Über den Dächern von Hamburg – Präsidententag bei der ZEIT
Am Freitag, dem 11. Dezember 2015, trafen sich auf Einladung der Wochenzeitung DIE ZEIT die Präsidentinnen und Präsidenten aller Vereine des Verbandes der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) in Hamburg. Die Hauptsponsorin der ZEIT DEBATTEN gestaltet jedes Jahr ein Treffen im Verlagshaus am Speersort, um einen Austausch zwischen Journalisten und Mitarbeitern der Wochenzeitung und den Clubs zu ermöglichen. 34 interessierte Debattiervorstände aus 32 Clubs der ganzen Republik reisten für diesen Nachmittag mit spannenden Einblicken in die journalistische Arbeitswelt, Ausblicke auf die Hamburger Skyline und genüssliche Augenblicke bei Franzbrötchen und Kaffee an.
Herzlich willkommen hießen uns Mareike Hall und Mia Schneemelcher aus der Marketing-Abteilung, die für die ZEIT DEBATTEN-Serie zuständig sind und das Programm des Tages für uns gestaltet hatten. Um halb eins stieß Lina Kirstgen aus der Unternehmenskommunikation dazu, die uns einen Überblick über die professionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Veranstaltungen gab. Erfahrungen in diesem Bereich hat DIE ZEIT so einige, denn neben dem allseits bekannten gedruckten Blatt auf dem Küchentisch organisiert sie unter anderem auch Veranstaltungen – allein an Hochschulen über 40 jedes Jahr. Lina Kirstgen erzählte von Tipps und Tricks bei der Vorbereitung, was einen Abend besonders werden lässt und wie das Debattenformat zu der ZEIT passt. Die vielen guten Ideen und Ratschläge nahmen nicht nur die Hamburger als nächste ZEIT DEBATTEN-Ausrichter im Januar 2016 gerne mit.
Danach kam Stefan Schmitt, der stellvertretende Ressortleiter vom Blattteil Wissen, zu uns ins Turmzimmer und stellte sich eine Stunde lang den Fragen der Wissbegierigen. Er erzählte, dass sein Arbeitsleben ganz besonders durch eigenartige Geräusche geprägt sei, denn er folgt beständig der Frage „Wo knirscht es?“ Wenn er die Wissenschaftslandschaft durchforscht, um die relevanten gesellschaftlichen Veränderungen wahrzunehmen und für seine Leser aufzuschreiben, sucht er nach den reibenden Themen. Die findet er in fachübergreifenden Journals, bei wissenschaftlichen Fachtagungen, eigenen Veranstaltungen wie dem ZEIT Forum der Wissenschaft oder durch aktuelle Geschehnisse, die das Blatt mit Geschichten füllen. Bis spätestens Dienstagabend müssen die Artikel geschrieben, redigiert und mit Bildern oder Graphiken bestückt sein. Dann nämlich wird die Zeitung in den Druck gegeben, damit schon in den frühen Morgenstunden des Donnerstages DIE ZEIT am Kiosk durchblättert werden kann.
Im Anschluss an dieses Spiel aus Frage und Antwort gab es eine Pause, in der die angereisten Clubvertreter Zeit zum Austausch hatten und Hamburgische Franzbrötchen und Kaffee genießen konnten, während die so unschuldig fertig aussehende Elbphilharmonie draußen im Regen glitzerte und die Leuchtschrift des SPIEGELS sich im Fenster spiegelte.
Der zweite Teil begann mit Khuê Pham, Print-Redakteurin aus dem Politikressort, und Lenz Jacobsen, der in der Berliner Onlineredaktion in letzter Zeit insbesondere über Protestparteien und die Entwicklungen in der Türkei schrieb. Sie nahmen uns mit in die Welt des Journalismus, die sich zwischen dem heimischen Schreibtisch und spontanen Reisen nach Griechenland abspielt. Die Welt, die seit einigen Jahren immer mehr durch Klickzahlen geprägt wird und gleichzeitig wie schon seit Jahrzehnten dem ehrlichen, angemessenen und ethisch korrekten Schreiben nachstrebt. Das sei die wirkliche Hausforderung des Journalistenalltages: Nach scheinbar endlosen Nachmittagen zwischen Schwarzmalerei und Beschimpfungen auf Pegida-Demonstrationen in Dresden immer noch das Vertrauen ins eigene Handwerk zu behalten.
Zum Schluss kam Enrique Tarragona in unsere Runde und gab als Leiter des Produktmanagements von ZEIT ONLINE noch einen Einblick in die Welt der Zahlen rund um zeit.de. Als erstes wurden wir mitgenommen zu der Website aus dem Jahr 1998, was für die Jüngeren unter uns einer Zeitreise ins Mittelalter glich. Damals war die Onlinewelt noch schwarz und weiß, bis auf das Blau der dezent leuchtenden Links zwischendrin. Seitdem hat sich augenscheinlich einiges verändert. Über die Jahre wurde an der Website stetig weitergezimmert, der entscheidende Relaunch kam aber erst diesen September. Während es draußen allmählich dunkel wurde, bekamen wir in der letzten halben Stunde noch das Einmaleins der Unternehmenskennzahlen gezeigt. Die Printredaktion wird seit der ersten Ausgabe 1946 von Hamburg aus gestaltet. Die Onlineredaktion dagegen ist in einem emanzipatorischen Schritt in die Hauptstadt gezogen. Dort informieren die 113 festangestellten Redakteure tagtäglich in 60 Artikeln über Neuigkeiten und Hintergründe des Zeitgeschehens. Zusätzlich füllt sich die Website mit Artikeln aus der Printausgabe und durch Leserkommentare – über 4000 täglich auf den unterschiedlichen Kanälen. Auf diese Weise sind und bleiben die monatlich über 9,5 Millionen Besucher der Website gut informiert.
So fühlten sich auch die Präsidentinnen und Präsidenten, als sie nach diesem spannenden Tagesprogramm ein letztes Mal zusammenkamen – für das Foto vor dem großen ZEIT-Logo am Haupteingang. Mit dem Blick auf die weihnachtlich beleuchtete Rathauskulisse zogen die Debattierer daraufhin wieder in alle Himmelsrichtungen. Für einige ging es weiter zum Jurierseminar des VDCH, andere schlenderten gemütlich zum Weihnachtsmarkt, um danach beschwingt den Rückweg nach Hause anzutreten.
jca/hug