Debattieren endlich im Fernsehen: Die 3sat-Debatte

Datum: 17. August 2012
Redakteur:
Kategorie: Termine

Auch (oder gerade?) in einer säkularen Gesellschaft wie in Deutschland taugen religiöse Themen immer wieder als Aufreger, zuletzt beispielsweise die Diskussion um die religiös motivierte Beschneidung von minderjährigen Jungen. Wohl auch deshalb startet die 3sat-Debatte mit der These „Der Islam passt zu unseren westlichen Werten“. Für die Live-Sendung aus dem Zollernhof in Berlin, dem ZDF-Hauptstadtstudio, sucht der Sender politisch und thematisch interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer, die gerne auch Fragen stellen dürfen.

Bei der Sendung handelt es sich um „ein neues politisches Live-Format“ unter der Federführung des ZDF. Der Anspruch  der Sendung: „Die 3sat-Debatte bringt die britische Debattenkultur nach Deutschland“, heißt es im Pressetext. Los geht’s mit der ersten Übertragung am 27. August um 21.15 Uhr.  Der Eintritt ist frei. Ihr habt Interesse und wollt live dabei sein? Dann beachtet bitte folgenden Hinweise:

  • Es wird keine Eintrittskarten für diese Veranstaltung geben, sondern eine Gästeliste der Zuschauer.
  • Plätze auf der Gästeliste werden vergeben, solange der Vorrat reicht.
  • Publikumseinlass: 20.30 Uhr
  • Platzeinnahme bis 21 Uhr
  • Beginn: 21.15 Uhr
  • Anmeldung an Anja Bernhard vom ZDF unter Bernhard [dot] A [at] zdf [dot] de
  • Bitte gebt dabei folgende Daten an: Name, Adresse, Institution (hier dürft Ihr gerne den VDCH erwähnen), Geburtsdatum und -ort (wegen geltender Sicherheitsbestimmungen), Telefonnummer

Zur Idee der Sendung: „Ganz in der Tradition der Universitäten von Oxford und Cambridge werden sich zwei Redner für und zwei Redner gegen die These einen geistreichen und klugen Schlagabtausch liefern“, kündigen ZDF und 3sat an. Moderiert wird die Debatte von Theo Koll, früher London-Korrespondent des ZDF. In der britischen Hauptstadt habe er seine Begeisterung für das Debattieren entdeckt. Von ihm heißt es: „Wenn Sie bei uns im Bundestag langweilig reden, ist das kein Mangel. Wenn Sie in Großbritannien eine Dinner Speech ohne entsprechende rhetorische Brillanz halten, können Sie sich auch gleich in die Essgabel stürzen.“

Die Spielregeln sind schnell erklärt: „Zu Beginn darf jeder Redner seine Position in einer fünfminütigen Rede vorbringen und dabei versuchen, das Publikum von seinen Argumenten zu überzeugen. Die Zuschauer haben anschließend zwanzig Minuten lang die Gelegenheit, Fragen zu stellen und Kommentare zu äußern.“ Und damit den Debattanten klar ist, dass sie ihr Publikum überzeugen müssen, darf dieses auch abstimmen, nämlich vor und nach der Debatte. Und weil das ZDF als öffentlich-rechtlicher Sender auch die Relevanz der Interaktion im Internet erkannt hat, wird die 3sat-Debatte nicht nur live gestreamt – auch die Zuschauer an den Computerbildschirmen dürfen mit abstimmen.

Und wer debattiert denn da nun eigentlich? In seine erste Sendung zum Thema „Der Islam passt zu unseren westlichen Werten“ hat Theo Koll namhafte Gäste eingeladen: Gesine Schwan, Tarafa Baghajati, Hamed Abdel Samad, Michael Schmidt-Salomon. Schwan ist Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance und ehemalige Bundespräsidentschaftskandidatin; Baghajati ist ehrenamtlicher Imam und Mitbegründer der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen. Der deutsch-ägyptische Historiker Abdel Samad hat sich seinerzeit mit dem Publizisten Henryk M. Broder auf eine „Forschungsreise“ durch Deutschland gemacht und herausgekommen ist die Satiresendung „Entweder Broder“. Und schließlich spricht in der 3sat-Debatte Schmidt-Salomon, Philosoph und Vorsitzender der Giordano-Bruno-Stiftung. Schmidt-Salomon hat bereits bei den Bayreuther Debatten seinen Standpunkt vertreten und bei der deutschen Version des britischen Formats „Intelligence Squared“.

Ausredenlassen ist das erklärte Ziel von Koll, er stellt sich vor, „dass man sich öffnet und bereit ist, sich fünf Minuten lang – das ist viel im Fernsehen – Positionen anderer anzuhören. Das Ausredenlassen ist eine ganz große Qualität, die wir medial kaum noch erfahren. Wir leben in einer Welt, in der Unterhaltung und sehr kurzfristige Reibung immer stärker erwartet wird.“ Seid dabei, wenn VDCH-Medienparter ZDF mit 3sat die Debatte zur Entschleunigung einsetzt!

apf/tr

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5 Kommentare zu “Debattieren endlich im Fernsehen: Die 3sat-Debatte”

  1. Jörn(Bremen) sagt:

    Hey, das ist doch schon mal ein guter Anfang! – Noch besser wäre es meiner Meinung nach, wenn man den Team-Gedanken unseres Sports auch transportieren würde. Hoffentlich vergesse ich nicht, mal reinzuschauen. Hört sich auf jeden Fall spannend an.

  2. Tim Richter sagt:

    Was lange währt, wird endlich gut: drei Jahre hat es gebraucht, bis die Zusammenarbeit inhaltlich fruchtet. Hoffentlich trägt das 3sat Konzept!

  3. Dr. Wolfg. Waldmann sagt:

    Es fehlte mir die Weisheit von Nathan (Lessing), keine Religion hat den Anspruch auf absolute Wahrheit, keiner hat das Recht, den Mitmenschen als Ungläubigen zu bezeichnen, denn das ist eine Art von Rassismus!

Kommentare sind geschlossen.

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