Chennai Worlds 2014: #Adjstrike und Analyse

Datum: 31. Dezember 2013
Redakteur:
Kategorie: International

Logo WUDC Chennai 2014Nachdem schon im letzten Artikel zu den im Moment stattfinden World Universities Debating Championship (WUDC) die Probleme mit der Unterbringung der Teilnehmer angesprochen wurden, überschlugen sich am gestrigen Tag die Ereignisse. Es wurde Kritik bzgl. mehrerer Aspekte der Organisation laut, unter anderem aufgrund der noch nicht bezahlten Subventionen, auf welche sich freie Juroren im Vorfeld bewerben konnten.

Adjudication Strike

Um auf den Worlds ein gut besetztes Jurorenfeld zu garantieren, konnten sich in den letzten Jahren und auch in diesem Jahr freie Juroren um finanzielle Unterstützung bewerben.
Obwohl diese einigen Teilnehmern zugesagt wurde, war das Geld bei Beginn des Turniers noch nicht überwiesen worden. Bereits während des Pre-Councils, welcher während des Abendessens am 28. Dezember stattfand, wurde auf dieses Problem hingewiesen. Die anwesenden Vertreter des OrgComs reagierten auf die Beschwerden und versicherten den Teilnehmern, dass die Subvention spätestens am 30. Dezember bezahlt würden. Die betroffenen Teilnehmer forderten außerdem eine Auszahlung in Euro, wie es auch im Vorfeld des Turniers angekündigt wurde.

Als sich im Laufe des Vormittags des 30. Dezember abzeichnete, dass das Versprechen nicht erfüllt werden würde, bildete sich die „Coalition of Independent Adjudicators“, welche vor der Verkündung des Themas der sechsten Vorrunde ankündigten, in einen Streik zu treten und die drei Vorrunden, die für den 31. Dezember angesetzt waren, nicht mit zu jurieren. Die anwesenden Teilnehmer reagierten mit Verständnis und applaudierten den Sprechern der Koalition, Shengwu Li und Stephanie Bell. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf Twitter und in der gegründeten Gruppe „WUDC Chat“ auf Facebook, wobei sowohl Mutmaßungen über das Ausmaß des Streiks angestellt wurden – von einer Beteiligung mehrer nicht betroffener Juroren als auch einer Beteiligung des Tab-Teams war die Rede -, als auch eine Diskussion über das gewählte Mittel des Protests.
Marcus Ewald, externes OrgCom-Mitglied, bestätigte während des Treffens der deutschen Teilnehmer des Turniers, bei dem die Tagesordnungspunkte des WUDC Councils besprochen wurden, dass außerdem vier Anträge in den Council eingebracht werden sollen, welche ein Verbot der Teilnahme der indischen Organisatoren bzw. aller indischen Teilnehmer an den Worlds 2015 bzw. aller künftiger Worlds vorsieht.
Die Mitglieder der OrgCom bemühten sich daraufhin, auf die Auszahlung der Subventionen hinzuwirken. Matthias Carcasona twitterte das Ergebnis der Bemühungen und schrieb: „money has arrived in big bags. rupees, though. #wudc #adjudicatorstrike“. Den Betroffenen wurde angeboten, ihnen die Subventionen in der indischen Währung auszuzahlen. Da dies aber die eigentlich zugesagte Höhe um 15 Prozent reduziert hätte, ließen sich die freien Juroren auf diese Lösung nicht ein.
Eindeutige bzw. bestätigte Informationen über den Fortgang des Turniers lagen der Achten Minute am 30. Dezember auch zu später Uhrzeit noch nicht vor.

Bevor am nächsten Tag der Draw der Vorrunde sieben angezeigt wurde, verkündeten die beiden Sprecher der Koalition, dass die Organisatoren zugesichert hätten, dass die Auszahlung während des Mittagessens stattfinden könnte. Die siebte Runde konnte regulär juriert werden. Vor Vorrunde acht wurde verkündet, dass aufgrund der knapp bemessenen Zeit die Auszahlung für die Zeit zwischen Vorrunde acht und neun vorgesehen sei und die beiden Sprecher ihre Ergebnisse so lange zurückhalten würden, bis der Prozess abgeschlossen sein würde. Da sich dies bewahrheitete, konnte auch Runde neun regulär stattfinden.

Neben der oben genannten Facebook-Gruppe beschäftigten sich mehrere Debattierblogs mit dem Thema. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet sie hier:

Blog der St. Andrews Union Debating
Der Blog “Badger & Squirrel“

Das „Drama“ der WUDC 2014

Neben des angedrohten Streiks der freien Juroren kamen viele kleine Kritikpunkte zur Sprache, wie das fehlende WiFi, die Nichtbeachtung von besonderen Bedürfnissen bei der Verpflegung, die massiven Verspätungen auch am 30. Dezember und die oben bereits angesprochenen Schwierigkeiten mit der Unterbringung. Viele dieser Probleme lassen sich eventuell mit einem Analyse der Vorgänge im Vorfeld der WUDC erklären. Die Achte Minute wurde darüber informiert, dass die Collegeleitung des REC, welches die WUDC finanziell und organisatorisch unterstützen sollte, wenige Monate vor dem Turnier Zweifel an der Professionalität der studentischen Organisatoren bekam und selbst die Organisation zu großen Teilen übernahm und damit die Kontrolle über relevante Entscheidungen. Dies geschah in der guten Absicht, erfolgreiche Weltmeisterschaften stattfinden zu lassen, wurde aber insofern zum Problem, als den nun verantwortlichen Personen von Seiten der Universität die spezifischen Schwierigkeiten der Organisation eines Debattierturniers nicht bekannt waren und entsprechend nicht adressiert werden konnten.
Für die OrgCom und die vielen freiwilligen Helfer vor Ort macht es dieser Umstand äußerst schwierig, ein für Teilnehmer zufriedenstellendes Turnier zu organisieren. Als Beispiel kann die Kommunikation via Twitter herangezogen werden: Seit Beginn des Turniers gibt es zwei Twitteraccounts, wobei der eine von einer externen Kommunikationsagentur und der andere vom Communications Office der WUDC bedient wird. Dabei werden unterschiedliche Hashtags verwendet. Aus gut informierten Kreisen ist zu vernehmen, dass die oben angesprochene Anlieferung der finanziellen Mittel zur Auszahlung der Jurier-Subventionen nur durch mehrere klärende Gespräche zwischen Mitgliedern der OrgCom und den Verantwortlichen von Seiten der Universität möglich war, da die Verzögerung auf einem Kommunikationsproblem beruhte.

Dass die Kritik auch bei den Verantwortlichen von Seiten des College ankam, zeigte sich vor Vorrunde neun am 31. Dezember: Der Head of Events Management des College, Philip Praveen I., entschuldigte sich offiziell für die Vorkommnisse und bedankte sich bei allen Helfer und dem externen OrgCom.

Es wird nun die Aufgabe des WUDC Councils sein, über Kontrollmechanismen nachzudenken, welche Entwicklungen dieser Art bei kommenden Weltmeisterschaften verhindern können.

Vorrunden 1 bis 9

VR 1: This House believes that the United States of America should fund moderate Madrassas (schools of Islamic study) troughout the Islamic world.
VR 2: This House would allow first-time offenders to, with the consent of their victims, pay compensation to them in place of a prison sentence.
VR 3: This House regrets the rise of a ‚hookup culture‘.
VR 4: This House believes that developing countries should ban members of political dynasties from standing for elected office
VR 5: This House believes that the Trans-Pacific Partnership is in the interests of the small and medium-sized negotiating countries.
VR 6: This House would make the receipt of welfare payments conditional on the use of long-term, but reversable, contraception.
VR 7: This House believes that government agencies that regulate drugs should only test whether a drug is safe, not whether it is effective, before approving it for public use.
VR 8: This House belives that NATO should unconditionally offer membership to the states of the former Soviet Union, excluding Russia.
VR 9: This House regrets the commodification of indigenous cultures.

Twitterer und Debattierer Brad Burns sammelt die Ergebnisse der Teams in einem Google-Doc.

ama

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4 Kommentare zu “Chennai Worlds 2014: #Adjstrike und Analyse”

  1. Alex L. (DD) sagt:

    I’d really like to hear convincing arguments for prop on VR8 apart from some kind of showing off to Russia who’s the cool cat in town…

    Apart from that: Go, Magdeburg, go! 🙂

  2. Christian (Mainz) sagt:

    @Alex: Wie wäre es mit einer Perspektive in Richtung Freiheit für manche dieser Länder? Und wenn nicht für die Regierungschefs, dann immerhin für die Völker. Man sieht ja, dass sich in der Ukraine auch etwas tut und zumindest eine Perspektive zu haben (in dem Fall die EU), kann ja motivierend für die Menschen sein. Ob das den Regierungschefs dann schmecken würde, ist natürlich eine andere Frage 😉

  3. Alex L. (DD) sagt:

    @Christian: Es geht aber um die NATO – woher soll da also eine Perspektive für Freiheit entstehen, zumal die Mitgliedschaft ohne Bedingungen erteilt wird? Aber selbst wenn ein Bürger in Tadschikistan glauben sollte, dass die NATO ihm per persönliche Freiheiten verschaffen könnte, sind die realpolitischen Folgen ein neuer kalter Krieg, da sich Russland plötzlich von einem Bündnis umgeben sieht, zudem es explizit nicht eingeladen wurde und somit davon ausgehen muss, dass hier ein neuer Ost-West-Konflikt geschürt werden soll…

    Ich gehe davon aus, dass es noch irgendwo ein ganz tolles Argument für so eine Aktion gibt, da ich mir nicht vorstellen kann, dass das Thema sonst ausgewählt worden wäre, aber die Freiheits-Perspektive sehe ich nicht als besonders stark an…

  4. Sven DC sagt:

    Alex es gibt yumindest den estland letland lithauen präzedenzfall… ansonsten sehe ich es genauso als sehr opp lastig an. Ich glaube nicht das du da irgendwas übersehen hast.

    lg sven

Kommentare sind geschlossen.

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