Chennai Worlds 2014: Anna Mattes über die Women’s Night, Feiern und Anekdoten
In der letzten Woche nach Ende der World Universities Debating Championship (WUDC) in Chennai wurde eine Menge geschrieben, diskutiert und kritisch beleuchtet. Eine umfassende Übersicht veröffentlichte Alfred Tuna Snider auf seinem Blog „Globaldebate“ und kann in der Facebook-Gruppe „WUDC Chat“ nachgelesen werden. Ganz bewusst reiht sich der folgende Artikel dabei nicht ein, sondern soll ein paar Eindrücke und Augenblicke einfangen, um den Bewohnern des VDCH*-Landes einen besseren Eindruck zu verschaffen, was die Teilnahme an den Weltmeisterschaften in Indien neben den vielen organisatorischen Problemen ausmachte.
Die Verpflegung
Indisches Essen kann man mögen, muss man aber nicht. Insofern kann die Verpflegung, welche die indischen Ausrichter den Teilnehmern anboten, als gelungener Kompromiss zwischen regionalen Spezialitäten und weniger an gut gewürztes Essen gewohnte Geschmacksnerven gesehen werden. Morgens gab es Frühstück in den jeweiligen Hotels, was im „Coromande“l verschiedene Früchte und Jogurt, verschiedenes Salziges und Frittiertes bzw. Kaffee und Chai beinhaltete.
Mittags gab es Pommes und ein (meist kaltes) Sandwich. Bereits am ersten Tag wurde die fehlende gluten-freie Alternative bemängelt, was die Organisatoren aber schnell lösen konnten und bereits am zweiten Tag eine solche anboten.
Was das Abendessen betrifft, konnten sich besonders die Buffets an den letzten drei Abenden (Malaysian/Women’s Night, Yakka Party und Championship Dinner) sehen lassen. Ein wenig mehr Probleme gab es mit den Buffets an den ersten Tagen: Obwohl es im Vorfeld als vollwertige Mahlzeit angekündigt war, wurde in der Silvester-Nacht keine solche, sondern lediglich Fingerfood bereit gestellt. Ebenfalls wenig erfreut waren die Repräsentanten der verschiedenen Länder des WUDC-Council, denen ein Mittagessen versprochen wurde und die am Ende gegen ihren Hunger Pizza bestellen mussten.
Trinkwasser war jederzeit reichlich vorhanden. Sonderwünsche, wie Lassies, Eis,… konnten sich die Teilnehmer in einem Café auf dem Campus erfüllen – und sie aus eigener Tasche bezahlen.
Socials
Dem sozialen Miteinander wenig zuträglich war die Unterbringung der Teilnehmer in vier verschiedenen Hotels in Chennai. Ursprünglich war angedacht gewesen, alle Teilnehmer in einem Hotel unterzubringen. Da dieses aber kurz vor der Veranstaltung einen zahlungskräftigeren Kunden fand, musste umdisponiert werden. Glücklicherweise konnte die Distanz zwischen den Hotels relativ unkompliziert mit einer der vielen Rickshaws überbrückt werden, welche zu jeder Tages- und Nachtzeit vor den Hotels bereit standen.
Die Tatsache, dass in Tamil Nadu kurz vor der WUDC ein neues Gesetz in Kraft getreten war, welches den Alkoholausschank nach 23.00 Uhr verbietet, stieß bei einigen Teilnehmern nicht gerade auf Begeisterung, obwohl die Organisatoren für zwei der Socials sogar einen späteren Barschluss vereinbart hatten.
Während der ersten Tage fand aufgrund der sich im Laufe der Zeit ansammelnden Verspätung im Zeitplan keine Socials statt, was die Teilnehmer aber nicht davon abhielt, After-Room-Parties bzw. Feiern auf der Dachterasse des Hotels Club House zu organisieren. Sowohl die Women’s Night als auch das Finale des Masters’ Cup mussten im Zeitplan auf einen der nachfolgenden Tage verschoben werden. Die Malaysischen Ausrichter der kommenden Weltmeisterschaften stimmten zur Freude des Women’s Officer zu, die Women’s Night im Rahmen der Malaysian Night stattfinden zu lassen. Sie organisierte sechs beeindruckende Rednerinnen, die im Oxford Style das Thema „This House supports the rise of sexually assertive female R&B artists“ debattierten. Eine bedenklicher Vorfall am Rande war der Umstand, dass zwei der Rednerinnen während und nach der Debatte unangenehme Erfahrungen machen mussten: eine der Rednerinnen wurde nach der Debatte, noch während sie auf der Bühne stand, von einem ihr unbekannten Teilnehmer angesprochen, der ein Umarmung von ihr verlangte. Nachdem sie dies entschieden ablehnte, drängte er darauf und hielt sie am Arm fest, worauf sie laut und hörbar verärgert sagte: „That was exactly the thing we were talking about!“
Während eine zweite Rednerin innerhalb der offenen Aussprache ihre Meinung äußerte, versuchten zwei Teilnehmer rechts und links von ihr, sie aus dem Konzept zu bringen – beide Vorfälle können, neben einigen Studien, die in der letzten Zeit veröffentlicht wurden, als Indiz dafür gewertet werden, dass die „Women’s Night“ auf den WUDC eine wichtige Institution und Tradition ist und unbedingt fortgeführt werde sollte.
Das verschobene Finale des Masters’ Cup wurde auf den letzen Tag gelegt und fand nach dem Grand Final am 3. Januar statt.
Transfers
Besonders bemerkenswert fand die Autorin dieser Zeilen die Art und Weise des Transfers zwischen den vielen Örtlichkeiten. Nachdem die Organisatoren einen positiven Eindruck hinterlassen hatten, indem sie selbst um 5 Uhr morgens einen Transfer vom Flughafen bis zum Hotel organisierten, gab es zwar einige Probleme: Fehlende Transfers von einem der vier Hotels aus, zwei Unfälle, fehlende Sicherheitsgurte – was besonders deswegen auffiel, da die Organisatoren in ihrem Briefing zur Sicherheit das Thema „Sicherheitsgurte“ explizit angesprochen hatten-, sowie sehr lange Fahrtzeiten. Grundsätzlich waren die Transfers aber eine spannende und unterhaltsame Angelegenheit. Untergebracht in großen, gelben „College“-Bussen wurden die Teilnehmer von A nach B transportiert, was ab und an dazu führte, dass der ein oder andere Gesangswettbewerb ausgetragen wurde. Besonders erschöpfte Teilnehmer konnte man daran erkennen, dass sie trotz der beachtlichen Lautstärke und der rabiaten Fahrweise der Busfahrer die Fahrt über schliefen.
Alles in allem bleibt der Eindruck, dass trotz (oder gerade wegen) der organisatorischen Schwierigkeiten die WUDC 2014 für alle Teilnehmer zu einem unvergesslichen Ereignis wurden.
ama/kem
*Verband der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH)