Im Interview mit dem neuen VDCH-Vorstand (Teil 1 von 2)
Der auf der VDCH-MV neu gewählte Vorstand besteht aus Jonathan Krapp (Präsident), Jens Molge (Vizepräsident für Öffentlichkeitsarbeit), Bjarne Roggenbuck (Vizepräsident für Veranstaltungen) und Jonas Reichert (Vizepräsident für Finanzen). In den vergangenen Wochen hat die Achte Minute mit allen Mitgliedern des neuen Vorstandes gesprochen und wird in den nächsten Wochen Teile der Interviews veröffentlichen.
Präsident mit Bodenhaftung? – Jonathan Krapp über Butterpreise, die internationale Szene und die Herausforderungen für den VDCH in der kommenden Amtszeit
Achte Minute: Magst du dich kurz vorstellen? Vielleicht für die die deine Bewerbung noch nicht gelesen haben.
Jonathan: Mein Name ist Jonathan. Ich bin 23 Jahre alt. Ich studiere in Aachen Informatik und bin seit 2018 Mitglied des Debattierclubs Aachen. Dort bin ich außerdem seit 3 Jahren im Vorstand – also jetzt in meiner vierten Amtszeit. Seit der VDCH-MV bin ich jetzt Präsident des VDCH.
Achte Minute: Du hast dich ja dieses Jahr offen spontan auf das Amt des VDCH-Präsidenten beworben. Wie war der Entscheidungsprozess für dich?
Jonathan: Debattieren ist eines meiner wichtigsten Hobbys. Hier habe ich viele tolle Leute kennengelernt, beeindruckende Städte gesehen und auch einfach viel gelernt. Deswegen war mir schon lange klar, dass ich mich für den VDCH auch engagieren wollte, um der Szene etwas zurückzugeben. Aber eigentlich wollte ich das im nächsten Jahr machen. Gerade schreibe ich meine Bachelorarbeit, bin Vorstandsvorsitzender des Debattierclubs Aachen und arbeite nebenbei auch noch. Dann gab es aber in diesem Jahr keine Bewerber*innen und ich habe mir überlegt, wie viel Zeit ich realistisch habe. Bis zur Abgabe meiner Bachelorarbeit im November kann ich wahrscheinlich etwa 4 Stunden pro Woche investieren, danach deutlich mehr. Nach Lektüre eines alten Achte Minute Artikels und Rücksprache mit der ehemaligen VDCH-Präsidentin Btissam [Boulakhrif, Anm. d. Red.], bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mir die Ausübung des Amtes möglich ist, woraufhin ich meine Bewerbung verfasst habe.
Achte Minute: Du warst in der letzten Saison auf so gut wie allen Turnieren. Was treibt dich an und was genau findest du an Turnieren besonders?
Jonathan: Zum einen gibt einem der kompetitive Gedanke auf Turnieren ein Stück weit das Gefühl etwas erreicht zu haben beziehungsweise ein Gefühl sich zu verbessern. Außerdem machen Turniere auch einfach Spaß und wenn ich die Wahl habe, ob ich auf ein Turnier fahre oder nicht, würde ich mich immer für das Turnier entscheiden. Ich hoffe ich kann das auch in diesem Jahr so weiter machen. Das Besondere an Turnieren für mich ist glaube ich der Kontakt zu immer wieder neuen Menschen, die Atmosphäre auf den Socials, aber auch die interessanten Debatten, die auch nochmal anders sind als im Club.
Achte Minute: Was genau meinst du mit „anders“?
Jonathan:Ich glaube, es gibt in Debattierclubs immer so einen gewissen Stil, der sich etabliert. Wenn ich mir Notizen angucke, die ich mir als Juror [bei Clubdebatten, Anm. d. Red.] mache, dann kann ich meistens, ohne auf den Namen zu gucken, sagen, welches Mitglied aus meinem Club dieses Argument gemacht hat, weil jeder seinen eigenen Stil entwickelt.
Gerade wenn Menschen länger in einem Club sind und Andere von ihnen lernen, gibt es bestimmte Argumente oder Argumentationslinien, die du auf Turnieren siehst, die du niemals in deinem eigenen Club sehen würdest. Und natürlich gibt es Themenbias. Bei uns ist es so, dass eine Person drei Themen auswählt, zwischen denen dann abgestimmt wird. Dabei wird es natürlich Themen geben, die diese Leute für debattierbarer oder für besser halten, die dann mehr genommen werden und andere Themen, die diese Personen weniger auswählen. Dadurch lernt man bestimmte Themen besser kennen als die, die dann auf dem Turnier gestellt werden. Das heißt nicht, dass Turnierdebatten zwangsläufig besser sind. Aber auf jeden Fall anders.
Achte Minute: Wie kann man deiner Meinung nach im Club mit Themenbias am besten umgehen?
Jonathan:Der erste Schritt ist, dass man sich schon bewusst sein muss, dass es diesen Themenbias gibt. Was wir im Club jetzt angefangen haben, ist, dass wir häufiger mal [die Person, die die Themen auswählt, Anm. d. Red.] durchrotieren und das ist, glaube ich, die Bestlösung. Außerdem kann man natürlich darauf achten, dass man regelmäßig Themen aus unterschiedlichen Bereichen stellt, wobei das natürlich nur auf einen Bias gegenüber unterschiedlichen Themenbereichen selektiert, nicht gegenüber der Art und Weise wie Themen formuliert sind. Was mir insbesondere bei der Recherche internationaler Themen aufgefallen ist, ist wie wichtig es ist, sich auch selbst kritisch zu hinterfragen. Wenn man sich eine Themenliste anguckt mit Themen, die auf Turnieren gestellt wurden und der Meinung ist, dass der größte Teil dieser Themen nicht debattierbar sind, sollte man sich vielleicht schon die Frage stellen, ob es wirklich realistisch ist, dass die CAs von internationalen Turnieren in 90 % der Fälle undebattierbare Themen auswählen oder ob es sein könnte, dass man selbst einen Bias hat. Insgesamt kann man sich glaube ich trauen, deutlich experimentierfreudiger bei der Themenwahl zu sein.
Achte Minute: BP oder OPD und warum?
Jonathan: Beide Formate haben ihre eindeutigen Vorzüge und auch eindeutige Nachteile und ich persönlich bin schon, auch wenn das nach einer diplomatischen Antwort klingt, der Verfechter davon, die Formate relativ ausbalanciert zu halten. Das geht so weit, dass ich auch sage bei den Englischen Debatten [in Aachen, Anm. d. Red.] sollten wir 50% OPD, 50% BP reden. Zu englischem OPD kann ich nur sagen: Viele Leute haben Angst davor ich weiß nicht warum. Das Delta zwischen deutschsprachigem BP und englischsprachigem BP und deutschsprachigem OPD und englischsprachigem OPD ist für die meisten Leute gleich. Im Zweifel also beides.
Achte Minute: Welches Feedback kriegt ihr denn von den Teilnehmern der englischsprachigen Debatte zum englischsprachigen OPD?
Jonathan: So direkt habe ich das Feedback glaube ich noch nicht bekommen, aber ich glaube OPD funktioniert auch auf Englisch und kann auch internationalen Studierenden sehr helfen, etwa bei mündlichen Prüfungen.
Achte Minute: Warum hast du dich gerade für das Amt des Präsidenten beworben? Was denkst du qualifiziert dich besonders für dieses Amt?
Jonathan: Was mich so persönlich als Präsidenten qualifiziert ist natürlich immer eine schwierige Frage zu beantworten. Insgesamt glaube ich, dass ich gut in der Delegation von Arbeiten bin. Die Aufgabe des Präsidenten ist nicht, alleine den VDCH zu schmeißen, sondern darauf zu achten, dass alle immer den korrekten Wissenstand und die korrekten Aufgaben haben. Und ich glaube, dass ich das hinbekomme.
Achte Minute: Du wirst dich noch in den nächsten zwei Monaten eher weniger im VDCH engagieren, da du aktuell an deiner Bachelorarbeit schreibst. Wie fangen deine Vorstandskollegen das bisher und in Zukunft ab?
Jonathan:Darüber haben wir uns im Vorstand unterhalten und ich muss sagen, dass ich gerade von den anderen Vorstandsmitgliedern, wann immer eine Aufgabe auf der Agenda steht, eine bemerkenswerte Menge an Hilfsbereitschaft und Kollegialität erfahre. Also meine Vorstandskollegen sind hervorragend und ich glaube auch, dass wir ein gutes Team sind. Aktuell funktioniert darüber hinaus auch unsere Zeiteinteilung gut, da der größte Teil unserer Arbeit relativ planbar ist. Selbst wenn sich, das in Zukunft ändert, werde ich früh genug wissen, welche Arbeiten ich nicht mehr ausführen kann, und dann werden die anderen Vorstandsmitglieder das abfangen können.
Achte Minute: Du sprichst in deiner Bewerbung als kleinere und größere Probleme der deutschen Szene Mixed Teams, geschlossene Runden und die Öffnung für DaF Teams und Teilnehmer an. Magst du das konkretisieren? Wie möchtest du diese Probleme angehen?
Jonathan: Ich glaube, viele dieser Dinge sind nicht unbedingt Sache des Vorstandes, sondern Sache der MV. Bezüglich Mixed-Teams zum Beispiel, werden vielen in der Szene Probleme bekannt sein, die letztes Jahr aufgetreten sind. Ich glaube, dass die MV mit ihren Beschlüssen dieses Jahr sehr vieles davon eindämmen konnte. Ich glaube die neue Regelung für die DDM ist gut, ich glaube die neue Regelung für Campus-Debatten ist gut. Wir werden mal sehen, wie sich das entwickelt. Vielleicht kann die MV im nächsten Jahr nachbessern. Der Vorstand hat jetzt erstmal neue Regeln, die es gilt, umzusetzen. Bezüglich geschlossener Runden: Ich persönlich halte geschlossene Runden für ein Unding. Debattierende werden mit einem Thema konfrontiert, mit dem sie sich noch nie beschäftigt haben und sie erbringen eine Leistung, von der sie glauben, dass sie die Bestmögliche ist. In geschlossenen Runden nehmen wir den Leuten die Möglichkeit zu lernen, ob man sich bei der Entscheidung für einen Weg dann auch wirklich für einen Sinnvollen entschieden hat. Man erhält zwar am Ende Informationen über die eigene Platzierung, aber diese Information ist eher begrenzt hilfreich, da man sich für weitere Auskünfte an den Jurierenden wenden müsste. Sowohl für diesen als auch für einen selbst liegt die Debatte aber dann schon einige Stunden zurück. Ich glaube, dass langfristig die Qualität von Debatten steigt, wenn wir keine geschlossenen Runden haben. Zudem brauchen Turniere diese künstliche Spannung vor dem Break nicht zwangsläufig, zumal sie ja nur für einige, wenige Menschen existiert, bei denen der Break auf der Kippe steht. Wer noch mehr über dieses Thema wissen will, dem kann ich den Achte Minute Artikel, das Mittwochsfeature, von Josef [Hoppe, Anm. d. Red.] sehr ans Herz legen. Statt von der Öffnung für DaF-Redner würde ich eher von einer Öffnung für die internationale Szene reden. Es gibt sehr wenige internationale Turniere in Deutschland. Gerade in einem sehr internationalen Club wie Aachen, gibt es viele Mitglieder, die gerne auf Turniere fahren würden, die aber aktuell nur begrenzt erreichbar sind. Ich glaube insbesondere durch Aktionen wie die Klassenfahrt der BDU oder das Berlin Open, sehen wir schon positive Entwicklungen. Aber an dieser Front kann noch viel getan werden, etwa indem man über separate DaF-Kontingente explizit informiert oder über eine stärkere Vernetzung internationaler Studierender in Debattierclubs im deutschsprachigen Raum. So kann man eine bessere Umgebung schaffen für nicht-muttersprachlich deutsche Debattierende oder auch eine, in der auch Leute, die muttersprachlich deutsch sind, sich trauen auf Englisch zu debattieren.
Achte Minute: In diesem Jahr wird ja wahrscheinlich insbesondere die Sponsoringakquise ein zentraler Teil der VDCH-Vorstandsarbeit sein, da in der Saison 24/25 die Förderung der Campus-Debattenserie durch die Zeitstiftung wegfällt. Wie planst du dich hier einzubringen?
Jonathan: Jeder, der die aktuelle Situation kennt, dem wird außerdem klar sein, dass Sponsorenakquise enorm wichtig ist und wahrscheinlich die nächsten 12 Monate der Arbeit des Vorstands und insbesondere meiner Person definieren wird. Ich werde mein Möglichstes tun, um mit möglichst vielen potenziellen Förderern zu reden. Vor allen Dingen ist diese Herausforderung etwas, was der VDCH gemeinsam angeht: Im Gespräch mit verschiedenen Mitgliedern habe ich in den letzten Wochen festgestellt, dass es enorm viele Leute gibt, die hier Kompetenzen und Connections haben und helfen wollen, weil sie sehen, wie wichtig der Debattiersport etwa für die Demokratieförderung und politische Bildung ist. Was wir jetzt brauchen, ist ein langer Atem, wenn wir mit möglichen Förder*innen in Kontakt treten und der gemeinschaftliche Einsatz der Szene. Es wird jetzt schwer und vielleicht dauert die Suche nach einem neuen Hauptsponsor auch länger als ein Jahr, insbesondere wenn man bedenkt, wie lange Prozesse in Stiftungen dauern, aber ich glaube, das werden wir meistern. Und mit wir meine ich nicht nur diesen Vorstand, sondern den gesamten VDCH.
Achte Minute: Und zuletzt, weil mit berichtet wurde, dass das Tradition ist: Was kostet aktuell ein Päckchen Butter im Supermarkt?
Jonathan: Also ich würde sagen, es hängt stark davon ab welche Butter man kauft. Ehrlich gesagt, ich habe eher wenig Ahnung darüber. Ich weiß schon, dass sich die Kosten meiner Einkäufe in den letzten zwei Jahren signifikant gesteigert haben. Ich würde schätzen etwa 1,79€ im Rewe im Aquis Plaza in Aachen.
Achte Minute: Ok, ich werde das checken.
Jonathan: Finale Antwort.
[Anmerkung der Redaktion: Zwei Tage nach dieser Antwort kostete Butter im Rewe im Aquis Plaza zwischen 1,29€ und 2,99€. Die Achte Minute-Redaktion hat ihre Augen und Ohren überall.]
Für ein ganzheitliches Verständnis der Debatte – Jens Molge im Interview
Achte Minute: Magst du dich kurz vorstellen? Vielleicht für die die deine Bewerbung noch nicht gelesen haben.
Jens: Mein Name ist Jens. Ich bin 23 Jahre alt und studiere im ersten Mastersemester Mathematik and der Universität Heidelberg. Ich debattiere jetzt seit etwa 4 Semestern.
Achte Minute: Warum hast du dich für Mathematik entschieden?
Jens: Ich glaube, ich bin jemand der logischen Systeme, Argumentation und ein tiefes, detailliertes Verständnis sehr faszinierend findet. Vorher habe ich ein Jahr Physik studiert, aber da gingen mir die Erklärungen zum Teil nicht weit genug und es wurde auf die Mathematiker verwiesen und da dachte ich, bevor ich die ganze Zeit Dinge frage, werde ich selbst einer.
Achte Minute: Du berichtest in deiner Bewerbung von einer Beschäftigung bei einem Finanzunternehmen sowie im Bereich der Eventorganisation. Was würdest du sagen, hast du aus diesen Beschäftigungen mitgenommen und gibt es eine besonders prägende Erfahrung, die du aus dieser Zeit teilen kannst?
Jens: Allgemein konnte ich wesentlich mehr Orientierung gewinnen, was ich so mit Mathematik machen kann, weil man sehr, sehr viel machen kann, aber das oft im Studium nicht so konkret greifbar ist, mit Ausnahme der Forschung, von der ich bereits zu Beginn meines Studiums wusste, dass ich sie nicht machen möchte. Und das hat mir sehr geholfen, mich da zu orientieren. Und in Bezug auf das VDCH-Amt ist es vor allen Dingen wichtig, dass ich gelernt habe bei der Organisation und der Außenwirkung – also konkret für mein Ressort relevant – von Großveranstaltungen mitzuwirken und da effizienter zu werden und sinnvoller zu gestalten. Da überhaupt mal einen Überblick zu kriegen, worauf man alles achten muss, wenn man große Events/PR Events organisiert.
Achte Minute: Wie bist du zum Debattieren gekommen und was würdest du sagen hast du am Sport am meisten zu schätzen gelernt?
Jens: Ich wurde damals zu meiner ersten Debatte von einem guten Freund mitgeschleppt und durfte erleben, wie überzeugend und publikumswirksam man über ein Thema reden kann, wenn man Reden richtig gelernt hat. Und das hat mich fasziniert und überzeugt. Außerdem glaube ich ein sehr relevanter Aspekt und auch so die stärkste Motivation für mich ist, dass ich kommunikative Fähigkeiten für unglaublich wichtig halte und es auch ein angenehmes Gefühl finde, wenn ich jemanden kommunikativ überzeugen und ausdrücken kann, was ich denke. Und ich denke, es ist als Mathematiker manchmal ein bisschen schwierig seine Gedanken sinnvoll in Worte zu fassen, weil man das schlicht und ergreifend nicht lernt und das ist deswegen eine Kompetenz, die ich durch das Debattieren zusätzlich zum Studium sehr gut erweitern kann. Das ist abgesehen davon, dass es einfach Spaß macht, die große Motivation gewesen.
Achte Minute: Du bist jetzt noch nicht so lange dabei und hast im Vergleich zu deinen Vorgängern und auch dem restlichen Vorstand weniger Ämter z.B. in deinem Verein bekleidet. Wie gehst du selbst mit deiner Unerfahrenheit um?
Jens: Ich frage alle Leute alles.
Achte Minute: In deiner Bewerbung hast du außerdem angegeben besonders im Rahmen der Turnierserie, ich nehme an es geht dabei um die Campus-Debatten, da die ja vom VDCH betreut werden, positive Erfahrungen gemacht zu haben. Magst du da vielleicht mal einen Favoriten teilen?
Jens: Also mein persönlicher Favorit unter den Campus-Debatten der letzten Saison war die CD Freiburg. Grund dafür war, dass ich da das erste Mal sehr unverkrampft hingegangen bin. Ich bin bei den anfänglichen Campus-Debatten, weil ich schnell gemerkt habe, dass Debattieren ein kompetitiver Sport ist, mit einer Erwartungshaltung an mich selbst rangegangen, dass ich irgendwie auch sehr gut sein muss und performen und im Zweifelsfall sogar breaken muss. Das hat mich immer sehr gestresst. Bei der Campus-Debatte Freiburg war ich das erste Mal der Meinung: Ich gehe da einfach hin und habe Spaß und lerne viele coole Leute kennen. Und dann ist genau das passiert und ich glaube danach habe ich Campus-Debatten sehr viel mehr genießen können und mehr als eine Art Klassenfahrt gesehen, wo ich mein Hobby, was mir sehr viel Spaß macht, ausleben kann.
Achte Minute: Du gibst außerdem an, anderen ebenfalls eine positive Erfahrung im Debattieren ermöglichen zu wollen. Jetzt ist die Wahl schon ein paar Wochen her. Hast du mittlerweile konkrete Ziele oder Ideen, was du tun kannst und willst, um dieses Ziel zu erreichen?
Jens: Zunächst einmal möchte ich die Aufgaben, die meine Vorgängerin als Teil dieses Ressorts betreut hat, weiterführen: Dazu gehört etwa, die Außenwirkung von den Debatten der Campus-Debatten-Reihe möglichst groß und effizient zu gestalten oder die Werbung auf Instagram. Außerdem wollen wir als gesamter Vorstand die Spendenlücke, die die Zeitstiftung im nächsten Jahr hinterlassen wird, füllen. Ob wir das umsetzen können, hat natürlich auch direkten Einfluss auf die Campus-Debatten-Serie, weil wir allen ermöglichen wollen, an den Debatten teilzunehmen. Auch denen, die finanziell weniger stark sind. Ich glaube, wenn wir das schaffen, dann ist das schon mal ein großer Gewinn.
Achte Minute: Du sprichst vom Debattieren als „konstruktivem Gegenpol zur zunehmenden politischen Lagerbildung“. Was genau meinst du damit und was ist für dich die Rolle des Debattierens im politischen Diskurs?
Jens: Ich habe in der Anfangszeit meines Debattierens gleichzeitig in einigen politischen Parteien reingeschnuppert, weil ich gucken wollte, ob ich mich politisch engagieren möchte und ich habe in sehr vielen Parteien aus unterschiedlichen Lagern und Richtungen wahrnehmen können, dass der Diskurs sehr vereinheitlicht ist: Es wird eigentlich nur die eigene Seite betrachtet und sich nicht mit der Gegenseite auseinandergesetzt. Das ist ein Phänomen, dass man das auch generell bei öffentlichen Diskursen beobachten kann, dass wenn es um kontroverse Themen geht, oft sehr emotional hochgeschaukelte Meinungen in gewissen Lagern vertreten werden und wenig miteinander geredet und vor allen Dingen auch wenig reflektiert wird über die Gegenseite. Und wie gesagt, bei mir war der Auslöser konkret dieses Phänomen zu beobachten in der Betrachtung der Jugendorganisationen politischer Parteien und da habe ich mir gedacht: Es ist sehr wertvoll, dass es einen Sport gibt, der Leute im Prinzip genau darauf trimmt. Also Leute trainiert sich eine zugeloste Position anzugucken, die nicht unbedingt der eigenen Meinung entspricht und sich zu überlegen, was könnte man für diese Meinung sagen, wie könnte man für diese Meinung argumentieren. Also ich glaube, man lernt sehr eine Debatte in ihrer Ganzheitlichkeit zu betrachten und nicht nur die eigene Meinung zu festigen und ich glaube, das ist die einzige Art von sinnvollem politischem Diskurs.
Achte Minute: In diesem Jahr wird ja wahrscheinlich insbesondere die Sponsoringakquise ein zentraler Teil der VDCH-Vorstandsarbeit sein, da in der Saison 2024/25 die Förderung der Campus-Debatten-Serie durch die Zeitstiftung wegfällt. Wie planst du dich hier einzubringen? Gibt es dazu schon eine klare Aufgabenteilung innerhalb des neuen Vorstandes?
Jens: Ich glaube, meine Aufgabe wird vor allem darin liegen, die Außenwirkung des VDCH bestmöglich zu gestalten, damit unsere Sponsoren eben den entsprechenden positiven Eindruck bekommen und sich dazu entscheiden, unsere Arbeit fördern zu wollen. Ich glaube, und das habe ich auch bereits mit dem Sponsoringteam besprochen, dass wir gerade jetzt in der Anfangsphase im Öffentlichkeitsarbeitsressort gucken müssen, dass wir die Außenwirkung des VDCH aufpolieren und auf Vordermann bringen, sodass jeder versteht, was Debattieren ist und dass jeder ein Gefühl dafür bekommt, warum Debattieren so wichtig ist. Menschen sollen sehen, dass wir ein Verein sind, der sich um seine Zukunft kümmert, weiter wachsen und weiter Menschen für den Sport begeistern möchte.
ah./hb.