„Hat die Europäische Idee ihren Zenit überschritten?“ – Der DCGF im Regierungspräsidium Darmstadt
Im Jahr 2014 schauen wir nicht nur mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren auf eine bewegende europäische Geschichte zurück, sondern werfen mit der bevorstehenden Europawahl unseren Blick auch auf die Zukunft Europas.
Diesen Blick sowohl in die Geschichte als auch in die Zukunft wagte das Europäische Informationszentrum (EIZ) des Regierungspräsidiums Darmstadt zusammen mit Debattierenden des Debattierclubs Goethes Faust (DCGF) e.V. Frankfurt und Holger-Michael Arndt, Mitglied im Expertenkreis teamEurope der Europäischen Kommission. Ferdinand Koob vom EIZ war durch die ZEIT DEBATTE Frankfurt auf den DCGF aufmerksam geworden und hatte die streiterprobten Studierenden eingeladen.
Zu Beginn der Veranstaltung mit rund 70 Zuschauern nahm Holger-Michael Arndt das Publikum mit seinem Vortrag zum Thema „Ein europäisches Jahrhundert – Vergessen. Verloren. Verspielt?“ mit auf eine Zeitreise. Arndt ist Geschäftsführer des Instituts für internationale Bildung CIVIC in Düsseldorf. Er zeigte neben der geschichtlichen Entwicklung Europas hin zu einem Einigungsprozess auch das abnehmende Vertrauen in Europa im vergangenen Jahrzehnt auf. Zum Schluss machte er deutlich, dass der Friede nicht sicher zu sein scheine.
Die Debatte mit anschließender Podiumsdiskussion folgte dem Thema „Hat die Europäische Idee ihren Zenit überschritten?“. Auf der Seite für die Europäische Idee sprachen Georgij Schmidt und Andreas Dreher, die europakritische Seite vertraten Sven Schuppener und Marion Seiche.
Georgij Schmidt eröffnete die Diskussion mit der These, dass man mehr Europa wagen solle. In seiner Rede erklärte er, warum eine größere Entscheidungsgewalt des Europäischen Parlamentes zu mehr Diskussion und Wahrnehmung Europas in der Bevölkerung führen werde. Sven Schuppener machte klar, dass die europakritische Seite nicht Europa abschaffen wolle. Man wolle vielmehr Europa neu denken, damit nicht am Volk vorbeiregiert werde. Andreas Dreher stellte den europäischen Frieden als die große Errungenschaft dar, die weiterhin aktuell sei. Auf der Gegenseite hinterfragte Marion Seiche, ob in Zeiten verschiedenster Abkommen ein solcher Staatenbund hierfür nötig sei.
Auf die Stellungnahmen der Studierenden folgte eine rege Diskussionsrunde mit dem Publikum. Man sah die Probleme der geringen Wahlbeteiligung und des schrumpfenden Vertrauens in die EU durch das Volk als ein ernstzunehmendes Problem. Eine höhere Wahlbeteiligung durch Öffentlichkeitsarbeit und Bildung sei für ein demokratisches Europa wünschenswert. Allerdings wurde auch gefragt, was mögliche Alternativen sein könnten. Die Podiumsdiskussion moderierte Holger-Michael Arndt.
Die Teilnehmer der Veranstaltung äußerten sich durchweg positiv über das Format der Podiumsdiskussion. Der DCGF knüpfte damit an zwei Publikumsdebatten aus der Reihe Klartext Europa im vergangenen Jahr an.
Andreas Dreher/kem