„Wofür steht S, M und L?“: WWM-Abräumer Jan Castel im Interview
Auf dem heißen Stuhl bei Günther Jauch hat der Marburger Medizinstudent und DDG-Nachwuchspreisträger 2006 Jan Castel (Schreibweise des Namens auf Wunsch des Betroffenen geändert) einen kühlen Kopf bewahrt und starke Nerven bewiesen. Was Quizshows angeht, ist Jan längst kein Anfänger mehr. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Philipp nahm er 2008 bei Jörg Pilawa den Hauptgewinn in der Höhe von 300.000 Euro mit nach Hause. Bei „Wer wird Millionär?“ (WWM) erspielte Jan im vergangenen Dezember 64.000 Euro.
Zusammen mit dem amtierenden VDCH-Vizepräsidenten Philipp Stiel, der 2008 ebenfalls mit dem Nachwuchspreis der DDG ausgezeichnet wurde, gewann Jan das Neujahresturnier der Berlin Debating Union 2010. Telefon-Joker war übrigens der designierte MDD-Chefjuror Lukas Haffert, der Jan bei der 64.000-Euro-Frage unter die Arme griff.
Achte Minute: Glückwunsch zu deinem WWM-Erfolg! So ein Medizinstudium ist ja ziemlich zeitintensiv – wie sah eigentlich deine Vorbereitung auf „Wer wird Millionär“ aus?
Jan: Im Sommer 2011 bin ich mit dem praktischen Jahr fertig geworden. Danach war ich war viel gereist und musste mich dann nur noch für die Abschlussprüfung anmelden und hatte beschlossen, die nicht im Herbst, sondern erst jetzt im Frühjahr 2012 zu absolvieren, sodass ich noch Zeit für meine Doktorarbeit hatte. Parallel habe ich mich bei WWM beworben und als ich dann Ende November die Zusage für Anfang Dezember bekam, habe ich mich dann zwei Wochen auf die Sendung vorbereitet: Ich hab viel Trivial Pursuit gespielt, habe Märchen gelesen, mir Inhaltsangaben von Opern angesehen … Es gibt auch sehr gute Bücher, um das Allgemeinwissen aufzubessern wie zum Beispiel „100000 Tatsachen“ vom Duden-Verlag.
Achte Minute: Wie war es für Dich, vor einem derartig großen Fernsehpublikum aufzutreten?
Jan: Na klar ist das aufregend, aber man bekommt es gar nicht so stark mit. Erst mal wollte ich auf den heißen Stuhl da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht, wie es dort sein würde und als ich das geschafft hatte ist man wie in einem Film und realisiert das gar nicht so, dass jetzt ganz Fernsehdeutschland auf einen guckt. Zudem wird man von so vielen Scheinwerfern angeleuchtet, dass man auch das Studiopublikum nicht so deutlich sieht. Allerdings wurde es natürlich sehr unangenehm bei den Fragen wo ich etwas hing, zum Beispiel bei der 500-Euro-Frage und wenn dann Herr Jauch seine Späßchen macht und das ganze Publikum lacht.
Achte Minute: Was war aus Deiner Sicht die schwierigste Frage?
Jan: Hm, schwer das so pauschal zu sagen. Tatsächlich fand ich die 500-Euro-Frage am unglücklichsten/schwierigsten, da da der Druck natürlich noch sehr groß ist und die Frage etwas kniffelig war: Wofür steht S, M und L?
- a) Farbe der Soße
- b) Krümmung des Hörnchens
- c) Größe des Eis
- d) Dichte der Sahne
und ich wollte sofort c) nehmen und habe halt laut gedacht: „Small, Medium, Large – das muss wohl die Größe des Eis sein“, habe aber an Eisbecher gedacht und das auch gesagt. Das war natürlich eine Steilvorlage für Herrn Jauch der dann meinte, das wäre ja dann die Größe des Eises. Da hat er mich dann total verunsichert, ist noch aufgestanden und zu mir rumgekommen, das war schon ziemlich hart. Und ich wusste dass die anderen Möglichkeiten keinen Sinn machen, bin aber aber auch nicht auf das Hühnerei gekommen, weil das aus dem Sprachgebrauch mit einem „e“ kenne: des Eies …
Achte Minute: Und wie hast Du den Moderator Günther Jauch erlebt?
Jan: Man sagt ja entweder mag er einen Kandidaten oder nicht. Ich schätze ich gehörte in die zweite Kategorie. Hinter den Kulissen hat er nicht mit mir gesprochen und von daher habe ich auch nur das erlebt was im Fernsehen zu sehen war und da war er ja teilweise schon fies.
Achte Minute: Wirst Du nach deinem Erfolg eigentlich auf der Straße erkannt?
Jan: Ja, das war ganz witzig. Gerade viele ältere Leute haben mich erkannt und auch auf der Straße angesprochen: „Ach Sie sind doch der junge Mann von Herrn Jauch …“.
Achte Minute: Und zum Schluss – hättest Du einen Tipp für jemanden, der ebenfalls Günther Jauch gegenüber sitzen möchte?
Jan: Es ist eigentlich überhaupt nicht schwer, wie man es sich vielleicht vorstellt! Dranbleiben ist der große Tipp! Die erste Runde ist ein Los-Verfahren und da muss man sich ein paar mal regelmäßig bewerben, damit man mal gezogen wird. Ich habe mich ungefähr 30 Mal beworben, immer zwei Mal pro Woche und dann rief WWM nach ein paar Wochen an. Dann gibt es zwei Telefoninterviews in denen man nach seiner Lebensgeschichte, interessanten Hobbys etc. gefragt wird. Und ehe man sich versieht geht’s dann schon nach Köln!
xzy / glx