Zusätzlich zur DDM: Eine German Championship?
Die DDM steht vor der Tür und alle erwarten schon sehnsüchtig die damit einhergehenden Ereignisse. Im Mittwochs-Feature vor der DDM 2016 möchten euch Julian Vaterrodt und Nikos Bosse aber noch eine andere Diskussion mit auf den Weg geben: Ihr Konzept einer German Championship.
Bekannt für unsere Gedankenkonstrukte und lebhaften Diskussionen in der deutschen Debattierszene möchten wir hier ein Konzept einer German Championship vorstellen.
Bevor wir zu dem Diskussionsteil kommen werden wir kurz umreißen was wir uns nach gemeinsamen Diskussionen unter einer German Championship vorstellen.
Was ist die German Championship

Matthias Morrkopf (l.) und Julian Vaterrodt im Halbfinale der DDM 2014 Berlin (c) Martin Funck
Die Idee ist, ein Turnier zu schaffen, welches in internationalem BPS und in englischer Sprache abgehalten wird. Dabei soll dieses Turnier von der Größe zwischen einer DDM (größer) und einer Zeitdebatte (kleiner) liegen. Zusätzlich könnten durch die internationale Ausrichtung Spitzenjuroren aus der Welt des internationalen Debattierens angeworben werden und unter Umständen in einer Art Mentorenprogramm – wie es bereits erfolgreich auf zwei Zeitdebatten angewendet wurde – ihr Wissen an unsere Juroren weitergeben. Die Teilnahme würde ausschließlich VDCH-Mitgliedern vorbehalten sein, was auch verhindert, dass Kategorien wie ESL oder EFL gebraucht werden. Dieses letzte Kriterium ist auch eines der wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zu jedem IV oder Open innerhalb des VDCHs. Diese sind bekannterweise offene Veranstaltungen und somit für jeden Club weltweit zugänglich.
Was versprechen wir uns davon?
Jurorenqualität und verbesserte Wissensweitergabe
Jeder der schon einmal auf einem internationalen BPS Turnier war, weiß all zu gut, dass die Regeln dort strenger ausgelegt werden, die Juroren oftmals absolute Asse sind und die Punkte viel brutaler gewertet werden. Durch das Ausrichten eines internationalen Turniers mit einem Weiterbildungsfokus könnte man sich Juroren wie Michael Shapira oder Helena Ivanov einladen und von deren Wissen sowohl als Juror wie auch als Redner profitieren. Das soll keinesfalls bedeuten, dass Jurorenqualität in Deutschland schlecht ist, sondern lediglich, dass wir der Überzeugung sind, dass man immer von einander lernen kann und wir mehr solcher Lernmöglichkeiten schaffen sollten.
Einsteigermöglichkeiten
Durch die Ausrichtung in Deutschland und die Beschränkungen zur Teilnahme auf VDCH-Mitglieder glauben wir, dass auch Clubs welche wenig international aktiv waren diese Chance nutzen werden. Oftmals scheitern Teilnahmen an den Entfernungen, Teilnahmegebühren, oder einfach nur dem Vertrauen in seine eigenen Fremdsprachefähigkeiten. Wir glauben, dass wir durch die geschlossene Atmosphäre für jedeneine Möglichkeit schaffen sich einmal in einer Fremdsprache zu beweisen. Genau so würden die Juroren die Möglichkeit bekommen zu erfahren wie es ist internationale Turniere zu jurieren.
Neue Sponsormöglichkeiten

Die deutsche Delegation bei den WUDC 2014 in Chennai
(c) Henrik Maedler
Eine Frage welche insbesondere vor dem Hintergrund anderer Sponsorenproblematiken aufkommt ist die, ob ein solches Unterfangen nicht eine direkte Konkurrenz zur DDM darstellen würde und somit direkte negative Konsequenzen für die finanzielle Lage der DDM hätte. Unsere Antwort auf diese Frage ist ein entschlossenes Nein. Zum einen glauben wir, dass so eine Championship zu neuen lukrativen Sponsoringverträgen führen kann, und zum anderen sind wir davon überzeugt, dass diese beiden Events keine direkte Konkurrenz zu einander sind. Neue Sponsoringmöglichkeiten ließen sich zum Beispiel schon alleine dadurch werben, dass der Fokus hier auf dem Englischen und Internationalen liegt anstatt dem Deutschen. Dies gibt dem deutschen Debattieren ein vollkommen neues Antlitz und langfristig die Möglichkeit unseren Sponsoren beides zu bieten. Zugang zu Studenten welche nicht nur in einer, sondern gleich zwei Sprachen für sie arbeiten oder von ihnen Produkte kaufen können. Gleichzeitig helfen gut klingende Titel wie „German Champion“ immer um Pressearbeit der Clubs zu erleichtern und somit mehr öffentliche Aufmerksamkeit und auch mehr Sponsoringmöglichkeiten an Land zu ziehen.
Diskussion
Uns ist bewusst, dass wir längst nicht alle Vor- und Nachteile der German Championship durchdacht haben und würden uns über Input diesbezüglich freuen. Ist es ein Konzept an dem Clubs Interesse hätten, insbesondere Clubs, welche noch nie an einem internationalen Turnier teilgenommen haben? Gibt es Clubs welche in der Lage sind solch ein Turnier zu organisieren? Haltet ihr das Begrenzen auf ein VDCH-orientiertes Umfeld für sinnvoll?
Julian Vaterrodt und Nikos Bosse/lok.
Julian Vaterrodt war bis 2016 Präsident der BiTS Debating Society, die er mit aufgebaut hat. 2013 richtete er gemeinsam mit seinem Club die Westdeutsche Meisterschaft aus. Julian debattiert seit 2011. Bei der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft 2014 in Berlin erreichte er das Halbfinale. In Iserlohn macht er derzeit seinen Master im Bereich Finance und Unternehmensführung.
Nikos Bosse ist seit August 2014 Vizepräsident des Verbands der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH). Er debattiert seit 2012 bei der Streitkultur Tübingen e.V. und war dort in der Amtszeit 2013/14 Schatzmeister. Er ist Süddeutscher Debattiermeister 2014 und gewann 2015 die ZEIT DEBATTE Hannover. 2014 wurde er zudem Vizeweltmeister in der Kategorie English as a Foreign Language (EFL) bei der Weltmeisterschaft im Hochschuldebattieren in Chennai, Indien.
Das Mittwochs-Feature: Jeden Mittwoch ab 10.00 Uhr stellt das Mittwochs-Feature eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.
Tolle Idee (wer hatte nur?), Das einzige Problem liegt darin einen Club zu finden, der das organisiert…
Das muss man nicht diskutieren, sondern machen. Das ist aber viel Arbeit 🙂
Die Arbeit ist sicher das Hauptproblem, trotzdem noch als Diskussionsanregung:
Würden denn namhafte internationale Juroren kommen, wenn nur VDCH-Teams starten, also keine Native-Teams / sehr wenig international nahmhafte dt Namen?
Würde es Geld vom VDCH geben oder der Zeit? Wenn ja, wäre es das wert, dass das evtl woanders fehlt?
Ihr vermutet, dass die Größe eines solchen Turniers zwischen Zeitdebatte und DDM liegen sollte. Ich bin mir nicht sicher, ob die Nachfrage wirklich so groß ausfallen wird. Wie groß ist denn im Moment die Nachfrage von VDCH-Clubs an Teamplätzen bei von VDCH-Clubs ausgerichteten IVs und Opens? Und wie sähe das Teilnehmerfeld aus, wenn dann alle Nicht-VDCH-Clubs auch noch fernbleiben (müssen)? Und verliert nicht vielleicht sogar ein solches Turnier seinen Reiz, wenn man nicht mehr mit/gegen Muttersprachler und anderen internationalen Debattanten debattiert? Und was ist mit dem VDCH-Clubs Lund und Nancy? Worin liegt genau der Unterschied zwischen diesem Vorschlag einer „German Championship“ und einer „normalen“ Open oder IV, außer, dass es keine Sprachkategorieren mehr gibt und Nicht-VDCH-Mitglieder zwar gerne jurieren sollen aber selbst nicht reden dürfen? Meine persönliche Meinung dazu ist, dass es besser wäre, weitere IVs und Opens im VDCH-Land anzubieten und zu unterstützen. Alle Vorteile, die ihr im Artikel auflistet, wären meines Erachtens damit ebenfalls abgedeckt. Zu diskutieren wäre der Wegfall der Sprachkatogieren. Ich glaube nicht, dass deren Wegfall die Angst vorm Sprechen in einer Fremdsprache nimmt, sondern eher noch verstärkt. Denn es würden, und davon ist auszugehen, dennoch Muttersprachler und Studenten mir exzellenten Sprachkenntnissen antreten, mit denen man in einen Topf geworfen wird. Dies wird mit den Sprachkategorien abgefangen und abgemildert. Bei diesem Konzept hingegen nicht. Deswegen plädiere ich für mehr IVs und Opens im VDCH-Land. (Weitere Vorteile: mehr Turniere statt einem großem; da es die vergangenen Jahre teilweise schon schwierig war, Organisatoren für die Zeitdebatten zu finden, wäre es sehr wahrscheinlich noch schwerer, Clubs zu finden, die ein noch größeres Turnier ausrichten würden; richtiger internationaler Flair statt Piefke-Mief 😉 ; t.b.c.).