„Wir bilden Multiplikatoren aus“: Clemens Lechner im Gespräch über „Train the Trainer“
Im Rahmen des Projektes „Train the Trainer“ werden derzeit 20 junge Debattanten von erfahrenen Coaches zu Trainern ausgebildet, Ende Juni fand in Frankfurt am Main das zweite Praxis-Wochenende statt. Das Projekt wurde vom Verband der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) initiiert, koordiniert wird es von den VDCH-Vorstandsbeiräten Pauline Leopold und Clemens Lechner. Im Interview erzählt Clemens von Lernfortschritten, dem Angebot von Schlüsselqualifikationen und dem geplanten Coaching-Turnier.
AM: Clemens, wie ist das „Train the Trainer“-Projekt aufgebaut?
Clemens Lechner: Das Projekt besteht aus drei Teilen. Der Kern des Projektes ist die Ausbildung von Debattiertrainer*innen als Multiplikatoren. Daneben werden Übungen rund um Rhetorik und Debattieren gesammelt und als Datenbank zur Verfügung gestellt. Im dritten Teil geht es darum, das Debattieren stärker an den Hochschulen zu verankern, zum Beispiel in Form von Schlüsselqualifikationsveranstaltungen.
AM: Wie weit ist das Projekt inzwischen fortgeschritten?
Clemens: Wir kommen gut voran. Die erste Runde der Trainerausbildung ist seit Ende Juni abgeschlossen. Im Spätsommer wird außerdem unsere Sammlung von Debattier-Übungen online publiziert werden.
AM: Wie ist die Rückmeldung der Teilnehmer bisher?
Clemens: Die Rückmeldungen sind bisher sehr positiv, was nicht zuletzt an den hervorragenden Trainern liegt, die wir als Ausbilder für das Projekt gewinnen konnten. Das sind sechs ehemalige Debattierer, die selbst alle reichhaltige Erfahrung als professionelle Trainer mitbringen. Dadurch konnten sie unseren Teilnehmern viele persönlichen Einsichten für die Gestaltung von Trainings mitgeben.
AM: Wie gelingt der Wissensaustausch der zukünftigen Trainer?
Clemens: Die Vernetzung der Trainer untereinander ist uns sehr wichtig und läuft bereits sehr rege. Für die Zukunft bauen wir ein virtuelles Trainernetzwerk auf, sodass die Trainer untereinander in Kontakt bleiben können – zum Beispiel, um Trainingskonzepte und Erfahrungen auszutauschen. Außerdem schaffen wir dadurch für die Clubs und andere Interessierte online eine zentrale Anlaufstelle, mittels derer sie die vom VDCH ausgebildeten Trainer kontaktieren können.
AM: Wie gewährleistet ihr, dass die ausgebildeten Trainer später tatsächlich die Clubs unterstützen?
Clemens: Bei der Auswahl der Bewerber für die 20 Plätze der Trainerausbildung haben wir zum einen darauf geachtet, möglichst alle Regionen im VDCH-Land zu repräsentieren. Zum anderen haben wir bei der Bewerbung ein Motivationsschreiben eingefordert und die Teilnehmer danach ausgewählt, wie hoch ihre Bereitschaft ist, als Multiplikatoren zu fungieren und ihr Wissen in die Clubs zu tragen. Dieser Mission fühlen sich die Teilnehmer nun auch verpflichtet. Ich bin sehr angetan davon, wie motiviert die Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind, ihre Expertise weiterzugeben.
AM: Ich habe gehört, ihr plant gerade ein „Coaching-Turnier“. Worum geht es dabei?
Clemens: Thore Wojke und Sarah Andiel, zwei unserer Trainer, trugen diese Idee an uns heran. Wir wollen schon diesen Herbst ein Turnier veranstalten, bei dem das Feedback für die Teilnehmer noch stärker im Vordergrund steht. Unsere Trainer begleiten als „Coach“ jeweils ein Team durch das Turnier und geben intensives Feedback – und zwar sowohl in der Vorbereitungszeit als auch in der Auswertung der Debatte. Dadurch hoffen wir, den Teilnehmern noch größere Lernfortschritte ermöglichen zu können, als das sonst auf Turnieren der Fall ist.
AM: Wie geht ihr vor, um das Debattieren als Schlüsselqualifikation an den Universitäten zu verankern?
Clemens: Wir haben zunächst eine große Umfrage unter den Clubs gemacht, um herauszufinden, welche Clubs bereits Schlüsselqualifikationen anbieten. Nun sammeln wir Konzepte nach dem „Best Practice“-Prinzip, die wir dann an die Clubs weitergeben wollen. Die Möglichkeit, Veranstaltungen zu Schlüsselqualifikationen anbieten zu können, ist ein gutes Instrument für die Clubs, um Mitglieder zu gewinnen. Gleichzeitig schaffen wir es hierdurch, das Debattieren insgesamt stärker an den Hochschulen und in einer breiteren Öffentlichkeit zu verankern. Hier haben wir etwa gegenüber Großbritannien noch viel Nachholbedarf.
AM: Wie geht es mit dem Projekt weiter?
Clemens: Es gibt im VDCH insgesamt einen sehr starken Willen, dieses Projekt weiterzuführen, nicht zuletzt wegen der sehr positiven Rückmeldungen der Teilnehmer. Wir bekommen derzeit Unterstützung von der Open Society Foundation und bemühen uns um Finanzierungsmöglichkeiten, damit wir langfristig die Trainerausbildung und den Wissensaustausch im VDCH weiter fördern können.
AM: Lieber Clemens, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Tobias Kube.
tk/kem
Dr. Clemens Lechner ist Vorstandsbeirat des VDCH für „Train the Trainer“. Er ist Deutscher Debattiermeister 2011 und dreifacher Deutscher Vizemeister. Er war Chefjuror der ZEIT DEBATTE Münster 2012 und Jena 2009. An der Universität Jena promovierte er im Fachbereich Psychologie und ist dort derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Dieser Artikel erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe des Newsletters „Debattenkultur“ des Verbandes der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH). Die Ausgabe dreht sich um das Thema „Teilen ist das neue Haben: Wissensaustausch der Debattierclubs“ und kann auf der Internetseite des VDCH heruntergeladen werden.