Kneipenrally und grüne Party – ein Rückblick von Tobias Kube auf die ZEIT DEBATTE in Magdeburg
Von 16. bis 18. März fand die erste ZEIT DEBATTE in Magdeburg statt und die Organisatoren des Debattierclub Magdeburg schafften es, allen Turnierbeteiligten ein spannendes und aufregendes Wochenende in der Stadt an der Elbe zu bescheren. Untergebracht in einer Jugendherberge im Zentrum Magdeburgs, bestritten die Rednerinnen und Redner, Juroren und Jurorinnen am Freitagabend sogleich die erste Vorrunde, nachdem zuvor noch einige sehr kurzfristige Änderungen bei der Teamanmeldung vorgenommen werden mussten. Trotz einigen Unmuts bei den Chefjuroren und den anderen Turnierteilnehmern wegen dieser Verzögerungen erlebten alle einen interessanten und angenehmen Start in das Turnier.
Nach der ersten Vorrunde organisierten die Veranstalter eine Kneipenralley, bei der diejenigen Turnierteilnehmer mit dem größten Durchhaltevermögen und den meisten besuchten Kneipen ermittelt wurden. Angetan durch die vielen netten Kneipen um den Hasselbachplatz, dem „Puls des studentischen Lebens“ in Magdeburg, waren einige Teilnehmer tatsächlich sehr bestrebt, den Preis für die meisten besuchten Kneipen zu gewinnen. In wie fern sich das auf die Redeleistung am kommenden Tag auswirken würde, blieb abzuwarten …
Im Laufe der anschließenden drei Vorrunden am Samstag, die wie die erste Vorrunde am Freitagabend in der sehr modernen Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät stattfand, kristallisierte sich immer mehr heraus, dass das Mainzer Team mit Daniil Pakhomenko, Andrea Gau und Willy Witthaut zurecht als einer der Topfavoriten in dieses Turnier gestartet ist. Vor allem dank einer sehr geschlossenen Teamleistung schaffte es das Team aus der Karnevalsstadt, kontinuierlich sehr hoch zu punkten. So waren die Mainzer nach 4 Vorrunden mit deutlichem Abstand das bestplatzierte Team, während Willy das Tab auch als bester Einzelredner anführte. Neben Mainz schafften auch zwei Berliner Teams sowie ein Potsdamer Trio (Robert Pietsch, Matthias Hamann, Jana Bachmann), das nur einen Punkt vor Heidelberg lag, den Break ins Halbfinale. Auch beim Kampf um den Halbfinaleinzug als fraktionsfreie Redner ging es sehr eng zu: Letztlich entschied das Losglück, dass Lukas Windhager (München), der punktgleich mit Thore Wojke (Mainz) und Sebastian Wamser (Marburg) war, Tom-Michael Hesse (Heidelberg), Wiebke Nadler (Heidelberg), Almut Graebsch (München), Roman Pable (Wien) und Jakob Fertmann ins Halbfinale begleiten würde.
Passend zum St. Patrick’s Day waren die Turnierteilnehmer angehalten, auf der Party am Samstagabend ein möglichst grünes Erscheinungsbild vorweisen zu können. Viele Partygäste nahmen diese Aufgabe sehr ernst und trugen grüne Kleidungsstücke, während einige Beteiligte sogar mit grüner Gesichtsbemalung überraschten, wofür sie von der Veranstaltern auch gebührend gelobt und belohnt wurden.
Am Sonntagmittag fanden dann zunächst im Kulturhistorischen Museum die Halbfinals statt. Im großen Saal, der von den Organisatoren stolz als der „schönste Saal Magdeburgs“ bezeichnet wurde, begegneten sich die Teams aus Potsdam und Mainz. Hier konnte Mainz erneut überzeugen und schaffte den Sprung ins Finale. Im anderen Halbfinale bestritten die zwei Berliner Teams ein Lokalderby, in dem sich Hauke Blume, Niels Schröter und Kai Dittmann letztlich sehr knapp gegen ihre Vereinskameraden Georg Sommerfeld, Matthias Winkelmann und Johannes Häger durchsetzten.
Auf der anschließenden Stadtführung wurde dann endgültig bewiesen, dass Magdeburg – entgegen einiger Vorurteile – tatsächlich viele schöne Gebäude und Plätze vorzuweisen hat. Insbesondere das Hundertwasserhaus sollte wegen seines außergewöhnlichen und eindrucksvollen Baustils Anreiz sein für diejenigen, die noch nicht in Magdeburg gewesen sind, sich ebenfalls einmal auf den Weg in die Stadt an der Elbe zu machen.
Das Finale fand dann unter Anwesenheit zahlreicher interessierter Zuschauer im Magdeburger Rathaus statt, in dem die beiden Teams sowie die fraktionsfreien Redner Tom Michael Hesse, Roman Pable und Jana Bachmann eine spannende und teils hitzige Debatte führten. Mit nur neun Punkten Vorsprung konnten sich die Mainzer, die erst das zweite Mal in dieser Konstellation debattierten, am Ende durchsetzen und zeigten damit eine beeindruckende Konstanz über den gesamten Turnierverlauf hinweg. Weil Andrea sich mit diesem Erfolg selbst ein tolles Geburtstagsgeschenk machte und Willy zudem von der Ehrenjury als bester Redner des Finals gekürt wurde, hatten die Mainzer allen Grund zum Feiern und wurden durch nicht mehr enden wollende „Helau“-Rufe ihrer Mitreisenden bejubelt. Herzlichen Glückwunsch!
Die Themen:
- Vorrunde 1: Soll es einen Mindest-BMI für Models geben?
- Vorrunde 2: Sollen Steuererklärungen öffentlich gemacht werden?
- Vorrunde 3: Soll die DDR offiziell zum Unrechtsstaat erklärt werden?
- Vorrunde 4: Soll die private Rentenversicherung abgeschafft werden?
- Halbfinale: Sollen Gebäude, die seit über einen Jahr leerstehen, zur allgemeinen Nutzung freigegeben werden?
- Finale: Sollen Politiker und Diplomaten generell keine Immunität mehr genießen?
Die ZEIT DEBATTE in Magdeburg war das dritte Turnier der ZEIT-DEBATTEN-Serie in der Saison 2011/2012. Im November hatten hat Georg Sommerfeld, Patrick Ehmann und Johannes Häger für die BDU die Auftakt-ZEIT-DEBATTE in Karlsruhe gewonnen, im Januar siegten Wiebke Nadler, Tom-Michael Hesse und Marion Seiche für den Debating Club Heidelberg (DCH) bei der Hamburger ZEIT DEBATTE. Im Mai wird im Rahmen der ZEIT DEBATTEN ein Turnier in Münster ausgetragen, den Höhepunkt der Saison bildet schließlich die Meisterschaft im Deutschsprachigen Debattieren, die im Juni 2012 erstmals außerhalb Deutschlands ausgetragen wird: Die deutschsprachige Debattierszene wird in Wien zu Gast sein.
Die Turnierserie ZEIT DEBATTEN wird vom Verband der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH) in Zusammenarbeit mit der Wochenzeitung DIE ZEIT und der Deutschen Telekom AG veranstaltet sowie durch eine Medienpartnerschaft mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) unterstützt. Seit einem Jahrzehnt werden jährlich mindestens fünf große Debattierturniere im Rahmen der ZEIT DEBATTEN ausgetragen, darunter die Deutsche Debattiermeisterschaft. Schirmherr der Serie ist der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt.
Der VDCH ist der Dachverband studentischer Debattierclubs in den deutschsprachigen Ländern und Regionen Mitteleuropas. Momentan vereint der VDCH knapp 80 Vereine aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und den Niederlanden. Der VDCH unterstützt die Mitgliedsvereine und Initiativen zur Gründung neuer Debattierclubs und setzt sich für die Anerkennung des Debattierens im Allgemeinen ein. Der VDCH veranstaltet die bedeutendsten und größten Debattierwettstreite des deutschsprachigen Raumes, die Turniere der renommierten ZEIT-DEBATTEN-Serie.
Text: Tobias Kube, Marburg