DDM 2014: Warum uns das Turnier in Erinnerung bleiben wird
Die Deutschsprachige Debattiermeisterschaft (DDM) 2014, die über Pfingsten in Berlin stattfand, wurde in den Social Media von den Teilnehmern hoch gelobt. Das Finale liegt jetzt acht Tage zurück, die ersten Eindrücke sind längst verarbeitet. Erfahrungsgemäß bleiben von Turnieren die Erlebnisse im Gedächtnis, die an Emotionen geknüpft sind – lange gesprochen wurde etwa über den Akkordeon-Spieler Siggi, der die Teilnehmer bei der DDM 2007 in Bayreuth beglückte. Worüber wird in einigen Jahren im Zusammenhang mit der DDM 2014 gesprochen werden? Die Achte Minute glaubt: Zum Beispiel über den Heimsieg, die Preise-Flut und darüber, wie toll alle aussahen.
Tränen beim Berliner Sieg vor heimischer Kulisse
Die Hobby-Historiker des deutschsprachigen Debattierens haben es bereits bemerkt: Berlin wurde zuletzt im Jahr 2002 Deutscher Debattiermeister. Seither hat die Berlin Debating Union e.V. zwar mehrfach in DDM-Finals gestanden, der Titel blieb aber stets aus. Nach 12 Jahren hat der Club den Meistertitel, der seit der Umbenennung des Turniers in Deutschsprachige Debattiermeisterschaft etwas sperriger klingt als früher, nun erneut errungen. Nach einem Beschluss der Mitgliederversammlung des Verbandes der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) im vergangenen Jahr durften die Berliner als erste Ausrichter der DDM bei ihrem eigenen Turnier antreten, nachdem ähnliche Anträge in der Vergangenheit gescheitert waren. So erreichten Christina Dexel und Philip Schröder, wovon jeder Ausrichter träumt: Den Sieg bei der DDM vor heimischer Kulisse. Als die Finaljury das Ergebnis bekanntgab, stürzte ein Pulk von Berliner Debattierern auf die Bühne und umringte die Sieger, die jeder einmal drücken wollte. Vor Glück brachen zahlreiche Berliner sogar in Tränen aus – für einige DDM-Teilnehmer der emotionalste Moment in der Turniergeschichte.
Bahn-Bashing zieht: Florian Umscheid wird Public Speaking Champion
Nicht jeder, der debattieren kann, kann auch gut reden. Anders Florian Umscheid: Er gewann den Public Speaking Contest, der am Samstag nach dem Ende der Vorrunden ausgetragen wurde. In seiner Rede thematisierte er unter anderem wiederkehrende Probleme, die bei Reisen mit der Deutschen Bahn auftreten. Vermutlich frei nach Kant, appellierte er an die Zuhörer, sich in allen Situationen ihren Mitmenschen gegenüber stets so zu verhalten, als trügen diese eine Dienstwaffe – vor allem dann, wenn es sich um Bahnmitarbeiter handelt.
Gekürt wurde der Sieger per „Applausometer“ durch das Pulikum. Als Trophäe nahm Florian ein Megaphon mit nach Hause, das bereits am Tag danach zum Einsatz kam: Es wurde für das Gruppenfoto der DDM-Teilnehmer am Brandenburger Tor kurzzeitig an den Fotografen verliehen. Der Rede-Wettstreit, bei dem die Kandidaten das anwesende Publikum bestmöglich unterhalten sollen, wurde bereits einmal bei der DDM 2011 in Heidelberg abgehalten. Auch damals konnte Florian den Wettbewerb für sich entscheiden, in seinem Beitrag hatte er über Facebook gesprochen. Die Alumni hatten also recht, die ihm 2010 großes Redetalent bescheinigten und den Nachwuchspreis der Deutschen Debattiergesellschaft e.V. verliehen. Der ist ein Wanderpokal und steht deshalb nun im Zimmer von Jan Ehlert, das Megaphon hingegen darf Florian behalten.
Fast wie eine Zeitreise: Debattierer in Berlins Goldenen 20ern
Es gibt Ereignisse, die graben sich ins kollektive Gedächtnis, weil im richtigen Moment ein Fotograf auf den Auslöser seiner Kamera gedrückt hat, etwa beim Bau der Berliner Mauer, als der DDR-Grenzsoldat Conrad Schumann über den Stacheldraht sprang. Die DDM 2014 wurde von den drei Fotografen Henrik Maedler, Matthias Carcasona und Martin Funck begleitet, die laut eigener Aussage nach wie vor damit beschäftigt sind, über 4000 Bilder von dem Turnier zu sichten und zu bearbeiten. Zu fotografieren gab es reichlich, ganz besonders während der Mottoparty am Samstagabend. Die Teilnehmer hatten sich für das Motto „Lichter der Großstadt – Berlins Goldene 20er“ herausgeputzt. Ort der Party war ein kleiner Club, zu dem auch ein Freiluftkino gehörte, in dem sich die meisten Partygäste auf Grund der großen Hitze lange aufhielten. Gezeigt wurden Stummfilme, darunter Lichter der Großstadt mit Charlie Chaplin. Gleichzeitig fand im Inneren ein Swing-Tanzkurs statt, die Teilnehmer konnten ihre Kenntnisse später direkt umsetzen. Großes Gedränge gab es vor den Kameras der Fotografen: Die meisten Partygäste wünschten eine Aufnahme von sich und ihren Freunden in den Kostümen. In Erinnerung bleiben dürfte die Party deshalb nicht zuletzt wegen der Bilder, die mit Spannung erwartet werden.
Preise über Preise: Bestes Kostümpärchen, „Goldenes Haarspaltbeilchen am Blauen Bande“ und Bester Teamname
In der Facebook-Gruppe der DDM sind schon die Bilder derjenigen zu bestaunen, die den Komstümpreis bei der Motto-Party gewonnen haben. Den ersten Platz belegten Alisha Ricard und Allison Jones (beide Mainz), den zweiten Patrizia Hertlein (Jena) und Jan-Phillip Niediek (Bielefeld). Doch nicht nur das Beste Kostüm wurde bei der DDM gesucht, sondern auch ein Pub-Quiz-Sieger. Beim Quiz, das Anja Pfeffermann und Thore Wojke am Freitagabend organisierten, traten zusammengeloste Teams unter den Namen diverser U- und S-Bahn-Stationen bzw. -linien gegeneinander an. Das Siegerteam Ringbahn erhielt als Auszeichnung das „Goldene Haarspaltbeilchen am Blauen Bande“, das Anja selbst gebastelt hatte. Über Facebook bestimmt wurde der Beste Teamname bei diesem Turnier: Hier siegte das Team The Wiener takes it all (Jakob Reiter, Mark Etzel) vom Debattierklub Wien. In der Facebook-Gruppe finden sich auch Bilder der Teams, die hofften, den Preis als sogenanntes „Last Team Standing“ am Samstag zu bekommen, das nach der Party am längsten wach blieb.
Philipp Stiel, Mit-Organisator der DDM, nahm die Preise-Flut später selbst aufs Korn. Nachdem einige Teams, die mit der Bahn Richtung Nordrhein-Westfalen unterwegs waren, in Folge schwerer Unwetter auf der Strecke geblieben waren (siehe Public Speaking Contest), postete er in die Facebook-Gruppe: „Wer ist Last-Team-Arriving? Wir haben bestimmt noch einen Preis.“
kem/hug
Feiner Artikel. Noch ein kleiner Hinweis an die Wikipedia-Nutzer: Der beste Finalredner der diesjährigen DDM wird mit zwei „e“ geschrieben. Also „Peer“
Jetzt zu Euch, meine lieben Freunde vom Orga-Team. Ihr seid sehr, sehr geil! Es ist großartig, was Ihr hier abgeliefert habt! Und übrigens, Euer Chefjuroren-Team und die Themen? Großartig! Ihr seid sehr, sehr geil. Supergeil!