Baden-Württemberg sucht seinen Debattiermeister
Alle Zeichen stehen auf Streit! Am Freitag beginnt die Baden-Württembergische Meisterschaft im Hochschuldebattieren, die „BaWü 2010“. Wie immer sind nicht nur Teams aus dem „Ländle“ der Einladung zum gepflegten Streit gefolgt. Neben den Clubs aus Freiburg, Karlsruhe, Tübingen und Stuttgart werden auch Redner aus Bayreuth, Frankfurt/Main, Göttingen, Jena, Mainz, München und St. Gallen an der BaWü 2010 teilnehmen. Insgesamt haben sich 21 Teams angemeldet. Debattiert wird nach den Regeln der Offenen Parlamentarischen Debatte.
Zu gewinnen gibt es zwei Titel: Den Turniersieg und den Meistertitel. Nicht zwingend muss beides von einem Team errungen werden. Denn Baden-Württembergischer Meister kann nur ein Team aus dem südwestlichen Bundesland selbst werden, den Turniertitel aber kann jedes antretende Team erringen. Der Club, der den Meistertitel mit nach Hause nehmen darf, nimmt auch eine freudige Pflicht mit: Ihm obliegt die Ausrichtung der BaWü 2011.
Schon in der Vergangenheit hat der Debating Club Heidelberg (DCH) neue Wege in der Turnierorganisation beschritten, unter anderem mit der Begründung der Tradition bezogener Betten in der Jugendherberge oder mit der Veranstaltung des ersten und bislang einzigen absolut kostenlosen Turniers. Die Teilnehmer dürfen sich also sicherlich auch in diesem Jahr auf das eine oder andere Highlight freuen: Der DCH verspricht heiße Debatten, kalte Tage und lange Nächte, reichlich Verpflegung und eine rauschende Party am Samstag (bis Mitternacht alle Cocktails „für umme“!) Alle wichtigen Teilnehmerinformationen wie den Zeitplan und eine Anfahrtsbeschreibung findet Ihr auf der Internetseite des DCH.
Das öffentliche Finale findet am Sonntag um 14 Uhr in der prestigeträchtigen und repräsentativen Alten Aula (Grabengasse 1) der „Ruperto Carola“ (der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität) statt. Als Ehrengäste des Finales werden erwartet: Wolfgang Berger, Leiter der Außenstelle Heidelberg der Landeszentrale für politische Bildung, Lutz Bandekow, stellvertretender Rektoratsbeauftragter für die Organisation der 625-Jahr-Feier der Ruperto Carola, Kai Ludwig von der Werbeagentur Lange+Pflanz (die das neue Logo des DCH gestaltete), Jutta Reh, stellvertrende Direktorin des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums (in dem die Vorrunden ausgetragen werden) und Robert Seebacher, Geschäftsführer der RNC Revision GmbH WPG StGB (die die BaWü finanziell fördert).
Als Chefjuroren konnte der Heidelberger Club gewinnen: Volker Tjaden (Debattierclub Bonn), der 2008 für die Streitkultur Tübingen Süddeutscher Meister und Chefjuror des Doppelturniers Streitkultur-Cup/Ba-Wü 2008 sowie der ZEIT DEBATTE Tübingen 2009, Mario Dießner (Wortgefechte Potsdam), Chefjuror der ZEIT DEBATTEN Potsdam 2009 und Tübingen 2010 und Yin Cai (DCH), beste Nachwuchsjurorin der Deutschen Debattiermeisterschaft 2009.
Die BaWü steht, da sie in VDCH-Land als „Testlauf“ für die ebenfalls in Heidelberg veranstaltet Deutsche Debattiermeisterschaft 2011 gilt, unter besonderer Beobachtung. Dessen ist sich das hochmotivierte Organisationsteam vor Ort bewusst. „Wir haben da monatelang Arbeit reingesteckt und wirklich mit allen Mitteln versucht alles umzusetzen, was in unseren Augen zu einem gelungenen Turnier gehört. Wir werden auch jetzt am Wochenende wieder alles geben – natürlich zusammen mit vielen fleißigen Helfern“, berichtet DCH-Präsidentin Maike Jung. „Das schönste für uns wäre, wenn die Leute am Sonntag nach Hause fahren (egal ob sie gewonnen haben oder nicht) und unvergessliche Erinnerungen an Heidelberg mitnehmen und es gar nicht erwarten können an der DDM wiederzukommen“, fügt Maike hinzu.
Die Universität Heidelberg hat das Turnier inzwischen angekündigt. Auch der UniSpiegel hat bereits auf die BaWü aufmerksam gemacht (S. 7 im verlinkten PDF-Dokument), die im Rahmenprogramm des Festjahres zum 625. Jubiläum der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg veranstaltet wird.
Die BaWü 2010 ist Teil der Freien Debattierliga (FDL). Wie immer gibt es reichlich Punkte zu sammeln. Wie FDL-Koordinator Lukas Haffert auf der FDL-Internetseite schon bemerkte, besteht die Möglichkeit, dass es zu einem Führungswechsel an der Tabellenspitze kommt. Es bleibt also spannend. Damit auch diejenigen, die nicht selbst dabei sein können, immer wissen, was bei der BaWü los ist, berichtet die Achte Minute natürlich live – alle Themen und ein paar Kommentare gibt’s laufend beim Achte-Minute-Twitter-Account, die Tweets laufen auch hier im Magazin auf der rechten Seite ein. Breaks und mehr gibt’s dann wie immer nicht nur per Twitter, sondern auch im Magazin.
Die Baden-Württembergische Meisterschaft wird seit 2003 jährlich ausgetragen. Sie gründet sich nicht auf festen Institutionen und Strukturen, sondern auf losen Konventionen und informellen Absprachen. Zu diesen Konventionen gehört, dass der ausrichtende Verein die Regelhoheit hat. Zwar hat sich entsprechend der Club-Vorlieben in der Region die OPD als Standardformat der BaWü etabliert, doch wurde die erste BaWü noch als BPS-Turnier veranstaltet und die BaWü 2006 nach einer durch den Debattierclub Freiburg um ein Kreuzverhör ergänzten OPD-Variante durchgeführt. Dem Sieger der BaWü kommt nicht nur die Ehre des Gewinners zuteil, sondern auch die Pflicht, Ausrichter der folgenden Meisterschaft zu sein. Die BaWü ist eine „offene Meisterschaft“, das heißt, es können auch Teams von Vereinen teilnehmen, die nicht aus Baden-Württemberg kommen. So haben inzwischen neben zahlreichen Clubs aus anderen Bundesländern auch Teams aus Italien und der Schweiz an der BaWü teilgenommen. In den vergangenen beiden Jahren hat jeweils die Streitkultur Tübingen die Ausrichtung der Baden-Württembergischen Meisterschaft übernommen: 2008 um das Turnier zu retten, 2009 als amtierender Meister. 2009 trat der Tübinger Traditionsverein selbst nicht als breakberechtigt bei der Meisterschaft an. Der DCH errang den Titel nach 2003 und 2006 zum dritten Mal.
Daniel Sommer und Gudrun Lux / apf