Jurier-Leitfaden für die DDM 2018 veröffentlicht
Die Chefjury zur Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft 2018 hat den Jurierleitfaden der letzten Jahre überarbeitet und nun veröffentlicht. Die größten Änderungen stellen sie nachfolgend vor:
Liebe Debattiergemeinschaft,
Wir, die Chefjury der DDM 2018, freuen uns, euch den überarbeiteten Jurierleitfaden für die DDM 2018 in Jena vorstellen zu dürfen. Der Leitfaden, den ihr in diesem Artikel verlinkt vorfindet, basiert auf der Arbeit, die sich Andrea, Dessi und Michael für die DDM 2014 in Berlin gemacht haben, sowie auf den Ergänzung von Barbara, Tobi und Willy für die DDM 2016 in Heidelberg. Wir danken diesen beiden Chefjurys sehr für ihre Arbeit – und bedanken uns an dieser Stelle nochmal herzlich bei Andrea und Willy, die vorab einen Blick über die diesjährigen Ergänzungen geworfen haben. Ihr findet das Dokument hier: Jurierleitfaden DDM 2018
Hier eine kurze Übersicht, an welchen (drei) Stellen wir größere Ergänzungen vorgenommen haben:
A.5.c “Probleme bei der Antragsstellung”. Immer wieder wird zu Beginn von BP-Turnieren die Frage gestellt: wie geht man mit einem Antrag um, der nichts mit dem Thema zu tun hat, bzw. in dem zentrale Begriff falsch verstanden wurden? In diesem Abschnitt haben wir genauer zwischen verschiedenen Schwierigkeiten unterschieden, die bei der Antragstellung bzw. bei zentralen Definitionen auftreten können, Beispiele ergänzt und erläutert, wie unserer Meinung nach am besten mit solchen Fällen zu verfahren ist.
A.7. “Logische Konsistenz zwischen den Teams”. Diesen Abschnitt haben wir neu eingefügt – und wir werden in der nächsten Woche wahrscheinlich auch noch etwas dazu schreiben, welche Überlegungen genau uns zu der dortigen Formulierung geführt haben.
Im Gegensatz zur früheren Regelung zum Backstabbing, die Opposition und Regierung unterschiedlich behandelt hat, gleichen wir die Konsistenz-Erwartungen auf Regierungs- und Oppositions-Seite an. Die schließenden Teams sollen anstreben, den eröffnenden nicht zu widersprechen; in Fällen, in denen eine Abweichung aber gut zu begründen ist und ganz besonders in Fällen, in denen die eröffnende Hälfte versucht, den argumentativen Spielraum der schließenden Hälfte künstlich einzuschränken, können die schließenden Teams von der eröffnenden Hälfte abweichen. Sagt die eröffnende Opposition bspw. explizit, dass sie mit dem Ziel der Regierung übereinstimmt und ausschließlich die Maßnahme kritisieren möchte, so ist es zulässig, wenn die schließende Opposition dennoch auch das Ziel angreift – sofern sie begründen kann, warum auch gegen das Ziel etwas einzuwenden ist.
D. Bewertung – 1. “Erstellen des Rankings” und 1.c “Rollenerfüllung”
In diesem Abschnitt haben wir Formulierungen ergänzt, sodass die Überzeugungsleistung eines Teams als primärer Faktor beim Erstellen des Rankings betont wird – was bisher idealerweise bereits der Fall in BPS Jurierungen gewesen sein sollte. Aber was genau ist die “Überzeugungsleistung”? 50% Inhalt, 25% Stil, 25% Rollenerfüllung? Eben nicht! In der Reformulierung dieses Abschnitts geht es uns darum zu zeigen, dass eine BPS Jurierung nicht in Form eines Kuchendiagramms gedacht werden sollte. Wenn wir BPS jurieren, ziehen wir Kriterien heran, die sowohl qualitativ als auch quantitativ bewertet werden können: die Qualität und Relevanz der eingebrachten Argumente, sowie die Auseinandersetzung mit der Gegenseite und die Abwägung der Argumente gegeneinander. Rein rhetorische Kriterien, wie z. B. die stilistische Ausgestaltung der Reden, werden nicht bewertet. Die Rollenerfüllung wird nur dann ein Faktor in der Bewertung, wenn sie der Überzeugungsleistung eines Teams geschadet hat. Eine eröffnende Regierung in einer Antragsdebatte wird z. B. nicht sehr überzeugend wirken, wenn der konkrete Antrag erst in in der zweiten Hälfte der zweiten Rede gebracht wird.
Die Gesamtbewertung erfolgt dabei immer holistisch und komparativ: Alle Beiträge eines Teams werden zusammengenommen mit den Beiträgen der anderen Teams verglichen. Heißt: Die Gesamtleistung des Teams wird mit der Gesamtleistung aller anderen Teams verglichen. Daraus folgt explizit, dass es in BPS keine automatischen vierten Plätze gibt, unabhängig davon, welche formellen oder inhaltlichen Schnitzer ein Team sich geleistet hat – es ist immer möglich, dass ein anderes Team noch schlechter war. Dieser letzte Aspekt ist uns sehr wichtig. Wir möchten vermeiden, dass einzelne Kriterien, wie z. B. die Rollenerfüllung, so betrachtet werden, als müsse ein Team aufgrund bestimmter Vergehen a priori einen bestimmten Platz in der Debatte belegen. Die eröffnende Regierung mit dem Antrag erst in der zweiten Rede? Vielleicht sind alle anderen Teams noch weniger überzeugend. Vielleicht war die Gesamtleistung der ER in diesem Fall immer noch die beste in Bezug auf die Beantwortung der Streitfrage im Vergleich zu den drei anderen Teams. Es ist vielleicht nicht sehr wahrscheinlich – aber trotzdem möglich.
So viel zu den wesentlichen Ergänzungen, die wir für den DDM-Jurierleitfaden 2018 vorgenommen haben. Wir würden uns sehr freuen, wenn sich Juror*innen wie auch Redner*innen mit dem überarbeiteten Leitfaden vertraut machen, so sie denn Zeit finden. Ansonsten gibt es immer noch den FAQ-Abschnitt am Ende des Dokuments.
Wir freuen uns auf ein tolles Turnier mit euch!
Julius, Marc und Marion
/lok.