„Braucht die EU ein Freihandelsabkommen?“ – Publikumsdebatte in Magdeburg
Ein voller Hörsaal und prominente Podiumsgäste: am 5. Mai richtete der Debattierclub Magdeburg eine Publikumsdebatte zum Thema „Braucht die EU ein Freihandelsabkommen?“ aus. Ferdinand Ferber berichtet für die Achte Minute von der Veranstaltung.
Nach der erfolgreichen Publikumsdebatte zum Thema „Macht Geld glücklich?“ veranstaltete der Debattierclub Magdeburg e.V. zusammen mit dem Symposium Magdeburg e.V. erneut eine Publikumsdebatte. Das Thema lautete dieses Mal „Das Hörsaalduell – Braucht die EU ein Freihandelsabkommen?“. Die Redner Prof. Dr. Horst Gischer, Lehrstuhl für Monetäre Ökonomie und öffentlich-rechtliche Finanzwirtschaft, zusammen mit Lars Munstermann auf der Regierunsseite und Ska Keller, Abgeordnete des Europäischen Parlaments für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, die mit Philipp Neumann auf der Oppositionsseite redete, füllten wieder den Audimax der Otto-von-Guericke-Universität.
Die gesamte Debatte drehte sich – vorhersehbarerweise – um das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika (TTIP), aber auch um mögliche Abkommen mit asiatischen Ländern. Die Regierungsseite wies in den jeweils siebenminütigen Reden auf die wirtschaftlichen Vorteile für die Europäische Union (EU) durch das Wegfallen von Handelshemmnissen und die Einigung auf gemeinsame Standards hin. Die Opposition beklagte die intransparenten Verhandlungen zwischen der EU-Kommission und den US-amerikanischen Partnern und die Gefahren durch die Anpassung der europäischen Standards nach unten. Beide Gäste konnten dabei aus dem Nähkästchen plaudern: Abgeordnete Keller berichtete über den schweren – falls überhaupt möglichen – Zugang zu den Verhandlungsunterlagen und Prof. Gischer versuchte anhand der Arbeitsteilung in der Nadelproduktion des ausgehenden 18. Jahrhunderts die wirtschaftlichen Vorteile für beide Handelspartner zu erläutern.
Aber auch das Publikum ergriff eifrig das Wort und brachte alle Redenden zum Schwitzen. So wurde beispielsweise nach dem qualitativen Unterschied zwischen dem innereuropäischen und dem transatlantischen Angleichen der Standards gefragt und auf inzwischen veröffentlichte Verhandlungsdokumente Bezug genommen.
Nach den dreiminütigen Schlussstatements wurde, wie auch vor der Debatte, eine Abstimmung im Publikum durchgeführt. Aus dem Vergleich zwischen den beiden Abstimmungen wurde ersichtlich, dass die Regierung mehr Menschen von ihrer Position überzeugen konnte, auch wenn die Opposition absolut gesehen in beiden Fällen mehr Unterstützer*innen hatte. Damit gewann die Regierung die Debatte.
Die gesamte Debatte wurde von einem Kamerateam aufgenommen und ist als Video verfügbar. Wir möchten uns bei allen Rednern, allen Zuschauer*innen und dem Symposium Magdeburg für die erfolgreiche Zusammenarbeit bedanken.
Ferdinand Ferber/ama
Das Mittwochs-Feature: Jeden Mittwoch ab 10.00 Uhr stellt das Mittwochs-Feature eine Idee, Debatte, Buch oder Person in den Mittelpunkt. Wenn du selbst eine Debatte anstoßen möchtest, melde dich mit deinem Themen-Vorschlag per Mail an team [at] achteminute [dot] de.
Ferdinand Ferber ist seit 2012 beim Debattierclub Magdeburg aktiv und steht dem Club als Präsident vor. Vorher sammelte er Erfahrung bei Jugend debattiert in Berlin. Das Elbe Open 2015 wird er als Cheforganisator begleiten, beim Elbe Open 2013 und der Nordostdeutschen Meisterschaft 2014 war er Mitorganisator. Er studiert Maschinenbau im Bachelor.
Alle Mitglieder des EP haben Zugang zu den Leseräumen und damit Zugriff auf den Verhandlungsstand. Man kann sich gerne über Transparenz beschweren, aber so zu tun als sei TTIP geheim ist schon fragwürdig. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ttip-und-freihandel/kaum-jemand-liest-die-ttip-dokumente-13542243.html