Gründung eines Debattierclubs in Darmstadt – Mitinitiator Max Frankenberger im Interview
Die deutschsprache Debattierszene wächst. Vor nicht allzu langer Zeit gab es in Vechta den ersten Clubabend, und wie es jüngst im POI, dem Newsletter des VDCH Vorstands, zu lesen war, gibt es auch in anderen Universitätsstädten die Bemühung Debattierclubs zu gründen; zudem ist eine Kooperation mit Nordrhein-Westfalen geplant um die Gründung neuer Clubs in NRWs Städten zu unterstützen. Auch in Darmstadt gab es an der Hochschule vor ein paar Monaten eine Einführungsveranstaltung ins Debattieren und seitdem auch schon ein paar Clubabende. Die Achte Minute hat mit einem der drei Initiatoren gesprochen.
AM: Hallo Max, schön dass du die Zeit für ein Interview gefunden hast. Fangen wir doch damit an, dass du dich kurz vorstellst.
Max: Ich bin Max Frankenberger, 24 Jahre alt und ich studiere Umweltingenieurwesen an der Hochschule Darmstadt. Ich bin im siebten Semester und habe jetzt im Wintersemester 18/19 mit zwei Kommilitonen, Christian Gölz und Deniz Kuertoglu, den Debattierclub an der Hochschule Darmstadt gegründet.
AM: Wie hast du vom Debattieren erfahren?
Max: Vom Debattieren an sich, also von dem Sport inklusive Regelwerk, wusste ich gar nichts. Ich hörte, dass es an englischen Universitäten weit verbreitet ist. Christian Gölz hat mich im Studierendenparlament diesbezüglich angesprochen. Er hatte einmal vor, einen Debattierclub zu gründen und ich fand das sofort interessant.
Ich habe mich dann darum gekümmert, mehr darüber zu erfahren und Mails geschrieben, unter anderem auch an Lennart Lokstein vom VDCH und auch prompt Rückmeldung bekommen. Er hat uns auf Anhieb unterstützt und uns über die umliegenden Debattierclubs und Ansprechpartner informiert, worauf ich zusammen mit Christian und Deniz nach Frankfurt zum Debattierclub Goethes Faust gefahren bin. Wir haben uns mal angeschaut wie das so abläuft und direkt Kontakt mit Marion Seiche aufgenommen, der wir erklärt haben, was wir vorhaben. Auch sie war super kooperativ, hat sich engagiert und uns geholfen, sodass wir am 27. November unsere Einführungsveranstaltung an der Hochschule fix machen konnten.
AM: Was findest du am Debattieren gut oder besonders wichtig? Was fasziniert dich daran?
Max: Mich fasziniert nicht der Sport an sich, sondern vielmehr das geübte Reden. Das ist für mich der Reiz an dem Ganzen. Ich finde es einfach unglaublich wichtig, das gewählte Reden zu üben. Sei es der logisch strukturierte Aufbau einer Rede oder die gewisse Ernsthaftigkeit, die man dadurch erhält, also dass man das, was man sagt, ernst nimmt. Mich faszinieren auch die ganzen positiven psychologischen Effekte wie Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, die daraus resultieren, dass man vor Publikum überlegt redet.
AM: Debattiert ihr im Club in einem bestimmten Format?
Max: Wir benutzen OPD. Nicht unbedingt deshalb, weil wir es besser finden als BPS, sondern weil es für Anfänger, glaube ich, verständlicher ist. Zudem wird dabei immer auf Deutsch debattiert.
AM: Kommen wir wieder zurück zu eurer ersten Veranstaltung. Hattet ihr Schwierigkeiten, diese zu organisieren?
Max: Ich würde sagen, wir hatten überhaupt keine Schwierigkeiten. Wir haben einfach möglichst viel Werbung gemacht und uns lange darüber ausgetauscht, wie und wo wir das ganze veranstalten wollen. Der Asta, der dabei involviert war und auch die Hochschulorganisation waren super kooperativ. Sie haben uns direkt einen Raum zur Verfügung gestellt, wo wir das Ganze machen konnten. Wir haben finanzielle Mittel über das Studierendenparlament bezogen, das ging alles super flott und widerstandslos und bei der Einführungsveranstaltung waren dann auch auf Anhieb 40 Studierende da.
Wie war dann schließlich die Einführungsveranstaltung?
Max: Sie war eigentlich rundum gut. Es war eine überwältigende Anzahl von Studierenden anwesend, wobei wir mit maximal 20, also der Hälfte, gerechnet hatten. Allerdings ging der Theorieteil leider ein bisschen lange. Es war nämlich so: Wir wollten zunächst mal eine theoretische Einführung in das Debattierformat und in das Regelwerk geben und das hat Marion aus Frankfurt für uns übernommen. Sie kam extra mit ein paar Leuten des Frankfurter Debattierclubs zu uns und hat mit ihrer fachmännischen Expertise dann den theoretischen Rahmen gesetzt. Danach sollte es Pizza geben und anschließend die ersten Debatten stattfinden. Die Pizzalieferung hat sich aber ein bisschen verzögert, was den theoretischen Teil ausgedehnt hat. Das hat das Ganze zu theoretisch und abstrakt und für viele vielleicht auch zu überwältigend gemacht. Das war so ein kleines Problem, aber die Mehrheit der Leute ist bis zum Ende dageblieben. Nach der Pizza gab es zwei Debatten zu zwei verschiedenen Themen und danach hat sich das ganze aufgelöst.
Was hat sich seitdem getan? Habt ihr Clubabende veranstaltet?
Max: Seitdem gab es ungefähr drei Clubabende. Problem hierbei war jetzt tatsächlich, dass nach der Einführungsveranstaltung die Beteiligung nicht so rege war. Das liegt auch sicherlich daran, dass wir Probleme mit der Findung einer Räumlichkeit hatten, die wir regelmäßig, also wöchentlich nutzen können. Da sich das immer verzögert hat und wir keine frühzeitigen Ansagen über den E-Mail-Verteiler liefern konnten – wir haben die E-Mails der Studis natürlich gesammelt– kamen wohl auch weniger Leute. Seit dem neuen Jahr hat sich erstmal nichts getan, weil auch bei uns im Organisationsteam der Debattierclub, zumindest aktuell, nicht die oberste Priorität darstellt. Wir haben alle aktuell Prüfungen abzulegen und die anderen zwei sind zusätzlich noch im AstA tätig. Die sind zeitlich auch ziemlich eingespannt. Aber das heißt nicht, dass wir das Ganze aus den Augen verlieren, sondern momentan einfach nur im Winterschlaf sind.
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Max: Unsere Pläne für die Zukunft sind erstmal mit Flyern und Plakaten wieder auf ein bestimmtes Debattierevent hinzuweisen. Nicht auf ein wöchentliches Event, stattdessen wollen wir erstmal wieder so eine Art Sammelveranstaltung machen, um nochmal alle Interessierten zusammenholen. Dort wollen wir ohne theoretischen Teil direkt in den praktischen übergehen, damit alle, die Interesse haben, schon mal debattieren können, und angefixt werden. Dabei wollen wir uns einen Organisationspuffer geben, wir kümmern uns also vor diesem Termin schonmal um eine regelmäßig verfügbare Räumlichkeit, damit wir dann alles fix haben und bei dieser Veranstaltung darauf hinweisen können, dass ab diesem Zeitpunkt ein wöchentlicher Debattierabend stattfinden wird.
Das klingt gut. Habt ihr in Zukunft vor, auch auf Turniere zu fahren?
Max: Grundsätzlich ja. Auch bei dem Kern, der bei den drei Clubabenden dabei war, waren Interessierte dabei. Mein Ding ist es nicht, aber ich würde auf jeden Fall in meiner Funktion als Organisator darauf hinweisen, dass diese Möglichkeit besteht und die Leute hierbei unterstützen.
Hast du Tipps an Studierende, die sich auch überlegen an ihrer Uni oder Hochschule einen Debattierclub zu gründen?
Max: Ja, sie sollten die Möglichkeiten nutzen, die ihnen von der Hochschule und dem AstA angeboten werden. In unserem Fall waren die unglaublich kooperativ und haben so gut es ging Hilfestellung gegeben. Das war wirklich eine durch und durch positive Erfahrung.
Und wahrscheinlich auch vom VDCH.
Max: Absolut. Sowohl von Seiten Goethes Faust e.V. als auch dem VDCH habe ich sehr, sehr viel Hilfe bekommen. Das war wirklich beindruckend.
Vielen Dank für das Gespräch!
Max Frankenberger/cal.