,47 Punkte im Mittel
6. Julius Steen – 54,1 Punkte im Mittel
7. Marius Hobbhahn – 54,07 Punkte im Mittel
8. Johannes Bechtle – 54,01 Punkte im Mittel
9. Anna Markus – 54 Punkte im Mittel
10. Peter T. – 53,68 Punkte im Mittel
Die Themen des Turniers beinhalteten ohne Ausnahme ein Infoslide. Zudem gab es ein Geschichtsthema.
Die Themen des Turniers:
VR1: Infoslide: In Deutschland haben der Bundespräsident und verschiedene Institutionen auf Bundesebene das Recht auf Begnadigung, also auf die Beseitigung oder Milderung von Strafurteilen. Sie unterliegen keiner Kontrolle durch Justiz oder Exekutive und können weitgehend nach freiem politischem Ermessen entscheiden, ob und in welchem Umfang begnadigt werden soll. 2006 wurden in NRW 4000 Gnadengesuche gestellt, wovon jedes Zehnte positiv beantwortet wurde.Sollte die Gnadenbefugnis deutscher Amtsträger abgeschafft werden?VR2:Infoslide: Im Wahlfach “Military” lernen us-amerikanische SchülerInnen von Befehlshabern des Militärs verschiedene militärische Kompetenzen, wie Strategien, den Umgang mit Waffen und sportliche Betätigungen. Bei ausreichenden Leistungen in diesem, sowie in weiteren Grundfächern (z.B. Englisch, Mathe) wird den SchülerInnen ein aussichtsreicher Karriereweg beim Militär ermöglicht.Sollte das Fach “Military” flächendeckend in den USA eingeführt werden?VR3:Infoslide: Auffanglager sind abgegrenzte und von der EU kontrollierte Flüchtlingslager, in denen die Asylanträge bearbeitet werden. Aus den Auffanglagern dürfen nur diejenigen in die EU einreisen, deren Antrag bewilligt wurde.Sollten wir Auffanglager in Nordafrika einrichten?VR4: Infoslide: Das Konzil von Trient war eine Folge von mehreren Sitzungen, die zwischen 1545 und 1563 stattfanden und die Reaktion der Katholischen Kirche auf die Reformation beschließen sollten. Seine Hauptziele waren die Verurteilung protestantischer Glaubensideen und die Klarstellung umstrittener Aspekte der katholischen Theologie. Durch den erhöhten politischen Druck seitens weltlicher Regenten wurde zusätzlich eine Reform der Administration der katholischen Kirche angedacht, um die Korruption in dieser zu verringern.
Viele der Beschlüsse des Konzils waren theologischer Natur, bspw. die Betonung der alleinigen Deutungshoheit der Heiligen Schrift seitens der Kirche. Wichtige praktische Beschlüsse waren u.a. das Verbot der Ämterhäufung im Bischofsamt und eine Verbesserung der Priesterausbildung. Umstrittene Aspekte der katholischen Praxis wie der Verkauf von Ablassbriefen oder die Verehrung der Jungfrau Maria wurden nicht verboten, aber dessen Missbrauch untersagt.Es ist 1542. Solltest du als Papst Paul III das Konzil von Trient einberufen?VR5: Infoslide: Leistungsgerechtigkeit bezeichnet ein Prinzip, wonach die Verteilung von Ressourcen dann als gerecht gilt, wenn sie den Leistungen der jeweiligen Person entsprechen. Ein Beispiel ist die Höhe der Rente, die sich an der so genannten Lebensleistung bemisst. Das Prinzip der egalitären Gerechtigkeit folgt dagegen der Vorstellung, dass allen Menschen die gleiche Menge an Ressourcen zugesprochen werden soll.
Sollte das Prinzip der Leistungsgerechtigkeit durch ein Prinzip der egalitären Gerechtigkeit ersetzt werden?HF: Infoslide: Honduras ist eines der ärmsten Länder Mittelamerikas, fast 80% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Jugendbanden, wie “Barrio 18” haben über 40.000 Mitglieder und terrorisieren ganze Städte. Fast 50% der Kinder haben keinen Grundschulabschluss. Seit dem Staatsstreich 2009 berichten Menschenrechtsorganisation von Morden, Folter und Entführungen der Gegner. Nach den möglicherweise manipulierten Präsidentschaftswahlen herrscht der Ausnahmezustand.
“Zonen für wirtschaftliche Arbeit und Entwicklung” (kurz: ZEDEs) sind kleine, beinahe autonome Ministaaten innerhalb eines Landes, in denen die Regeln des jeweiligen Investors gelten. Innerhalb dieses bisher unbewohnten Gebietes dürfen die Investoren des ZEDEs ein eigenes Steuersystem aufbauen, ebenso wie eigene Arbeitsrechte und Gesundheits-, sowie Bildungsstrukturen etablieren und Grenzkontrollen einführen. Als Mindeststandard gilt die Einhaltung der Menschenrechte. Auch darf die Reise- und Wohnfreiheit nicht eingeschränkt werden. Wahlen innerhalb des Gebietes sind nicht vorgesehen, aber es sollen Demonstrationsplätze eingerichtet werden.
Sollte Honduras ZEDEs einführen?F: Infoslide: Im September 2017 schlug EU-Kommissionspräsident Juncker vor, dass alle Länder der EU auch Teil des Euro-Raumes sein sollten. Momentan sind 19 der 28 EU-Länder im Euro, darunter auch Länder des Baltikums (z.B. Litauen). Die neun fehlenden Länder sind: Schweden, Polen, Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Dänemark, Vereinigtes Königreich, Rumänien und Ungarn.
Sollte die EU den “Euro für Alle” einführen?
Wo es doch jetzt extra Juror*innenmedaillen gibt – wer hat die denn bekommen? 🙂
Ich habe die Information im Text ergänzt. 🙂
Aber sollten es nicht drei plus eins Preise sein? Bei der ZD Berlin war das so, und das sollte auch durch MV-Beschluss und Medaillenzahl so festgelegt sein?
Also uns wurde gesagt „3“ inklusive eines Nachwuchspreises. Aber in der Tat waren es vier Medaillen, dazu wurde uns gesagt, dass immer „eine als Muster mitkommt“.
Sollten wir uns da geirrt haben, bringe ich sie gerne nach Münster mit -> ggf. da fünf vergeben? Sonst liegt die hier sowieso nur herum…
Wenn man ein popular vote für die Jurorenpreise machen will: Wäre es nicht wesentlich sinnvoller, die Redner zu befragen, welcher Juror am besten juriert hat als die Juroren selbst? 🙂
Aber dann haben Nebenjuroren deutlich schlechtere Chancen, da die Teams ihre Leistungen nicht beurteilen können.
Ich war auf dem Turnier nicht da und weiß deshalb auch nicht, wie genau die Prozedur und das Abstimmungsverfahren aussahen. Aber ich frage mich, ob wirklich jeder Juror auf dem Turnier in der Lage ist, zu beurteilen, ob jemand ein guter oder ein schlechter Juror ist, zumal man ja meistens nicht mit jedem Juror gemeinsam juriert. Ist es nicht sinnvoller, wenn das jemand tut, der das Feedback kennt, sinnvoll gewichten und sortieren kann (z.B. einbezieht, dass jemand, der häufig Nebenjuror war, nicht viel Redenerfeedback bekommen kann, dass Feedback schlechter ausfällt, wenn Teams mehr Punkte wollten, etc)? Sodass z.B. auch Feedback von Teams einfließt, das ja durchaus relevant ist. Ich kann als Nebenjurorin das Feedback meiner Hauptjurorin toll finden, weil sie genau das sagt, was ich auch denke – ob die Teams es nachvollziehen können, ist eine andere Frage. Ich finde aber, dass es eine gute Jurorin eben auch ausmacht, Feedback zu geben, das Teams überzeugt. Ich meine das selbstverständlich nicht als Kritik an den ausgezeichneten Juroren!
Wieso hat man sich also für eine Abstimmung entschieden?
(Leider kann ich nicht mehr auf die „Antworten“-Funktion drücken, deshalb muss ich einen neuen Kommentar eröffnen)
Erstmal: wir glauben nicht, dass wir mit unserer Methode der Jurorenpreisvergabe das perfekte Mittel gefunden haben. Wir glauben aber, dass es die meisten Probleme löst. Kurz, wie wir es umgesetzt haben: alle JurorInnen durften drei Stimmen vergeben. Eine für einen Nachwuchsjuror (war gekennzeichnet) und zwei für Erfahrene. Wir haben alle JurorInnen mit gleicher Anzahl an Stimmen dann per Feedbackbögen verglichen und so die Entscheidung getroffen.
Fangen wir mit der Frage an, warum wir nicht die RednerInnen (mit-)abstimmen lassen. Da schließe ich mich einfach Sibylla an. Zum Einen sehen die immer nur die Leistung der Hauptjuroren, was vor allem beim Nachwuchspreis nur eine sehr stark eingeschränkte Bewertung ermöglicht. Man sieht schließlich maximal einen Nachwuchsjuror beim Feedbackgeben und kann dann dessen Jurierdiskussion dennoch nicht bewerten. Hinzukommt, dass dann zwei Runden aus der Rednerbewertung herausfallen würden, weil die geschlossen sind. Ich müsste also meine Entscheidung in nur drei Runden treffen und da ich drei Stimmen habe, würden die wohl auf genau diese HauptjurorInnen fallen.
Warum nehmen wir nicht einfach die Feedbackbögen? Wir haben sie in diesem Fall miteinfließen lassen. Mehr wäre aber kaum möglich gewesen. Die meisten Feedbackbögen sind immer noch furchtbar unaussagekräftig oder davon geprägt, dass man sich in einer Runde falsch bewertet gefühlt hat. Gerade auf einem Turnier, auf dem die Redner (und Juroren) das Punkteniveau noch nicht so gut einschätzen können, ist es schwer, das Feedback richtig zu bewerten. Haben nur die Redner ein anderes Punktegefühl? Konnte der Juror es wirklich nicht verständlich machen? Oder sind wir einfach alle noch nicht geeicht? Außerdem: wie war die Situation in der Debatte wirklich? Solange die Moral zum Feedbackbogenausfüllen (insb. für Nebenjuroren und den offenen Text) noch so gering ist, zählt die Meinung der CAs einfach zu stark. Und wir sehen eben nur einen kleinen Ausschnitt. Natürlich bemüht man sich, dass man jeden Juror mal gesehen hat. Aber das ist eben kaum umsetzbar.
Zuletzt, warum durften auch Nebenjuroren abstimmen? Können die das? Die sind vielleicht nicht sonderlich erfahren, was das Feedback angeht. Aber besonders unerfahrene Wings können dafür eine andere (uns wichtige) Fähigkeit bewerten: den Umgang mit ihren Problemen und das Ernstnehmen ihrer Bewertung.
Die ChefjurorInnen haben schon ein Mittel, um die ihrer Meinung nach besten JurorInnen zu küren: den Break. Warum sollte nicht allen JurorInnen die Chance gegeben werden, auch ihre Erfahrungen miteinfließen zu lassen?
Ich hoffe, ich hab keine andere Option vergessen 😀
Ich frage mich ja nun, ob wir den Jurorenbreak auch per Jurorenvotum machen sollen. Offensichtlich können Chefjuries ja aus den Feedbackzetteln keine sinnvollen Aussagen ziehen – zumindest scheint ein Votum der Juroren das bessere Mittel zu sein.
Alternativ wäre mein Vorschlag, dass Chefjuries künftig (wie z.B. in Greifswald oder beim Schwarzwald-Cup erfolgreich getestet) auch Feedback von Nebenjuroren über Nebenjuroren zulassen. Man braucht wie bislang zwei Bögen für die Juroren: Juror über Hauptjuror, Juror über Nebenjuror.
Das kann man dann, zusammen mit dem Feedback der Teams, auswerten. Und meine Erfahrung aus Greifswald sagt auch: Wenn man entsprechend oft und engagiert kommuniziert (vor der ersten Runde mehr als einen Satz sagen, danach loben und zu noch mehr auffordern), kommen auch aus jeder Runde von fast allen alle ihnen möglichen Feedbackzettel und ja, auch mit Text. In der Auswertung kann man dann bei Teams auch berücksichtigen, welchen Platz/wie viele Punkte sie hatten und gerne gehabt hätten und bei Unzufriedenheit mit den Juroren vergleichen, ob der Rest an Rednern im Raum das ebenfalls so sah oder nicht. Genauso kann man Feedback von einem Juror, der noch unerfahren ist und alle anderen Juroren im Raum als inkompetent feedbackt, geringer werten, wenn alle anderen Juroren im Raum ihm mäßiges Jurierverständnis oder einen Bias attestieren. Das Bild wird einfach dadurch sehr viel besser, dass man mehr Rückmeldungen erhält. Die Auswertung kann z.B. auch während der Runden durch den Tabmaster, oder wie bei der DDM durch dediziert dafür anwesende Personen geschehen und den Chefjuroren in aufbereiteter, sortierter Version vorgelegt werden. Insbesondere Break und Jurorenpreise, vor denen man ja mehr Zeit hat als zwischen den Runden, können so deutlich fairer und objektiver gestaltet werden.
Insgesamt scheint mir diese Methode gegenüber einem System, in dem Leute anonym für A) sich selbst und B) ihre Clubkollegen abstimmen deutlich fairer. Es ist kein Zufall, dass Publikumspreise für beste Finalreden oft an den Club mit der größten Delegation gehen.
@Lennart: So wie in Hamburg Samuel von der riesigen Masse an Tübingern im Publikum getragen wurde? Oder die riesige Iserlohner/Saarbrückener Bank in Paderborn für Julian V.? Die Wiener Horden bei der letztjährigen SDM für Madlen?
Auch bei der Gegenprobe fallen mir direkt Fälle ein, wo eine große Bank nichts gebracht hat: Bspw. Publikumsfavorit Jakobus bei der DDM oder in Tübingen 2015 Nicolas E. , die trotz massivem Zuschauerzuspruch leer ausgingen.
tldr: Die These halte ich für ziemlich gewagt und nicht wirklich belegbar.
Tja, auch eine Jurorenabstimmung ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Diese Variante bietet aber einen großen Vorteil: Sie entlastet die Chefjuroren massiv von einer Entscheidung, bei der sie nicht wirklich richtig handeln können.
Klar kann ein Feedbacksystem Eindrücke sammeln und ein Bild davon abgeben, welche Juroren eher gut sind und welche eher schlecht. Aber die These, dass man danach exakt bestimmen kann, wer jetzt genau die drei besten Juroren des Turniers waren, das halte ich doch für sehr gewagt. Wie grenzt man zwischen Platz 3 und 4 ab z.B.? Das ist nämlich die spannende Frage (nicht die, wer gut war und wer eher nicht so gut). Bei einem Break nimmt man meistens alle Leute, die überwiegend gut waren. Es gibt da ja keine festen Zahlen, wie viele Leute breaken und das variiert ja auch stark von Turnier zu Turnier. Das kann man einigermaßen abgrenzen. Aber in der Spitze halte ich das nicht für seriös machbar.
Man hat oft einige Leute mit gutem bis sehr gutem Feedback und die breaken dann sicher und wenn es eng ist oder man ein paar vielversprechende Leute gesehen hat, dann nimt man eben noch ein paar weitere mit, bei denen man denkt, dass es passt. Aber von Objektivität und vor allem einer Trennschärfe, wonach Juror A besser ist als Juror B ist das weit entfernt.
Das ist die Jurorenabstimmung sicher auch, aber so nimmt man den Chefjuroren wenigstens eine Bürde ab (sowohl moralisch als auch zeitlich), an der sie nur scheitern können und je nach Ergebnis sogar noch schief angeguckt werden (z.B. wenn ein Preisträger aus dem Club eines CJ kommt).
Johannes, offensichtlich meint Lennart diejenigen Finals, in denen auch Leute über die beste Finalrede abstimmen konnten. Das ZEIT DEBATTEN-Turniere anders funktionieren ist ja offensichtlich
@Jan: Stimmt, das macht mehr Sinn. Sorry, da war ich etwas benebelt. 🙂
Ich sehe allerdings auch bei DDL-Turnieren mit Publikumsermittlung (gemessen an der Stichprobe, die mir die DDL-Kategorie an Turnierartikeln seit Ende 2016 ausspuckt) auf die Schnelle auch keine wirkliche Korrelation zwischen Delegationsgröße und Publikumspreis. Man kann sicherlich darüber streiten, wie stark Personen von ihrer Gesamtbekanntheit profitieren, Clubpushing kann ich nicht wirklich erkennen. Eventuell kam das früher häufiger vor, bzw. es gab einfach größere Delegationen einzelner Clubs (selbst der Boddencup ist teilnehmermäßig ja mittlerweile kein reines BDU&Friends-Turnier mehr) – es scheint allerdings in den vergangenen beiden Jahren derart selten vorgekommen zu sein, dass von „oft“ eigentlich keine Rede sein kann.
Also erstmal genügt es, denke ich, wenn diese Abstimmung manchmal „schief“ läuft, um eine Auswertung des (ohnehin für den Break nötigen) Feedbacks und dessen detaillierte Erfassung für das bessere System zu halten.
Selbst im Optimalfall mit ausschließlich aufrichtigen Teilnehmern hast du aber folgende, massive Verzerrungen:
1. Man kann nur für Leute stimmen, die man (in vier Vorrunden) gesehen hat
Es ist also von immensem Vorteil, wenn man in einer Runde einmal drei Nebenjuroren hat, von großem Nachteil, wenn man auch nur eine Runde zu zweit ist.
2. Nicht alle Leute stimmen ab
Manche Leute sind nur für eine Runde da (Helfer aus dem Club, Teile der Orga, Alumnigäste, Leute mit Terminen). Diese Leute in deinem Raum zu haben, auch nur in einer Runde, reduzieren die Anzahl der Stimmen, die du erhalten kannst, abermals beträchtlich.
3. Für die Chefjury kann nicht gestimmt werden
Was in Kombination mit 1 bedeutet: Wenn du häufiger mit Chefjuroren in einem Raum bist, stimmst du ziemlich automatisch für die Personen, die chairen, wenn du einmal nicht mit Chefjuroren im Raum bist. Diese Leute haben also einfach durch die Setzung einen großen Vorteil.
Warum ein bereits inherent dermaßen vielen Verzerrungen ausgesetztes System besser sein soll, als Feedback zu sammeln und auszuwerten, erschließt sich mir nicht.
Welches Feedback willst du auswerten, Lennart? Wir haben auf dem Turnier angekündigt, dass man das bitte ausfüllen sollen. Wir haben gesagt, dass es in die Wertung mit einfließt. Dennoch hatten wir Nebenjuroren, die nur einen Feedbackbogen erhalten haben, obwohl sie jede Runde jurieren konnten. Die allerwenigsten Bögen enthalten einen schriftlichen Teil, der eine Einordnung innerhalb der Debatte zulässt. Hinzu kommen unterschiedliche Ausfülltechniken. Was die Bewertung eines Feedbacks in „eher gut“, „gut“ oder „eher weniger gut“ einteilt, das haben wir nie festgelegt, sondern ist ein intuitives Gefühl und kann nicht mal wie OPD gemittelt werden. Die Feedbackbögen werden zum größten Teil von direkt Betroffenen geschrieben und auch wenn man es ausblenden will, ist man eben gebiased. Ich schreibe als Redner gerne viel Verbesserungsfeedback, weil ich es wichtig finde. Das heißt nicht, dass ich den Juror schlecht finde, sondern dass ich Verbesserungspotential sehe. Viele machen sich die Mühe nicht. Schon sieht es aus, als wäre „mein“ Juror schlechter, als der aus einem anderen Raum, bei dem Stärken und Schwächen ausgeglichen sind. Meiner Meinung nach kann man als Chefjuror zwar sagen, dass man die Feedbackbögen verwendet, aber am Ende interpretiert man doch nur irgendwas rein.
Und ich möchte verstärken, was Christian gesagt hat: Leute aus dem eigenen Club werden systematisch ausgeschlossen, weil, wie er sagt, die Abgrenzung zwischen dem dritt- und viertbesten Juror nun wirklich minimal ist. Oder zwischen dem besten und zweitbesten Nachwuchsjuror. Wenn ich so einen Preis an jemanden aus der Rederei verleihe, wird weder er noch die Szene diesen Preis ebenso sehr anerkennen, wie wenn er von allen Juroren kommt.
Zu Christians und Sabrinas Argumenten:
1. „Juroren aus dem eigenen Club werden systematisch ausgeschlossen“
Die Chefjury besteht aus mehreren Leuten und allen davon trauen wir grundsätzlich den Willen zu Unparteilichkeit und Fairness zu. Sonst hätten sie den Job nicht, weil wir dann auch davon ausgehen müssten, dass sie ihrem Club vorher die Themen verraten. Wenn die Sorge aber nicht öffentlicher Natur, wie bei Christian, sondern privater ist, dass man seinen Club nicht fair bewerten kann, dann könnte man ja sagen, dass hier ein Grund vorliegt, nennen wir ihn mal „Clash“, aufgrund dessen man eben diesen Juror nicht bewertet, sondern das dem Rest überlässt. Die wenigsten Juroren kommen aus drei Clubs gleichzeitig.
2. „Welches Feedback willst du auswerten, Lennart?“
Kurz: „Womit habt ihr den Break gemacht, Sabrina?“, „Jedes“ und „Jenes, das wie z.B. in Greifswald erfasst wird“
Lang: Was für Bögen man zurück bekommt hängt davon ab, was für Bögen man ausgibt, dass diese stets ausliegen (und Reserve leicht zugänglich ist) und dass man die Leute konstant bittet, lobt und erinnert. Die Wahrnehmung und Mühe der Leute, Feedbackbögen sinnvoll auszufüllen, hängt nahezu ausschließlich von der Kommunikation ab. In Greifswald hatten wir von fast jedem Juror aus jeder Runde jeden einzelnen Bogen ausgefüllt und sehr viele mit Text. Wie wir das kommuniziert hatten, steht ja bereits oben. Und Feedback wird nunmal objektiver, je mehr man erhält und je mehr man den Kontext beachtet. Darum ist es so wichtig, auch von Nebenjuroren über Nebenjuroren Feedback zu erhalten und das Rednerfeedback aller Redner aus einer Runde miteinander zu vergleichen: War ein Juror von allen als unfokussiert wahrgenommen, wird es vermutlich so gewesen sein. Fand dieser Juror den Hauptjuror unangenehm, weil er ihn häufiger irgendwann unterbrach, war das vermutlich in jener Situation angemessen und die schlechte Bewertung des Hauptjurors ist vernachlässigbar. Ist ein Team, das z.B. in BPS den 4. Platz gemacht hat unzufrieden, aber Platz 1-3 und die Juroren fanden das Ranking nachvollziehbar und korrekt, dann ist das negative Feedback des vierten Platzes auch erst einmal weniger schlimm. Über den Text kann man da auch mehr erfahren. Man muss aber eben die Bedeutung von Feedback viel stärker kommunizieren und nicht, wie es auf Turnieren gelegentlich passiert, bloß am Anfang einmal sagen: Bitte füllt die Bögen aus.
Erhält man damit vollständig objektives Feedback? Natürlich nicht. Aber wenn man es darauf anlegt erhält man ein sehr gutes Bild. Das in Hamburg getestete System hingegen unterliegt im Vergleich bereits im besten Fall massiven Mängeln.
Lennart, bitte versteh meine Frage als ergebnisoffen und nicht als Stilmittel: Siehst du keinen grundsätzlichen Unterschied im Anspruch an Akkuratesse bei einem Jurorenbreak, der nur ungefähre Tendenzen abschätzen muss, und einem Jurorenpreis, der exakt drei Leute herausarbeiten muss? Anders gefragt: Ist Feedback, nachdem es notwendiger Weise auf einen gemeinsamen, von Laune und Situation bereinigten Nenner reduziert wurde, noch aussagekräftig genug, um den Unterschied zwischen dem fünftbesten und dem zweitbesten Juror mehr als eine Kombination aus Zufall und Lesart sein zu lassen?
Kann eine Abstimmung das denn besser, Anton? Selbst wenn sie ein eindeutiges Ergebnis bringt – ist das „richtig“?
Also ich bin ja grundsätzlich ein Freund von AM Diskussionen, aber jetzt muss ich doch mal nachfragen: Muss das sein? Der Jurorenpreis ist in dieser Saison neu und unterschiedliche Chefjuries probieren eben unterschiedliche Strategien aus, um diese Preise zu vergeben.
Sabrina hat ausführlich und nachvollziehbar dargelegt, warum sie sich für die gewählte Methode entschieden haben. Sie hat auch festgestellt, dass sie nicht glaubt, dass es die perfekte Methode ist. Die hier diskutierten Alternativen haben ebenfalls Stärken und Schwächen, die bereits diskutiert wurden. Kann man die Sache dann nicht einfach mal auf sich beruhen lassen und akzeptieren, dass es a) unterschiedliche Methoden mit spezifischen Stärken und Schwächen gibt und b) es in der Verantwortung der jeweiligen Chefjury liegt, sich für eine zu entscheiden? Ich finde es wirklich überhaupt nicht verwunderlich, dass es zunehmend schwierig ist, Chefjuroren zu finden, wenn sie sich jetzt sogar für solche Kleinigkeiten über Tage hinweg hier rechtfertigen sollen. Und ja, die Methode der Vergabe des Jurorenpreises IST eine Kleinigkeit im Vergleich zu allem anderen, was Chefjuries sonst so zu erledigen haben (Themen, OrgComm, Jurorenmanagement, Equity, etc.). Entschuldigt bitte die sprachliche Schärfe, aber die bereits 14 Kommentare umfassende, zunehmend schärfere Diskussion nur zu dieser Frage hier hat mich wirklich ein bisschen fassungslos gemacht.
Barbara, auch wenn mir die gegebene Lösung einigermaßen recht ist, sehe ich keinen eindeutigen Nachteil darin, Diskussionen unter der Prämisse der Konstruktivität weiterzuführen, solange es niemandem schadet und es noch Menschen gibt, die skeptisch, aber potenziell zu überzeugen sind – Das schließt Diskussionen über Anderes ja nicht aus – Gerade weil es ja ein empirischer Prozess ist, lohnt es sich wahrscheinlich, das eingehender zu diskutieren.
Sabine, vielleicht, vielleicht auch nicht, ich bin zwar nicht vollkommen überzeugt, dass Abstimmungen wesentlich besser in der Ergebnisfindung sind als das Feedback, ich bin allerdings relativ überzeugt, dass sie grundsätzlich erstmal (bei einem ähnlichen Abweichungsrisiko wie bei Feedback) ein klareres Ziel der Ranking-Erstellung an die Abstimmenden kommunizieren als es Feedbackbögen mit ihrer dann wohl dualen Funktion (ein guter Feedbackbogen liest sich vermutlich kritischer als ein „Nur-Ankreuzen-Bogen“, obwohl es sich hierbei vielleicht eher um einen Qualitätsunterschied als einen Unterschied in Aussage handelt) tun würden.
Dazu kommt noch die potenziell fehlende Differenzierungsmöglichkeit aus meiner Frage gerade, was ausreicht, um mich zumindest relativ skeptisch zu machen. Zugegebenermaßen habe ich nicht die größte praktische Erfahrung in der Handhabung, basiere also meine Aussage mehr auf das, was ich die klugen und erfahrenen Leute hier sagen höre – In jeder meiner Prämissen lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.
Ich hätte ja ne einfache Lösung für das Problem: Jurorenpreise wieder abschaffen.
Tja, die Einwände, dass der Preis nur schwer nach fairen Kriterien zu vergeben ist, wurden bei der MV auch schon vorgetragen, aber soweit ich mich erinnere, wurde der Antrag trotzdem mit sehr großer Mehrheit angenommen. Tenor war glaube ich, man könne es ja mal ausprobieren.
@Anton: Ich würde sagen, das geht gut. Ich fühle mich dazu in der Lage und traue das anderen ebenso zu. Wir machen ja beispielsweise auch nicht bloß den Break, sondern fragen uns dann auch, wer von diesen sagen wir auf einer ZD 15 Leuten dann (minus zwei Clashes) die 5 sind, die das Finale bestmöglich jurieren (darunter evtl. ein Nachwuchsjuror). Also bestimmen wir dort mehr oder weniger auch die Top 4. Und zumindest ich mache das nach erhaltenem Feedback, deshalb ist es mir ja auch so wichtig, da als Chefjuror viel zu bekommen.
@Christian: Die Frage, inwiefern Preise eine sinnvolle Anerkennung und Motivation für Juroren sind, ist ja eine andere, bei der wir unterschiedliche Positionen haben. Bei der Verteilung finde ich das Feedback-System aber besser, da ich dein Problem der Differenzierung, wie oben als Antwort zu Anton formuliert, empirisch nicht sehe.
@Barbara: Ich finde, zu einer Diskussion über die beste Allokation der Preise gehört es schon, beider Seiten Vor- und Nachteile ausführlich zu diskutieren. Es sagt ja auch niemand, dass die Chefjury dumm war, das zu versuchen und wir sie jetzt alle persönlich hassen, teeren und federn sollten. Es macht ja aber durchaus Sinn, nach dem Experiment beide Systeme zu vergleichen. Die Diskussion zur Sinnhaftigkeit der Preise, die du nebenbei anfängst, ist hier aber vielleicht etwas ablenkend. Vielleicht möchtest du aber, wenn dir das auf dem Herzen liegt, ein Mittwochs-Feature dazu schreiben? Wir sind stets offen und auf der Suche. 😉
Hallo Lennart 🙂
Du hast natürlich vollkommen Recht: Zu einer Diskussion gehört es, ausführlich beide Seiten der Fragestellung zu diskutieren.
Zur Sache: Ich habe hier zwar keinen Feedbackbogen ausgefüllt, hoffe aber doch, deutlich gemacht zu haben, dass sich meine Zweifel an der Sinnhaftigkeit und Angemessenheit in keiner Weise auf die Jurorenpreise an sich bezogen. Ich stimme dir vielmehr auch hier zu, dass diese Frage jedenfalls an dieser Stelle tatsächlich recht ablenkend wäre.
Gibt es zu den Themen Casefiles?
Ja, es gibt welche, aber wir haben uns dafür entschieden, dass wir sie nicht veröffentlichen wollen.
Viele tolle Themen, sehr schön!
Ich fand die (bis auf das Finale, das war unglücklich) auch wirklich allesamt gelungen. Das war in letzter Zeit nicht immer der Fall.
Wie waren denn jetzt eigentlich die Erfahrungen mit den Schulnoten-Punkten? Gibt’s dazu noch einen Artikel?
Hatten Turnierbeteiligte den Eindruck, dass zumeist nach gleichen Maßstäben gepunktet wurde?
Bei Gelegenheit kann ich auch gerne versuchen, da wieder oberflächliche Statistik zu machen (wie bei http://freie-debattierliga.blogspot.de/2017/02/von-geschwistern-und-umeichungen-der.html) 😉
Ich habe nicht das ganze Turnier juriert, aber den Eindruck gehabt, dass teilweise sehr unterschiedlich gepunktet wurde und (noch) mehr über den Daumen gepeilt wird. Aber kann dies nicht belegen. Insgesamt Rate ich allen Organisatoren mehr Zeit für die Jurierung einzuplanen.
Da schließe ich mich an. Aus meiner Sicht müssen wir noch übergreifender den Mut zum Extrempunkten etablieren. Auf dem SK-Cup hatten wir nun erste 60+-Schnitte, aber die Spitzenredner sollten ja schon noch näher an der 70 sein. Das sind sie noch nicht, weil im Mittel noch zu konservativ gewertet wird. Ich gehe aber davon aus, dass sich das über die nächsten 6 Turniere dann weiter anpassen sollte.
Jule hat aber völlig recht: Es ist sehr sinnvoll, erstmal mehr Jurierzeit einzuplanen. 25 Minuten pro Runde sind vermutlich eine sinnvolle Zeit, vorallem die erste Runde, um auch bei neuen Juroren mehr Sensibilität für die Teampunkte zu schaffen und mal Fragen und Zwischenreden einzeln durchzugehen und zu fragen, warum diese wie gut oder schlecht waren.