Rauchende Köpfe beim Jurierseminar in Hamburg
Nach einem interessanten Nachmittag bei der ZEIT im Rahmen des Präsidententags 2014 ging es im Anschluss weiter mit dem Jurierseminar im Gymnasium Allee in Hamburg – die volle Konzentration und Aufmerksamkeit von 43 Teilnehmern aus ganz Deutschland und Österreich wurde von Freitagabend bis Sonntagnachmittag gefordert!
In die Regeln der Offenen Parlamentarischen Debatte (OPD) führten Alexander Labinsky und Willy Witthaut ein, für das Seminar im British Parliamentary Style (BPS) waren Barbara Schunicht und Tobias Kube verantwortlich.
Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, um den verschiedenen Erfahrungsgraden gerecht zu werden. Neben theoretischen Aspekten sollte vor allem die Jurierpraxis nicht zu kurz kommen: Die Trainer zeigten jeweils eine OPD- und eine BPS-Videodebatte, die von kleinen Gruppen bewertet wurde. Sie sollten auch Feedback geben – der Anknüpfungspunkt für die Trainer, weitere Verbesserungsvorschläge zu geben. „Die Regeln und die Theorie hinter den Formaten waren manchen Teilnehmern bekannt, aber speziell das Feedback der Trainer zu unserem Feedback hat noch einmal wirklich weiter geholfen – schließlich kann man Verbesserungsvorschläge den Rednern unterschiedlich rüberbringen“, berichtet Nina Bieber. Zudem wurde genug Zeit für individuelle Fragen und verschiedene Fallkostellationen eingeplant. Obgleich des intensiven Trainings machten sich viele Teilnehmer noch auf den Weg zum Hamburger Kiez oder waren in der Lobby des Hostels anzutreffen.
„Wir hoffen nun natürlich, dass viele der Teilnehmer ihre neuen Kenntnisse auch in der kommenden Saison auf Turnieren erproben und weiter Erfahrungen sammeln – jeder dieser gut ausgebildeten Juroren ist ein Gewinn für die gesamte Debattierszene“, resümiert Franziska Städter, die Vorstandsbeirätin für Jurierseminare des Verbandes der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH). Denn Ziel der Jurierseminare ist neben der Vermittlung von fundiertem Wissen über beide Debattierformate auch, die Teilnehmer zu motivieren, auf Turnieren zu jurieren – denn Übung macht bekanntlich den Meister. Auch Barbara Schunicht hat das Seminar einmal mehr vor Augen geführt, wie schwierig das Jurieren doch eigentlich ist und wie viel es dabei zu wissen und zu lernen gibt: „Ich hoffe sehr, dass die Jurierseminare auch in Zukunft fortgeführt werden, um stets für qualifizierte Nachwuchsjuroren zu sorgen!“.
Wer immer noch etwas Respekt vor dem Jurieren hat, sollte mutig sein: „Es gibt keine Patentlösung beim Jurieren“, betont Alexander Labinsky, „natürlich ist ein brilliant hergeleitetes Argument, warum man keine Behinderten töten sollte, meistens eine herausragende Leistung, aber in einer Debatte über Transaktionssteuern wahrscheinlich dennoch fehl am Platz. Wir wollen vermitteln, dass es gewünscht ist, sich kritisch mit den Reden auseinanderzusetzen und die Leistung im Kontext der Debatte zu würdigen. Patentrezepte wie ‚Wer einen Stift mit nach vorne nimmt, kann maximal 7 Punkte im Auftreten bekommen‘ gibt es nicht – und wer das verstanden hat, ist bereits auf dem richtigen Weg.“
Im Vorfeld wurde die Organisation des Jurierseminars vom Vorstand des VDCH übernommen. Franziska Städter war vor Ort für die Koordination des Seminars verantwortlich, die Vorbereitungen kollidierten noch mit den Planungen der ZEIT DEBATTE Heidelberg . Erneut erfolgte die finanzielle Unterstützung des Seminars durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und McKinsey & Company, dem Partner im Wissenstransfer.
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