Wann hat man schon einmal die Gelegenheit bei so einem großen Projekt mitzuwirken? – Teresa Widlok im Gespräch über die WUDC
Wir alle kennen das aus unserer eigener Turniererfahrung: Das bange Warten auf die Zulassung des eigenen Teams, die ersten Informationen über die Formalitäten des Turniers, die Hoffnung und die Bitten, dass die organisatorischen Eigenheiten der Teammitglieder von der Turnierplanung beachtet werden. Was bei jedem normalen Freundschaftsturnier passiert, wird auch bei der Weltmeisterschaft im Debattieren nicht anders sein.
Damit alle Teilnehmer gut informiert und mit bestem Gefühl nach Berlin reisen und damit es ihnen auch während der Weltmeisterschaft gut ergehen wird, kümmert sich der Organisationsbereich der Participant Affairs um alle Belange der Teilnehmer. Mit Teresa Widlok, eine der beiden Bereichsleiterinnen auf dem Turnier und Leiterin des Unterbereichs Registration, sprach Christian Landrock. Teresa ist seit drei Jahren für den Debattierclub Münster aktiv. Dort war sie zwei Jahre Teil des Vorstandes und organisierte schon mehrere Turniere, zuletzt die ZEIT DEBATTE im Mai dieses Jahres. Neben dem Debattieren studiert sie in Münster Jura und bereitet sich gerade auf ihr erstes Staatsexamen vor. International debattiert Teresa seit der Europameisterschaft 2011 in Galway und in diesem Jahr ist sie ebenfalls Internationale Beauftragte des VDCH.
Achte Minute: Teresa, jede Veranstaltung ist nur so viel wert wie die Teilnehmer, die sie besuchen. Mit wie vielen Rednern, Juroren und anderen Gästen können wir bei der Weltmeisterschaft im Debattieren rechnen?
Teresa Widlok: Erst einmal wollte ich sagen, dass ich mich sehr gefreut habe über die Frage interviewt zu werden. Denn das zeigt mir, dass viele Leute im VDCH-Land Interesse an den Worlds und den genauen Details dazu haben. Jetzt zu deiner Frage, wir werden 400 Teams aus je zwei Rednern, 300 Juroren sowie zur Zeit ca. 30 Observer (sozusagen beobachtende Teilnehmer) begrüßen können. Das sind dann im Endeffekt zwischen 1100 und 1150 Leuten, mit denen wir auf Teilnehmer-Seite rechnen.
Achte Minute: Aus wie vielen Ländern haben sich denn Debattierer angemeldet und welches Land stellt die meisten?
Teresa Widlok: Es werden 51 verschiedene Länder teilnehmen, wobei das Land mit den meisten registrierten Teams die USA sind, von dort werden 52 Teams aus 33 Institutionen anreisen.
Manuel Adams hat dazu übrigens eine sehr informative Liste online zusammen geführt, auf der man nach Ländern aufgeschlüsselt erkennen kann wie viele Teams und Institutionen teilnehmen werden. https://docs.google.com/a/wudcberlin.com/spreadsheet/ccc?key=0Ah-WvuMQdoQZdGVZdndIQ0QyRTE0VXJKcWYzMHRtLVE#gid=0.
Achte Minute: Sind unter den Teilnehmern auch international bekannte und erfolgreiche Debattierer und berühmte Clubs?
Teresa Widlok: Natürlich gibt es Institutionen, die schon allein durch ihren Namen berühmt sind und die auch dieses Jahr teilnehmen. Mir fallen da spontan die Institutionen der Ivy League Universities in den USA ein (Yale, Harvard etc.), aber auch in Australien oder Europa gibt es prestigeträchtige Institutionen, die schon sehr viele Turniere gewonnen haben und sehr häufig in den K.O.-Runden der Worlds zu hören sind. Das sind zum Beispiel Monash (Australien) oder Oxford und Cambridge (UK).
Was die Teilnehmer betrifft kann ich noch gar nicht so viel verraten, weil gerade erst alle Informationen und Teilnehmerdetails von den Institutionen in unser Registrationssystem FastRego eingetragen werden. Nach der dafür vorgesehen Deadline weiß ich dann mehr.
Achte Minute: Du sprachst von eurem Registrationssystem. Wie ist denn die Arbeit in eurem Aufgabenbereich organisiert?
Teresa Widlok: Der Bereich Registration ist ein Unterbereich des Departments Participant Affairs. Wir kümmern uns um alles, was mit der Registrierung und Sammlung von Teilnehmerdaten zusammenhängt. Hiermit sind wir Schnittstelle und Ausgangspunkt für viele andere Planungen, wie etwa die Socials, die Bestellung des Caterings, den Transport der Teilnehmer oder die Einteilung in die Hotelräume. Das beinhaltet natürlich zu allererst die Verwaltung der Anmeldungen und aller Informationen, die damit zusammenhängen. Es geht aber auch darum, dass wir den Teilnehmern durch Einladungsbriefe helfen ein Visum für die Reise nach Deutschland zu bekommen oder auch Belege für den Erhalt der Teilnehmergebühren erstellen. Zuletzt müssen auch alle Dinge, die mit Teilnehmerdaten auf dem Turnier selbst zusammenhängen bedacht werden. Das sind zum einen der Check-In am ersten Turniertag und zum anderen der Check-In an jedem einzelnen Morgen des Turniers sowie die Erstellung der Teilnehmerbadges.
Auf täglicher Basis beantworten wir aber auch einfach ganz viele Emails von Teilnehmern, die spezifische Fragen zum Status ihrer Institution haben oder einfach nur wissen wollen ob sie jetzt noch zusätzliche Teamplätze bekommen können.
Achte Minute: Eure Arbeit ist also nicht mit der Anreise der Teilnehmer zu Ende? Übernehmt Ihr während des Turnieres noch weitere Aufgabenbereiche?
Teresa Widlok: Ich selbst werde auf dem Turnier gemeinsam mit Dessislava Kirova das komplette Department Participant Affairs leiten.
Im Bereich Registration fallen aber auch noch weiterhin Aufgaben an. Das ist der tägliche Check-In, den ich eben schon erwähnte, die Hilfe bei Problemen (Reisepass oder Badge verloren) und die Versorgung der anderen Bereiche mit wichtigen Teilnehmer-Informationen.
Achte Minute: Das klingt alles nach einer ziemlich großen Aufgabe. Wie viele Helfer sind eigentlich in eurem Aufgabenbereich involviert?
Teresa Widlok: Momentan sind wir zu sechst. Allerdings bin ich gerade dabei das Team noch zu vergrößern, vor allem was die Bearbeitung der vielen Anfragen nach Einladungsbriefen und Belegen betrifft brauchen wir noch mehr helfende Hände.
Achte Minute: Helfer sind also immer willkommen. Du wohnst ja nicht in Berlin, wo das Turnier stattfindet. Wie funktioniert die Kommunikation mit deinen Kollegen und den anderen Aufgabenbereichen?
Teresa Widlok: Das ist eigentlich ganz einfach. Wir telefonieren beziehungsweise skypen viel und schreiben auch viele Emails untereinander. Es gibt für die Worlds einen bei Google eingerichteten Arbeitsbereich, sodass man auch gemeinsam in Dokumenten arbeiten kann. Glücklicherweise arbeiten ja auch viele andere der Helfer nicht direkt von Berlin aus, sodass es da auch eine große Akzeptanz gibt, wenn mal wieder Skype mitten im Gespräch zusammenbricht oder Google Docs einen Hänger hat. Das einzige Mal als es etwas schwieriger war, was die Koordination der Zeiten betrifft, war während meiner Zeit in Ecuador diesen Sommer. Aber das haben wir auch hinbekommen. Mein Bereich ist übrigens komplett nicht aus Berlin, sondern aus Stuttgart, München, Düsseldorf, Mainz, Paderborn und Münster.
Achte Minute: Was ist deine Motivation bei der Weltmeisterschaft im Debattieren mitzuhelfen?
Teresa Widlok: Meine Hauptmotivation ist es Erfahrungen zu sammeln. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit bei so einem großen Projekt mitzuwirken? Außerdem ist es einfach wunderbar, dass es so etwas wie die Weltmeisterschaft im Hochschuldebattieren überhaupt gibt und sie noch dazu dieses Jahr in Berlin stattfindet. Deshalb will ich versuchen mit meinem kleinen Beitrag das Zustandekommen des Gesamtprojekts zu unterstützen. Natürlich habe ich mir auch die Frage gestellt, ob ich nicht lieber selbst teilnehmen will, vor allem weil es so nah ist wie lange nicht mehr und ich noch nie selbst Teilnehmerin bei der Weltmeisterschaft war. Aber um ehrlich zu sein, habe ich mich ziemlich schnell dafür entschieden lieber mitzuhelfen, nachdem ich gesehen habe was für ein dynamisches Team sich da in Berlin gebildet hatte und wie man mit wenigen überzeugten Menschen schon so viel bewegen kann.
Achte Minute: Vor kurzen fand das Vorbereitungstreffen aller Freiwilligen für die Weltmeisterschaft statt. Wie waren deine Eindrücke von diesem Treffen?
Teresa Widlok: Ich hatte vor allem das Gefühl, dass alle sich gefreut haben, sich kennen zu lernen und dass sich jetzt schon ein super Teamzusammenhalt entwickelt hat! Es gab zwar bereits ein Treffen Ende Juni vor dem Berlin IV, aber viele der jetzigen Helfer waren damals noch nicht dabei und sahen sich deshalb jetzt zum ersten Mal. Außerdem gab es wieder unglaublich viel Input. Wenn man so viele Debattierer gemeinsam in ein Team steckt ist das Potenzial für Ideen und Kreativität einfach beeindruckend.
Achte Minute: Zum Schluss noch eine Frage: Glaubst du, dass du nach der Weltmeisterschaft die Daten aller Teilnehmer kennst?
Teresa Widlok: Nein. Es sind einfach zu viele! Aber ich glaube die Namen der teilnehmenden Institutionen und einiger der „Institution Representatives“ werde ich bis dahin auswendig kennen.
Achte Minute: Teresa, ich danke dir für das Interview und wünsche dir und deinem Team ein erfolgreiches Arbeiten.
Die Berlin Debating Union erhielt bei den World Universities Debating Championship (WUDC oder Worlds) in Botsuana 2011 den Zuschlag für die Ausrichtung der WUDC 2013. Rund 1.400 Debattierer aus etwa 70 Ländern werden sich von 27. Dezember 2012 bis 4. Januar 2013 in etwa 400 Teams um den Titel als Weltmeister streiten. Beim weltgrößten Debattierwettstreit Anfang Januar im philippinischen Manila wurde dieser Zuschlag vom WUDC Council noch einmal bestätigt. Die World Universities Debating Championship (WUDC oder Worlds) werden seit 1981 jährlich um den Jahreswechsel ausgetragen, seit 1996 immer im British Parliamentary Style. Wer Lust bekommen hat mit Menschen aus der ganzen Welt zu kommunizieren und bei diesem grandiosen Turnier mit eine Schnittstelle zu besetzen, der kann sich bei Teresa melden: t [dot] widlok [at] wudcberlin [dot] com.
Text: Christian Landrock / msi
In Manuels Liste sind 74 Länder verzeichnet, Teresa spricht aber von 51 Ländern. Was stimmt den nun?
Die Liste ist nach dem Interview aktualisiert worden und somit aktueller.
Der Zuwachs kam durch das Scholarship zustande. Die Daten kamen jetzt ganz neu rein.
Vielleicht kann man das im Interview noch irgendwie editieren. Das wurde nämlich noch im Oktober geführt (wenn ich mich recht erinnere) und zu dem Zeitpunkt waren die Länder der Scholarship Teilnehmer mir noch nicht bekannt.