Projekt Clubgründung – Wie der Debattierclub Köln seine Anfänge nimmt
Seit Kurzem gibt es in Köln einen deutschsprachigen Debattierclub. Am 24. Oktober traf sich der Debattierclub Köln zu seinem ersten Clubabend. Etwa fünfzehn Interessierte nahmen an diesem teil. Für unser dieswöchiges Mittwochs-Feature hat die Achte Minute recherchiert, wer und was eigentlich dahintersteckt.
Initiiert wurde der Debattierclub in Köln von Anouk Kinzel, die zuvor beim Debattierclub Magdeburg e. V. aktiv war. Anouk ist seit März in Köln, wo sie an der Universität zu Köln im Masterstudiengang „Theorien und Praktiken professionellen Schreibens“ studiert. Anouk war „schockiert“, dass es in einer so großen Stadt wie Köln keinen deutschsprachigen Debattierclub gab, weshalb sie sich im Frühjahr zwecks der Initiierung an den VDCH wandte.
Der VDCH konnte schnell den Kontakt zu Angélique Herrler, die als Alumna des Debating Clubs Heidelberg e.V. in Köln wohnt und dort promoviert, herstellen. Zwar war Angélique durch ihre Promotion ziemlich eingespannt und hatte erst einmal keine zeitlichen Kapazitäten, aktiv bei der Initiierung eines neuen Debattierclubs zu helfen, doch bot sie Anouk an, mit ihrem Know-How beratend zur Verfügung zu stehen. Auch Johannes Meiborg, ein weiterer Alumnus, unterstützt Anouk seit seinem Umzug nach Köln Anfang Oktober ebenfalls beim Aufbau.
Ungefähr zur gleichen Zeit wie Anouk hatte sich auch Prof. Dr. Franz Kasper Krönig von der Technischen Hochschule Köln an den VDCH gewandt. Dieser wollte seine Studierenden am Ende seines Kurses eine Studienleistung in Form einer Debatte mit Expertinnen erbringen lassen. Über den Professor ergab sich dann die Möglichkeit, Räume der Technischen Hochschule zu nutzen, was eine große Erleichterung darstellte. Anouk gestaltete eine Website, richtete Social-Media-Kanäle ein und begann dann damit, den ersten Clubabend zu organisieren. Nach der Einrichtung der Webpräsenz erhielt sie bereits zahlreiche Anfragen, insbesondere von Interessierten, die schon länger Interesse am Debattieren gehabt aber nie einen Club in Köln gefunden hatten.
Am 24. Oktober war es dann soweit: Der Debattierclub Köln traf sich zu seiner ersten Debatte. Diese fand im OPD-Format zum Thema „Sollte Gott die Erschaffung der Menschheit bereuen?“ statt. Danach ließen die KölnerInnen den Abend bei Getränken in einer Kneipe gemütlich ausklingen.
Die Initiierung eines Debattierclubs ist in vielseitiger Weise herausfordernd, aber auch spannend. Im folgenden Interview mit Clubgründerin Anouk geht es um den Initiierungsprozess, die erste Debatte und ihre Pläne für die Zukunft. Die Fragen für die Achte Minute stellte Ben Riepe:
Achte Minute: Hallo Anouk! Wir sind schon richtig gespannt: Wie lief der Start des Debattierclubs Köln?
Anouk Kinzel: Letzte Woche Montag hat unsere erste Debatte stattgefunden. Dort waren wir 15 Leute. Die Resonanz war echt super, die Leute sind alle direkt ins Reden gekommen, die waren wirklich motiviert. Wir haben eine OPD-Debatte gemacht und Angélique, Johannes und ich waren baff, wie gut alle geredet haben. Anschließend waren wir dann noch zusammen in einer Kneipe. Ich würde sagen, es ist richtig gut angekommen.
Achte Minute: Was für Leute waren da?
Anouk Kinzel: Bis auf uns drei waren alle komplett neu beim Debattieren. Bei vielen gab es vermutlich schon eine gewisse Affinität, aber Kontakt zum Debattieren als Sport hatte noch nicht bestanden. Es waren überwiegend Studierende, aber z.B. auch eine Realschülerin.
Achte Minute: Wie ist der Club momentan organisiert?
Anouk Kinzel: Momentan ist der Club noch nicht amtlich als Verein eingetragen. Wir hatten am Montag die erste Debatte, erst da ist klargeworden, wie groß das Interesse ist. Amtlich ist insofern noch nichts, aber das wird noch kommen, dass wir uns am Ende des Semesters zusammensetzen und mal schauen, wer Lust hat dabeizubleiben und wer Lust auf Vorstandsarbeit hat.
Achte Minute: Welche Schwierigkeiten gab es bei der Initiierung?
Anouk Kinzel: Räumlichkeiten zu finden wäre ohne die Hilfe der Technischen Hochschule ein Problem gewesen. Bei der Universität wussten wir nicht so wirklich, an wen wir uns wenden sollten.
Auch war vor dem ersten Clubabend die Teilnehmerzahl schwer abzuschätzen. Wir hatten zwar einige Anmeldungen per E-Mail bekommen, aber nicht explizit um Anmeldungen gebeten. Deshalb war das alles etwas schwer zu planen. Aber gerade diese Ungewissheit macht es so spannend.
Achte Minute: Was lief bei der Initiierung gut bzw. fiel leicht?
Anouk Kinzel: Wir haben über die Technische Hochschule echt gute Räume belegen können. Die sehen relativ futuristisch aus. Man baut sich Tische und Stühle selber zusammen. Nach dem ersten Clubabend mussten wir dann auch relativ schnell raus. Ich hatte zwischenzeitlich Sorge, dass wir es zeitlich mit dem Abbau nicht mehr schaffen würden. Aber die Teilnehmenden haben alle mitgeholfen und so ging das dann ganz schnell. Wenn man auf Menschen zugeht und im Team arbeitet, dann funktioniert so etwas. Auch die Kommunikation mit dem VDCH war unglaublich gut. InteressentInnen wurden direkt weitergeleitet. Ich verdanke dem VDCH einiges.
Achte Minute: Welche Ressourcen habt ihr in Anspruch genommen?
Anouk Kinzel: Zu aller erst haben wir von der DDG eine Förderung erhalten. Sven [Jentzsch, Anm. d. Red.] meinte auch, man könnte sich überlegen, eine Art Workshop anzubieten. Die Leute hier haben da richtig Bock drauf, ich glaube, das würde gut werden.
Achte Minute: Was für Themen habt ihr gestellt?
Anouk Kinzel: Wir hatten drei ganz normale Themen zur Auswahl. Ich habe das aus meiner Zeit in Magdeburg übernommen und versuche immer ausgewogene Themenvorschläge zu machen, gerne aber auch mal fundamentalere oder spekulativere Themen zu stellen. Pflicht zum Besuch eines Kindergartens ab drei Jahren, ein Grundrecht auf Arbeit und ob Gott die Erschaffung der Menschheit bereuen sollte. Letzteres hat dann auch die Abstimmung gewonnen.
Achte Minute: Was ist deine Vision für die nächsten Monate?
Anouk Kinzel: Erst einmal einen Stamm von 10-15 Personen aufzubauen. Ich hoffe auch, dass regelmäßig neue Leute hinzukommen und dass wir schon relativ bald auf Turniere fahren können, sobald sich ein paar Leute committen den Club zu gründen.
Achte Minute: Welche Hilfen würdest du dir dafür zusätzlich noch wünschen?
Anouk Kinzel: Tatsächlich fällt mir nichts ein, ich habe mich bisher sehr unterstützt gefühlt.
Achte Minute: Das klingt ja schonmal gut! Viel Erfolg weiterhin und vielen Dank für das Interview.
Der Debattierclub Köln trifft sich aktuell jeden Montag in den Räumen der Bildungswerkstatt auf dem Campus der Technischen Hochschule Köln in der Südstadt (Ubierring 48). Der nächste Clubabend findet am 07.11 statt. Interessierte sind jederzeit willkommen! Aktuelle Informationen gibt es auf https://debattierclubkoeln.com/ .
Das Mittwochs-Feature: Mittwochs veröffentlicht die Achte Minute ab 10.00 Uhr oftmals ein Mittwochs-Feature, worin eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt gestellt wird. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.
bjr./lok.
Richtig gut, dass wir in Köln wieder einen Debattierclub haben – bei einer Stadt in der Größe sollte es auf jeden Fall genug Interessenten geben. In Bremen eigentlich auch, falls da zufällig demnächst jemand hinziehen sollte. Da gab es ja zeitweise sogar mal zwei.
Magdeburger Engagement in die Welt hinausgetragen, das freut mich als Veteranen richtig.
Ebenso toll, dass noch die Praxis der Motion-Abstimmung an der Elbe praktiziert wird.
Viel Erfolg in Köln bei der Clubgründung!