Für eine bessere Vorstandsarbeit, oder: Warum man mit Geld (fast) alles kaufen kann
Nach einem halben Jahr im VDCH-Vorstand wendet sich Sabrina Effenberger mit einem Feedback an die Clubs.
1. Ein kurzes Fazit zu Beginn
6 Monate sind um, die halbe Amtszeit vorbei. Es ist Zeit, ein Fazit zu ziehen. Meines fällt sehr kurz aus; in einem Wort: Ernüchternd. Nach einem halben Jahr habe ich meine Abläufe inzwischen drin, das Tagesgeschäft geht seinen Gang und eigentlich könnte ich ganz glücklich sein. Der Imagefilm ist quasi fertig, das Treffen mit Ansgar Kemman war produktiv und die ZEIT DEBATTEN-Ausrichter machen einen tollen Job. Aber es gibt einen großen Wehrmutstropfen: Eigentlich sind die vielen Möglichkeiten liegen geblieben. Dabei sind das unter anderem die Projekte, wegen denen man angetreten ist: Sponsorensuche, die Verbreitung des Debattierens, die Unterstützung kleiner Clubs und ein neuer Schirmherr. Ich will nicht schwarzmalen, viele vorgenommene Prozesse sind in der Machphase. Aber die vielen kleinen und großen Chancen, die sich im Alltag ergeben, kann man als Vorstand nicht nutzen.
Das führt dazu, dass am Ende zwar ein paar fertige Projekte stehen, aber sie euch als Szene doch nicht wirklich glücklich machen. Man merkt ja, dass da mehr drin gewesen wäre. Dass Ideen und Möglichkeiten nicht genutzt wurden. Die Frage ist nur: Woran liegt das?
2. Zeit kann man sich doch kaufen
Viele unterschätzen, wie viel Zeit und Geld notwendig ist, um eine gute Vorstandsarbeit zu leisten. Beginnen wir mit der Zeit. Sie ist sowieso nur eine begrenzte Ressource (wer weiß das besser, als wir gestressten Studenten?). Neben der VDCH-Arbeit stehen aber bei uns allen noch die Unilaufbahn und oft ein Nebenjob an. Obwohl wir gelernt haben, dass man die letzten Tage des Monats nur von Nudeln und Pesto leben kann, muss auch das Geld dafür irgendwie erwirtschaftet werden. Zeit ist also ohnehin schon knapp. Das VDCH-Tagesgeschäft aber wird von außen oft unterschätzt: Wer nicht im Vorstand ist, bekommt vielleicht nur die kurze Antwort auf eine geschriebene Mail mit. Das ist die Krux an der Routine. Der Aufwand dafür geht unter. Tatsächlich investiert jeder von uns einige Stunden pro Woche in Telefonate, Mailkontakte, das Schreiben von Rechnungen, Anschreiben, Technikprobleme, Krisenlösung, Aufbauhilfe, Networking, DDG-Vernetzung und die Kommunikation mit den VDCH-Mitgliedern, die Ideen, Anregungen, Hilfestellungen und Weiteres haben. Das Tagesgeschäft braucht allein beim Präsidenten mindestens einen ganzen Tag in der Woche – Skypetermine an mehreren Abenden auch am Wochenende nicht eingerechnet. Da werden neu aufkommende Ideen schnell hinten angestellt oder auf die Zeit nach der Prüfungsphase verschoben – wenn es dann schon fast zu spät ist. Gerade die Sponsorensuche braucht mehr als ein „Hey, wir sind’s. Hätten Se mal ’nen Euro für uns?“. Eine dieser spontanen Chancen ist die momentane Medienaufmerksamkeit. Die zu nutzen kann ein großer Gewinn sein. Dafür braucht man aber nicht nur einen Facebook-Post, sondern Telefonate mit Korrespondenten, Fahrten zu Clubs, Konzepte und Ideen. Keine Frage: Langfristige Projekte kann man momentan schon anstoßen und sogar beenden. Der Imagefilm beispielsweise wird in unserer Amtszeit sicher fertiggestellt werden. Aber obwohl sich viele von uns mehr Engagement in der aktuellen Mediendebatte wünschen würden, wird diese Chance wohl zwischen all den Mails und Anschreiben, Nebenjobchefs und Vorlesungsskripts auf unserem Schreibtisch verschwinden.
Entgegen der landläufigen Meinung kann man Zeit aber kaufen. Arbeitgeber kaufen sich unsere Zeit und so nehmen wir neben der Uni kleine Jobs an. Der VDCH ist so ähnlich; nur bezahlen wir diese Zeit nicht. Und selbst wenn sich die Zeit findet, steht man vor einem weiteren Problem: Man hat kein Geld. Studenten kommen mit wenig aus, die freie Wirtschaft leider nicht. Ich selbst bin immer etwas stolz auf meine Sparsamkeit. Der VDCH hat mir jetzt beigebracht, dass man sich mit Geld zwar nicht alles kaufen kann, aber eben alles Geld kostet. Viele spontane Projekte lassen sich schon deswegen nicht umsetzen, weil dem Vorstand auf der MV keine Mittel gegeben wurden. 500€ für Broschüren bei der Sponsorensuche? Die Fahrtkosten eines Aufbau-Trainers für kleine Clubs übernehmen? Persönlich zu einem Gespräch mit einem potenziellen Schirmherren fahren? Die Kosten des ersten Jurierseminars oder Train-the-trainer-Seminars vorstrecken? Man kann sich über den Nutzen der Projekte streiten – tatsächlich müssen wir das aber mangels Budgets gar nicht. Das gilt natürlich vor allem für diejenigen Projekte, von denen wir vor unserer Amtszeit nichts wussten und die wir in unser Budget nicht einplanen konnten. Spontane Möglichkeiten oder Probleme eben, die sich erst später ergeben.
Uns wurden nach einigem Hin und Her auf der MV 2956€ zur freien Verfügung bewilligt; davon sind 748€ direkt für das Strategietreffen gebunden gewesen – ein Projekt, das wir dank des Geldes umsetzen konnten. Rechnet man die übrigen 2208€ auf die vier Posten herunter, so bleiben für jeden exakt 552€ übrig. Was im ersten Moment okay klingt, ist in Wirklichkeit nicht mehr als eine Kostendeckung. Von diesem Geld fahren wir zu Verhandlungen mit der ZEIT nach Hamburg, auf die großen Turniere, nach Frankfurt zu Jugend Debattiert oder zahlen Lizenzen für Bearbeitungsprogramme. Das Geld geht zum größten Teil an die Bahn oder andere Verkehrsbetriebe und dafür reicht es auch völlig aus, keine Frage. Wenn uns aber dann jemand zu einer offiziellen Preisverleihung einlädt oder Sponsoringbroschüren erstellt hat, ist das Geld schon weg.
Und mit dem Geld auch die Gelegenheit.
3. Das Problem mit dem Können und Wollen
Eigentlich bräuchten wir Vorstandsteams, die mehr als ein Jahr durchhalten, um Kontakte zu knüpfen, Projekte nicht nur anzufangen und die lange Einarbeitungsphase zu umgehen. Den Job kann und will momentan aber keiner zweimal machen. Man kann nicht, weil man nach einem Jahr zurück zum Nebenjob muss oder nicht wieder Abstriche im Studium machen darf. Man will nicht, weil man das Gefühl hat, zwar einige Projekte umzusetzen, aber im Zweifelsfall das auf der Straße liegende Glück nicht aufsammeln kann. Ehrenamt braucht aber genau dieses Gefühl von Handlungsfähigkeit und Vertrauen der Mitglieder.
4. Die Ideen zum Schluss
Wir können also an zwei Schrauben drehen: Der Zeit und dem Geld. Zeit kann man kaufen, deswegen plädiere ich als erstes für einen bezahlten Vorstandsposten. Die genaue Ausgestaltung will ich hier nicht ansprechen – Ideen, wie eine Auslagerung des Finanzpostens sind schon da, aber noch nicht vollständig ausgearbeitet -, aber wir reden zur Veranschaulichung mal von einem 8h-Job zum Mindestlohn. Bei der Summe von 3536€ im Jahr mögen einige zusammenzucken. Der VDCH hat das Geld aber durchaus und die Einnahmen wären noch größer, wenn dieser gewonnene Tag in die Umsetzung von Projekten, wie beispielsweise der Sponsoringsuche, investiert wäre. Es soll hier aber nicht über diese einzelne Maßnahme, sondern um das generelle Problem gehen. Mit dieser Maßnahme löst man leider immer noch nicht das Problem der fehlenden Mittel für die gewünschten Ausgaben. An dieser Stelle soll daher ein großer Appell folgen: Vertraut eurem gewählten Vorstand! Auf der letzten MV wurde über 125€ (31,25€ für jeden) diskutiert! Gebt unseren Nachfolgern ein paar Tausend Euro in die Hand und schaut zu, was sie damit an sinnvollen Projekten in die Tat umsetzen können. Momentan können wir das leider nur in sehr begrenztem Maße. Der Imagefilm war ein solches sinnvolles Projekt, das jetzt dank der Mittel der MV durchgesetzt werden konnte. Allerdings war das von langer Hand geplant, voraussehbar, ein ausgereiftes Konzept. Trump, die AFD und das damit aufgekommene Interesse haben wir nicht kommen sehen und vorausplanen können. Hierfür sind nun mehr Geld und mehr Zeit notwendig. Natürlich kommt damit eine größere Verantwortung einher. Die Ausrede, man habe kein Geld oder keine Zeit, ist dann kaum zu akzeptieren. Darauf müssten sich neue Vorstandsteams einstellen, aber sie hätten die Chance, mehr zu bewegen. Ich möchte euch also schon so früh vor der MV ans Herz legen, diese Ideen zuzulassen und vielleicht sogar auf der Mitgliederversammlung selbst dafür zu sprechen.
Sabrina Effenberger/lok.
Sabrina Effenberger studiert seit 2013 in Heidelberg Germanistik/Politik/Wirtschaft auf Lehramt. In der Saison 2014/15 hatte sie das Amt der DDL-Koordinatorin inne und engagierte sich im Vorstand der Rederei in Heidelberg. 2015 verlieh die Deutsche Debattiergsellschaft ihr den Nachwuchsrednerpreis, in der Saison 2016/17 übernahm sie im VDCH das Amt des Vorstandsmitglieds für Turnierbetreuung. Als Rednerin gewann Sabrina die ZEIT DEBATTE Hamburg 2016, zudem war sie Chefjurorin einiger Turniere.
Das Mittwochs-Feature: Jeden Mittwoch ab 10.00 Uhr stellt das Mittwochs-Feature eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.
Das trifft es recht gut. VDCH-Vorstand ist ein extrem undankbares Amt, man sollte den Leuten zumindest genug Geld anvertrauen, um es auch sinnvoll auszuüben – im Zweifel werden sie es schon nicht ausgeben nur um des Ausgebens willen.
Sabrina spricht da etwas sehr wahres an, in dem wir dem internationalen Umfeld etwas hinterherhinken.
Als Grundvoraussetzung gilt dabei eine solche Organisation wie sie der VDCH darstellt also eine feste Einheit mit klar definierten Zielen und Aufgaben. Aber wenn man sich die Körper in Mexiko oder Rumänien anschaut, welche ihre eigenen bezahlten Vorstandsleute haben, und die Sprünge zu welchen diese in der Lage waren dann muss man sich schon fragen ob es das Risiko nicht wert ist und eine solche Stelle zu schaffen. Das Schlimmste was passieren könnte, ist, dass wir ein bisschen Geld verlieren, das beste aber und das haben die Experimente im Ausland gezeigt ist neue Deals an Land zu ziehen mit dem vielfachen an Wert des Vorstandsgehaltes.
Liebe Sabrina,
vielen Dank für diesen wegweisenden Artikel! Ich glaube, die Dinge die du ansprichst sind die wahrlich entscheidenden Streitpunkte um das Debattieren in Deutschland voranzubringen. Wir können uns zwar noch und nöcher mit feinsinniger werdenden theoretischen Reflexionen über das Reden und Jurier noch tiefer in der Nabelschau verkriechen, das Debattieren in der Gesellschaft verankern tun wir damit jedoch nicht.
Zuallererst: Ich glaube es, wenn du in deinem Artikel sagst, dass ihr gute Chancen auf dem Weg liegen lassen musstet (wobei das wahrscheinlich bei einem Wahljahr von der MV hätte vorhergesehen werden sollen/können, naja wir sind alle nur Menschen).
Ich halte es für sinnvoll, wenn du (oder ein anderes Vorstandsmitglied) einen genaueren Überblick darüber bietet, was für tolle Chance ihr ergreifen wolltet. Zunächst lässt es den Schaden bzw. den Verlust genauer ermessen und wahrscheinlich gibt es eine genauere Vorstellung, was ein Vorstand mit mehr Spielfreiheit machen kann.
Den Nutzen kann man leider schlecht feststellen, Simon. Das ist immer ein Wagnis, das man eingehen muss. Hier aber ein paar Chancen, die uns in den letzten Monaten über den Weg gelaufen sind: zum Einen die schon angesprochenen Sponsoringbroschüren. Wir wissen nicht, wie viel sie uns einbringen würden, aber es könnte ein neuer Sponsorpartner sein, der sicher mehr als die 500 investierten Euros bringt. Dann hätte man das zweite Jurierseminar zahlen können, welches ja wegen Kommunikationsproblemen dieses Jahr nicht stattfinden wird (eins schon, so viel sei gesagt). Wir wären gerne persönlich bei unseren „Traumschirmherren“ vorbei gefahren. Das macht deutlich mehr Eindruck und Gleiches gilt auch für alle Sponsoringpartner. Außerdem erhalten wir verschiedenen Einladungen zu Preisverleihungen, etc. Da bekommen wir keine Preise, aber Leute, die für uns interessant sind. Ich fahre morgen zu Einer nach Stuttgart, aber wenn Frederike im März nicht kann, kann sich keiner von uns die Fahrt nach Berlin zum Verband der Redenschreiber leisten. Die Debate-Academy konnte sich über die DDG finanzieren – zum Glück, wir hätten nicht aushelfen können. Wir hätten gerne ein weiteres Strategietreffen gemacht, um uns besser zu koordinieren, aber das kostet Geld. Dann wären da noch Anfragen vom WDR (bzw. der ARD) an verschiedene Clubs, die uns eingeladen haben, auch vorbei zu kommen. Wir würden gerne ein neues, besser funktionierendes Tabprogramm haben, damit Julius nicht mehr jedes Wochenende fern-tabben muss. Es gab Anfragen, ob wir im Schülerdebattieren Showdebatten machen wollen, aber wir konnten keine Fahrtkosten der RednerInnen erstatten.
Hinzu kommt, dass wir über einige Chancen gar nicht erst nachdenken, weil wir eh kein Geld dafür haben. Versteh mich nicht falsch, wir hätten nicht alles davon umgesetzt. Das wäre wahrscheinlich auch rausgeworfenes Geld. Persönlich hätte ich die Sponsoringbroschüren sehr gerne ohne schlechtes Gewissen übernehmen wollen und wäre gerne zu den Schirmherren gefahren. Das muss man dann im Einzelfall immer noch überdenken. Ich gebe zu, dass wir das bisher nicht gemacht haben – aber wofür (und wann) auch?
Oh, ich glaube, der Nutzen lässt sich doch schon in einigen Wegen ermessen.
Zunächst einmal in den Verlusten die du ja gerade angebracht hast, dann die Projekte die du gerade im kleinen umrissen hast und zuletzt könnte Julian uns einige Erkenntnisse über die Wege Mexikos oder Rumäniens mitteilen.
Ich glaube mit einiger Überzeugungsarbeit ist der Weg zu mehr Geld (und/ oder einer festen Stelle) gepflastert. Die viel drängendere Frage ist dann, fürchte ich, wieviel mehr/weniger Kontrolle man an die Clubs geben will. Auch wenn wir eine feste Stelle und mehr Geld hätten, gäbe es noch niemandem das Recht, langfristige Entscheidungen zu treffen, die nicht von einer folgenden MV aufgehoben werden könnten. Wenn es dahingehend ein überzeugendes Konzept gäbe, dass diese Ausgaben rechtfertigt (und damit meine ich, dass man den Nutzen/ den Verlust zumindest skizzenhafter als in einem AM-Feature möglich darlegt), dann hätte zumindest ich ein gutes Gefühl, für diesen Schritt zu plädieren und meinen und andere Clubs dazu zu überzeugen.
Danke für den Artikel!
Was damit natürlich auch einhergeht: Wir brauchen Geld 😉
Ich kann mir denken, dass ihr auch bei der Sponsorensuche schon einige Überlegungen angestellt habt. Was man diskutieren könnte: Ich bin ein Freund davon, sich auch mal ein bisschen „zu verkaufen“. Bsp.: Die Förderung durch MLP in Hamburg und anderen Clubs. Oder die Idee, dass ein Sponsor ein Thema „kaufen“ kann. (Bsp. Eine Stiftung will EU-Thema bis hin zum extremeren Fall, dass ein Biotech/Genunternehmen eine Gendebatte im Finale haben will).
Ich habe da jetzt keinen konkreten Vorschlag, sondern wollte das mal hier reinwerfen, weil es sicher umstritten ist. Wo man gerade sieht, dass Geld eben doch nützlich ist – und das sogar von jemanden aus der Rederei vorgebracht wurde 😉
In der VDCH-Satzung ist doch schon der Aufbau einer Geschäftsstelle mit einer angestellten (=bezahlten) Geschäftsführerin oder einem angestellten Geschäftsführer angelegt. Dies könnte doch beide angesprochenen Probleme lösen: Die so angestellte Person würde den Job langfristig machen, also nicht auf jeder VDCH-Versammlung neu vergeben werden und die Person würde dafür (vllt. eine halbe Stelle o.ä.) bezahlt werden.
Oder übersehe ich da was?
In etwa das ist tatsächlich unsere Idee für den Finanzposten, Ferdi. Insbesondere die Arbeit mit dem BMBF würde es enorm erleichtern – und die geben uns inzwischen mehr Geld als die ZEIT. Es gibt an staatlicher Stelle so viele Euros abzugreifen, aber das würde eine lange, lange Einarbeitung erfordern. Die meisten Anträge werden einmal im Jahr gemacht. Man braucht also auch so viel Zeit, um einmal alles gesehen zu haben. Momentan wechselt der Finanzposten aber in ebenfalls genau diesem Rhythmus. Wir glauben, dass dort einiges liegen bleibt, was ein langfristig Angestellter gut erkundschaften könnte. Außerdem ist der Posten mit wenig Entscheidungskompetenz á la Richtungsweisend ausgestattet. Diese Person muss also nicht zwingend für ihre Ziele gewählt sein.
Ich denke auch, wir sollten eine solche bezahlte Stelle für die Geschäftsführun schaffen. Wenn das Geld dafür nicht reicht, sollten wir wahrscheinlich sogar bei der Ausstattung von Turnieren oder anderen Maßnahmen im operativen Geschäft kürzen. Ich glaube, die Schaffung eines solchen Postens ist eine Infrastrukturmaßnahme, die sich sehr wahrscheinlich rentieren wird.
Eine nicht ganz unwichtige Frage ist nur, wer das zu den Preisen machen will, die wir uns gegenwärtig leisten können… Das gegenwärtige Engagement beruht ja wohl vor Allem auf Idealismus und auf der Tatsache, dass man Erfahrungen sammelt und Reputation für das zukünftige Arbeitsleben aufbaut, wenn man sich im VDCH-Vorstand reinkniet.
Vielleicht kann die DDG erkennen, dass dieser Schritt der nächste Meilenstein ist, um das Debattieren voranzubringen, und Alumn*ae für diese ganz konkrete Maßnahme motivieren, sich finanziell zu engagieren?
[Nebenbei gesagt: Eigentlich müssten wir Philipp Stiel fragen, was er verdient und wie wir ihn von seiner jetzigen Stelle abwerben können 🙂 Sorry an alle anderen VDCH-Präsident*innen, die einen tollen Job gemacht haben, aber Philipp hat mich mit seinem Engagement und seinen Ideen nachhaltig beeindruckt.]
Ein sehr guter und sehr wichtiger Beitrag! Simon hat Recht, wir machen viel zu oft Nabelschau in Sachen Jurieren und Reden. Das sind wichtige Sachen, keine Frage, aber die Frage, wie der Verband sich aufstellt, wie er sich entwickelt, all das wird viel zu selten und wenn, dann viel zu oberflächlich thematisiert.
Ich würde vieles unterschrieben von dem, was Sabrina sagt. Und bei ein paar kleineren Sachen widersprechen, die aber für die Gesamtrichtung nicht so wichtig sind:
Zum einen: es gibt Leute, die den VDCH-Vorstandsjob zweimal nacheinander machen. Und das gar nicht so selten: Tobi, Nikos, Elisa, Philipp. Sicher, das ist nicht die große Masse, aber sind schon einige Leute. Aber reicht das? Nein, wenn man wirklich langfristige, strukturelle Anpassungen machen will und den Verband nicht nur verwalten, sondern nach vorne bringen will, dann reicht das eben nicht, wenn ab und an mal jemand zwei Jahre dabei ist. Man braucht einfach zu lange für die Einarbeitung und dann ist das Jahr schon fast wieder vorbei und bis dahin ertrinkt man im Tagesgeschäft.
Was also tun? Jemanden anstellen? Nun, als Arbeitsrechtler würde ich davon dringend abraten. Das ist sehr viel teurer als die bloßen Nettolohnkosten. Da kommen auch bei einem Minijob noch Sozialversicherungsbeiträge oben drauf sowie diverse Umlagen (rund 20%). Dazu hat die Person dann auch Anspruch auf bezahlten Urlaub, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall und hat auch einen Anspruch auf die 8 Stunden Beschäftigung plus Bezahlung, wenn mal nix los ist (von arbeitssicherheitsrechtlichen Vorschriften und allem mal ganz zu schweigen; und wer mir jetzt damit kommt, das müsse man ja nicht so eng sehen und nicht alle Gesetze einhalten, der kann das ja gerne riskieren und den Verband in dem Fall, dass er da Ärger kriegt, finanziell an die Wand fahren).
Man sollte sich dieser Kosten in jedem Fall auch bewusst sein. Man kann das aber auch guten Gewissens umgehen, indem man keinen Arbeitsvertrag schließt. Da gibt es genügend saubere Varianten. Vor allem aber könnte man auch ehrenamtlich Tätigen eine Aufwandsentschädigung zahlen. Das ist ohne weiteres möglich und würde die ganzen arbeitsrechtlichen Probleme ersparen. Zumal die angestellte Person wohl ohnehin nicht weisungsabhängig arbeiten soll und damit wahrscheinlich auch jenseits der Vertragsgestaltung gar kein Arbeitnehmer wäre. Aber gut, diese Feinheiten kann man mal bei einer anderen Gelegenheit besprechen. Ich stimme jedenfalls zu, dass es sinnvoll wäre, Leute für langfristige Verbandstätigkeiten zu finden und sie dafür zu bezahlen. Ob man das Geschäftsführer oder sonst wie nennen will, ist aus meiner Sicht zweitrangig.
Jenseits davon: es spricht meiner Meinung nach auch im SQ nichts dagegen, manche Aufgaben, die jetzt im Vorstand oder im Schatzmeister gebündelt sind, an Beiräte auszulagern. Das kann ja zb auch dieser Kram rund um die Finanzierungsfragen sein und da kann man auch jedes Jahr wieder die gleiche Person benennen. Das muss kein Geschäftsführer machen (kann aber).
Überhaupt bin ich schon lange der Meinung, dass man ruhig mehr über die Verbandsorganisation nachdenken sollte. Ich finde schon lange die Idee gut, Teams zu bestimmten, klar abgrenzbaren Bereichen zu bilden, die zusammen arbeiten, sodass nicht immer alles an einer Person oder am Vorstand hängen bleibt. Diese Teams würden dann wiederum dem Vorstand zuarbeiten. Das wird teilweise schon so gemacht, aber könnte noch ausgebaut werden. Denn: je mehr Leute die gleiche Arbeit machen, desto weniger Zeit müssen sie jeweils dafür einsetzen. Oder desto mehr Zeit bleibt für solche Sachen, die ansonsten liegen bleiben.
Generell sollte man den Vorstand mehr entlasten. Man könnte mehr Personen finden, die sich beispielsweise allein um das Tagesgeschäft kümmern, für bestimmte Fragen bereit stehen usw., sodass dem Vorstand mehr Zeit bleibt für strategische Fragen. Ich denke, das geht auch ohne bezahlte Kräfte. Man müsste „nur“ die ganze Verbandsarbeit nochmal ganz neu aufbauen und durchstrukturieren und, das ist natürlich entscheidend, auch genügend willige und fähige Leute finden, die bereit sind, sich zu engagieren. Ich habe da keinen perfekten Plan in der Schublade, aber sowas kann man sich mal überlegen, wenn man sich mal mit einigen Leuten einige Stunden zusammen setzt und einfach mal in alle Richtungen denkt und verschiedene Konzepte sammelt, die man dann der MV vorstellt.
Zum Punkt Vertrauen in den Vorstand: ja, ja und nochmals ja! Natürlich sollte man dem Vorstand mehr Geld zur freien Verfügung geben. Das sind gute, extrem engagierte Leute. Sonst würde man sie nicht wählen und sonst würden sie sich das auch nicht antun. Und auch wenn nicht alles aufgeht, dann ist es eben so. Ohne Risiko erreicht man auch nichts. Ich traue jedenfalls dem aktuell VDCH-Vorstand (und auch den letzten) ohne weiteres zu, mit Verbandsgeld verantwortungsvoll umzugehen. Wenn ich daran denke, was da bei der letzten MV alles diskutiert worden ist, das ist zum verrückt werden. Erst recht, wenn man sich dann den kick-off anschaut und sieht, dass dort dann am Ende mehrere Hundert Euro (!) umsonst ausgegeben wurden, weil unglaublich viele Clubs es einfach nicht schaffen, dem VDCH eine Absage zu schicken, sodass man am Ende zu viele Hotelbetten und zu viel Essen hat. Völlig unabhängig davon, ob und wie man die Verbandsarbeit neu strukturiert, ob man Leute anstellt, bezahlt oder was auch immer tut: vertraut diesen Menschen! Die machen so viel für euch! Und im Zweifel werden sie dafür vor allem angemeckert und kriegen unterstellt, sie wollten nur kostengünstig herum reisen.
Noch ein Vorschlag zum Ende: Noch ist Zeit bis zur MV. Entwickelt Vorschläge. Konkrete Reformkonzepte zur Änderung der Satzung, der Beschlusssammlung, entwickelt Modelle zur Geschäftsführung oder zur Aufwandsentschädigung oder für Budgeterhöhungen für den VDCH-Vorstand. Nennt sie Modelle A, B und C oder auch 2020, 2030 oder sonst wie. Aber entwickelt konkrete Ideen, über die man diskutieren kann. Und nicht erst im August, dann ist es zu spät. Es gibt immer Unsauberkeiten, die man dann erst glatt ziehen muss. Und es wäre schade, wenn eine an sich gute Idee deswegen am Ende nicht durch die MV kommt.
Und an wen richtet sich dieser Appell? Nun ja, an alle. Alle, die sich für die Verbandsarbeit interessieren. An den VDCH-Vorstand. An die DDG. Die Beiräte. An alle Clubvorstände. An alle VDCH-Menschen, die sich für mehr interessieren, als dafür, wo das nächste Turnier stattfindet und ob es da bitte auch Fleisch zu essen gibt. Schließt euch zusammen, bildet Arbeitsgruppen und Kommissionen, nehmt euch konkrete Strukturfragen vor. Und dann erarbeitet Konzepte, Varianten, Ideen. Und dann stellt sie uns vor.
Organisiert einen Thinktank dazu! Warum eigentlich nicht? Ganz ehrlich: bei allem Respekt vor den Jurierthinktanks, aber ich glaube, das Debattieren in VDCH-Land hätte langfristig mehr davon, wenn wir einen VDCH-Thinktank organisieren würden.
Geld regiert leider die Welt, ja. Auch ich stimme dem Grundtenor des Artikels auf jeden Fall zu: Die Verwaltung eines Verbands in der Größenordnung des VDCH muss durchaus aufwändig sein. Wenn sie gut betrieben wird, profitieren ganze Hundertschaften an Debattierenden davon – alleine das sollte uns als Anreiz genügen, dem Vorstand als Vertreter des Verbands möglichst optimale Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.
Was ich aber nicht glaube, ist, dass wir dafür eine tatsächliche Arbeitsstelle im Verein schaffen müssen. Das ist, wie Christian bereits angedeutet hat, zunächst einmal teuer. Und es wird in meinen Augen noch weniger sinnvoll, wenn man sich das Problem, das du, Sabrina, beschreibst, noch einmal genauer ansieht: Der Geist ist willig, aber der Geldbeutel schwach. Wenn wir also Leute im Verband haben, deren Ziel es nicht ist, Geld mit ihrer VDCH-Arbeit zu verdienen, sondern die die Kohle einfach brauchen, um ihre Miete bezahlen zu können, dann scheint die Lösung auf der Hand zu liegen: Geben wir es (das Geld) ihnen, aber eben über Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliches Engagement und nicht über die Anstellung von Verbandsfremden.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Schaffung einer vergüteten Stelle im Vorstand, die mit der Akquirierung von Spenden und Sponsoringverträgen usw. usf. betraut ist, sich auch finanziell für den Verband lohnen kann – man kann es ja zumindest einmal ausprobieren. Die Satzung sieht eine solche Vergütung ja auch vor. Nötig wäre dafür nur, bis zur MV den Entwurf einer Entschädigungsordnung i.S.v. § 8 Nr. 6 der Satzung vorzulegen. Sollte der Verband darüber hinaus Geld benötigen, weise ich jetzt auch einfach mal auf die Möglichkeit der MV hin, eine für ein Jahr geltende Beitragsordnung zu verabschieden und sich Geld von den VDCH-Mitgliedern zu besorgen (Zweidrittelmehrheit vorausgesetzt).
Bis zum letzten Satz habe ich mir gedacht:“ Mensch, was für ein vernünftiger Beitrag.“
Hast du mal bedacht, dass so eine Beitragsordnung gerade den kleinen Clubs mit geringem Budget und hoher Fluktuation schaden würde?
Liebe Sabrina,
ich halte Deinen Artikel für sehr gelungen. Die Variante mit der Aufwandsentschädigung finde ich gut, denn dann bleibt die ehrenamtliche Ausrichtung erhalten. Dennoch glaube ich, auch wenn ich dieses Amt nie bekleidet habe, dass es auch eine bewusste Entscheidung ist, ob man für einen begrenzten Zeitraum Zeit priorisiert für den VDCH einsetzen will. Zeit, die sich nicht an einem studentischen Nebenjob messen lässt. Engagement, dass ein Angestellter mit der Zeit vielleicht nicht aufbringen mag.
Ich möchte ermuntern, dass gerade die Suche nach Sponsoren als Ehrenamt ein Geschenk für die Zukunft ist. Sich in solche Strukturen einzudenken ist extrem profitabel später an der Uni oder auch in anderen Bereich („Ich weiß, wie man an Geld kommt“). Der VDCH könnte den Besuch einer Veranstaltung zu wie man Sponsorengelder an Land zieht bezahlen. Oder viel einfacher: holt euch Supervision von Alumni. An sich ist ja auch viel Wissen vorhanden, das es gilt zu aktivieren / vorhanden zu halten. In diesem Sinne möchte ich das einfach als einen kleinen Impuls in die Runde geben 🙂
Mit der Logik finden wir schon seit Jahren kaum VDCH-Vorstände und wenn dann nur nach intensivstem Betteln durch den vorigen Vorstand. Ist ein nettes Ideal aber zutiefst unrealistisch.
Die Sponsoring-Sachen mit Alumni usw. werden genau so schon gemacht.
Was wäre dein Vorschlag, Lennart?
Diejenigen Arbeiten auszulagern, die am wenigsten Entscheidungen erfordern aber viel Arbeit stellen (vermutlich große Teile des Schatzmeisters). Damit muss einerseits hier nicht ständig jemand neu eingelernt werden und außerdem haben wir im Zweifelsfall mehr Ressourcen für andere Tätigkeiten.
Nur weil jemand eine Aufwandsentschädigung bekommt, wird nämlich niemand sich den VDCH-Vorstand längerfristig oder mehr geben. Das wäre auch wenn man es sich finanziell leisten könnte allein vom Aufwand her wenn jemand wirklich etwas macht einfach nicht drin. Wir brauchen da einfach Entlastung, und ein zusätzliches Vorstandsmitglied statt des Schatzmeisters, mit zusätzlichen freien Zeitressourcen, könnte hier diese bieten, womit alle auch mehr Zeit für tatsächliche Extratätigkeiten neben dem Kerngeschäft hätten.
Nunja, das kann man auch alles haben, in dem man die Arbeit auch an jemanden auslagert, dem man dann eine Aufwandsentschädigung zahlt. Nur dass man sich dann eben die Sozialversicherungsbeiträge und die ganzen anderen Kosten und die ganze Bürokratie spart. Schließlich kann die Aufwandsentschädigung ja auch eine gewisse Höhe haben, das ist nun wirklich kein Problem.
Und die lange Einarbeitung und die Langfristigkeit: es spricht ja nix dagegen, immer wieder die gleiche Person zu benennen (siehe Train-the-Trainer-Beiräte). Und wenn eine angestellte Person keine Lust mehr hat, kann die genauso gut aufhören.
Ganz ehrlich: jemanden anzustellen hätte im Vergleich zu einer Aufwandsentschädigung nur Nachteile, finanziell und auch in Sachen bürokratischer Aufwand und auch bezüglich potenzieller Risiken bei einer Steuer-/Betriebsprüfung. Man hätte allein ca. 30%-50% mehr Kosten plus noch den ganzen Aufwand und die Risiken von Ordnungsgeldern, falls man mal was falsch macht (was schnell geht).
Der Kommentar sollte unter den letzten von Lennart, sollte also 9 d. sein.
Christian, du darfst gerne mal ein Jahr Finanzer machen. Und dann reden wir noch einmal darüber, ob eine wie auch immer geartete Aufwandsentschädigung dir die Böcke bringt, dich noch einmal mit der Abrechnung einer BMBF-Förderung rumzuschlagen, während du in der gleichen Zeit IRGENDETWAS ANDERES machen könntest. Zumindest ich persönlich fand ich es wenig erbaulich, 200 Belege zu kopieren und von Hand zu nummerieren – und das war noch der unterhaltsamere Teil… 😉
Ja, ich glaube sofort, dass das Einstellen einer Person problematisch ist – und darum finde ich es in der Tat viel interessanter, dass es offenbar auch Möglichkeiten gibt, wie man an bezahlte Arbeitskraft kommt. Mein Ideal wäre eine Art Agentur, bei der man die operative Geschäftstätigkeit als Dienstleistung einkaufen kann. Für 10h die Woche wäre nicht nur auf einen Schlag der Vorstand vom operativen Gesamtgeschäft befreit, sondern es gäbe sogar noch mehr als genug Zeitreserven, dass jemand systematisch Programme der EU, des Bundes und von Stiftungen nach möglichen Geldquellen für den VDCH durchforsten kann – und sich damit im besten Fall mehr als refinanziert, indem er dem Vorstand Vorschläge macht, wo noch Geld zu holen ist.
In dem Sinne: Es ist ein gewagter Schritt, aber besser als unmotivierte VDCH-Finanzer, die nach einem halben Jahr nur noch sehnlichst auf die MV warten (und ich habe mich umgehört und weiß, dass ich da nicht der Einzige war…), ist es allemal!
Ich habe ja nie gesagt, dass man einfach dem Finanzer eine Aufwandsentschädigung zahlen soll und alles soll so bleiben wie es ist 😀
Ich habe geschrieben und wiederhole mich gerne, dass man sehr gerne Aufgaben auslagern kann. Erstens. Und zweitens dass man diesen Personen besser eine Aufwandsentschädigung zahlt statt dass man sie als Arbeitskräfte anstellt. Das ist nämlich viel, viel, viel teurer und zwar auch dann, wenn die Perosn am Ende genau das gleiche Geld netto vom VDCH ausgezahlt bekommt. Man erreicht also das gleiche Ziel nur für etwa die Hälfte des Geldes und des bürokratischen Aufwands. Aber hey, wenn ihr lieber mehr Geld ausgeben und mehr Aufwand haben wollt, dann könnt ihr das natürlich auch machen 🙂
Die Aufwandsentschädigung kann ja shcließlich genau die Höhe haben, die Sabrina vorgeshclagen hat. Nur das man sich eben Rentenversicherungs-, Krankenversicheurngs- und Unfallversicheurngsbeiträge, sowie Insolvenzumlage, Mutterschutzumlage plus den ganzen bürokratischen Aufwand der jeweiligen Anmeldung und Abführung spart. Es überrascht mich etwas, dass das so schwer zu verstehen ist. Aber wie gesagt, wenn man diese Lösung will, die eben ein paar tausend Euro teurer ist und sonst keinen Vorteil hat, dann kann man das schon machen.
Eventuell liegt es nur daran, dass wir aneinander vorbei reden: Ich wünsche mir, dass die Arbeit an eine Person ausgelagert wird, die die Arbeit professionell macht, damit sicher gestellt ist, dass es eine Kontinuität gibt und die Person die Aufgaben auch prioritär behandelt. Wenn dieser Person als Bezahlung dafür eine Aufwandsentschädigung (oder ein ähnliches Konstrukt) ausreicht, soll mir das Recht sein.
Ich hatte dich nur so verstanden, dass du eigentlich nichts ändern willst – außer den Leuten eine Aufwandsentschädigung zu gewähren. Das löst in meinen Augen aber nicht das eigentliche Problem: Die Arbeit des Finanzvorstands ist undankbar und zumindest in den letzten Jahren wollte sie niemandem länger als nötig übernehmen, was die eigentlich wünschenswerte Kontinuität verhindert. Und darum sehe ich die Notwendigkeit einer „hauptamtlichen“ Kraft (die in de Realität sehr wahrscheinlich nebenerwerbsmäßig tätig sein würde und, wie gesagt, nicht zwingend angestellt sein muss, solange sichergestellt ist, dass die Leute nicht einfach von heute auf morgen aufhören können).
Die Langfristigkeit ist sicherlich wichtig, aber natürlich kann man auch Arbeitsverträge kündigen (und hat dann nur einen bis zwei Monate, jemand neues zu finden). Ich glaube, da würde die Benennung als Beirat, die man jedes Jahr wiederholen könnte (und natürlich immer mit der Person absprechen könnte) auch nicht viel schlechter. Man wüsste da wahrscheinlich auch Bescheid, wenn die Person aufhören wollen würde. Und wenn irgend jemand hin schmeißt und keine Lust mehr hat…naja, das kann immer passieren, egal, wie man das juristisch gestaltet. Da kann man nicht viel machen (ok, bei einem Anstellungsvertrag wären hier zumindest kleinere Vertragsstrafen denkbar).
Mir geht es nicht so sehr ums kündigen als darum, dass eine Person, die einen Arbeitsvertrag unterschreibt, sich vorher wahrscheinlich mehr Gedanken darüber gemacht hat, ob sie den Job machen soll, als jemand, der viele tolle Ideen hat, dann aber von der Realität des Jobs verbrannt wird…
Hm, das kann schon sein. Andererseits gibt es auch bei Arbeitsverträgen viele Probezeitkündigungen oder auch Kündigungen nach relativ kurzen Zeiträumen. Bei studentischen Nebenjobs dürfte die Hemmschwelle den Job zu wechseln nicht sehr groß sein. Und ich kenne sogar Vollzeitarbeitnehmer, die nach dem Studium einen Job angenommen und den dann auch recht schnell wieder gekündigt haben, obwohl sie sogar extra für den Job umgezogen sind 😉
Fair enough, ich sträube mich aber weiterhin dagegen, dass eine Aufwandsentschädigung mir die VDCH-Arbeit versüßt hätte. Das Problem ist in meinen Augen der Inhalt, nicht der Rahmen. Wenn die Aufwandsentschädigung ganz explizit für eine Stelle gezahlt wird, auf der in dicken, fetten Lettern steht „ACHTUNG, die zu erledigenden Aufgaben sind in keinster Weise erfüllend und obendrein auch noch total undankbar und langweilig, müssen aber gemacht werden!“ und nichts mit der strategischen Vorstandsarbeit zu tun hat, soll es mir Recht sein. Aber einfach nur dem Vorstand eine Aufwandsentschädigung zu zahlen entschädigt nicht dafür, sich mit den Endberichten von Projekten herumschlagen zu müssen, deren Anträge man nicht geschrieben hat… 😉
Ich war zwei Jahre lang Beisitzerin im VDCH-Vorstand (2007-2009), damals haben wir die Achte Minute als Web-Magazin gegründet, ich war fünf Jahr lang Chefredakteurin. Mein Zeitaufwand lag locker bei 20 bis 30 Stunden pro Woche. Das GEHT ehrenamtlich – bei Verzicht auf diverses anderes. Aber MUSS das sein? Ich finde nicht. Schon damals haben wir von einer Geschäftsführerin geträumt, die uns bezahlt die Bürokratie abnimmt. Eine Aufwandsentschädigung für die Vorstandsmitglieder kam uns noch nicht in den Sinn, wenn es finanziell aber darstellbar ist, dann finde ich es eine sehr gute Idee. Das wird eh immer nur einen Teil des tatsächlichen Aufwands entschädigen, wenn die Vorstandsmitglieder es ernst nehmen (und davon gehe ich aus).