Vom Studenten zum Millionär? – Gespräch mit Kai Dittmann über die Finanzierung der Worlds 2013
Rund 1.400 Menschen aus der ganzen Welt kommen im Dezember ins schöne Berlin. Das sind 1.400 Gäste, die Räume, Betten, Essen, Trinken und Transportmittel brauchen. Das will erstmal finanziert werden. Verantwortlich dafür ist unter anderem Kai Dittmann, 24, von der Berlin Debating Union. Er studiert Energie- und Ressourcenmanagement und hat zwei Jahre am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik an der TU Berlin gearbeitet. Viviane Clarin sprach für die Achte Minute mit ihm.
Achte Minute: Lieber Kai, du bist zuständig für die Finanzierung der Weltmeisterschaft. 1.400 Gäste – das könnte teuer werden. Wie viel kosten die Worlds eigentlich?
Kai: Der Finanzierungsrahmen liegt bei rund einer Million Euro. Es kann mehr oder weniger sein, je nachdem wie viele Sponsorengelder wir bekommen.
Achte Minute: Eine Million Euro schüttelt man ja nicht einfach aus dem Ärmel. Woher bekommt ihr die Mittel zur Finanzierung?
Kai: Die Teilnehmer müssen eine Gebühr von 400 Euro bezahlen. Damit sind die Basiskosten abgedeckt. Der Rest sind also Sponsorengelder – von ihrer Höhe ist abhängig, wie schön die Abendveranstaltungen werden, wie gut das Essen wird, wie komfortabel der Transport wird. Angenehm wäre natürlich, wenn wir nicht alle mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssen, sondern eigene Busse hätten. Oder wenn wir den Gästen unterschiedlicher Kulturen auch unterschiedliches Essen anbieten könnten – gerade einigen Minderheiten käme das sehr entgegen. Aber dafür brauchen wir genug Sponsoren. Aber auch die idelle Untersützung, wie wir sie beispielsweise vom VDCH bekommen, ist sehr wichtig.
Achte Minute: Habt ihr denn schon Zusagen von Sponsoren? Darfst du Namen nennen?
Kai: Die Verhandlungen sind immer relativ langwierig. Bei einigen potentiellen Sponsoren sind wir in der Endphase, also bei den Vertragsverhandlungen. Auch Bundesministerien sind mit dabei. Aber definitive Zusagen haben wir noch nicht. Daher will ich auch noch nichts Genaues sagen, um keine falschen Hoffnungen wecken.
Achte Minute: Die Sponsoren werden die Gelder ja nicht ganz uneigennützig herausrücken – was bietet ihr ihnen als Gegenleistung?
Kai: Das ist sehr vielfältig. Sie können beispielsweise eine Abendveranstaltung gestalten und da dann Werbung für sich machen. Oder sie bekommen die Möglichkeit, einen der „top rooms“ (die Räume mit den besten Teams) nach ihrem Unternehmen zu benennen. Das geht dann auch in Richtung Recruiting: Denn Debattierer sind bekannt für ihre gute Analysefähigkeit und von daher auch hervorragende Arbeitnehmer. In den top rooms können Recruiter der jeweiligen Unternehmen mit den Debattierern ins Gespräch kommen und finden so vielleicht engagierte neue Mitarbeiter. Natürlich bieten wir den Sponsoren auch eine Art „debating academy“ in Form von Rhetorikkursen für die Mitarbeiter an.
Achte Minute: Klingt alles nach viel Arbeit, die du sicherlich nicht alleine stemmen kannst. Wie viele Helfer hast du denn in deinem Ressort?
Kai: Ich habe ein tolles Team. Die nehmen wir soviel Arbeit ab, wie jeder aufbringen kann. Wir sind um die 12, aber das wechselt. Aber immer wieder gehen welche ins Ausland. Debattierer sind ja bekanntlich ein fluktuierendes Völkchen, das sich von Ländergrenzen nicht aufhalten lässt. (lacht) Innerhalb des Ressorts haben wir die Aufgaben nach Sparten verteilt. Wenn sich einer gut mit Technologieherstellern auskennt, stellt er da Kontakte her. Ein anderer spezialisiert sich beispielsweise auf die Akquirierung von Stiftungen.
Achte Minute: Ihr seid ja alle noch Studenten – wie ist das denn so, als Student über eine Million Euro zu verfügen?
Kai: (seufzt) Wenn ich darüber verfügen könnte… Tatsächlich ist es ja so, dass ich nur dafür sorge, dass das Geld da ist. Verfügen tun die anderen von der Teilnehmerbetreuung und der Leitung darüber. Aber ja, es ist schon ein gutes Gefühl, so viel Verantwortung zu tragen für so eine tolle Veranstaltung. Es ist viel Arbeit, aber man ist auch stolz, was man da macht.
Achte Minute: Lass uns zum Schluss noch mal ein bisschen träumen – angenommen du könntest alles selber ausgeben: was würdest du machen?
Kai: Mit einer Million??? Natürlich würde ich die Weltmeisterschaft finanzieren. (lacht) Naja, ich würde aber sicher auch viel reisen. Letztes Jahr war ich auf der Weltmeisterschaft in Manila: neue Leute kennen lernen, was gemeinsam unternehmen – das ist schon was Tolles.
Achte Minute: Und genau das ermöglichst du mit deiner Arbeit all den 1.400 Gästen, die nach Berlin reisen. Danke, Kai, für das Interview und viel Erfolg noch bei der weiteren Vorbereitung!
Die Berlin Debating Union erhielt bei den World Universities Debating Championship (WUDC oder Worlds) in Botsuana 2011 den Zuschlag für die Ausrichtung der WUDC 2013. Rund 1.400 Debattierer aus etwa 70 Ländern werden sich von 27. Dezember 2012 bis 4. Januar 2013 in etwa 400 Teams um den Titel als Weltmeister streiten. Beim weltgrößten Debattierwettstreit Anfang Januar im philippinischen Manila wurde dieser Zuschlag vom WUDC Council noch einmal bestätigt.
Die World Universities Debating Championship (WUDC oder Worlds) werden seit 1981 jährlich um den Jahreswechsel ausgetragen, seit 1996 immer im British Parliamentary Style. Von 27. Dezember 2011 bis 4. Januar 2012 war die Debattierwelt zum zweiten Mal Gast in Manila: 1999 kamen die Weltmeisterschaften erstmals nach Asien, damals an die Ateneo University in der philippinischen Hauptstadt. Die Turniersprache ist Englisch. Es gibt drei Sprachkategorien: “Main break” (vor allem Muttersprachler), “ESL” (English as a Secound Language) und “EFL” (English as a Foreign Language). Der Weltmeistertitel im “main break” ging heuer zum zweiten Mal in Folge an die Monash Association of Debaters aus Australien (Amit Golder und Kiran Iyer), ESL-Weltmeister wurden die amtierenden Europameister Sella Nevo und Omer Nevo aus Tel Aviv (Israel), den EFL-Weltmeistertitel holten sich zwei Rednerinnen von der Ewah Womens’ University im koreanischen Seoul.
Viviane Clarin / apf
Das klingt nach einem spannenden Projekt, jedoch welches erst einmal finanziert werden möchte. Sich dabei nur auf Sponsorengelder zu verlassen, sei eventuell etwas gewagt. Man kann nicht wissen, wie viele Sponsoren man zusammen bekommt, wie viel sie spenden werden und wie viel Geld man im Endeffekt zusammen hat. Daher sollte man sich durch erarbeitet und gesammeltest Geld absichern.
Da kann ich Kai nur absolut zustimmen, spannend ist es allemal aber ich denke man muss auch etwas optimistischer an die Sache heran gehen – es ist durchaus nicht unüblich, sich auf Sponsoren zu verlassen. Think positive 🙂