Galway Euros 2011: Nachlese 3
Noch ein Jahr bis zu den Belgrade Euros, schon jetzt in der Presse! Außerdem gefunden: Noch mehr Stellungnahmen und Streitfragen zum Thema des ESL-Finales der European Universities Debating Championships (EUDC oder Euros). Und die israelische Presse freut sich über den Sieg des Tel Aviver Teams.
Der serbische Fernsehsender RTS (Radio-televizija Srbije) freut sich auf seiner Internetseite darüber, dass die Belgrader Open Communications den Zuschlag erhalten haben, die Euros im kommenden Jahr auszurichten und berichtet außerdem, dass Milan Vignjević und Marko Ćirović in Galway bis ins Halbfinale gekommen sind:
„Na ovogodišnjem prvenstvu, koje je juče završeno u Galveju u Irskoj, jednoglasno je podržana kandidatura za organizaciju narednog takmičenja u Beogradu. Studenti iz Srbije i članovi „Otvorene komunikacije“ Milan Vignjević i Marko Ćirović na takmičenju u Galveju stigli su do polufinala.“
Bei Radio Srbija heißt es, die Organisatoren seien sich sicher, dass die die Euros dazubeitragen, dass die Universität von Belgrad an Ansehen in den akademischen Kreisen Europas gewinne. Außerdem fördere der Wettstreit die Kultur des Dialogs im öffentlichen Leben Serbiens:
„Ovu ideju su jednoglasno podržale kolege iz Evropskog univerzitetskog debatnog saveta. Debatna mreža ‚Otvorena komunikacija‘ ističe da će ovaj događaj doprineti prepoznatljivosti Beogradskog univerziteta u evropskim akademskim krugovima i izražava nadu da će takmičenje uticati na poboljšanje kulture dijaloga u javnom životu u Srbiji.“
Shengwu Li, einer der Chefjuroren der Galway Euros, äußert sich auf seiner Facebookseite zum Finalthema in der Kategorie English as a Second Language (ESL), das im Nachgang der Euros angegriffen wurde. Das Thema lautete „This house believes that God exists.“ Shengwu nimmt sich in zehn Punkten der Kritik am Thema an. So stellt er eingangs klar, dass die ESL-Redner nicht in einem seichten Pool vor sich hindümpelten, sondern schlicht keine Muttersprachler seien und damit unter Umständen vor einer sprachlichen Barriere stehen.
„This motion is too challenging to be set as an ESL final. The distinction between ESL and ENL teams is drawn according to language background, not intelligence or conceptual fluency. ESL final motions should not be the kiddy pool of debating, too shallow to allow participants to ever injure themselves through dangerous maneuvers.“
Daniël Schut, selbst schon im ESL-Finale der Debattierweltmeisterschaften gewesen und holländischer Debattierer, stellt auf dem Blog SevenTwenty des niederländischen Debattierverbands (Nederlandse Debatbond) heraus, dass es bei der Diskussion um das Thema nicht darum gehen könne, die Themenwahl als „Schande“ („disgrace“) zu bezeichnen. Vielmehr wolle er in seinem Aufsatz darauf eingehen, ob das Format BPS dafür geeignet sei, metaphysische Themen zu debattieren. Schließlich stehe das P für Parliamentary.
„The Galway EUDC 2011 final motion for the ESL-competition has generated a little bit of a stir online. Some have gone so far as to call it ‘a disgrace’ and managed to turn it into an ESL-issue. That’s just plain wrong. I am fully convinced that the highly capable CA-team set this motion with the best intentions and I am also convinced that any debater, whether they’re ESL or not, should be expected to be able to debate on this topic. That being said, I do believe that we probably shouldn’t set metaphysical motions in the context of parliamentary debating, if the word parliamentary is to have any meaning at all.
[…] Even though philosphers are still discussing what counts as evidence for knowing something to be true, when we look at our everyday lives we could at least agree that the social practice of ‘reasoning’ your positions with ‘evidence’ usually means justifying a statement with other statements that the person whom you’re trying to persuade (your auditorium) a priori assumes to probably be true.
But this notion creates an unfairness in debating as a competitive sport. If reasoning as a social practice is justifying positions by using statements your auditorium a priori holds to be true, this implies that apparently debating is nothing more than ‘pandering to the crowd’ – a race to reach the ‘common ground’ of a priori assumptions first. The unfairness is this: we don’t know beforehand what a priori assumptions our judging panel has, and even if we would know this, the draw decides what position we have to argue, so we could, by bad luck, end up debating a position that is just unfortunate enough to be less acceptable given those a priori assumptions.“
Auch über Metaphysisches müsse man sich vernünftig auseinandersetzen können – ein solches Thema sei nicht automatisch als undebattierbar ausgeschlossen, findet Sam Block, Chefjuror der DLSU Worlds, die um den Jahreswechsel in Manila (Philippinen) ausgetragen werden. Auch er äußert sich auf dem niederländischen Debattierblog SevenTwenty zum ESL-Finalthemenstreit:
Rather, my claim will only be that its metaphysical-ness should not debar it from being reasonable, and that we should not approach debates with the assumptions of ‘public reason’.
More broadly, I’m arguing that we should do a wide variety of different topics, and that any general trend towards more politics/economics/IR at the exclusion of broader also-interesting ideas is unfortunate. I also feel strongly that debating should be about the arguments that teams make, not about any preconceptions of the adjudicator. To this end, I’ll briefly sketch Daniel’s position as I understand it.
Omer und Sella Nevo, zwei Brüder aus Tel Aviv, sind Thema auf der israelischen Internetseite The Pulse. Hier wird berichtet, dass die beiden frisch gebackenen Europameister (ESL) eine beachtliche Leistung hingelegt haben, indem sie sowohl in der offenen Kategorie als auch in der Kategorie English as a Second Language ins Viertelfinale eingezogen sind. Im ESL-Finale setzten sie sich schließlich durch – und trugen den Titel nach Hause:
עומר וסלע זכו להישג משמעותי כאשר הגיעו לשלב רבע הגמר של התחרות במסלול של דוברי אנגלית כשפת אם, במקביל להתברגותם ברבע הגמר במסלול לדוברי אנגלית כשפה שנייה. לאחר שהפסידו ברבע הגמר של המסלול לדוברי אנגלית כשפת אם, הם התחרו כדוברי אנגלית כשפה שנייה, והגיעו לגמר.
Die European Universities Debating Championships (EUDC oder Euros) werden seit 1999 jährlich im British Parliamentary Style (BPS) auf Englisch ausgetragen, zum ersten Mal fanden sie im niederländischen Rotterdam statt. Damals traten 32 Zweierteams an im Wettstreit um den Titel. Bei den letzten Euros in Amsterdam trafen 192 Teams aufeinander, in Galway waren es 180 Rednermannschaften. Debattierer aus ganz Europa und sogar aus Israel und Qatar dürfen an den EUDC teilnehmen und treten in zwei Kategorien an: Englisch als Muttersprache und “English as a Second Languge“ (ESL). Es besteht die Möglichkeit, dass ein Team in beiden Kategorien vorankommt und schließlich sogar beide Titel einheimst. Heuer schaffte es ein Team aus Tel Aviv in beide Viertelfinals, musste sich aber im „open break“ geschlagen geben.
Aktuell sind Ben Woolgar und Hugh Burns Europameister. In der Kategorie ESL haben sich im Sommer inGalway Sella und Omer Nevo (Tel Aviv) durchgesetzt – sie waren es auch, die es gleichzeitig als Sechstplatzierte in den „open break“ geschafft hatten. In diesem Jahr fanden die Europameisterschaften von 7. bis 13. August im irischen Galway statt. Als Chefjurorin zeichnete Ruth Faller (Irland) verantwortlich, mit in ihrem Team waren Shengwu Li (Singapur), Simone van Elk (Niederlande), Steven Nolan (Irland) und Yoni Cohen-Idov (Israel). Als Equity Officer konnten die Ausrichter Isabelle Loewe (Debattierclub Bonn) und Tony Murphy (Irland) gewinnen. Im Rahmen der Euros tagte das EUDC-Council, das unter anderem über den EUDC-Ausrichter des kommenden Jahres entschied: Die Euros werden von 5. bis 12. August 2012 in der serbischen Hauptstadt Belgrad ausgetragen.