Auftaktveranstaltung der Hanse Debating Union Bremen
Nach einem Sieg gegen den FC Augsburg am Montagabend steht der FC St. Pauli nun praktisch als Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga fest. Damit wird es im nächsten Jahr erstmals seit 2004 wieder zwei erstklassige Teams aus derselben Stadt geben. Im Debattieren ist das nichts Neues: Bereits seit Langem gibt es in Heidelberg zwei Vereine. Mit Beginn dieses Semesters darf sich auch Bremen zweier Debattierclubs rühmen: Zur etablierten JUB Debating Society an der Jacobs University gesellt sich die Hanse Debating Union an der Universität Bremen.
Zur Auftaktveranstaltung des neugegründeten Vereins durften die Clubgründer Lars Brückner und Manuel Adams am Dienstagabend etwa 50 Zuschauer begrüßen, denen eine Einführung ins Debattieren von Christoph Busch (Debattierclub Osnabrück) und eine Showdebatte zum Thema: „Sind die Geisteswissenschaften wichtiger als die Naturwissenschaften?“ geboten wurde. Dabei stritten Lukas Haffert (St Gallen), Wladi Iachtchenko (München) und Christoph Busch für die Geisteswissenschaften, die Naturwissenschaften wurden von Julian Schneider (Münster), Lida-Maria Lottko und Jakob Hensing (beide Jacobs University) verteidigt.
In einer an Polemik reichen Debatte warf die Regierung den Naturwissenschaften Belang-, diese den Geisteswissenschaften Erfolglosigkeit vor. Technischer Fortschritt sei nur Illusion, die Erfindung der Glühbirne habe die Menschen nicht etwa erleuchtet, sondern zu „Sklaven des elektrischen Lichts“ gemacht. Das wesentliche Ergebnis der Arbeit von Carl Benz? „Millionen von Verkehrstoten!“ Immerhin erfänden die Naturwissenschaften überhaupt etwas, lautete da der Konter, die wesentlichen Probleme der Geisteswissenschaften seien seit 2.500 Jahren ungelöst. Inzwischen lösten die Naturwissenschaften diese im Vorbeigehen gleich mit: Die Grenze menschlicher Erkenntnis liege, physikalisch abgesichert, bei etwa 10 hoch minus 35 Metern. Nicht ums Erkennen, ums Verstehen müsse es gehen, so die Replik der Regierung. Und da leiste etwa die Literatur, von Shakespare bis Bushido, mehr als alle Naturwissenschaft. Die Stichhaltigkeit gerade des letzteren Arguments musste die Opposition natürlich anerkennen, wandte aber ein, streng genommen sei Bushido gar kein Geisteswissenschaftler. Derartige Haarspalterei wusste jedoch nicht zu überzeugen: In der Gunst des mit großer Mehrheit geisteswissenschaftlichen Publikums, lag am Ende jedenfalls die Regierung vorn.
Bleibt zu wünschen, dass möglichst viele Zuschauer vom Debattierfieber gepackt wurden und am nächsten Dienstag wiederkommen, wenn der Club seine erste reguläre Debatte führt. Er trifft sich um 18 Uhr im Raum SFG 2020.