Eine europäische Debattierliga? Der neue EUDC-Präsident Marcus Ewald im Gespräch

Datum: 20. August 2012
Redakteur:
Kategorie: Turniere

Ewald for president! Nach Jens Fischer hat wieder ein deutscher Debattierer die Präsidentschaft des EUDC-Councils inne, der Delegiertenversammlung bei der jährlichen European Universities Debating Championship (EUDC oder Euros): Marcus Ewald ist seit den Belgrade Euros 2012 der neue EUDC-Präsident.  Im Interview, das sein Mainzer Club-Kollege Willy Witthaut mit ihm geführt hat, erzählt er, was er während seiner Präsidentschaft auf dem Zettel hat: eine europäische Debattierliga und Bewegung beim neuen komplizierten Breaksystem der Weltmeisterschaft. 

Achte Minute: Hello, Mr. President!
Marcus: Hallo! Zuallererst einmal: Ich habe vor der Präsident aller Europäer zu sein, nicht nur derjenigen, die Ihre Stimme für mich abgegeben haben.

Ex-EUDC-Präsident Jens Fischer und aktueller EUDC-Präsident Marcus Ewald im Gespräch in Belgrad. (Foto: Henrik Maedler)

Ex-EUDC-Präsident Jens Fischer (links) und aktueller EUDC-Präsident Marcus Ewald im Gespräch in Belgrad. (Foto: Henrik Maedler)

Achte Minute: Du wurdest gerade zum EUDC-Council-Präsident gewählt. Ich denke in Deutschland gibt es genug, die nicht einmal wissen, was das ist. Erklär doch mal deinen neuen Job!
Marcus: Die Aufgaben des Präsidenten des EUDC-Komittees und des Vorsitzenden des EUDC-Councils sind einfach, aber wichtig. Jedes Jahr tagt das Council und entscheidet über Veränderungen der EUDC-Verfassung und darüber, wer der nächste Ausrichter der Europameisterschaft wird.

Achte Minute: Was ist deine Agenda? Was können wir im nächsten Jahr von dir erwarten?
Marcus: Auf der einen Seite habe ich vor, für Europa eine Art europäische Debattierliga zu schaffen – doch mehr dazu, wenn ich konkretere Gedanken habe. Darüber hinaus hat sich eine große Mehrheit der europäischen Delegierten dafür ausgesprochen, die weltweite Debattierszene zu ermutigen, das gegenwärtige Break-System der Weltmeisterschaft zu verändern.

Achte Minute: Was hat es mit den Partial Double Octo-Finals auf sich?
Marcus: Die Partial Double Octo-Finals sind ein komplizierter Break-Mechanismus bei der Debattierweltmeisterschaft, wo jedes Team mit 18 Teampunkten breakt. Die meisten dieser Teams und wahrscheinlich einige Teams mit 19 Punkten würden in besagten Partial Double Octos antreten müssen, um das Achtelfinale zu erreichen

Achte Minute: Wie siehst du die Entwicklung des internationalen Debattierens in Deutschland?
Marcus: Das internationale Debattieren in Deutschland wird langsam aber sicher immer wichtiger. Immer mehr Clubs nehmen an internationalen Turnieren teil – in den letzten Jahren haben Clubs wie der DCJG Mainz, Stuttgart, Tübingen, Heidelberg oder Aachen die internationele Szene bereichert. Außerdem sind die Vize-Welt- und Europameister aus Berlin und im WUDC-Council sind wir mittlerweile eine A-Nation, was unserer Stimme größeres Gewicht verleiht. Und nun ist auch die Präsidentschaft der EUDC wieder in deutschen Händen.

Achte Minute: Warum sollten Clubs auf internationale Turniere fahren?
Marcus: Das Wundervolle, das jeder Debattierer auf jedem Turnier erleben kann – interessante Menschen, gute Ideen, was von der Welt sehen – gibt es im deutschen wie im internationalen Debattieren. Aber natürlich sind die Eindrücke auf internationalen Turnieren unterschiedlicher: Serben feiern mit Portugiesen, Franzosen und Schweden und die Verkehrssprache ist Englisch. Das macht Spaß und bringt jeden weiter.

Achte Minute: Letzte Frage: Was war das beeindruckendste in Belgrad für dich?
Marcus: Ich denke, ich spreche für die meisten Teilnehmer aus Belgrad, wenn ich sage, dass wir alle sehr beeindruckt waren, dass der Belgrader Debattierclub – Open Communication – die Europameisterschaft ausgerichtet hat. Zehn Jahre, nachdem eine der letzten grausamen Diktaturen in Europa von einem NATO-Krieg beseitigt wurde. Ein Krieg, während dem dieser Debattierclub verboten wurde. Und ein Zeitraum, in dem Open Communication tausenden von jungen Studenten debattieren und kritisches Denken beigebracht hat. Das zeigt wieder einmal, dass Debattieren nicht nur ein nerdiges Hobby ist, sondern dass es tatsächlich etwas bedeutet.

Achte Minute: Vielen Dank für das Interview!

Interview: Willy Witthaut / apf

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