Streitkultur Berlin debattiert mit der EU-Middle-East Summer School der DGAP
Als einer der wichtigsten außenpolitischen Think-Tanks Deutschlands veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Außenpolitik e.V. (DGAP) einmal im Jahr eine Summer School für dreißig junge Menschen aus Europa und dem Nahen Osten. In diesem Jahr stand die Summer School ganz im Zeichen des Arabischen Frühlings und brachte unter anderem Teilnehmer aus Ägypten, Tunesien und der EU nach Berlin, die zwei Wochen mit Experten über die aktuellen Transformationsprozesse in der arabischen Welt sprachen.
Mit dabei waren auch Mitglieder der Streitkultur Berlin e.V., die nicht nur mit den Teilnehmern zum Thema „Should the West use Military Force to remove Despotic Regimes?“ debattierten, sondern auch drei Workshops für Grundfertigkeiten im Debattieren anboten. Dazu hatte sich der Verein zusammen mit der DGAP ein hochkarätiges Trainerteam zusammengestellt, die für die 30 Teilnehmer der Summer School jeweils einen Workshop zu Argumentation, Auftritt und Interaktion anboten: Clemens Lechner, frisch gebackener Deutscher Meister aus Jena, Dominic Hildebrand, Deutscher Vizemeister 2011 aus Tübingen und Philipp Stiel, Deutscher Meister 2010 aus Tübingen waren nach Berlin gereist, um den jungen Aktivisten, Studierenden und angehenden Entscheidungsträgern der Summer School ein wenig Debattenwerkzeug mit auf den Weg zu geben.
Dieses konnten die Teilnehmer schon am selben Abend, dem 12. Juli 2011, anwenden, als zusammen mit zahlreichen weiteren Mitgliedern der DGAP über westliche Militärintervention gegen diktatorische Regime debattiert wurde. Die Debatte fand als Publikumsdebatte im Tübinger Debattenformat statt, sodass alle Teilnehmer der Summer School in die anspruchsvolle und auch emotionale Debatte eingreifen konnten. Als Fraktionsredner traten dabei Philipp Stiel und Dominic Hildebrand zusammen mit je einem Experten an: Auf der Pro-Seite redete Dr. Georg Schulze Zumkley, der außenpolitische Referent der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, und SPD-Mitglied Thomas Behr, ein Berater für interkulturelle Zusammenarbeit und Experte für den Nahen Osten, auf der Contra-Seite.
Zu einer fundierten und facettenreichen Debatte trugen aber auch die Teilnehmer der Summer School bei, die aus verschiedensten kulturellen und politischen Sichtweisen argumentierten und unter anderem selbst auf dem Tahir-Platz in Ägypten demonstriert hatten. Dass es zwischen der westlichen und der arabischen Welt dabei auch enorme Meinungsunterschiede geben kann, zeigte sich am Ende bei der offenen Abstimmung, bei der eine auffällige Splittung des Publikums offenbarte: während sich der arabischere Teil der über 60 Zuhörer starken Publikumsdebatte gegen Militärinterventionen aussprach, stimmte der westliche Teil tendenziell eher dafür. Schlussendlich konnte die Pro-Seite jedoch einige Stimmen auf ihre Seite holen und damit die Debatte gewinnen.
Trotz dieser Differenzen empfangen aber alle Teilnehmer der Summer School, Mitglieder von Streitkultur und der DGAP die Debatte als lehrreich und einsichtsreich – schließlich gelingt es nicht häufig, ein solch diverses Publikum aus verschiedensten Ländern auch noch zu einem derart aktuellen Thema auf hohem Niveau streiten zu lassen. Die DGAP wird auch während der verbleibenden Zeit in der Summer School weiter Debatten durchführen. Dabei wünschen wir ihr und allen Teilnehmern viel Erfolg und freuen uns darauf, bei Gelegenheit wieder zusammen zu arbeiten!
Text: Christoph Krakowiak / tr
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