Münster / Iserlohn siegt beim Schwarzwald-Cup 2016

Datum: 8. November 2016
Redakteur:
Kategorie: FDL/DDL, Turniere
Siegerteam '8.11.: The end is near' und bester Redner Willy Witthaut - © privat

Siegerteam ‚8.11.: The end is near‘ und bester Redner Willy Witthaut – © privat

Vom 4. bis zum 6. November fand in Freiburg der diesjährige Schwarzwald-Cup unter Chefjurierung von Marion Seiche, Tobias Kube und Christian Strunck statt. Bei dem hauptverantwortlich durch Verena Wingerter und Jonas Bienert organisierten BP-Turnier konnte sich im Finale zum Thema „DHG, die Gegner des Brexits im britischen Parlament sollten gegen diesen stimmen“ ein Team aus Münster / Iserlohn (8.11.: The end is near, Philipp Schmidtke, Julian Vaterrodt, EO) gegen Teams aus Freiburg  (Sie sind wieder da, Tanja Strukelj, Lara Tarbuk, ER), Tübingen (Streitkultur Medusa, Sabine Wilke, Alexander Ropertz, SR) und Mainz (DCJG Ultras – Bengalos statt Rebuttal, Willy Witthaut, Jonas Weik, SO) durchsetzen. Zudem kürte die Finaljury, bestehend aus Marion Seiche, Tobias Kube, Sabrina Effenberger, Jan-Gunther Gosselke und Erik Thierolf sowie präsidiert von Christian Strunck, Willy Witthaut zum besten Redner in einem 3:2 Entscheid.

Neben den o.g. Teams breakten ausserdem Münster Alsterwasser (Johannes Bechtle, Hamburg und Christoph Saß, Münster), Wir wollten baggern, aber für Beachvolleyball war es zu kalt (Philippe Holzhey, Frederick Aly, Berlin Debating Union), Stets bemüht (Jakobus Jaspersen und Anna Markus, Rederei (Heidelberg)) und Die Volksfront von Judäa (Julius Steen, Rederei und Sibylla Jenner, Hamburg). Bei den Juroren breakten weiterhin Lennart Lokstein, Ferdinand Ferber, Julia Wadle, Jannis Limperg und Johannes Samlenski.

Die eröffnende Regierung aus Freiburg begann die Debatte mit Reden zum geänderten Informationsstand (wie den nun nicht mehr versprochenen 350 Mio. £ für den NHS), zum allgemeinen Informationsvorsprung von Politikern, etwa besserer Übersicht über die wirtschaftlichen Folgen, und zur fehlenden Beteiligung junger Generationen, die noch viel länger mit den Folgen des Brexits zu leben hätten. Die Opposition entgegnete, dass nicht der Brexit an sich so sehr zu wirtschaftlichen Problemen führe, sondern Unsicherheit über die Zukunft. Weiterhin warf sie der Regierung vor, willkürlich zwischen alten und jungen sowie informierten und weniger informierten Wählern zu diskriminieren. Zudem kritisierte sie, die Regierung verfolge allein eine technokratische, auf Wirtschaftswachstum ausgerichtete Politik: Es gäbe, so die EO, genügend britische Bürger, die sich, selbst wenn es sie gäbe, der wirtschaftlichen Folgen bewusst seien, diese aber akzeptierten, um ihre Identität zu bewahren. Dies sei in einer Demokratie zu respektieren. Ausserdem habe das Volk auf einer Legitimations- (nicht Legal-)ebene dem Parlament bereits die Verantwortung für den Entscheid entzogen: Da David Cameron ausdrücklich im Wahlkampf dem Volk die Möglichkeit zum Brexitentscheid versprochen habe, stelle seine Wahl eine implizite Übertragung der Verantwortung weg vom Parlament dar. In der schließenden Regierung postulierte das Tübinger Team, dass die Akzeptanz des Volksentscheids durch die Parlamentarier wider ihrer eigenen Überzeugung zu einer Aushöhlung der repräsentativen zugunsten einer direkten Demokratie führe. Dies sei jedoch unbedingt zu vermeiden, da der Durchschnittswähler nicht die Zeit habe, sich für jede Entscheidung genügend zu informieren, und daher nicht in der Lage sei, eine qualifizierte Wahl zu treffen. Stattdessen solle er sich auf die Wahl einer allgemeinen Politikrichtung beschränken und die detaillierte Ausführung Berufspolitikern wie den Parlamentarieren überlassen. Hieran kritisierten beide Oppositionsteams, dass eine derartige Trennung nicht möglich sei: Solle man dann auch Parteien wie UKIP verbieten, da diese sich weniger mit einer allgemeinen Richtung als mit einem einzigen Thema beschäftigten? Weiterhin sei doch gerade ein Thema wie der Brexit eine grosse Richtungsentscheidung. Ausserdem, argumentierten die Tübinger, seien Volksentscheide ohne eine entsprechende Kultur anfällig für Manipulationen durch Populisten. Die schließende Opposition entgegnete, es sei willkürlich und undemokratisch, dass die Regierung nach ihrer eigenen Meinung Positionen in „richtig“ und „populistisch“ aufteile. Neben diesem Rebuttal vertiefte die schließende Opposition zudem die Punkte der EO bzgl. des Vorrangs der Meinung der Bevölkerung ggü. dem, was das Parlament als richtig ansähe: Die Wählerschaft sei pluralistisch, bestehe eben aus jungen und alten, ländlichen und städtischen Wählern. Die Interessen all dieser müssten von einem eher homogenen Parlament dennoch respektiert werden.

Der Break:

1) DCJG Ultras – Bengalos statt Rebuttal (Willy Witthaut, Jonas Weik), 11 Punkte
2) Münster Alsterwasser (Johannes Bechtle, Christoph Sass), 10 Punkte
3) Sie sind wieder da (Tanja Strukelj, Lara Tarbuk), 9 Punkte
4) Wir wollten baggern, aber für Beachvolleyball war es zu kalt (Philippe Holzhey, Frederick Aly), 8 Punkte
5) Stets bemüht (Jakobus Jaspersen und Anna Markus), 8 Punkte
6) 8.11.: The end is near (Philipp Schmidtke, Julian Vaterrodt), 7 Punkte
7) Die Volksfront von Judäa (Julius Steen, Heidelberg, Sibylla Jenner), 7 Punkte
8) Streitkultur Medusa – Schau mir in die Augen, Kleines (Sabine Wilke, Alexander Ropertz), 7 Punkte

Die Themen im Überblick:

VR1: DHG, dass die Entscheidung der Bundeskanzlerin vom 4.9.2015, Flüchtlinge nach Deutschland zu lassen, in Deutschlands langfristigem Interesse ist.

Infoslide: Am 4. September 2015 machten sich zahlreiche Flüchtlinge von Ungarn aus auf den Weg nach Deutschland, nachdem sie zuvor in Ungarn sehr schlecht versorgt wurden. Bundeskanzlerin Angela Merkel entschied daraufhin, diese Flüchtlinge nach Deutschland einreisen zu lassen.

VR2: DHG, Unternehmen, die zu ihrem eigenen Vorteil systematisch Gesetzesverstöße begehen (oder sich Verstöße Dritter zunutze machen), sollten liquidiert werden können.

Infoslide: Unter Liquidation versteht man im betriebswirtschaftlichen und rechtswissenschaftlichen Zusammenhang den Verkauf aller Vermögensgegenstände eines Unternehmens mit dem Ziel, das Unternehmen aufzulösen.

VR3: DHW es Frauen in solchen Situationen erlauben, sich die Eizellen einsetzen zu lassen.

Infoslide: Fall: Eine Frau und ein Mann, die zusammen sind, wollen ein Kind, was jedoch auf natürlichem Wege nicht gelingt. Sie versuchen daraufhin künstliche Befruchtung, was jedoch auch nicht gelingt. Irgendwann darauf trennen sie sich. Die Frau möchte weiterhin ein Kind und ist medizinisch grundsätzlich in der Lage, ein solches auszutragen, allerdings nur mithilfe künstlich befruchteter Eizellen. Es gibt noch eingefrorene befruchtete Eizellen von den Versuchen mit dem vorigen Partner, die die Frau sich jetzt einsetzen lassen möchte. Es gibt für sie keine andere Möglichkeit mehr, ein eigenes biologisches Kind zu bekommen. Der Ex-Partner möchte dies aber nicht und erwägt eine Klage.

VR4: DHG, die EU sollte die Wirtschaftssanktionen gegen Russland verschärfen, solange Russland weiter im Syrienkrieg aktiv ist.

HF: DH als die SPD würde im Wahlkampf für die nächste Bundestagswahl eine Koalitionsaussage zugunsten von Rot-Rot-Grün treffen.

F: DHG, die Gegner des Brexits im britischen Parlament sollten gegen den Brexit stimmen.

jgg./lok.

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12 Kommentare zu “Münster / Iserlohn siegt beim Schwarzwald-Cup 2016”

  1. Lara T. sagt:

    Tanja heißt ‚Strukelj‘ mit Nachnamen (und wurde auf der 8M mehrfach falsch getagt, sodass beide Varianten Treffer ergeben) 🙂

    1. Lennart Lokstein sagt:

      Skandalös! Ich habe direkt alle davon behoben. 🙂

  2. T.W.(BO/MS) sagt:

    Zum HF-Thema: War das ein DDL-Turnier? Denn dann halte ich ein solches Thema für genauso verfehlt wie ein Thema zu Star Trek oder sonstigen Sonder- und Nischenthemen. Über die Tatsache, dass es bei dem Thema wiedermal (!) um die Innenansicht/ Auseinandersetzung mit der SPD ging, kann man sich meine Kommentare gerne vorstellen, ich spare mir die Tipperei.

    1. Peter G. sagt:

      Oh Gott, ja! Das Finalthema geht genauso wenig! Da muss die Innenansicht von Brexit-Gegnern im britischen Parlament antizipiert werden! Und in VR4 muss man sich in Menschen in Beziehungen mit und ohne Kinderwunsch hineinversetzen! Skandalös zu erwarten, ein durchschnittlich informierter Zeitungsleser könnte die Politik einer deutschen Volkspartei verstehen! Glücklicherweise gab es ein klein wenig Übung durch all diese CDU/CSU/AfD-Themen der vergangenen Turniere, sonst wäre diese Themensetzung noch weniger zu verantworten!

  3. Johannes S. (Freiburg) sagt:

    Hallo T.W.,
    schade, dass du dir die Tipperei sparst. Um die Antwort vorwegzunehmen: Ja, es ist ein DDL-Turnier gewesen.
    Deine Meinung, das Thema sei in einem DDL-Turnier verfehlt, kann ich aufgrund der fehlenden Begründung nicht nachvollziehen. Prinzipiell wurde festgelegt, dass Themen auf DDL-Turnieren prinzipiell der Art gestaltet sein sollten, dass ein durchschnittlich gebildeter Tageszeitungsleser in der Lage sein sollte, mit den Themen etwas anzufangen, um sich auf Basis dieser Informationen die entsprechenden Argumente zurecht zu legen. Dies ist sicher nicht bei einem Thementurnier über Star Trek, Harry Potter oder GoT gegeben. Das am SWC debattierte HF-Thema erfüllt aber m.E. voll und ganz die Kriterien. Ich habe aber auch bereits weit krassere Themen auf Turnieren erlebt, die sich definitiv nicht in dieser Form dem allgemeingebildeten Tageszeitungsleser erschließen ließen und ich dankbar war, dass mein Teampartner Jura studierte, um mir erstmal die Problematik zu erklären. Dennoch muss ich einräumen: Das alternative Thema, dass der Reichsbürger, welcher den Polizisten erschossen hat, ausnahmsweise nach den Gesetzen von 1933 verurteilt werden sollte, hätte ich lieber juriert. 😉

    1. T.W.(BO/MS) sagt:

      Wurden die Themen aus einer first person Sicht der AfD, der CDU oder der dazugehörigen Wähler gestellt? Daran kann ich mich jedenfalls nicht erinnern. Es ist etwas anderes auf die first person verpflichtet zu sein oder aus der Außensicht für/gegen einen Sachverhalt oder eine Entscheidung zu argumentieren. Zur Argumentation, dass der normale Zeitungsleser die Innenansicht einer Partei hat: Nein. Vor allem nicht in die Motive und Powerstrukturen. Wenn es so wäre, dass selbst „normale Zeitungsleser“ (die nicht Mitglied in einer Partei sind) diese Innenansicht in der Form hätten, dass man die jeweilige Partei als first person vertreten kann, dann müssten sich nicht täglich viele hochdotierte Berater darüber den Kopf zerbrechen. Der Grad an Spezialwissen, den ein solches Thema erfordert, ist zum einen sehr gut mit anderen Spezialthemen vergleichbar und zum anderen bevorteilt er Parteimitglieder (der SPD) in unfairer Weise.

    2. Peter G. sagt:

      OWL-Cup: „Dieses Haus, als Paderborner CDU, würde das Gespräch mit der AFD suchen.“

      Halte ich für kein geiles Thema, aber sei hier mal erwähnt, um beim Erinnern zu helfen. Ansonsten: Ja, es ist auch Spezialwissen wenn man Wirtschaft oder Recht studiert und dann Themen dazu dran kommen. Haben wir doch alles tausend mal durchgekaut. Ich freu mich wenn’s dann mal um was Naturwissenschaftliches geht. Wenn wir uns über Fußballtransfers unterhalten freuen sich diejenigen die mal Leistungskader gespielt haben und die Innenperspektive kennen. Und ja, first-person Motions sind nicht unbedingt einfach, aber deshalb steht da ja auch Halbfinale dran.
      Wenn wir nur noch Sachen debattieren, über die sich „keine hochdotierten Berater täglich den Kopf zerbrechen“, dann fällt wohl jedes Thema aus, was auf diesem und anderen Turnieren mit Ausnahme des Gutenbergcups gestellt wird…

    3. T.W. (BO/MS) sagt:

      Wie du selbst erwähnst Peter, war das Thema aus Paderborn einfach nicht gut. Ich bin dagegen schlechte Beispiele zur Rechtfertigung eines Prinzips heranzuziehen. Vielleicht sind auch alle deiner Meinung, dass wir uns mehr über die Innenansicht politischer Parteien unterhalten sollten oder sehen solche Themen nur als eine weitere Facette in dem zur Verügung stehenden Themen-Kanon. Ich bin grundlegend dagegen, dass wir uns als Szene zu sehr mit gelebter Parteipolitik auseinandersetzen. Bei solchen Themen lassen sich nur sehr schwierig universelle Prinzipien abstrahieren. Und selbst wenn es möglich ist – das Debattieren von parteipoltischen Themen aus der Innensicht bringt niemanden weiter. Man kann sich ja in Parteien engagieren und dort werden solche Debatten auch am laufenden Band geführt, aber dabei geht es im Debattieren gerade nicht. Zum Glück ging es während überwiegender Teile meiner aktiven Debattierzeit zumindest nicht darum.

    4. Jonathan Scholbach sagt:

      Beim letzten Brüder-Grimm-Cup in Marburg gab es ein Thema, das in etwa lautete: DH als CSU würde bei der Bundestwagswahl 2017 bundesweit antreten., oder ähnlich. Ich sehe ehrlich gesagt nicht, worin diese Debatten sich von anderen first-person-motions gurndlegend unterscheiden.
      Warum soll es beim Debattieren nicht auch um Parteipolitik gehen? Es kann zweifelsohne zur politischen Bildung beitragen und kontrovers sein. Über die Güte der konkreten Themen muss man im Einzelfall sprechen, aber der Maßstab: „Wenn es um Parteipolitik geht, sollten wir es nicht debattieren.“ scheint mir kein guter zu sein.
      Warum das ein Maßstab sein soll, der DDL-spezifisch sein soll, ist mir erst recht unklar. Ich glaube auch, wir sollten generell nicht anfangen, DDL-spezifische Maßstäbe für die Güte oder Debattierbarkeit von Themen anzulegen.

    5. Johannes (HH) sagt:

      Allgemein betrachtet finden parteipolitische Debatten wohl entlang einer fließenden Linie zwischen alltagspolitischen, gesellschaftlichen und politikwissenschaftlichen Fragen statt. Ich glaube, dass sich dabei durchaus prinzipielle Erkenntnisse und spannende Gedankenanstöße abzeichnen können.
      Bei dieser Debatte waren das für mich, um nur einige zu nennen:

      – welche Bedeutung haben Regierungsämter, besonders die Machtressource Kanzleramt, für die Chancen einer Partei als strategischem Spieler im Parteiensystem bzw. für ihre Stellung innerhalb einer Koalition?
      – Was bedeutet das in Bezug auf die Fähigkeit, agenda-setting zu betreiben?
      – inwiefern unterscheiden sich die Aushandlungsprozesse und Machtdynamiken zwischen unterschiedlichen Koalitionstypen und was folgt daraus für die verabschiedeten policies?
      – In welcher Wichtigkeitsfolge stehen vote-, office- und policy-seeking für Parteien?
      und in Anlehnung daran
      – inwiefern wäre es für eine Partei problematisch, ihre policies von anderen Parteien durchgesetzt zu sehen oder diejenigen anderer Parteien durchzusetzen?

      und einige weitere…

      Die meisten der bei solchartigen Debatten verwendeten Argumente sind dabei über den konkreten politischen Fall (hier die Koalitionsabsichten der SPD) hinaus fruchtbar. Letztere Frage stellt sich momentan beispielsweise vielen konservativen Parteien bei Erwägung zum strategischen Umgang mit rechtspopulistischen Parteien.

      Insofern hat die Debatte mir nicht nur Spaß gemacht, sondern ich persönlich fand sie darüber hinaus auch ziemlich gewinnbringend, weil wie im Brennglas viele politisch hochrelevante Probleme und Fragestellungen angesprochen wurden.

      Dadurch wird in meinen Augen dem Anspruch des Debattierens, die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich (und politischen) relevanten Themen zu betreiben, vollauf genüge getan.

      Solange parteipolitische Themen sich, was beileibe nicht der Fall zu sein scheint, nicht immer um die gleiche Partei drehen, scheinen sie mir also im besten Sinne debattierwürdig zu sein.

  4. Johannes S. (Freiburg) sagt:

    Tut mir Leid, wenn ich das so krass sage, aber im Debattieren lernt man normalerweise als erstes, dass es am einfachsten ist, sich in die unterschiedlichsten Betroffenengruppen hineinzudenken und den Impact des Antrags aus deren Sicht gut oder schlecht zu heißen. Jetzt ist halt das Thema sogar von vornherein darauf ausgelegt – ja und, wo ist der Unterschied?

    Darüber hinaus kann man auch aus der Innenperspektive sich Gedanken über die eigene Außenwirkung machen und entsprechende Außenansichtsargumente einbringen, wenn man schlüssig darlegt, dass diese dem eigenen Interesse her schaden/nützen.

    Das alles hat mit „Spezialwissen“ nichts zu tun – es benötigt eine gewisse intellektuelle Kreativität, die man einem allgemein gebildetem Zeitungsleser eigentlich unterstellen können sollte und die auch bei jedem anderen Thema nicht minder erforderlich ist.

    Mal eine direkte Frage: Findest du es tatsächlich intellektuell schwierig, dich in Betroffenengruppen hineinzuversetzen oder stört dich viel eher eine vermeintlich nicht mehr vorhandene parteiliche Neutralität des Debattierens, weil das Thema ausschließlich eine Partei (in dem Fall die SPD) im Zentrum der Debatte hatte? Wenn Letzteres der Fall ist (was sich auch entkräften lässt), dann solltest du dies auch explizit so schreiben.

  5. Sibylla (HH) sagt:

    Der Vergleich mit Paderborn hinkt. Wir hatten damals einfach Alle (ich glaube da wird mir niemand widersprechen) keine Ahnung von der PaderbornerCDU. Stadtessen haben wir uns einfach auf allgemeine Aspekte von Zusammenarbeit mit potentiell rechtsradikalen Parteien konzentriert und uns ein bisschen kreativ den Kopf zerbrochen was das jetzt mit Paderborn zutun haben könnte. Dies hat mitnichten zu einer guten Debatte geführt, im Gegenteil, aber das Thema hatte dadurch einen recht bekannten und relevanten Clash. 
Der Unterschied ist, dass Niemand, die Chefjuroren wohl auch nicht, erwartet hätte, das jemand sich mit Paderborner Politik auskenne, das wäre auch illusorisch gewesen. Wenn Jemand das Wissen doch gehabt hätte, dann wäre das normales Pech/Glück gewesen das in der Natur der Sache liegt. Dadurch war das Thema fair.

    Das Thema am Samstag auch. Aber im Unterschied zu Paderborn kann man durchaus von einem Debattierer erwarten, dass er sich zumindest ein bisschen mit allgemeiner deutscher Parteienpolitik beschäftigt, auch wenn er Naturwissenschaften oder so studiert. Selbst wenn es ein rein SPD spezifisches Thema gewesen wäre, wäre das mEn. völlig ok gewesen. Die SPD ist zentraler Akteur in Deutschland. Es ist völlig legitim zu erwarten, dass sich Menschen in ihm hineinversetzten können. Die Abstraktionsleistung, die dafür notwendig ist, ist natürlich herausfordernd, da der Akteur sehr komplex ist. Aber das doch der halbe Spaß! Ich stimme da Johannes vollkommen zu. Entsprechend ist es von CAes total ok SPDWissen vorauszusetzen und auf dieser Basis ein SPD Thema zu stellen. Ich sehe genau wie Jonathan keinen Grund dafür solche Themen aus DDL Turnieren fern zu halten. Ein Thementurnier über deutsche Parteienpolitik wäre aber natürlich auch mal ne Idee.
    

Die Debatte, die letztlich geführt wurde, erstreckte sich aber nicht nur über spezielles Wissen über die SPD. In der Debatte wurde so ziemlich jede Partei an prominenter Stelle besprochen. Zumindest in unseren Raum ging es viel darüber was Parteien im allgemeinen ausmacht. Ich gebe Johannes Recht, dass in dem Thema sehr viele interessante Clashes drinstecken, die keineswegs nur SPD spezifisch sind.

    Nach ausreichend Erfahrung mit Parteipolitischenthemen habe ich allerdings für mich festgestellt, dass sie mir einfach keinen Spaß bringen, da sie in meinem Auge noch ein bisschen spekulativer sind als das Durchschnittsthema. Aber das kommt mir vermutlich nur wegen meinem Studium der Politikwissenschaften so vor. Das ich den Trend zu Parteipolitischenthemen durchaus bedauere, ist nur aus persönlichen Gründen und nicht weil ich glaube, dass sie in irgendeiner Form illegitim oder ungeeignet wären.

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