Mixed-Team Mainz/Bamberg gewinnt den Coaching Cup
Oktay Tezerdi, Peter T. und Johannes Meiborg haben den Coaching Cup gewonnen. Das Mixed-Team aus Mainz (Oktay und Peter) und Bamberg (Johannes) hat sich als Opposition gegen das Mixed-Team Streitkultur Proletheus (Marius Hobbhahn, Justus Raimann aus Tübingen und Johannes Bechtle aus Hamburg) durchgesetzt. Gestritten wurde um die Frage „Sollte die EU in Kooperation mit kurdischen Rebellen die kurdischen Gebiete in Syrien militärisch sichern und einen autonomen Staat unterstützen, wenn dieser dafür die Versorgung syrischer Flüchtlinge übernimmt?“ Für das bessere Verständnis der Situation gab es für die Teams eine Karte von Syrien.
Jonas Weik, Alena Haub (beide Mainz) und Zsolt Szilagyi (Freiburg) komplettierten die Debatte als Fraktionsfreie Redner. Nach Rednerpunkten hielt Oktay die beste Rede der Debatte.
Das Finale wurde juriert von Philipp Schmidtke (Hauptjuror), Jule Biefeld, Christoph Saß, Julian Staudt und Anne Gaa. Der Chefjuror Jannis Limperg präsidierte die Debatte. Lennart Lokstein hat wegen der Tübinger Finalteilnahme nicht juriert.
Die fünf besten Teilnehmer vor dem Break
1. Zsolt Szilagyi (190,66 Punkte)
2. Johannes Meiborg (183 Punkte)
3. Johannes Bechtle und Justus Raimann (182 Punkte)
5. Alena Haub (181,67 Punkte)
Die Themen im Überblick
VR1: (Infoslide: Ausländer erhalten in Deutschland in der Regel nur dann staatliche Leistungen zur Förderung einer Ausbildung (insbesondere BAföG), wenn sie unabhängig von der Ausbildung aufenthaltsberechtigt sind (zum Beispiel durch deutsche Staatsbürgerschaft sowie aufenthaltsberechtigte Partner oder Eltern)).
Soll der Staat die Ausbildungskosten für junge Menschen aus Entwicklungsländern, die in Deutschland studieren möchten, übernehmen?
VR2: (Infoslide: 1517 löste Martin Luther im Heiligen Römischen Reich und Europa den Beginn des Reformationszeitalters aus. Zentrale Kritikpunkte der Reformationsbewegung waren die damalige Verweltlichung weiter Teile des Klerus sowie augenscheinlich überflüssige Glaubensrituale. Protestanten vertreten den Grundsatz „sola scriptura, sola fide“ – „Nur durch die Schrift, nur durch den Glauben“ (…finden wir Erlösung).
In der Folge der Reformation wurde zur Entschärfung des Konfliktpotenzials zwischen Protestanten und (katholischem) Kaiser 1555 der Augsburger Reichs- und Religionsfrieden beschlossen. Dieser sah unter anderem vor, dass der Landesherr die Religion seiner Untertanen festlegte, diese wiederum frei auswandern durften. Als Reaktion auf Rekatholisierungsmaßnahmen durch den Kaiser gründete Friedrich IV, Kurfürst der Pfalz, 1608 die Protestantische Union als Schutzbündnis gegen die katholischen Bestrebungen, der große Teile der protestantischen Reichsgebiete inklusive der protestantischen Kurfürstentümer Brandenburg und Sachen beitraten. Die Protestantische Union hielt damit 3 der 7 zur Kaiserwahl nötigen Kurfürstenstimmen. Die verbleibenden Kurfürstentümer waren die katholischen Erzbistümer Mainz, Trier und Köln sowie das Königreich Böhmen. Im Habsburger Erbfolgekrieg Kaiser Rudolfs II. gegen dessen Bruder Matthias stellte Kaiser Rudolf II. am 9. Juli 1609 zur Sicherung der Unterstützung durch seine (protestantischen) Untertanen im Königreich Böhmen den sogenannten „Majestätsbrief“ aus, der den protestantischen Ständen in Böhmen Religionsfreiheit gewährte. 1611 marschierten im Zuge des Konflikts jedoch Söldner Rudolfs II. in Böhmen ein, woraufhin sich die Stände auf Matthias‘ Seite schlugen. Dieser wurde nach der Eroberung Prags 1611 zum König von Böhmen gekrönt, 1612 erbte er nach Rudolfs Tod die Kaiserwürde. Aufgrund der Kinderlosigkeit und des hohen Alters (61) Matthias‘ ging vorsorglich die böhmische Kaiserkrone 1617 an dessen Bruder und Nachfolger Ferdinand von Habsburg über. Zu dieser Zeit war jedoch auch bereits Friedrich V. von Wittelsbach, Kurfürst der Pfalz, als möglicher Kandidat für die durch Wahl der böhmischen Stände (Repräsentanten der böhmischen Gesellschaft) vergebene Krone heimlich im Gespräch, ebenso Johann Georg I., Kurfürst von Sachen. Letzter ließ jedoch ausrichten, dass er die Wahl eher ablehnen würde, um einen Konflikt zu vermeiden. Kaiser Matthias II. begann nach der Wahl seines Bruders Ferdinands zum König, die Rechte der Stände zu beschneiden und Böhmen wieder zu rekatholisieren. Als Reaktion auf ein im Mai 1618 verfasstes Potestschreiben der Ständeversammlung verbot Kaiser Matthias II. schließlich die Stände. Diese kamen im Mai jedoch erneut zusammen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.)
Wir sind die böhmischen Stände am 23. Mai 1618. Sollen wir König Ferdinand absetzen und einen Protestanten zum König wählen?
VR3: Sollen Nachrichtenseiten, deren wichtigstes Anliegen die korrekte Information der Bürger ist, keine Nutzerkommentare zulassen?
VR4: (Infoslide: Agrarsubventionen im Sinne dieses Themas sind Handelsbarrieren (zum Beispiel Ein- und Ausfuhrzölle) für landwirtschaftliche Produkte, die Bezuschussung von in der Landwirtschaft verwendeten Produktionsmitteln (zum Beispiel Saatgut, Dünger) sowie direkte Zahlungen an Landwirte. 2014 bezogen landwirtschaftliche Produzenten in der EU etwa 80 Milliarden Euro aus Subventionen.)
Sollte die EU Agrarsubventionen abschaffen?
Finale: Sollte die EU in Kooperation mit kurdischen Rebellen die kurdischen Gebiete in Syrien militärisch sichern und einen autonomen Staat unterstützen, wenn dieser dafür die Versorgung syrischer Flüchtlinge übernimmt?
hoe/lok
„Sch“ im Namen ist kreativ, aber Zsolt tut esch auch. 🙂
Ist korrigiert. Vielen Dank für den Hinweis und entschuldige den Fehler. 🙂
Bei den Top 5 Rednern noch nicht 😛
An dieser Stelle auch noch einmal ein Lob an die Chefjuroren.
Die Themen waren alle sehr angenehm zu debattieren und auch das heiß diskutierte Factsheet in Runde 2 war vielleicht etwas lang, bot im Gegenzug aber auch viele verschiedene Informationen für verschiedenste Argumente.
Johannes: Vielen Dank für die (selbstverständlich ungerechtfertigten) Blumen. 😉
Eine Anmerkung zu den Themen, die für CAs weiterer Coaching Cups von Interesse sein könnte:
Wir haben bei der Feedback-Runde der Coaches am Ende kurz diskutiert, wie schwer die Themen sein sollten. Dieses Jahr haben wir Themen gestellt, die wir für vergleichsweise schwierig hielten, in der Erwartung, dass vor allem mittelerfahrene Teams antreten würden, die von unterschiedlichen Herausforderungen profitieren könnten. Einige Coaches haben auch bestätigt, dass Themen mit hohem Stressfaktor insbesondere helfen, Optimierungspotential in der Vorbereitungszeit zu identifizieren. Allerdings traten auch unerwartet viele relativ unerfahrene Teams an, die zu oft daran scheiterten, dass sie schlicht keine guten Argumente für ihre Seite fanden. In diesen Fällen halten sich sowohl der Lern- als auch der Spaßfaktor typischerweise in engen Grenzen; insbesondere ist es schwierig, über interessante inhaltliche Konzepte (Strategie, Teamline, Ausarbeitung von Mechanismen, Gewichtung, Struktur) zu reden, wenn es bereits an einem soliden Argumentationsansatz fehlt.
In Anbetracht dessen würde ich nahelegen, beim nächsten Coaching Cup ein bis zwei Standardthemen zu setzen, bei denen zumindest einige gute Argumente leicht zugänglich sind, sodass möglichst viele Teams auf ihre Kosten kommen.
(Ich spreche in diesem Kommentar nur für mich, nicht auch für Lennart.)