Streitkultur Berlin debattiert mit Politikern
Kaum ist das Debattierfieber in der Hauptstadt nach der gelungenen WUDC ein wenig abgeklungen, stand schon das nächste Highlight an: Die Streitkultur Berlin bereicherte zum Jahresbeginn die Berliner Debattenlandschaft um eine spannende Veranstaltung. Am 16. Januar 2013 trafen in einer Showdebatte Politik und Debattierclub aufeinander. Das Thema: „Brauchen wir staatliche Subventionen für freien Journalismus?“
Es wurde eng in der Kneipe „En Passant“ im Prenzlauer Berg – Trainingsrevier der Streitkultur Berlin. Etwa 50 Gäste drängelten sich in dem beengten Gastraum um das Duell zu verfolgen. Auf der Pro-Seite: Philipp Stiel, aktueller Präsident des VDCH und Deutscher Meister im Debattieren 2010, sowie Christoph Krakowiak, Gründungsmitglied der Streitkultur Berlin. Ihre Gegner: Christopher Lauer, Fraktionsvorsitzenden der Piratenpartei im Berliner Abgeordnetenhauses, sowie Lars Zimmermann, der als Direktkandidat der CDU bei der Bundestagswahl 2013 im Wahlkreis Pankow (zu dem auch der Prenzlauer Berg gehört) antritt. Geballte Debattenerfahrung also auf beiden Seiten des Hauses. Das Publikum war vor Beginn der Debatte äußert geteilter Meinung darüber, ob Journalismus stattlich gefördert werden sollte. Eine anonyme Befragung ergab: 22 Stimmen Pro, 19 Stimmen Contra. Die Debattenteilnehmer hatten im Showformat jeweils drei Minuten Zeit, um ihren Standpunkt klar zu machen und die wichtigsten Argumente für ihre Seite zu nennen. Danach wurde die Debatte auch für das Publikum geöffnet: alle Kandidaten mussten sich jeweils einminütigen Fragen der Zuhörern stellen. Und die waren gut vorbereitet – die Streitkultur Berlin hatte ihnen vor der Showdebatte noch Tipps zu Fragestrategien verraten.
Es ergab sich ein fast einstündiger Schlagabtausch zwischen Debattenteilnehmern und Publikum, bei dem die Redner auf dem Podium zum Teil kräftig ins Schwitzen kamen. Viele Gäste im Publikum hätten sicherlich gern noch stundenlang so weiter debattiert, aber die Streitkultur Berlin musste die Rednerliste nach rund einer Stunde schließen. Die Redner hatten dann noch jeweils zwei Minuten Zeit um ein Schlussstatement abzugeben und ihre Argumente zusammen zu fassen. Danach wurde erneut abgestimmt, wer die Debatte für sich entscheiden konnte. Es gewannen denkbar knapp: die Politiker auf der Contra-Seite mit 19 zu 18 Stimmen. Ob sie dabei der Regierung tatsächlich Stimmen wegnehmen konnten, oder ob einfach Unterstützer der Pro-Seite die Kneipe während der Debatte verlassen hatten, war dabei nicht mehr nachzuprüfen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Publikum, das aus sehr vielen Nicht-Debattanten bestand, die Veranstaltung sehr genoss und sich rege beteiligte. Das sehr offene Format der Showdebatte ermöglichte ein tiefes Eintauchen in die Argumentation der Redner auf dem Podium und auch, diese direkt anzugreifen. Daran hatten viele Gäste offensichtlich großen Spaß und blieben auch nach der Debatte noch zu einem Bier, um die Diskussion dabei privat fortzusetzen. Auch die prominenten Gastredner Christopher Lauer und Lars Zimmermann schienen Spaß gehabt zu haben. Sie bleiben ebenfalls noch kurz zur After-Show-Debatte und twitterten sogar während der Debatte live vom Podium. Christopher Lauer hatte sich dabei offensichtlich sehr über ein Lob (oder war es Kritik?) der Achten Minute Korrespondentin Anja Pfeffermann zu seiner Gestik gefreut. Es ist der Streitkultur Berlin zu wünschen, dass sie dieses tolle Veranstaltungsformat wiederholen kann.
Text: Miriam Hauft/fpu