Bamberg/Mainz gewinnt die Tübinger Herbstdebatten
Das Mixed-Team „Bamberg Helau“ (Evren Özkul, Tobias Glasner, Fritz Triebel) aus Bamberg/Mainz hat das Finale der Tübinger Herbstdebatten 2016 aus der Opposition gewonnen. Im Finale zum Thema „Wir sind eine neu gewählte, selbstlose Order-Hardliner-Regierung in El Salvador. Sollen wir einen „War on Drugs“ nach philippinischem Vorbild beginnen? (inkl. 2 Factsheets)“ setzten sie sich als Opposition gegen das Regierungsteam „Koko Chanel“ (David Pomerenke, Theresa Riesterer, Anna-Maria Schmid) aus Konstanz durch. Laut den JurorInnen konnte die Opposition am deutlichsten aufzeigen, welche Folgen durch den Antrag entstehen würden. Das Finale wurde durch die Fraktionsfreien Redner Nathanael Bechtle, Musashi Oefele (beide Tübingen) und Martin Wessel (Bayreuth) komplettiert, der beste Redner des Finales war nach Einzelrednerpunkten David Pomerenke.
Als Finaljury agierten die ChefjurorInnen Anne Suffel, Julius Steen und Lennart Lokstein, sowie Jakobus Jaspersen und Samuel Scheuer; Konrad Gütschow präsidierte. Die ebenfalls den Jurorenbreak erreichenden Alexander Ropertz, Johannes Meiborg und Sabine Wilke wurden aufgrund der jeweiligen Clubzugehörigkeiten nicht eingesetzt.
Redner Top 10:
- Nathanael Bechtle (132,00)
- Musashi Oefele (130,58)
- Evren Özkul (128,00)
- Martin Wessel (126,50)
- David Pomerenke (125,00)
- Benedikt Kurfeß (123,50)
- Tobias Glasner (123,33)
- Anna-Maria Schmid (123,00)
- Paul Mey (122,33)
- Leonie Modra (122,25)
Die Themen im Überblick:
VR1: Sollen Schulen ausschließlich vom Staat betrieben werden dürfen?
VR2: Soll die Bundesregierung umgehend und unaufgefordert den Verteidigungsetat von 1,4% auf 2,0% des BIP erhöhen?
Infotext: 2006 vereinbarten die NATO-Mitgliedsstaaten, dass jedes Mitglied freiwillig mindestens 2,0% seines Bruttoinlandsprodukts für sein Militär ausgeben solle. Diesen Wert erreichten 2014 nur die USA (4,4%), Großbritannien (2,4%), Griechenland (2,3%) und Estland (2,0%). Deutschland liegt mit aktuell 1,4% deutlich darunter. Die USA haben sich seit 2006 mehrfach über die Unsolidarität der restlichen Mitgliedsstaaten beschwert und beide Präsidentschaftskandidaten der großen Parteien zogen 2016 unter anderem mit dem Versprechen in den Wahlkampf, die Europäer endlich selbst für ihren Schutz aufkommen zu lassen.
VR3: Sollen Medien bei Straftätern ausländischer Herkunft das Herkunftsland nennen müssen und daraufhin angeben müssen, wie hoch das relative Straftaten-Verhältnis ist?
Infotext: Das relative Straftaten-Verhältnis (Neologismus der Chefjury, Anm. d. Red.) gibt an, wie hoch der Anteil von Straftaten einer Bevölkerungsgruppe gemessen an deren Anteil an der Gesamtbevölkerung im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ist. Beispiel: Ein in Deutschland lebender Migrant aus Gruppe X begeht statistisch gesehen 30% mehr Morde als die Gesamtbevölkerung.
F: Wir sind eine neu gewählte, selbstlose Order-Hardliner-Regierung in El Salvador. Sollen wir einen „War on Drugs“ nach philippinischem Vorbild beginnen?
Infotext 1: El Salvador ist ein Staat mit 7 Mio. Einwohnern in Zentralamerika. Es grenzt im Nordwesten an Guatemala, im Norden und Osten an Honduras und im Süden an den Pazifik. Wirtschaftlich hat El Salvador vor allem Exporte im Bereich Kaffee, Zucker, Shrimps, Gold und Chemikalien. Hauptimporteur sind die USA, aus denen El Salvador ebenfalls viele Güter importiert. Viele Menschen arbeiten dort auch und senden das Geld zurück an ihre Familien. In El Salvador gibt es derzeit wenige Investitionen und Unterbeschäftigung, weswegen zahlreiche Menschen ihre einzige Einkunftsquelle im Drogenhandel sehen. El Salvador hat die weltweit höchste Rate an gewaltsamen Tötungen, was insbesondere an Banden- und Drogenkriminalität liegt. Aufgrund von Vermutungen, dass die Banden von Al-Qaida-Terroristen infiltriert werden könnten, gewährten die USA 2013 42 Mio. US-Dollar sowie Berater für die Polizei, um die Bandenkriminalität einzudämmen. Pro Tag sterben in El Salvador heute durchschnittlich 16 Menschen an Gewaltverbrechen. Im Vergleich zu 2014 verdoppelte sich die Rate damit.Infotext 2: Nach den Präsidentschaftswahlen der Philippinen 2016 werden diese seit dem 30. Juni von Präsident Rodrigo Roa Duterte regiert. Seine Wahlkampfkampagne stützte sich auf die Versprechen, einerseits mehr Förderalismus einzuführen, andererseits zehntausende Kriminelle hinzurichten und organisiertes Verbrechen in den Philippinen innerhalb von sechs Monaten auszulöschen. Unmittelbar nach der Ernennung zum Präsidenten rief er zur Ermordung sämtlicher der Bevölkerung bekannten Kriminellen, insbesondere von Drogendealern, aber auch sämtlicher Drogenkonsumenten auf. Ausgangssperren wurden verhängt und die Polizei angewiesen, bei Kontakt mit Kriminellen direkt tödlich zu schießen. Neben den offiziellen Maßnahmen richten sogenannte „Todesschwadrone“ aus Duterte-Anhängern viele Kriminelle extralegal hin. Menschenrechtsorganisationen und die UN sind entsetzt, es gibt jedoch keinerlei Anzeichen, dass Duterte sich in irgendeiner Form davon beeindrucken ließe. Die Philippinen haben etwa 100 Mio. Einwohner. Seit dem 01. Juli wurden 35607 Drogenkriminelle verhaftet, 784224 Personen zeigten sich selbst an und 4882 Personen starben im Kontext des War on Drugs. Das organisierte Verbrechen in den Philippinen ist mittlerweile praktisch ausgelöscht. 91% der Bevölkerung gaben an, Duterte als Präsident zu vertrauen.
jm./lok.