Umfassende Förderung des studentischen Debattierens: Jens Henning Fischer im Gespräch über die DDG
Am vergangenen Wochenende wählte die Mitgliederversammlung der Deutschen Debattiergesellschaft e.V. (DDG) einen neuen Vorstand. An der Spitze des Vereins stehen im kommenden Jahr Jens Henning Fischer, Lukas Haffert, Philipp Stiel und Thore Wojke. Die MV und der neue Vorstand haben eine Neu-Ausrichtung der DDG sowie Strategien und Ideen für das kommende Jahr beschlossen. Wir haben mit Jens Henning Fischer, dem frisch gewählten DDG-Präsidenten, gesprochen.
Achte Minute: Was sind eure Ziele für das kommende Jahr?
Jens Henning Fischer: Die DDG hat seit ihrer Gründung den Namenszusatz “Alumni und Förderer des Debattierens”. Alumni-Aktivitäten wie der Masters‘ Cup funktionieren bereits gut, für das kommende Jahr wollen wir uns vor allem auf den Ausbau der Förderung konzentieren – in enger Abstimmung mit dem VDCH.
Konnten wir bisher vor allem immateriell fördern, haben wir durch die im vergangenen Jahr beschlossene Beitragordnung endlich deutlich mehr Geld zur Verfügung. So planen wir, insgesamt 6.000 Euro direkt für die Förderung zu verwenden – weitere rund 4.000 Euro fließen aber weiterhin in Alumni-Aktivitäten. Ermöglicht wird das durch einen Beitragssatz von 50 Euro für berufstätige Mitglieder – studentische Mitglieder zahlen 25 Euro Beitrag.
AM: Was konkret wird denn gefördert?
Jens: Für 2014/2015 haben wir uns besonders zwei Förderschienen vorgenommen: Gründungen und Turniere. Wir unterstützen neu gegründete Debattierclubs ohne starkes Netzwerk mit der Übernahme von Sachkosten bei der Clubgründung und bieten allen VDCH-Clubs Fahrtkostenunterstützung für externe Trainer an. Turniere fördern wir auf verschiedenen Ebenen. Der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft (DDM) gilt unser besonderes Augenmerk: Auf der DDG-Gala begegnen sich Alumni und Aktive, die DDG kürt den Nachwuchspreisträger und wir fördern die DDM mit 1.500 Euro. Den ZEIT DEBATTEN helfen wir mit einem Zuschuss zum Budget und dem Angebot, die Ehrenjury im Finale zu betreuen – das erleichtert die Orga, zudem haben wir fast überall vertrauenswürdige Mitglieder vor Ort. Und als neue Förderung gibt es ab diesem Jahr für jedes Turnier in der Freien Debattierliga (FDL) 100 Euro Förderung. Das ist zwar nicht grandios, hilft aber hoffentlich bei den relativ kleinen FDL-Budgets an den Engstellen.
AM: Das klingt nach Fördergießkanne…
Jens: Stimmt, denn wir wollen auf vielen Ebenen unkompliziert helfen. Und wir wollen mit den Clubs direkt in Kontakt kommen – denn wer die DDG kennt und positive Erfahrungen gemacht hat, wird später dort eher Mitglied. Wir werden auf möglichst vielen Turnieren vertreten sein, um mit potenziellen Neumitgliedern ins Gespräch zu kommen. Thore wird beispielsweise am VDCH-Kick-Off am kommenden Wochenende teilnehmen, um die verschiedenen Fördermöglichkeiten vorzustellen.
AM: Jetzt haben wir viel über Turnierförderung gesprochen. Gibt es auch Unterstützung außerhalb der Wettbewerbe?
Jens: Auch wenn die Wettbewerbe wichtig sind, so berührt Debattieren doch viele Aspekte von Bildung weit darüber hinaus. Für alle DDG-Mitglieder ist das eine persönliche Lebenserfahrung. Um solche nicht-kompetitiven Aspekte zu fördern, werden wir im Laufe des Jahres einen Initiativfonds ausschreiben, auf den man sich mit konkreten Projektideen bewerben kann. Weil die Einzelheiten noch nicht feststehen, will ich aber jetzt noch nicht mehr darüber verraten.
Zudem sind Thore und Sarah Andiel für den VDCH jetzt auch für das Train-the-Trainer-Programm verantwortlich, ich war im ersten Jahr “Master-Trainer”. Wir begrüßen dieses Programm sehr und freuen uns, dass es noch über die Open Society Foundations ausfinanziert ist. Sollte sich das künftig ändern, können wir uns auch hier eine Förderung vorstellen.
AM: Auf der MV wurde an den Vorstand herangetragen, darüber nachzudenken, den Masters’ Cup nicht mehr in Eisenach zu veranstalten. Außerdem kam die Idee auf, ein Urlaubswochenende parallel zu den Europameisterschaften in Wien auszurichten. Wie steht ihr zu diesen Ideen?
Jens: Beides sind auf jeden Fall Ansätze, die wir diskutieren werden. Beim Master’ Cup haben wir den Mitgliedern bereits angekündigt, frühestens im kommenden Jahr Änderungsvorschläge zu unterbreiten. Das zentral gelegene Eisenach bietet uns seit Jahren eine grandiose Infrastruktur mit Vorrunden im Martin-Luther-Gymnasium, dem Finale auf der Wartburg und künftig auch wieder mit der Party im Beach. Ob eine größeren Stadt uns bessere Bedinungen bieten kann, bleibt zu sehen, wir freuen uns auf Input von den Mitgliedern. Sollte sich eine Mehrheit für einen anderen Ort aussprechen, wird Lukas sehr traurig sein, keine Wanderung zur Wartburg mehr anbieten zu können.
Auch beim Urlaubswochenende richten wir uns nach den Interessen unserer Mitglieder – nicht alle waren international aktiv, aber Wien ist so oder so eine tolle Stadt – wir erinnern uns noch ganz beistert an die MDD 2012. Anja Pfeffermann und Gudrun Lux haben bereits Interesse signalisiert, die Organisation zu übernehmen und natürlich ist es etwas besonderes, wenn die Europameisterschaft in einem deutschsprachigen Land ausgerichtet wird. Generell ist unser Konzept, möglichst offen und transparent zu agieren und viele Mitglieder einzubinden. Insofern freue ich mich immer über Rückmeldung, gerne auch zu diesem Interview.
AM: Das hört sich nach einem ehrgeizigen Programm für das nächste Jahr an…
Jens: Damit sind wir angetreten. Uns ist es wichtig, dass die DDG als Förderer auftritt und wahrgenommen wird. Debattieren gehört in den gesellschaftlichen Raum und wir wollen es weiter dorthin führen. Deshalb gehen wir unsere Ziele auch langfristig an.
Dabei wünsche ich euch viel Erfolg. Vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Anna Mattes.
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Jens Henning Fischer ist dem deutschen Debattieren seit fast 15 Jahren verbunden. Er war Mitbegründer des Debattierclubs in Passau und der Berlin Debating Union und Chefjuror der EUDC 2006, danach u.a. Tabmaster der WUDC 2013. Heute ist er freiberuflicher Kommunikationsberater, Trainer und Moderator in Berlin und Düsseldorf.
Im DDG-Vorstand sind die richtigen Leute, um eine ehrgeizige Ausrichtung der DDG anzupacken. Besonders gespannt bin ich auf den Initiativfonds…