ZEIT DEBATTE Dresden 2014: Der Break ins Halbfinale
Bei der ZEIT DEBATTE in Dresden breaken nach fünf Vorrunden folgende acht Teams ins Halbfinale:
- Aachen Sprech und Schwafel (Marc-André Schulz, Marcel Jühling), 13 P.
- Marburg Rotkäppchen (Tobias Kube, Ruben Brandhofer), 12 P.
- Münster Martini (Johanna Mai, Melanie Röpke), 11 P.
- Jena Kostenlos zur ODM (Jonathan Scholbach, Severin Weingarten), 11 P.
- Potsdam Voltaire ewig leben (Mathias Hamann, Lara Kulpok), 11 P.
- Göttingen Georgias (Nicolas Friebe, Jan Hendrik Hinselmann), 11 P.
- Göttingen Rubikonüberschreiter (Franziska Frese, David Coenen-Staß), 11 P.
- Mainz Erotische Vollprothese (Willy Witthaut, Thore Wojke), 10 P.
Neben den Chefjuroren Florian Umscheid, Teresa Widlok und Andreas C. Lazar breaken folgende Juroren in die K.O.-Runden: Anna Mattes, Filip Bubenheimer, Sven-Moritz Hein, Konrad Gütschow, Valerio Morelli, Miriam Blank, Christof Kebschull, Christian Landrock, Mark Etzel und Stefan Kegel.
Die besten 10 Einzelredner sind:
1. Johanna Mai (390)
2. Tobias Kube (388)
3. Ruben Brandhofer (387)
Melanie Röpke
5. Jonathan Scholbach (385)
Severin Weingarten
Thore Wojke
Willy Witthaut
9. Sven Schuppener (384)
10. Mathias Hamann (383)
Johannes Häger
Anm. d. Red.: Auf Grund eines Übertragungsfehlers war in einer älteren Version des Artikels Sven Schuppener nicht aufgeführt. Die jetzt angegebene Reihenfolge ist korrekt. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.
Über folgende Themen wurde in der Vorrunden debattierrt:
VR1: Dieses Haus würde Absolventinnen und Absolventen staatlicher Universitäten, die Hausfrauen oder Hausmänner werden, im Nachhinein Gebühren für ihr Studium zahlen lassen.
VR2: Dieses Haus würde Einwanderern, die in Deutschland keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben, ein Darlehen zur Existenzsicherung anbieten, das sie nach fünf Jahren wieder zurückzahlen müssen.
VR3: Dieses Haus glaubt, dass Eltern die elektronische Kommunikation ihrer Kinder überwachen sollten, z. B. durch das Installieren von Spyware, Erlangen von Passwörtern oder Lesen von Browser-Histories.
VR4: Dieses Haus würde Familien massiv finanziell unterstützen, die Föten mit Down-Syndrom austragen und anschließend selbst großziehen. (inkl. Factsheet)
VR5: Dieses Haus hält Angriffe auf militärische Ziele, bei denen viele zivile Opfer zu erwarten sind, für legitim.
hug/kem
Das liest sich schön! Herzlichen Glückwunsch Johanna und toi toi toi morgen Willy und Thore: DCJG for the win!!! Gibt es einen Stream des Finales?
Dem kann man nur zustimmen 😉 Wir drücken euch die Daumen, Willy und Thore!
Liebe Gudrun,
leider wird es in Dresden keinen Live-Stream des Finales geben. Sollte es aber eine Aufzeichnung des Finales geben, werden wir das Video, wie schon nach der ZD Frankfurt, im Artikel zum Ausgang des Finales verlinken.
Viele Grüße,
Sarah
Schade schade schade – ich hoffe der DCJG schlägt sich gut?
Ich würde mich sehr für die Casefiles interessieren, die die Chefjury im Vorhinein erstellt hat.
Hi Jonathan,
wir haben intern diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir keine Case-Files veröffentlichen möchten. Sie können erstens nicht den Stunden gerecht werden, die wir in den Themenaufbau gesteckt haben, zweitens können sie die empirisch beobachtbare Vielfalt der Argumentationen nicht abbilden, die wir gesehen haben (Und das wiederum setzt CJs einem Druck aus „Warum ist X und Y für euch KEIN Argument, aber Z?“) und drittens halte ich Case-Files für problematisch, da sie ein Schlüssel-Schloss-Denken im Debattieren fördern oder nahelegen, dass ich für nicht erstrebenswert halte.
Wir fanden, dass die Clashes offen lagen und in den allermeisten Debatten auch erkannt und bearbeitet wurden.
Mich als Redner erschrecken Case-Files auch eher, das sieht immer so aus, als hätten die Jury die Debatte schon fertig und als Redner gewinnt, wer dieser Debatte am nächsten kommt – das sieht dann aus wie scheinbare Kreativität
Ich finde das außerordentlich schade!
Klar können Leute durch Casefiles den angesprochenen falschen Eindruck gewinnen, dass es sich um „Musterlösungen“ handele. Aber man kann ja auch ein paar Worte als Erklärung davorsetzen, um solche Eindrücke zu vermeiden (etwa: „Diese Casefiles sind nur… Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit… Man hätte auch mit anderen Argumenten die Debatten gewinnen können…“). Ich finde den Schaden gering, zumal man ihn offensichtlich einfach abschwächen, wenn nicht gar ausräumen kann.
Dagegen sehe ich einen klaren Nutzen. Anfängerteams oder Teams, die nur schwer Zugang in die Debatten gefunden haben, können sich noch einmal Anregungen für künftige Debatten holen. Clubs können die Turnierthemen (die man ohnehin gerne wählt, da sie oft durchdachter als „Clubmotions“ sind) für Übungs- und Schulungszwecke nutzen, da sie direkt Inputmaterial geliefert bekommen würden. Zu guter letzt ist es eine gute Gelegenheit als CA zu zeigen (und zu rechtfertigen): „Hier Leute guckt mal, da wäre noch so viel Material da gewesen.“ und „Die Debatte war nicht Opp-lastig, da waren so viele taktische Optionen.“
Da ihr euch ohnehin zuvor in der Abwägung der Themen so etwas ähnliches wie Casefiles erstellt haben werdet, fände ich es schade, wenn sie nicht veröffentlich würden.
Ein wesentlicher Teil des Prozesses eine gute Rednerin oder ein guter Redner zu werden ist die Beschäftigung mit Themen weit über den engen Fokus hinaus. Wer meint sich mit Casefiles bilden und vorbereiten zu können, irrt in meinen Augen. Die Frage in der nächten Vorbereitungszeit lautet nicht „Wonach fragt das Thema?“ sondern „Wie verbinde ich das, was ich aus dem Casefile weiß, mit dem Thema?“
Natürlich helfen Casefiles nicht ein toller Debattierer zu werden. Allerdings erhöhen Casefiles die Akzeptanz der Themen da gerade bei Themen die im Verdacht stehen nicht ausreichend gebalanced zu sein oder nicht genug Futter für die hintere Hälfte zu bieten häufig der Verdacht aufkommt die Chefjury wäre inkompetent.
Mir haben die Themen in Dresden gut gefallen allerdings glaube ich das das HF nicht gebalanced war und es für die hinteren Hälften nicht genug Futter gab. Gott sei dank hatten wir die perfekte Glücksposition allerdings hätte das ja auch anders sein können. Daher würde es mich auch interessieren was sich die CJ beim HF-Thema so gedacht hat…
Ich glaube, dass Casefiles in der Vorbereitung und Themenfindung natürlich wichtig sind. Sie sind einfach Teil der Planung. Allerdings sollten sie meiner Meinung nach auch genau das bleiben: eine Überprüfung, ob das Thema nicht zu Opp- oder Reg-lastig ist und ob sich geeignete Clashes finden lassen könnten. Aber sie sind eben keine Schablonen, in die sich die letztendliche Debatte pressen lässt und würden wohl mehr Schaden als Nutzen bringen.
Wenn man sich hinterher mal mit Rednern oder Juroren aus anderen Räumen unterhält, kommen immer wieder neue Argumente auf und natürlich auch ab und an ein anderer Clash, den man so im Vorfeld gar nicht erahnen konnte. Das passiert schon dann, wenn ein ursprünglich schwaches Argument, das aber gut ausgeführt wird, die Debatte stärker prägt als Eines, das vielleicht Relevanz, aber keine gute Darlegung hat.
Wenn sowas passiert und im Nachhinein ein Casefile gezeigt wird, befürchte ich viel eher, dass die Bewertung der jeweiligen Jury im Raum angezweifelt wird. Hat diese sich von der Argumentationsstruktur einer Seite stärker überzeugen lassen, ist im Casefile aber eigentlich eine andere Linie für Opp oder Reg angedacht, wird wahrscheinlich eher deren Kompetenz angezweifelt, als es momentan bei der Themenfindung und der Chefjury (angeblich) der Fall ist.
Casefiles sind natürlich keine perfekten Lösungen und selbst mit einem entsprechenden Satz am Anfang („Kein Anspruch auf Vollständigkeit…etc…“) bleibt immer ein bitterer Beigeschmack, wenn beispielsweise die Reg-Linie daran vorbeigeht und sie die Debatte letztendlich trotzdem gewinnt.
Auch als Rechtfertigung der Jurierung wird so ein Casefiles meiner Meinung nach nur schwer herhalten können. Da wohl keine Debatte nach diesem Schema ablaufen wird und wahrscheinlich keine Seite sämtliche Argumente ausschöpfen wird, wäre die Erklärung der Jury anhand des Casefiles nicht überzeugend. Fühlt sich jemand ungerecht juriert, wird er immer sagen können: „Aber die Debatte lief doch ganz anders. Dieses und Jenes Argument wäre überhaupt nicht passend gewesen.“