„Es gibt immer Luft nach oben“ – DDG-Präsident Stefan Hübner im Gespräch mit der Achten Minute

Datum: 28. Juni 2013
Redakteur:
Kategorie: DDG, VDCH

Die Deutsche Debattiergesellschaft (DDG), der Alumniverein des Debattierens, wird 10 Jahre alt. Mit der Zahl der Mitglieder steigt die Zahl der Möglichkeiten, das studentische Debattieren zu unterstützen. Durch die wachsende Bedeutung der DDG für die Debattierszene steht der Vorstand des Ehemaligenvereins  aber auch vor neuen Herausforderungen.

Die Achte Minute sprach mit Stefan Hübner, Präsident der DDG, über Abschiedstourneen, Ortsgruppen und die Qual der Selbstfindung.

Achte Minute: Stefan, woran arbeitet ihr im Vorstand gerade?

Stefan: Wir planen derzeit den Masters Cup, der vom 27. bis 29. September in Eisenach stattfindet. Da dieses Jahr das 10-jährige Jubiläum der DDG ansteht, soll es für die Teilnehmer auch ein besonderer Masters Cup werden. Bis Mitte Juli werden außerdem die Steckbriefe für das diesjährige Jahrbuch an unsere Mitglieder verschickt, und wir freuen uns, wenn möglichst viele ihn ausgefüllt zurücksenden.

Achte Minute: Für das DDG-Jahrbuch 2012 haben nur 60 Personen den Steckbrief ausgefüllt, nicht alle samt Foto und Kontaktdaten. Das ist knapp ein Drittel der Mitglieder. Warum interessieren sich so wenige ihrer Mitglieder für die DDG?

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DDG Präsident Stefan Hübner:  Die DDG ist aktiver Bestandteil der Debattierszene (c) Privat

Stefan Hübner: Warum „nur“ ein Drittel? Nicht bei jedem DDG-Mitglied passiert innerhalb eines Jahres etwas gravierend Neues, das die anderen Mitglieder unbedingt erfahren müssen. Wir glauben deshalb nicht, dass der Rücklauf mit mangelndem Interesse zusammenhängt. Letztes Jahr wurden die Steckbrief-Fragen außerdem leider spät ausgegeben, und die Notwendigkeit, kurzfristig zu antworten, entpuppte sich als hinderlich. Abgesehen davon unterscheidet sich ein Alumniverein in der Grundstruktur ohnehin von einem studentischen Debattierclub. Er bietet eher eine Netzwerk-Plattform, die Mitglieder treten selten aktiv in Erscheinung.

Achte Minute: Woran macht ihr dann das Interesse an der DDG fest?

Stefan: Der Gradmesser für das Interesse an unserem Verein ist zum einen die Mitgliederzahl, die seit 10 Jahren kontinuierlich steigt. Zum anderen ist es die Bereitschaft der Mitglieder, die Debattierszene durch individuelle Leistungen voranzubringen. Das kann ideell geschehen, beispielsweise durch das Anbieten von Seminaren, oder in Form von finanzieller Unterstützung. Die besten Beispiele dafür sind die Raumnamenversteigerungen vor der Deutschsprachigen Debattiermeisterschaft (DDM) 2009 in Mainz und der DDM 2013 in München.

Achte Minute: Viele DDG-Mitglieder profitieren im Beruf von ihrer „Debattiervergangenheit“. Wäre es da nicht angebracht, dass die Alumni das studentische Debattieren finanziell stärker unterstützen?

Stefan: Die DDG ist noch jung und wächst. Die erste „Debattiergeneration“ gründet Familien und erzieht Kinder, da verschieben sich die Prioritäten. Die meisten DDGler sind noch gar nicht in der Lage, wahnsinnige Summe zu geben. Wir freuen uns, dass dennoch vereinzelt gespendet wird. Trotzdem gibt es natürlich immer Luft nach oben. Die Mitglieder haben beispielsweise die Möglichkeit, den jährlichen Mindestbeitrag von 25 Euro zu erhöhen. Als Vorstand treibt uns grundsätzlich die Frage um: Wollen wir in der Wirtschaft oder bei unseren eigenen Mitgliedern um Geld werben? Wir haben uns für die Mitglieder entschieden, auch, um dem Verband der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) bei der Sponsorensuche nicht in die Quere zu kommen. Dafür benötigt man Zeit, es zeigt sich aber schon jetzt an unseren Spendern, dass wir den richtigen Weg gewählt haben. Leider wollen diese Personen (noch) anonym bleiben. Wir hoffen trotzdem, dass andere ihrem Beispiel folgen.

Achte Minute: Vergangenes Jahr in Wien gab es bei der DDM den Gala-Abend der DDG am Samstag. Wie wurde die diesjährige Meisterschaft von der DDG unterstützt?

Stefan: Es gab die besagte Raumnamenversteigerung im Vorfeld des Turniers, die von den Münchner Organisatoren initiiert wurde. Wir haben die DDG-Mitglieder über unsere Kanäle dazu aufgerufen, sich daran zu beteiligen, und dem sind einige auch nachgekommen. Als Verein haben wir 500 Euro für das Turnier zur Verfügung gestellt und sind dafür beispielsweise mit Flyern in der Teilnehmertüte und unserem Logo auf den Jurierbögen beworben worden. Organisatorisch unterstützt der DDG-Vorstand die ZEIT DEBATTEN und die Meisterschaft, indem wir die Ehrengäste beim Finale betreuen und jeweils ein Vorstandsmitglied Teil der Ehrenjury ist.

Achte Minute: Ihr habt das DDG-Urlaubswochenende erstmals mit der DDM in München zusammengelegt. Was hat euch dazu bewogen und wie stark war das Interesse daran?

Stefan: Das war der Versuch, eine Verknüpfung zwischen „Jung“ und „Alt“ herzustellen. Nach meiner Schätzung haben etwa 30 unserer Mitglieder am Turnier teilgenommen, ein Teil davon hat sich explizit über die DDG angemeldet. Letztlich sind jedoch alle DDGler als Juroren eingesetzt worden. Statt Urlaub war also Anpacken angesagt, was angesichts des Wetters aber wohl kein Beinbruch war.

Achte Minute: A propos „Jung“ und „Alt“: Ist der Masters Cup nicht vornehmlich attraktiv für Personen, die sich gerade im Übergang zwischen Studium und Beruf befinden?

Stefan: Das stimmt, einige betrachten den Masters Cup wohl auch als Teil einer „Abschiedstournee“. Vergangenen September waren allerdings wieder fünf oder sechs Personen dabei, die noch der Gründergeneration angehören und die ich selbst gar nicht als aktive Debattierer kannte. Wir konnten knapp ein Drittel all unserer Mitglieder mobilisieren, das finde ich super, wenn man bedenkt, dass viele bereits Familie und Beruf unter einen Hut bekommen müssen. Um in Zukunft noch stärker zu aktivieren, bieten wir Familienangebote an, die aber in der Vergangenheit noch nicht wirklich genutzt wurden. Zum Jubiläum im September hoffen wir auf eine rege Beteiligung, insbesondere der „Alten“.

Achte Minute: Nur wenige DDG-Mitglieder fühlen sich als Berufstätige noch zu den studentischen Debattierclubs hingezogen. Ist es an der Zeit für DDG-Ortsgruppen?

Stefan: Ich finde es toll, wenn DDGler etwas miteinander unternehmen. Die Gründung von Ortsgruppen ist für uns als Vorstand derzeit aber kein Thema. Wenn es dazu in den Regionen Eigeninitiativen gibt, dann stehen wir dem natürlich nicht im Wege. Ich glaube aber, dass Debattieren für die meisten unserer Mitglieder ein Hobby ist, das sie zwar weiter unterstützen, aus Zeitgründen allerdings nicht mehr aktiv betreiben möchten. Das muss man akzeptieren.

Achte Minute: Wenn die Mitglieder sich nicht treffen, gibt es kaum Gelegenheiten zum persönlichen Austausch. Das DDG-Dossier, das zu diesem Zweck initiiert wurde, wird bislang wenig genutzt. Wie könnt ihr mehr Austausch der Mitglieder untereinander erreichen?

Stefan: Die Annahme des Dossiers ist in der Tat eher gering. Als Austauschplattform ist Facebook für unsere Mitglieder attraktiver, in unserer Facebook-Gruppe erreichen wir derzeit 130 Mitglieder. Mit dem Austausch verhält es sich ähnlich wie mit Ortsgruppen: Wir als Vorstand freuen uns darüber, können und wollen die Mitglieder aber nicht dazu zwingen.

Achte Minute: Debattieren verbreitet sich zunehmend mehr an Schulen. Im DDG-Konklave gab es in der Vergangenheit immer wieder Diskussionen darüber, ob der Nachwuchspreisträger schon Erfahrungen an der Schule gesammelt haben darf. Wie stehst du als angehender Lehrer dazu?

Stefan: Es gab mehrfach bei früheren Mitgliederversammlungen den Versuch, verbindliche Kriterien festzulegen, nach denen der Preisträger künftig ausgewählt werden sollte. Dazu kam es aber nie, weil man sich über die Kriterien nicht einig wurde. Wir suchen einen studentischen Nachwuchspreisträger, und für mich ist es kein Ausschlusskriterium, wenn jemand schon an der Schule Erfahrungen mit Debattieren gesammelt hat. Auf einige ehemalige Preisträger trifft das ja zu. Es ist schön, dass sich das schulische und studentische Debattieren mehr verschränken. Ich halte es deshalb für das falsche Zeichen, ehemalige Schüler-Debattierer von diesem Preis auszuschließen.

Achte Minute: Lieber Stefan, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sarah Kempf.

Stefan Hübner ist Präsident der Deutschen Debattiergesellschaft und gehört seit der Amtszeit 2010/11 ihrem Vorstand an. Er war Cheforganisator mehrerer ZEIT DEBATTEN in Jena. Als Vizepräsident des Verbandes für Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) der Saison 2009/2010 war er zuständig für Turnierorganisation. Derzeit ist er als Lehramtsanwärter an einem Gymnasium in Jena tätig.

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