ZEIT DEBATTE Wien: Das Finale in Bildern
Grundsatzdebatte im prachtvollen Festsaal der Universität Wien: Das angesichts der Forderungen nach der Abschaffung der Verbotsgesetze insbesondere in Österreich hochaktuelle Thema „Soll jegliche Einschränkung der Redefreiheit aufgehoben werden“ debattierten brillante Rednerinnen und Redner in einer exzellenten Debatte.
Stefanie Wieser und Lukas Grill vom Debattierklub Wien (DKW) führten charmant durch die Finalveranstaltung.
Georg Winckler, Rektor der Universität Wien und Hausherr des prunkvollen Finalorts, freute sich über die ZEIT DEBATTE. Die Universität, in der selbst jahrhundertelang Rhetorik gelehrt worden war, sei genau der richtige Ort für das Debattieren, so Winckler. Er dankte dem DKW, dem Verband der Debattierclubs an Hochschulen und der Hauptsponsorin der Serie, der Wochenzeitung DIE ZEIT.
Die Ehrengäste, die als Ehrenjury später über den Besten Finalredner entscheiden sollten. Hier v.l. Unirektor Georg Winckler; Claus Raidl, Präsident des Generalrats der Österreichischen Nationalbank; der Vizekanzler a.D. und Präsident des Europäischen Forums Alpbach Erhard Busek; der Leiter des ZEIT-Büros in Wien Joachim Riedl und Thomas Mock vom Schlüsselpartner der ZEIT DEBATTE, der Roland Rechtsschutzversicherung.
Wiebke Nadler vom Debattierclub Streitpunkt Leipzig eröffnet die Debatte. Sie fordert, jede Einschränkung der Meinungsfreiheit aufzuheben. Zur Begründung packt sie Habermas’sche Diskurstheorie aus.
Philipp Stiel von der Streitkultur Tübingen hält dagegen: Die Regierung gehe vom Ideal des guten Redners und des guten Zuhörers aus. Dabei vergesse sie die Realität.
Can Ertugrul hält für das Team aus Leipzig dagegen. Can gehört zum Debattierclub des Akademischen Forums für Außenpolitik (AFA) in Wien. Da der dritte Leipziger Redner kurzfristig ausgefallen war, sprang Can kurzfristig als Ersatzredner ein. Die Chefjury hatte unmittelbar vor dem Turnier in Absprache mit den Organisatoren entschieden, dass auch Teams mit Springerrednern breakberechtigt sind, da es aufgrund der für viele Clubs weiten und verhältnismäßig teuren Anreise für die Teams, bei denen kurzfristig Redner ausfielen kaum möglich war, aus den eigenen Reihen aufzustocken. So kam es, dass mit Can erstmals ein Österreicher im Finale einer ZEIT DEBATTE sprach – und das in Wien! Er forderte Vertrauen in den mündigen Bürger und führte: Die Demokratie braucht den freien Diskurs, denn sie ist ewiger Prozess, nichts fertiges, abgeschlossenes.
Sarah John aus Tübingen mahnt: Den Holocaust leugnen zu dürfen sei eine unerträgliche Zumutung für die Opfer des Völkermords.
Als erster Fraktionsfreier Redner spricht Kay-Michael Danklvom AFA-Debattierclub in Salzburg. Auch er war – wie Can – kurzfristig eingesprungen: Die Berlin Debating Union (BDU) konnte für ihr zweites Team nur zwei Redner stellen. Gemeinsam mit Filip Bubenheimer und Niels Schröter hatte er das Viertelfinale erreicht, wo sich Berlin 2 dem späteren Finalisten aus Leipzig geschlagen geben musste. Nach dem Ausscheiden seines Teams jedoch konnte Kay-Michael alleine überzeugen: Als Fraktionsfreier Redner redete er sich bis ins Finale und war damit der zweite Österreicher, der die Debatte im Universitätsfestsaal in Wien bereicherte.
Altbekannter Gast in Finalveranstaltungen: Fraktionsfreier Redner Nummer 2 ist Benedikt Nufer vom Debattierclub Hamburg. Am Start war er übrigens nicht für seinen Club, der kein eigenes Team stellte, sondern gemeinsam mit Nicolas Friebe und Magnus Schmagold für den Debattierclub Göttingen. Im Halbfinale war Göttingen mit nur einem einzigen Punkt Unterschied von Leipzig besiegt worden. Bene qualifizierte sich als bester Redner des Halbfinales, der nicht im Team gebreakt hatte, direkt für das Finale der ZEIT DEBATTE Wien.
„Eine große Klappe“ attestierte sich Anna Thomas von der Rederei Heidelberg selbst in ihrer Rede. Die dritte Fraktionsfreie Rednerin war bis in Halbfinale mit ihrem Team gekommen und dort in einem kleinen „Lokalderby“ von Tübingen besiegt worden. Als beste Rednerin in der Rednerrangliste nach dem Halbfinale, die nicht im Team oder über den Raum bereits qualifiziert war, erhielt sie das Ticket für die Finaldebatte – und brachte einen eigenen Fanclub mit: „Anna, schenk uns ein Kind“ forderten der amtierende Deutsche Vizemeister Severin Weingarten von der Debattiergesellschaft Jena (dessen Team sich im Viertelfinale Göttingen geschlagen geben musste) und der amtierende Deutsche Meister Hauke Blume vom Debattierclub Magdeburg, der das Turnier als Juror bereichert hatte.
Peter Croonenbroeck räumte mit seiner Rede ab, was es zu holen gab: Den Preis der Ehrenjury, die höchste Punktwertung der Finaljuroren für eine Einzelrede (61 im Schnitt) und damit auch den Titel des Punktbesten Redners des Gesamtturniers (Top of the Tab). In einer rednerischen Meisterleistung fasste der Tübinger die Debatte für seine Seite intelligent und witzig zusammen. Chapeau!
Tom-Michael Hesse hatte es nicht leicht, nach Peters Rede zu bestehen. Auf hohem Niveau fasste der Leipziger die Debatte aus Regierungssicht zusammen und konnte auch die Ehrenjury tief beeindrucken: Ob nun der witzigere Peter oder der hochseriöse Tom-Michael den Preis der Ehrenjury erhalten solle, wurde lange und heiß diskutiert – auch wenn man sich am Ende einstimmig für Peter entschied, hob die Ehrenjury den amtierenden DDG-Nachwuchspreisträger Tom später ausdrücklich hervor.
Alle Fotos: Jakob Reiter, DKW
Sehr tolle Fotos und schön übersichtlicher Bericht der Finaldebatte 🙂