Deutschlandtour Dortmunder Debattanten: Am Main und am Rhein

Datum: 9. August 2010
Redakteur:
Kategorie: Neues aus den Clubs

Zwei Debattanten der Debatte Dortmund (DebaDo) brachen vergangene Woche auf, um VDCH-Clubs in ganz Deutschland zu besuchen. Jetzt berichten Jörn Hahn und Jens Schulze in der Folge „Maintour“ über drei Stationen in Hessen, Franken und Rheinhessen:

16 Debatten in 16 Tagen – Am Main und am Rhein auf den Stationen neun bis elf

Frankfurt: Unser Ziel in Frankfurt ist direkt der Westend-Campus (der aufgrund seiner usprünglichen Nutzung auch IG-Farben-Campus heißt). Bei leckeren belegten Broten zu kleinem Preis ruhen wir einige Minuten im Philosophencafe (Jens liest Aristoteles, Jörn klugscheißt als Karriereberater). Vor lauter Begeisterung über die Brote lässt Jens sich noch fünf, sechs einpacken (deren MHD heute abläuft). Wir wechseln in die Juristische Fakultät, die sich vom ersten Gebäude deutlich abhebt: keine flatternden Aushänge, keine offenen Türen. Wir platzen etwas unglücklich in die letzten Vorbereitungen von Marion zum Schobbe-Cup des Debattierclub Goethes Faust Frankfurt, die tatkräftig von Flo aus Potsdam (oder Berlin?) unterstützt wird. Nach und nach trudeln Nils, Willy, Johannes und Stefan (der uns mit Äppelwoi, Fanta und Gespritztem beschenkt) ein. „Wenn lebenslange Haftstrafen wirklich lebenslang dauern: Sollen zu lebenslanger Haft Verurteilte auch die Todesstrafe wählen dürfen?“ wird knapp als Thema gewählt. Dabei gibt es drei im Raum, die dieses Thema für eine Debatte zu vorbelastet finden. Wie es der Zufall will, ziehen wir drei alle das Regierungslos. Nach fünf Minuten Vorbereitungszeit haben wir unseren Ekel überwunden und schustern einen Antrag zusammen, der auf jegliche Definition verzichtet. Die Debatte wird entsprechend, obwohl wir uns tatsächlich Mühe geben. Das Feedback von Willy und Nils steht unter diesem Stern, aber beide schaffen es trotzdem, jedem sinnvolle Verbesserungstipps zu geben (ausgezeichnet juriert). Wir sitzen noch eine gute Stunde zusammen. Mit Stefan fahren wir noch einmal in den fünften Stock, um in den Genuss einer kleinen, aber sehr interessanten „Stadtführung“ durch Frankfurts Hochhauspark zu kommen (vielen, vielen Dank!). Schlafen können wir bei Willy in Friedberg, etwa 20 Kilometer von Frankfurt entfernt, wo es für jeden von uns mal wieder eine richtige Matratze gibt (man wird eben doch älter). Ausgeschlafen machen wir uns am nächsten Morgen in Richtung fränkischen Weinanbau auf.

Würzburg: Viel zu früh (trotz Stau) kommen wir in Würzburg an und sehen: Würzburg wäre schön, ist aber verregnet (sonst angeblich nie). Wir verbringen zwei Stunden in einem Stehcafe, weil wir uns erst nicht auf die Straße trauen, und warten anschließend noch mal zwei Stunden im Debattierraum in der Juristischen Fakultät, in einem Bau mit Hogwarts-Flair. Jens schläft und Jörn arbeitet, während das Universitätsorchester ausdauernd probt. Obwohl auch in der Weinhochburg die Studierenden durch Prüfungen stark belastet sind, hat Matthias vom Debattierclub Würzburg neben seiner Freundin Johanna immerhin noch drei andere Clubmitglieder auftreiben können, sodass eine Debatte zustande kommt. Aus den vorgeschlagenen Themen setzt sich „Alkohol verbieten“ durch. Oppositionsschlussredner Johannes entgegnet zur Analogie des Rauchverbots in Gaststätten: „Es hat noch niemand Lungenkrebs gekriegt dadurch, dass sein Tischnachbar … (die Regierung will gerade zu empörten Zwischenrufen ansetzen) … eine Maß Bier getrunken hat!“ Bei der halben Maß Bier nach der Debatte erleben wir die besondere Konstellation des Würzburger Klubs, der einen großen Anteil an Medizinern hat. Wir erfahren, wieso die marktwirtschaftlichen Konzepte für den Gesundheitsbereich die falschen sind (Marktwirtschaft kann nicht funktionieren, wenn der Anbieter auch die Nachfrage bestimmt) und dass der Ärztemangel nur scheinbar existiert (in Wirklichkeit ein Verteilungsproblem von Ärzten und Verwaltungsarbeit ist). Darüber hinaus lassen wir uns die urologischen Alterskrankheiten erklären, die uns (vor allem Jens) erwarten. Da Frank fehlt (bei ihm sollte Jörn ursprünglich schlafen), schläft Jörn auf einer Zweitmatratze von Matthias, die sonst Johannas Schlafplatz gewesen wäre. Jens darf bei Sven übernachten, wo er fasziniert „Boston Legal“-Folgen guckt, bis ihm die Augen zufallen. Am Morgen regnet es weiter wie aus Weinfässern und wir beschränken unseren Stadtrundgang auf die Besichtigung des Würzburger Doms (lohnt sich). Netterweise bekommen wir von einem engagierten, sachkundigen Rentner eine kostenlose Führung. Dann geht es nach Mainz, in die Sonne.

Mainz: Gegen Nachmittag empfängt uns ein strahlender Daniil am Hauptbahnhof. Wir bringen unsere Taschen in seine Wohnung und starten anschließend zum extra für uns verlegten Clubabend des Debattierclub Johannes Gutenberg Mainz. Fürs leibliche Wohl haben die Mainzer Unmengen Wasser, Chips und Kekse besorgt. Wir debattieren zu „Soll es Staaten verboten werden, in Friedenszeiten in anderen Staaten Militärbasen zu besitzen?“. In der Regierung Max, Natalie und Nikolas, in der Opposition Peter, Jörn und Daniil. Als Freie Redner fungieren Clemens, Jens, Carsten und Kevin. Juriert wird die Debatte von Thore, Markus und Sarah. Die spätergekommene Caro spielt das Publikum. (Nicht vergessen werden soll, dass sich ein gewisser Marcel unehrenhaft davongeschlichen und hinter seiner Freundin versteckt hat, als wir ihm vor der Debatte entgegengekommen sind.) In Vorbereitung auf den Schobbe-Cup wird die Debatte völlig ernst geführt, der Siegeswille ist einigen deutlich anzumerken. Genauso gewissenhaft erhalten alle Redner anschließend ein kritisches, aber stets präzises und konstruktives Feedback. Jegliche Anspannung weicht aber spätestens, als wir Natalies Rede für den Film nachdrehen, denn sie hat ihren Text vergessen und muss kurzfristig improvisieren. Zur kostensparenden Apres-Debatte lädt Thore in seine WG, wofür wir auf dem Weg noch ewas Bier und Knabberzeug besorgen. Dort spielen wir eine halbe Runde „Wer-bin-ich?“, bis Natalie so unglücklich mit Flüssigkeit beschüttet wird, dass sie sich den restlichen Abend schämt und damit unfreiwillig für eine andere Art der Unterhaltung sorgt. Zum Glück haben wir zu dem Zeitpunkt das Interview mit der „Last-Team-at-the-Bar“-Siegerin (zusammen errungen mit dem erfolgreichsten Debattierturnierteilnehmer Alwin, der sich leider schwer am Knie verletzt hat) längst im Kasten. Nach einigen Runden „Werwölfe von Mainz“ endet der Abend spät. Bevor wir am nächsten Morgen nach Berlin aufbrechen, kredenzt uns Daniil ein formidables Frühstück, bei dem wir leider auf zwei versprochene Schmankerl verzichten müssen: Daniils Pfannekuchenberg (dem Zeitmangel geschuldet) und Sarahs Tanzeinlage (unentschuldbar).

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