Ergebnisse der Umfrage zur Turnierverpflegung ausgewertet
Vor geraumer Zeit führte Janis Prinz vom Debattierclub Magdeburg eine Online-Umfrage zur Einstellung gegenüber Turnierverpflegung durch. Die Ergebnisse sind nun ausgewertet.
Einleitung
Anlässlich der Vorbereitungen des Debattierturniers Elbe Open 2016 in Magdeburg kam beim Organisations-Treffen u.a. die Frage auf, ob das gesamte Turnier ausschließlich mit veganen Mahlzeiten versorgt werden solle. Mir war ein vollständig veganes Catering geläufig und ich hielt es für unproblematisch, denn beim anderen Verein (Symposium Magdeburg e.V.), in dem ich tätig bin, gibt es schon seit 2014 Veranstaltungen für ca. 60 Personen, die ein gesamtes Wochenende überdauern und ausschließlich vegane Mahlzeiten für die Teilnehmenden anbieten. Dies wurde noch nie stärker kritisiert, als dass manchmal manchen Personen manche Mahlzeiten nicht geschmeckt haben. Normale Kritik also, die auch bei nicht-veganem Catering geäußert wird.
Die Diskussion, die auf den Vorschlag eines 100%ig veganen Caterings für das Elbe Open folgte, war kontrovers, ergiebig und aufschlussreich aber auch nervenaufreibend. Manche der Argumente (aller Positionen, die man in einer solchen Diskussion so einnehmen kann) bedienten sich Annahmen über das VDCH-Land, Erwartungen von Debattierenden an ein Turnier-Catering und anderen empirisch nie geprüften Behauptungen. Diese Diskussion gab mir Anlass dazu, Licht ins Dunkel zu bringen und dem Halbwissen Abhilfe zu verschaffen. Nachdem Stefan Torges ein korrektes (gültig und wahr) Argument für pflanzliche Turniere präsentierte, dessen Konklusion alle anerkennen müssen, sofern sie die Prämissen akzeptieren (und den Gesetzen der Logik gehorchen), möchte ich nun die Ergebnisse der Umfrage präsentieren und an der angestoßenen Diskussion anknüpfen.
Vorab ist zu sagen, dass ich, als jemand, der privat versucht vegan zu leben, vielleicht einem Bias unterliege. Deshalb versuche ich möglichst nah an den Umfrage-Ergebnissen zu bleiben. Später hingegen werde ich die Ergebnisse noch interpretieren. Eine kleine Fußnote dazu: Es handelt sich hierbei um keine wissenschaftliche Arbeit und dementsprechend werden keine gültigen Argumentationen angeführt. Aber das ist in fast keiner Debatte im VDCH-Land und schon gar nicht im öffentlichen Diskurs der Fall. Dieser Artikel genügt also den Ansprüchen des VDCH-Landes, wenn auch nicht denen der Wissenschaft.
Selbst wenn man nun allerdings die Umfrage doof findet, den Fragebogen für schlecht erachtet (z.B., dass die Fragen zu unpräzise gestellt sind, vage Formulierungen beinhaltet oder nicht alle Antwortmöglichkeiten gegeben waren u.ä.), oder einfach vegane Öko-Faschisten nicht leiden kann, dann zeichnen die Umfrage-Ergebnisse zumindest Tendenzen ab, die man durchaus bei der Organisation von Debattierturnieren berücksichtigen kann und evtl. auch sollte.
Evaluierte Daten
Insgesamt haben an der Umfrage 136 Personen teilgenommen. Davon traten nur 2 Personen bisher an keinem Turnier (mit Essensversorgung) an. 66 Personen (ca. 48%) nahmen an mehr als 15 Turnieren teil. Der Rest der Befragten hat zwischen einem und 15 Turnieren besucht. Bei den Umfrage-Teilnehmerinnen und Teilnehmern kann man also von Turnier-Fahrerinnen und Fahrern sprechen, die schon reichlich kulinarische Erfahrungen mit Turnier-Caterings gesammelt haben.
Von den Teilnehmenden an der Umfrage ernähren sich im Privatleben eine Person koscher, sieben vegan (ca. 5%), 36 vegetarisch (ca. 26%) und 87 Personen essen alles. Unter Sonstige fallen Personen, die aufgrund von Allergien oder Unverträglichkeiten u.ä. weiter differenziert haben, wie sie sich privat ernähren. Die größten Gruppen sind also Omnivoren, mit einem Anteil von ungefähr ⅗ und Vegetarier, mit ca. ¼.
Auf die Frage hin, ob bei Turnieren vorher angekündigt werden soll, was es zu Essen gibt, antworteten 14 Personen mit “Nein” (ca. 10%) und 67 mit “Ja” (ca. 49%). Dem Rest ist es egal. Eine vorherige Ankündigung des Caterings wäre demnach von den meisten Teilnehmenden gewünscht.
Dieses Ergebnis ist überraschend, da es bisher keine gängige Praxis ist, das Turnier-Catering anzukündigen und auch nur dann einmal zur Diskussion stand, als es ausschließlich vegetarische Kost gab. Was genau vorher angekündigt werden soll, bleibt unklar. Ist die grobe Bekanntgabe der typischen Labels “fleischhaltig”, “vegetarisch” usw. ausreichend, oder wird das genau Menü mit allen Mahlzeiten des Wochenendes verlangt? Die Antworten können so interpretiert werden, dass im Falle eines ausschließlich fleischhaltigen, vegetarischen oder veganen Caterings bitte entsprechend vorab informiert werden sollte, nicht aber, wenn alle Vorlieben der privaten Ernährung in einem vielfältigem Turnier-Catering berücksichtigt werden.
Die Turnierteilnahmen der Befragten sowie deren Aversionen gegenüber einem ausschließlich fleischhaltigen, vegetarischen oder veganen Catering, schauen folgendermaßen aus:
Die meisten Personen würden an einem Turnier mit ausschließlich vegetarischem Catering teilnehmen (ca. 90%). Ein Turnier mit ausschließlich fleischhaltigem Catering wird nicht einem Turnier mit ausschließlich veganem Catering bevorzugt vice versa. Bei beiden würden ca. 73% teilnehmen. Allerdings wurde in der Umfrage nicht gefragt, wie man sich entscheiden würde, wenn man wählen könnte zwischen einem Turnier mit ausschließlich fleischhaltigem und ausschließlich veganem Catering. Deshalb kann nur bedingt aus den Umfrageergebnissen geschlossen werden, wie sich die Befragten entscheiden würden, würden Sie vor die Wahl gestellt werden.
Sowohl bei ausschließlich fleischhaltigem als auch bei ausschließlich veganem Catering würden dies ca. ¼ der Debattierenden zum Ausschlusskriterium machen, nicht an dem Turnier teilzunehmen. Wenn man hingegen fragt, ob und wie stark es die Teilnehmenden stören würde, wenn es ein ausschließlich fleischhaltiges, vegetarisches oder veganes
Catering gäbe, dann ist der Widerstand gegenüber einem ausschließlich fleischhaltigem Catering am größten. Ca. 60% der Teilnehmenden würde es nämlich etwas bis seht stören. Zudem ist der Anteil derjenigen, die es eher nicht bis überhaupt nicht stören würde (ca. 33%) am kleinsten. Bei einem veganen Catering ist weniger Widerstand im Vergleich zum fleischhaltigen Catering festzustellen. Ca. 48% der Teilnehmenden würde es etwas bis sehr stören. Der Anteil derjenigen, die es eher nicht bis überhaupt nicht stören würde, wenn es ein veganes Catering gäbe (ca. 42%) ist außerdem größer als bei einem fleischhaltigen Catering.
Das Catering mit geringstem Widerstand der Teilnehmenden, ist ein vegetarisches Catering, es wird von den meisten akzeptiert und den wenigsten abgelehnt. Ca. 63% stören sich eher nicht bis überhaupt nicht daran und ca. 31% würde es etwas bis sehr stören, wenn es ein ausschließlich vegetarisches Catering bei Turnieren geben würde.
Aus den Daten ist nicht herauszulesen, ob ein ausschließlich vegetarisches Catering Favorit unter den Caterings ist, sondern lediglich scheint es so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner zu sein. In ein Ranking gebracht, steht ein ausschließlich vegetarisches Catering auf Platz eins, ein veganes Catering auf zwei und ein fleischhaltiges Catering auf dem letzten Platz.
Must-Haves
Wie bei Kleidung, so gibt’s auch bei der Verpflegung Basics, die man wohl haben muss. Was darf bei einem Turnier-Catering nicht fehlen? 136 Personen haben diese Frage beantwortet (Mehrfach-Nennungen waren möglich).
Die Must-Haves für die Verpflegung auf Turnieren sind:
- Wasser (120 Personen, ca. 88%)
- Kaffee (87 Personen, ca. 64%)
- Früchte (77 “ , ca. 57%)
- Gemüse (76, ca. 56%)
- Tee (52, ca. 38%)
- Salat (43, 32%)
- Süßigkeiten (33, ca. 24%)
- Fleisch/ Kuchen/ Sonstiges (jeweils 25, ca. 18%)
- Schlusslicht bilden Nachtisch, Waffeln und Zuckerwatte
Aus den Antworten kann man schließen, dass Fleisch einen ähnlichen Stellenwert wie Kuchen, Waffeln oder Zuckerwatte hat. Zusammen mit den vorherigen Antworten kann man daraus folgern, dass Fleisch nicht in jeder Mahlzeit eines Turnier-Caterings enthalten sein muss. Problemlos ist es also, wenn einzelne Mahlzeiten eines Turnier-Caterings ausschließlich vegetarisch oder vegan sind.
Worauf wird besonders von den Turnierteilnehmenden bei Ihren Mahlzeiten geachtet? Diese Faktoren haben Priorität bei der Bewertung des Caterings und sind deshalb entscheidend für die Wahl des Caterers und der Speisen:
- Geschmack (121 Personen, ca. 90%)
- Sättigung (95, ca. 70%)
- Ausgewogenheit und Frische (jeweils 57, ca. 42%)
- Gewürze (50, ca. 37%)
- vegetarische Zutaten (34, ca. 25%)
- BIO-Zertifizierung, saisonale Zutaten (jeweils 31, ca. 23%)
- Fleischgehalt (27, ca. 20%)
- faire und regionale Zutaten (jeweils 23, ca. 17%)
- vegane Zutaten (9, ca. 7%)
Mahlzeiten sollen in erster Linie also lecker sein, den Turnierteilnehmenden schmecken und sie satt machen. Ausgewogene, gesunde und frische Mahlzeiten sind eher zweitrangig, wobei in den Anmerkungen häufig vor zu fettigem und zu kohlenhydratreichen Essen gewarnt wird. Dieses macht müde und träge, was eher weniger empfehlenswert ist, wenn man fit und gut genährt in die nächste Debatte starten möchte.
Spannend ist, dass die gewählten Kriterien der Umfrage-Teilnehmenden für die Bewertung eines Caterings funktionaler Natur sind. D.h., ähnlich wie bei Geld werden die Mahlzeiten nicht anhand ihres Materials, i.e. Zutaten bewertet, sondern anhand ihrer Funktionen. Da vegetarisches, bzw. veganes Essen durchaus geschmackvoll, lecker und sättigend, sowie gesund und frisch sein kann, würde ein ausschließlich vegetarisches Catering vollends die Funktionen einer guten Mahlzeit erfüllen. Einem Omnivoren oder einer Omnivorin kann es demnach also egal sein, was es zu Essen gibt, Hauptsache es erfüllt die Funktionen: Geschmack, Sättigung, Ausgewogenheit und Frische. Zu klären wäre hierbei aber noch die Frage, ob vegane Mahlzeiten die genannten Funktionen genausogut wie, oder besser als fleischhaltige Speisen erfüllen.
Dos and Don’ts
Was wird von Turnier-Teilnehmenden gewünscht? Was darf bei der Verpflegung auf Turnieren nicht passieren? Hier kommen nun die Dos and Donts für ein Turnier-Catering. Die häufigsten Kommentare der insgesamt ca. 300 Stück sind hier nun sinngemäß zusammengestellt.
Dos
Bei vergangenen Turnier-Caterings ist besonders positiv in Erinnerung geblieben und wird von den Umfrage-Teilnehmenden gewünscht …
- viel Auswahl (20mal)
- Wartezeit bei Essensausgabe verkürzen (achtmal genannt)
- ordentliches Mehrweg-Geschirr (sechsmal)
- Obst und Gemüse (FingerFood) für die Pausen (sechsmal)
- Essen für Juror*innen und die Chefjury zurückstellen (fünfmal genannt)
Don’ts
Bei verschiedenen Turnier-Caterings ist besonders negativ in Erinnerung geblieben …
- zu wenig Essen (32mal genannt)
- schweres, fettiges und kohlenhydratreiches Essen (neunmal)
- wenn nur Suppe zur Auswahl stand (siebenmal)
- Plastikgeschirr (sechsmal)
- billig-Fleisch in schlechter Qualität (sechsmal)
- wenn vegetarisches Essen nur von Vegetariern gegessen werden darf (achtmal)
gleichzeitig aber auch… - wenn vegetarisches Essen von Omnivoren weggegessen wird (neunmal)
Es besteht offenbar der Wunsch nach vegetarischem Essen, wenn oben genannte Funktionen von der vegetarischen Mahlzeit erfüllt werden und die Speise als besser erachtet wird als die fleischhaltige Alternative.
Preisgünstige Turniere und Lebensmittelqualität
Einen Aspekt möchte ich hervorheben: Mit dem Spiegelstrich “billig-Fleisch in schlechter Qualität” ist der Wunsch enthalten, dass wenn fleischhaltige Mahlzeiten bei Turnieren angeboten werden, diese dann bitte auch qualitativ hochwertiges Fleisch enthalten sollen. “Qualitativ hochwertig” wäre entsprechend des Öko-Test im Juli 2016 Bio-Fleisch. Nimmt man die beiden Prämissen: 1. das Catering soll nur geringe Kosten verursachen und 2. wenn Fleisch angeboten wird, dann soll es qualitativ hochwertig sein, schaut sich dann die Preise von Standardfleisch im Vergleich zu Preisen von Bio-Fleisch (hier bei Bratwürsten) an, dann ist Standardfleisch günstiger aber unerwünscht und Bio-Fleisch teurer aber gewünscht:
Standardfleisch:
- Thüringer Rostbratwurst von Penny, 0,35€ pro 100g
- Meica Bratmaxe, im (arithmetischen) Mittel 0,92€ pro 100g
- Kupfer Original Nürnberger Rostbratwurst, im (arithmetischen) Mittel 0,77€ pro 100g
Qualitativ hochwertiges Bio-Fleisch:
- Alnatura Delikatess Bratwürste, 1,68€ pro 100g
- Königshofer Bio-Rostbratwürste, 1,85€ pro 100g
Bio-Tofu:
- Alnatura Tofu Natur, im (arithmetischen) Mittel 0,47€ pro 100g
- Alnatura Tofu Basilikum, 1€ pro 100g
Sowohl Bio-Fleisch und Tofu können unterschiedlich schmecken. Wahrscheinlich ist es im Einzelfall zu prüfen, was besser schmeckt und Turnier-Ausrichtern wird empfohlen, für die Wahl ihres Caterers vorher Probeessen abzuhalten. Aufgrund von verschiedensten Fleisch-Marinanden und auch Tofu-Variationen (Mandel-Nuss, Basilikum, Mediterran, …) muss deshalb von unterschiedlichen Geschmäckern abgesehen werden. Auch den ethischen Vergleich zwischen Fleisch und Tofu lasse ich mit Verweis auf Stefan Torges‘ Artikel außer Acht. Wenn man nun also die Preise von gewünschtem, qualitativ hochwertigem Bio-Fleisch anguckt und diese mit Bio-Tofu vergleicht, dann stellt man fest, dass man beim Kauf von Tofu eine weitaus geringere Summe an Geld ausgibt. Der Tofu in Bio-Qualität ist zum Teil preislich sogar kompetitiv mit Fleisch in schlechter Qualität. Ein Turnier-Catering mit hoher Lebensmittelqualität und dennoch günstigem Preis macht Bio-Tofu zum Objekt der Wahl von Orga-Team und Teilnehmenden.
Zusammenfassung
Die Thesen, welche zum Teil über die Umfrage-Ergebnisse hinausgehen und keinesfalls im streng logischen Sinne gültig hergeleitet wurden, sind hier nochmal aufgelistet:
1. Ausschließlich vegetarisches Catering stellt die meisten Teilnehmenden zufrieden und stört die wenigsten.
2. Nicht in jeder Mahlzeit eines Turnier-Caterings muss Fleisch enthalten sein. Man kann bei manchen Speisen auf Fleisch verzichten.
3. Um dem Wunsch nach proteinhaltigen, qualitativ hochwertigen und günstigen Lebensmitteln nachzugehen, könnte bspw. Bio-Tofu gewählt werden.
4. Auch Vegetariern und Veganern sind die oben genannten Funktionen wichtig und diese erwarten deshalb auch proteinhaltiges und ausgewogenes Essen.
Ein Kompromiss aus dem moralischen Anspruch (siehe Das Argument für pflanzliche Turniere) und den Ergebnissen dieser Umfrage könnte also so aussehen, dass von den regulären sechs Mahlzeiten des Caterings bei einer ZEIT DEBATTE jeweils am Samstag und Sonntag eine fleischhaltige Speise zur Wahl angeboten wird und die restlichen vier Mahlzeiten ausschließlich vegetarisch oder vegan sind.
Es würde mich freuen, wenn die Ergebnisse der Umfrage und Stefans Plädoyer für vegane Turniere beim Catering der nächsten Debattier-Saison Anklang finden. Bspw. könnte man vegetarische oder vegane Kost zum Standard machen und für diejenigen, die auf Fleisch bestehen, noch eine separate Speise anbieten.
Janis Prinz/lok.
Janis Prinz studiert Philosophie-Neurowissenschaften-Kognition an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Er debattiert seit 2012 im Debattierclub Magdeburg e.V. und nahm an einigen (inter-)nationalen Turnieren teil. 2015/16 hatte er das Amt des Vizepräsidenten des Debattierclub Magdeburgs inne und organisierte die erste Magdeburger Debattier Akademie.
Das Mittwochs-Feature: Jeden Mittwoch ab 10.00 Uhr stellt das Mittwochs-Feature eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.
Leider kann man aus solchen Umfragen nicht die Lebenswirklichkeit heraus lesen, zwei Kritikpunkte:
1. In der Umfrage wurde nur nach den Essenskriterien gefragt, die Motivation auf ein Turnier zu fahren ist aber nicht monokausal. Wenn ein Turnier andere Faktoren hat die es zu etwas Erstrebenswerten machen, dann ist die Nahrungsfrage zweitrangig. Faktoren wären hier Thementurniere oder das einzige Turnier in der Region. Wenn z.B die BDU ein veganes Game-of-Thrones-Turnier anbietet, dann würde ich als Allesfresser überlegen dorthin zu fahren.
2. Debattierer sind empathische Wesen, die Allesfresser wissen, dass es Vegetarier und Veganer in der Szene gibt. Ein fleischhaltiges Turnier würde diese exkludieren, deshalb wird eher bei den holzschnittartigen Optionen nach einem Kompromiss gesucht.
Ein paar Schlüsse kann man so nicht ziehen, wie sie im Artikel dargestellt werden. Ein Beispiel:
„Auf die Frage hin, ob bei Turnieren vorher angekündigt werden soll, was es zu Essen gibt, antworteten 14 Personen mit “Nein” (ca. 10%) und 67 mit “Ja” (ca. 49%). Dem Rest ist es egal. Eine vorherige Ankündigung des Caterings wäre demnach von den Meisten Teilnehmenden gewünscht.“
Das stimmt so nicht. Wünschen ist etwas aktives, beinahe einfordernes, jedoch machen das laut Umfrage nur 49% – Das ist keine Mehrheit. Das jemanden etwas egal ist, bedeutet nicht automatisch, dass er es sich wünscht. Man könnte schreiben: „Eine vorherige Ankündigung des Caterings, wäre für die Mehrheit der Teilnehmenden in Ordnung.“
Ich weiß, das mag jetzt kleinkariert klingen und macht keinen großen Unterschied. Aber dem ist nicht so. Statistiken suggerieren eine Art von Feststellung, nicht-hinterfragbare Wahrheit. Dementsprechend ist die Interpretation des Ganzen enorm wichtig. Gleichzeitig natürlich auch die Konzeption. Da hat aber Christian in seinem „1.“ schön vieles wichtiges gesagt.
Nichtsdestotrotz, danke für die Arbeit. Ich glaube, es ist sehr sinnvoll weiterhin mit Umfragen etc. zu arbeiten. Wir haben alle unsere Freundeskreise und unseren Dunstkreis im Debattieren, oftmals schaffen sich dadurch starke subjektive Wahrnehmungen und Selektionen. Aber um der ganzen Szene gerecht zu werden, müssen wir auch die ganze Szene befragen! 🙂
Naja, die 49% sind schon die relative Mehrheit.;)
Ich halte eher die Frage nach den Aversionen gegen rein vegane, rein fleischliche oder rein vegetarische Turniere und die Schlussfolgerungen daraus, für extrem problematisch. Da werden dann einfach zwei Extrempositionen und eine abgeschwächte Variante (rein vegane Turniere sind ja automatisch auch rein vegetarisch). Dass es die Möglichkeit gibt, zusätzlich zum Fleisch eine vegetarische Option anzubieten, wird irgendwie garnicht in Erwägung gezogen.
Was mich zusätzlich stört, ist, dass die Frage nur auf einzelne Turniere ausgerichtet ist, damit aber auf Empfehlungen für alle Turniere geschlossen wird. Ich fand den veganen Schwarzwaldcup immer sympathisch und nett, es passte einfach. Wenn ich dagegen nur noch vegane oder meinetwegen vegetarische Turniere hätte, würde ich ein ernstes Problem in der Szene sehen. Und was wären die Sommer-Turniere (Elbe Open, Boddencup) ohne zünftiges Grillen?
Und als persönliche Note: Bleibt mir weg mit Tofu. Die veganen/vegetarischen Turniere, an die ich mich erinnere, hatten dann wenigstens versucht, sich auf ihre Stärken zu verlassen. (Salate, Curry, Suppen…und das in lecker) und nicht mit irgendwelchen Fleischersatzprodukten, die mir bloß noch mehr vor Augen führen, (Achtung Überspitzung) dass da mit ein bisschen weniger ideologischem Missionseifer auch ein Steak oder eine Bratwurst hätte liegen können.
Wenn man die Schlussworte des Artikels liest und versteht, wird man feststellen, dass der angebotene Kompromiss es nicht verhindern würde, dass Sommer Turniere auf ihr ‚zünftiges grillen‘ verzichten müssen um den Ansprüchen der debattiere zu genügen.
Zum einen, weil dies dann die eine fleischige Mahlzeit für bspw. Samstagabend ist und die restlichen Mahlzeiten dann ja wenigstens vegetarisch sein könnten.
Zum anderen, weil man ja auch sehr geil komplett vegan oder vegetarisch grillen kann.
Und zum dritten, weil bei der fleischigen grill Variante lediglich qualitativ hochwertiges Fleisch gewünscht ist und nicht die billig Würstchen im xxl Paket, die evtl sonst so beim bbq aufgetischt werden.
Warum eigentlich die Formulierung „wenigstens vegetarisch“? Weil ich aufgrund der Gnade der Ausrichter die Erlaubnis habe, Käse zu essen? Und nein, auch wenn es sicher lecker sein kann, vegan zu grillen, beim „zünftigen Grillen“ muss es nach Fleisch riechen, wie Fleisch schmecken und nach Fleisch aussehen. Und eben nicht nur Tofu auf dem Grill liegen. (Und wenn wir nicht die billigsten Würste nehmen wollen, wäre ich dafür auch bereit, höhere Kosten für das Turnier zu bezahlen. Bei einem DDL-Turnier mit 100€ Reisekosten und 15€ Turniergebühr, wäre es mir gleich, für gutes Fleisch dann auch 10€ mehr Regfee zu zahlen (Es muss ja nicht gleich die 7€-Wildkräuter-Bio-Festspielbratwurst sein, auch wenn das eine der besten Bratwürste war, die ich je gegessen habe;) ), wenn mein Eiweiß dafür nicht aus Tofu kommt.
Und was den Kompromis sonst angeht: Da kommt es mir durchaus auf die Kommunikation an: Wenn es an ein paar Mahlzeiten kein Fleisch gibt, weil es einfach besser passt und trotzdem schmeckt: Super. Wenn man das allerdings als ideologisch-erzieherische Maßnahme verkauft, löst es in mir eher Trotzreaktionen aus. So wie ich in der Mensa zwar gern mal das vegetarische Essen nehme, am Veggi-Tag aber aus Prinzip nicht hingehe.
Ich finde es auch sehr sehr komisch, dass Schlüsse zu präferiertem Turnieressen gezogen werden, ohne, dass der Status Quo auf den meisten Turnieren (Fleisch, Vegetarisches, Veganes Essen gleichzeitig) betrachtet wird.
Natürlich wäre es für Vegetarier ein Problem, wenn sie nichts vom Turniercatering essen können. Dafür braucht es keine Umfrage.
Gut, dass es die Umfrage gab, aber vielleicht sind die Daten ohne die Interpretation aufschlussreicher.
Ich würde hierfür gerne einen Daumen hoch geben 😉
Ich werde hier nicht mehr im Detail auf die Auswertung eingehen, das ist über mir ja bereits geschehen. Ich danke zwar, dass es noch mehr kritische Stellen gibt, aber sei’s drum. Eine Anmerkung will ich trotzdem noch machen, völlig frei von eventuellen Geschmacks- oder Ethik- oder Gesundheitskriterien:
Tofu mag zwar im 100g Preis günstiger sein als eine Biobratwurst, aber diese Betrachtung ist ziemlicher Unfug. Bratwurst hat einen Nährwert von 297kcal/100g. Tofu hat 76kcal/100g. Ca Faktor 4. Also muss ich 4 mal mehr essen für die gleiche Gegenleistung. 400g Basilikum-Tofu kosten aber 4€ im Vergleich zu 1,85€ für 100g Königshofer Bio-Rostbratwürste.
100g Sägemehl ist auch vegan/vegetarisch und vermutlich noch günstiger…
Ich rechne auch immer den Brennwert aus!!!
Warum stellen wir nicht gleich alle Turniere auf Würfelzucker um? Das wäre wahrscheinlich am günstigsten!
PS: Sägemehl ist tatsächlich in einigen Nuss-Joghurts enthalten, schmeckt mir persönlich aber nicht so gut!
Kannst ihn natürlich auch ignorieren und nur die Masse betrachten. Dann würde ich bspw. kostengünstig Wasser vorschlagen 😉
Zuckerwatte gab es ja zur Auswahl, aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen fand kaum jemand, dass man die auf Turnieren unbedingt bräuchte. Dabei ist Zuckerwatte energiereicher, günstiger, leckerer als Tofu und Bratwürste zusammen! 🙁
Es sei denn, es regnet.
Der relevante Aspekt beim Vergleich von Tofu mit Bratwürsten ist der Eiweißgehalt, da es um proteinhaltige vegane Alternativen geht.
Und dieser ist mit ca. 15g/100g ähnlich und deshalb der preis auch vergleichbar.
Funky.
Bietet doch einfach weiterhin alles an und seht ein, dass ihr weder einen missionarischen noch einen erzieherischen Auftrag habt als Turnierausrichter.
Eher einen fluffigen, gegebenenfalls gar rosa-bepelzten, vielleicht auch blau-grün-gestreift bepelzten, mit Gewissheit aber bepelzten – es sei denn, natürlich, im Sommer, wenn es heiß ist: dann eher einen Sonnenbaden-mit-Sonnenmilch, kalte Dusche-providenden – gleich zu welcher Zeit wiederum partylastigen, gute Gespräche ermöglichenden, vielleicht kostenlos Alkohol(?) anbietenden, jedenfalls mit ausreichend Wasser für alle zu jeder Zeit versorgenden, genug Freizeit für besagte Gespräche im Zeitplan beassenden, bitte auch nicht zu früh aufstehen-müssenden, ganz und gar altruistisch-wertschätzenden, ja gar liebevollenden Wohlfühl-Faktor-Auftrag. Gegenüber den TeilnehmerInnen. Völlig egal, was die essen wollen. Echt jetzt. Kinder. Reißt Euch zusammen! Principiis obsta! (Ihr Intellektuellen Knuddelhasen.)
Like.
Es gibt bestimmt einen unterschied zwischen Missionierung / den Verweis auf eine göttliche Entität und der Überzeugungsarbeit mit guten Gründen?
Zumal der artikel und vor allem auch letzterer Abschnitt frei von irgendeiner Ideologie oder sonstiges ist, sondern lediglich zeigt, dass kostengünstige Turniere nicht mit qualitativ hochwertigem Fleisch kompatibel sind.
Wir sind vielleicht nur Schläuche, in die oben was reinkommt und unten was rauskommt. Aber sollte es beim Debattieren nicht hauptsächlich darum gehen, was aus dem Schlauch oben rauskommt?
Wie viel Prozent würden bei Turnieren mit a) Peters Sägemehl oder b) keinem Essen teilnehmen? Ich (und vielleicht auch einige andere) würde sogar auf solche Turniere fahren. Ob man dabei satt und glücklich wird sei mal dahingestellt. Wer in Warschau dabei war wird bestätigen können, dass wir hier auf sehr hohem Niveau jammern.
Falls jemand auf die Idee kommen sollte, alle Teilnehmenden kulinarisch glücklich zu machen, so könnte man einfach allen das anbieten, was sie gemäß der obersten Grafik essen möchten. Scheinbar geht es aber nicht darum, das Angebot ohne jegliche Wertung an der Nachfrage auszurichten.
Warum muss man sich eigentlich vor dem Turnier als Fleischfresser / Vegetarier / Veganer einordnen? Ich wähle am liebsten die Speisen, auf die ich Appettit habe. In der Mensa sagen die Wenigsten: ich brauche heute FLEISCH. Man guckt sich an, was es gibt, und entscheiden sich dann, was man essen möchte. Was machen wir? Wir ordnen uns für die viertägige DDM in eine feste Gruppe ein und wundern uns, dass die Fleischfresser den Vegetariern spätestens am Samstag das Essen wegessen. Diese starren Einordnungen habe exakt null Vorteile.
Mal ein ganz verrückter Vorschlag, der in unserer Schule früher praktiziert wurde: gebt den Teilnehmenden eine Woche vor Turnierstart eine Übersicht mit den konkreten Speisen und jeder soll sich entsprechend der eigenen Wünsche eintragen. Dann esse ich Freitag Kartoffeln, Spinat und Ei, Samstag den Tofu-Gemüße-Eintopf und Sonntag zum krönenden Abschluss Rinderrouladen.
Exakt das! 🙂
Kann nochmal jemand mein Gedächtnis auffrischen und eine Liste der gefragten Fragen hier posten? Oder im Artikel ergänzen? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es da mehr Fragen gab.
Wie würden denn die Kritiker interpretieren, dass von 87 Omnivoren weniger als 1/3 sagen, dass Fleisch nicht fehlen darf, oder, dass sie überhaupt darauf achten?
Was sind denn die Meinungen zu den zwei vorgeschlagenen Kompromissen im Schlusswort?
Die Fragen des google.forms-Fragebogens waren:
-An wie vielen Turnieren (mit Essensversorgung) hast du bereits teilgenommen?
-Wie ernährst du dich privat?
-Worauf achtest du besonders bei deinen Mahlzeiten?
-Was ist dir besonders negativ/positiv in Erinnerung geblieben bei einem Turnier-Catering?
-Worauf achtest du besonders bei einem Turnier-Catering?
-Würde es dich stören, wenn ausschließlich fleischhaltige/vegetarische/vegane Kost angeboten werden würde?
-Würdest du bei einem Turnier mit ausschließlich fleischhaltiger/vegetarischer/veganer Kost teilnehmen?
-Soll bei Turnieren vorher angekündigt werden, was es zu Essen gibt?
-Was darf bei einem Turnier-Catering deiner Meinung nach nicht fehlen?
-Was würdest du dir von einem Turnier-Catering wünschen?
-Was fehlte dir bis jetzt bei einem Turnier-Catering?
-Hast du Anmerkungen? Wenn ‚Ja‘, welche?